Romane & Erzählungen
Ben der Baum II : Die Rache des Löwen (2) - Kapitel 2

0
"Ben der Baum II : Die Rache des Löwen (2) - Kapitel 2"
Veröffentlicht am 13. Mai 2011, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

...Schreiben, ein reines Hobby. Bin noch relativer Neuling und hoffe, hier eine geeignete Plattform zum austauschen gefunden zu haben. Feedbacks sind sehr wichtig, sowohl positive für die Seele, als auch negative zum eventuellen Verbessern. Traut euch! ;-)
Ben der Baum II : Die Rache des Löwen (2) - Kapitel 2

Ben der Baum II : Die Rache des Löwen (2) - Kapitel 2

Kapitel 2

Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt bereits überschritten und bahnte sich unaufhaltsam ihren Weg in Richtung des Gebirges, hinter dem sie in ein paar Stunden verschwinden und die Landschaft in vollkommene Dunkelheit hüllen würde. Zum Abschied warf sie ihre mächtigen Strahlen mit einer solchen Wucht auf das Tal, dass jede Bewegung der Lebewesen, die dort lebten, für sie zu einer regelrechten Qual wurde. Die meisten von ihnen bewegten sich jedoch nicht, harrten auf derselben Stelle aus, dicht an dicht mit den anderen Tieren, nur zum Essen oder Trinken, verließen sie ihre Position. Nahezu jeder Bewohner des Tals hatte sich hier versammelt, an der Stelle, an der einst dieser mächtige Baum stets fröhlich und freundlich mit Rat und Tat zur Seite gestanden, an der er ihnen zugehört oder eben einfach nur eine seiner spannenden Geschichten erzählt hatte. Seit der großen Dürre und dem Bau der Wasserleitung waren nun knapp zwei Monate vergangen und Ben war seit dem stumm geblieben, hatte auf keine der Fragen eine Antwort gegeben. Doch die Bevölkerung des Tals war voller Hoffnung und Zuversicht, denn der Baum hatte sich sichtlich erholt, mit jedem Tag, der vorüber ging, kehrte sein dichter Blattwuchs zurück, nicht mehr lange und er würde wieder die gigantische Erscheinung sein, die er einst war. Alle waren überzeugt, dass spätestens dann auch das Leben wieder zu Ben zurückkehren würde, dann würde er auch wieder zu ihnen sprechen können. Diesen großen Moment wollte keiner verpassen, also wichen sie ihm nicht von der Seite.

Cula und Mihula hatten sich in der Baumkrone ein Nest gebaut. Die dafür notwendigen Zweige hatten sie allerdings nicht von Ben genommen, sie wollten keineswegs seine Genesung beeinflussen. Er fehlte ihnen sehr, Mihula hatte nachts, wenn Cula tief in seinen Träumen versunken war immer wieder versucht, mit Ben zu reden, ihm Mut zu machen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn alle schrecklich vermissen, dass sie ihn liebten und dass sie gar bereit wäre, ihr Leben zu geben, um seines zu retten. Auch darauf hatte der einstige König des Tals ihr keine Antwort gegeben, hatte sie nicht getröstet, wie er es früher immer tat. So sass die kleine Vogeldame jede Nacht auf dem höchsten Ast ihres besten Freundes und weinte bitterlich. Sie hatte Angst, dass Ben nie wieder aufwachen, niemals mehr zu ihr sprechen würde. Schlafen konnte sie kaum, obwohl sie spürte, dass ihre Kräfte dadurch von Tag zu Tag immer weniger wurden.. Auch heute war sie vollkommen erschöpft und fühlte sich schwach. Darum war sie in ihrem Nest geblieben. Nur ihren zierlichen Kopf hatte sie soweit gehoben, dass sie Ben jederzeit im Blick hatte. Gesprochen hatte sie kein Wort. Seit Tagen nicht mehr. Cula machte sich große Sorgen um seine kleine Schwester, versuchte stetig, sie aufzumuntern, brachte ihr Beeren, die süßesten, die er finden konnte, versuchte ihr mit lustigen Geschichten ein Lächeln abzuringen, jedoch alles ohne Erfolg. Mihula wirkte, als wäre sie gar nicht anwesend. Auch Cula ging es nicht gut, ihm bedeutete Ben genau so viel, doch war er so fest davon überzeugt, dass der Baum zurückkehren würde, dass er sich eher auf diesen Moment freute, als dass er traurig war. So beschloss er, als er merkte, dass er für sie nichts tun konnte, nach unten zu fliegen und Gogon zu suchen.

Der Herr der Affen war einer der wenigen Lebewesen, die dennoch fleißig waren. Jeden Tag, um die Mittagszeit begab er sich auf den Weg in die Berge, um nachzusehen, ob mit der Wasserleitung noch alles in Ordnung war und den Stein für ein bis zwei Stunden zur Seite zu schieben, damit genug Wasser durch die Kanäle ins Tal nachfließen konnte. Der Weg war lang und gerade bei der Hitze sehr beschwerlich, aber nur er und seine Affenfamilie konnten mit ihrer Kraft diese lebenswichtige Aufgabe bewältigen, denn es hatte nach wie vor nicht einen Tropfen geregnet. Anstatt dass er aber einen oder mehrere Affen seines Stammes diese Aufgabe übernehmen ließ, machte er dies ganz alleine. Er wollte niemanden mehr in Gefahr bringen, wollte diese Strapazen keinem Lebewesen zumuten, denn er hatte die Verantwortung. Seit Ben stumm geblieben war, hatte er sich der Probleme aller Tiere angenommen, hatte versucht, allen so gut es ging zur Seite zu stehen.  Er hatte versucht, Aufgaben zu verteilen, die Tiere nach ihren Kräften und Fähigkeiten zu dirigieren, stellte dann aber fest, dass sie nicht so recht auf ihn hören wollten. Er glaubte nicht, dass es an ihm lag, er schrieb diese Tatsache der Trauer um den einstigen König zu, dennoch, tief im Inneren, hatte ihn das ein wenig verletzt. Seitdem war das einzige Wesen, dem er noch zutraute, einen kühlen Kopf zu bewahren, er selbst. Diese Erkenntnis hatte ihn mürrisch werden lassen, auch er sprach kaum noch ein Wort mit den Anderen. Cula, der Paradiesvogel, versuchte zwar ständig ihn aus der Reserve zu locken, wollte ihm wohl Mut machen, ihm Beistand leisten, aber was wusste dieses kleine Federvieh schon von Verantwortung? Darüber, was es heißt, ein Volk zu führen, ganz gleich wie groß. Gogon befand sich nun auf dem Rückweg, hatte das Tal beinahe wieder erreicht. Das Wasser war geflossen und alle Tiere und Pflanzen hatten wieder genügend davon. Hatte ihm jemand dafür gedankt? Nein, schon lange nicht mehr. Hatte man ihm Hilfe angeboten? Auch wenn er keine wollte, gesagt hatte er das, außer zu seiner Affenfamilie, zu niemandem. Trotzdem kam niemand und bot seine Kraft an. Und warum? Weil alle den ganzen Tag um einen Baum herum saßen und darauf warten, das Tote auferstehen. So etwas gibt es nicht. Ja sicher, auch er vermisste Ben, aber er hatte eingesehen, dass niemand, der gestorben war, jemals zurückkehrt. Gogon war nun beinahe bei dem Sammelplatz um Ben angekommen, von weitem konnte er bereits die Baumkrone sehen. Er ging einen Schritt langsamer, nahm sich vor, seine Wut, die sich wieder einmal während des Rückweges in ihm aufgestaut hatte, erst einmal verrauchen zu lassen. Er schloss die Augen und atmete tief durch, wurde aber prompt von Cula aus der Konzentration gerissen, der sich plötzlich auf seiner Schulter niedergelassen hatte. „Na, zurück von deinem Spaziergang?“ krächzte es in sein Ohr. Gogon bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. „Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass ich es verabscheue, wenn sich jemand so anschleicht, altes Federvieh?“ Diesen Satz musste der Affe lauter gesagt haben, als er es eigentlich wollte, denn Cula zuckte merklich zusammen und sah ihn kleinlaut und verängstigt an. Gogon seufzte. „Entschuldige, Cula, aber bei dieser Hitze bin ich immer etwas angespannt. Komm, wir gehen zu Ben.“ Mit dem Vogel auf seiner Schulter setzte sich der Affe in Bewegung. Er wusste, dass er ihm in seiner Wut Unrecht getan hatte und auch der Ärger auf die Anderen und gerade auf Ben war vielleicht nicht gerecht. Er nahm sich vor, sie so gut es ging zu unterdrücken. „Sag mal, Cula, wie geht es deiner Schwester, hat sie schon wieder gesprochen?“ Die beiden waren nun am Baum angekommen und Gogon blickte besorgt nach oben zur Baumkrone. Noch bevor Cula antworten konnte, sah er die kleine Vogeldame, wie sich mit Mühe aus ihrem Nest erhob, langsam herauskletterte und sich sichtlich geschwächt auf den nebenstehenden Ast setzte. Dann stieß sie sich zum Abflug ab, wollte in der Luft ihre kleinen Flügel ausbreiten und zu Boden gleiten. Doch sie ließen sich nicht öffnen, zu schwach war Mihula geworden. Wie ein Stein raste sie zwischen den Ästen und Zweigen hindurch zu Boden. Cula und Gogon hielten den Atem an, alles geschah so schnell, dass sie nichts tun konnten, um sie zu retten. Jeden Moment würde sie auf den harten Boden aufschlagen, dann wäre das ihr Ende. Cula schloss die Augen, so konnte er nicht sehen, dass ein großer, mit reichlich Blattwerk versehener Ast blitzartig zu Boden sank, sich dann so positionierte, dass seine Blätter die Vogeldame ganz sanft auffangen konnten. Dann hob er sie ganz sanft zurück in ihr Nest und war Sekunden später wieder dort, wo er immer gewesen war. Alles war so schnell gegangen, dass die anderen Tiere diese Rettungstat gar nicht bemerkt hatten. Nur Gogon starrte noch immer auf den Baum und konnte es nicht fassen. „Cula, öffne die Augen! Ben ist wieder da!“, brummte er leise. Seine Stimme klang dabei nicht so, als würde er sich darüber freuen.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425937.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425938.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425939.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425940.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425941.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425942.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425943.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425944.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_425945.png
0

Hörbuch

Über den Autor

elmanu
...Schreiben, ein reines Hobby. Bin noch relativer Neuling und hoffe, hier eine geeignete Plattform zum austauschen gefunden zu haben. Feedbacks sind sehr wichtig, sowohl positive für die Seele, als auch negative zum eventuellen Verbessern. Traut euch! ;-)

Leser-Statistik
31

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
elmanu Re: Du hast die einzelnen Charaktere -
Zitat: (Original von baesta am 26.03.2012 - 00:24 Uhr) sehr schön ausgearbeitet und die Geschichte auch recht fantastisch geschrieben. Besonders gut gelungen ist Ben, der Baum, um den es immer geht. Und die Moral kommt auch nicht zu kurz.

Liebe Grüße
Bärbel

Ganz lieben Dank!!! Es wird auch bald weitergehen und den einen oder anderen ökolgisch-moralischen Handlungsstrang gibt es auch, aber keine Angst, im Vordergrund bleibt die Geschichte um die Bewohner des Waldes, am Ende dieser Trilogie wartet dann eine faustdicke Überraschung. Seid gespannt! ;-) Nach meiner Hochzeit im Sommer gehts dann auch weiter! Versprochen!
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Du hast die einzelnen Charaktere - sehr schön ausgearbeitet und die Geschichte auch recht fantastisch geschrieben. Besonders gut gelungen ist Ben, der Baum, um den es immer geht. Und die Moral kommt auch nicht zu kurz.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

53291
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung