Gedichte
Ja ich will

Lang ist´s her… so endlos lange,

kenne mich ja selbst nicht mehr,

seh` die Frau mit goldner Spange

und die Schleppe weiß und schwer.

In der Hand die langen Rosen,

die verdeckten mein Gesicht,

eine fällt davon zu Boden,

Köpfchen einer andern bricht.

Feierlich der Gang zur Kirche,

sehe manch gar bösen Blick,

Schwiegermutter möcht verhindern,

will ihr Bübchen gern zurück.

Mahnend sind des Pfarrers Worte,

leise hauche ich mein „JA“

Vaters Blick ruht auf dem Manne,

der mir in die Augen sah.

Ja, ich will, hab ich geschworen,

heute geht das Leben los,

keiner fragt „Wo warst Du gestern?“

endlich bin ich richtig groß.

Weit entfernt war ich von Größe,

blieb das Pupperl allezeit,

„Siehst Du, hör ich Vater lachen,

viel zu jung hast Du gefreit!“

O, ich wollt der Welt beweisen,

dass ich alles wuppen kann,

bastelte an einem Sockel,

stellte darauf meinen Mann.

Stolz erhob er seine Blicke,

ließ sie schweifen über mir,

niedlich stand ich in der Ecke,

war nichts als nur hübsche Zier.

Fad war ihm, das Eheleben,

alles lief ja wie geschmiert,

Kerzen brannten auf den Tischen,

doch das Beiwerk langsam friert.

Bloß nichts sagen, war die Regel,

ja so schwieg ich immer mehr,

denn beginnt ein Nichts zu klagen,

dann wird´s Leben doppelt schwer.

Ja ich will, hatt ich geschworen,

aber nicht daran gedacht,

dass so mancher auf dem Sockel,

seine eignen Dinge macht.

Und nach vielen schönen Jahren,

ging ich meinen eignen Weg,

wurde älter und erfahren,

ging die Brücke ohne Steg.

Halte Ring und Bild in Händen,

heute wär mein Hochzeitstag,

schließ die Augen, hör mich sagen:

Ja ich will und ja ich mag ;-)

© 24.5.2011 Ute AnneMarie Schuster