Fantasy & Horror
Himmel und Erde

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"Himmel und Erde"
Veröffentlicht am 11. Mai 2011, 30 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich liebe Fantasy und schreibe gerne über fremde Welten. Aber mich interessieren auch viele andere Bereiche der Literatur, wie z. B. Kurzgeschichten, Gedichte oder Krimis und Thriller. Kurz gesagt: Ich liebe es einfach zu schreiben, egal worüber.
Himmel und Erde

Himmel und Erde

Beschreibung

Es ist der Anfang eines Romans, den ich schon lange schreibe, der aber immer noch nicht fertig ist. Wer weiß, vielleicht findet sich ja jemand der ihn gut findet.

Kapitel 1

Kapitel 1

 

Langsam schritt er auf das Westtor zu. Ihm gingen viele Dinge durch den Kopf. Nicht nur solche, die jedem von uns mal durch den Kopf gehen, sondern sehr persönliche Dinge – seine Vergangenheit. Er war nicht mehr jung, und hatte die­sen weisen, ja fast schon abgeschlossenen Blick in den Augen.

         Langsam kamen die Stadtmauern in Sicht und davor die Häuser der ärme­ren Stadtbewohner. Sie waren einfach und nur aus Holz, weshalb sie von den Sandstürmen schon ganz verblichen und abgenutzt aussahen. Doch die weißen Stadtmauern hoben sich dadurch besonders hervor. Sie waren sehr hoch, damit die vielen und heftigen Sandstürme im Innern der Stadt nicht so schlimm waren.

Das Tor kam immer näher und er musterte die Wachen die davor standen. Sie trugen schwere Kettenhemden, und eine leichte Rüstung, allerdings keinen Helm. Das hatten die Wachen am Tor nicht nötig, außerdem behinderte er nur. Darunter trugen sie beide blaue Leinenhemden, deren Ärmel sie hochgekrempelt hatten. Kurz bevor er das Tor erreichte, sah er, wie ein älteres Pärchen es pas­sierte. Die Wachen verlangten von ihnen 2 Bronzestücke. Welche Gauner sie doch sind, dachte er kurz bevor er ebenfalls vor dem Westtor stand. Diesmal kassierten die Beiden kein einziges Bronzestück, sondern sie verbeugten sich nur ehrfürchtig vor ihm. Er wusste sogar die Namen der Beiden: Paro Färber und Rilan Töpfer. Diese Beiden dort am Tor werde ich mir bei der nächsten Gelegenheit mal et­was genauer vorknöpfen, dachte er noch , während er hin­durch ging und sah, wie Paro Färber sich ein Bronzestück aus seinem Beutel stahl, den er für das Geld, das er kassierte, bei sich trug, und sich in die Brustta­sche schob.

Hinter ihm gingen ebenfalls zwei Wachen, genau wie diese, die am Westtor ge­standen hatten. Trotz seiner Anweisungen waren sie schwer bewaff­net. Er konnte einfach nichts gegen seine Frau unternehmen, sie gewann jede, ach so kleine Meinungsverschiedenheit.

Er kam auf den Markt, doch heute war kein besonderer Stand zu sehen. Nun, für normale Leute wäre sicher etwas dabei gewesen, doch ganz bestimmt nicht für ihn. Deshalb ging er weiter, an Marktschreiern, Kaufenden, Kindern und Groß­eltern vorbei, die sich teilweise vor ihm verbeugten.

         Sie hatten alle die für Menschen typische rote Haut, die sie wegen des ro­ten Sandes der Wüste bekommen hatten, und die meisten hatten auch die typi­schen schwarzen Haare. Die Stände waren meist klein, doch sie zogen dennoch viel Aufmerksamkeit auf sich. Das lag an dem ganzen Schnickschnack den sie verkauften. Es waren Dinge wie Schuppen der Malukka, die im Sonnenlicht wunderbare Regenbogen warfen, oder Rinde eines Emolienbaumes, die so rau aussah, sich aber ganz geschmeidig anfühlte. Wieder andere Stände verkauften kleine Thlovwelpen, deren Augen sich gerade erst geöffnet hatten, oder kleine Mastibaa, die aus dem weit entfernten Gorn kamen. Die größeren Stände lockten mit teurem Porzellan, Glasvasen, oder Perlenglas, und er entdeckte sogar einen kleinen Stand, der Heilsalben und selbstgemachte Medikamente zur Schau stellte.

         Einige verbeugten sich vor ihm. Aber er hatte das auch zu erwarten, denn er war ihr König. König Merii um genau zu sein

Die zwei jungen Soldaten hinter ihm klapperten stolz mit ihren Rüstun­gen, als ob sie damit angeben wollten. Der König schüttelte den Kopf und musste sich dabei ein Lächeln verkneifen. Was für Narren! Früher, fand ich es auch wunderbar in einer polierten Rüstung über den Marktplatz zu schreiten. Damals war er 20 Jahre jung gewesen, aber dann musste er den Thron besteigen.  Seine Mutter starb bei der Geburt seiner kleinen Schwester, und sein Vater war schon gestorben, bevor er ihn richtig kennen lernen durfte. Der damalige Mann seiner Mutter war einige Jahre darauf an Wüstenfieber erkrankt, und auch ge­storben, doch er hatte den Thron nie bestiegen, dass durften nur Frauen, oder di­rekte Nachfahren von diesen. Also musste er es tun. Das war allerdings alles an­dere als eine leichte Aufgabe, immerhin waren die Menschen seit jeher unzu­frieden und rachsüchtig, was er noch nie verstanden hatte. Irgendwie waren sie doch selbst an ihrer Lage schuld. Vor vielen Jahrhunderten hatten sie den Krieg gegen „Die Anderen“ verloren, nachdem sie deren Land gestohlen hatten. Aber es war alles schon so lange her, dass sich niemand mehr so richtig daran erin­nern konnte. Deshalb wusste er auch nicht, warum alle immer noch so wütend auf „Die Anderen“ waren.

Dies alles ging dem König durch den Kopf, während er durch seine Stadt schritt.

Er blickte auf und konnte den Palast vor sich sehen. Es war kein besonders prunkvoller oder zauberhafter Palast, aber größer und mächtiger als die Gebäude innerhalb der Mauer.

Der Palast war aus weißem Wüstenkalk erbaut, den man ihn ganz Maan zur Häufe vorfand. Er reichte etwa 3 oder 4 Stockwerke in den Himmel, und um jedes Fenster waren Schnörkeleien, die bei genauerem Hinsehen zu winzigen Wesen wurden, die an Drachen und ähnliche Wesen erinnerten.

Diese kunstvollen, wenn auch kitschigen Verzierungen wollte seine Frau bei der Neuerbauung des Palasts haben. Er war zuerst dagegen gewesen, aber sie ge­wann diese Meinungsverschiedenheit abermals.

Der Palast stand inmitten ande­rer schöner Häuser, und es machte den Eindruck, als würden sie sich um die be­ste Position, nämlich ganz nah am Palast, streiten, so nah und eng standen man­che aneinander. Auch sie waren ausschließlich aus weißem Wüstenkalk gebaut worden, anderer Stein war einfach zu teuer und musste extra importiert werden. Wie die Dächer aller größeren Häuser war auch das des Palastes aus nur einem einzigen riesigen Steinblock gehauen worden. Der Giebel war mit weiteren Fi­guren verziert, und viel anderer Kitsch prunkte darauf. Aber einen gewissen Vorteil hatte es auch, denn so konnte man deutlich erkennen, dass dieses Ge­bäude das teuerste in ganz Lunweg sein musste, nämlich der Königspalast.

Langsam schritt er auf das Palasttor zu und lächelte seine Wachen an. „Von hier an kann ich auch alleine weitergehen, herzlichen Dank für eure Be­gleitung.“

Die Soldaten salutierten vor ihm und stellten sich schnurstracks zurück an ihren Wachposten am Tor.

Merii ging hindurch und stand nun in einem wunderschönen und liebe­voll gepflegten Garten – dem Palastgarten. Er war weder besonders groß, noch extravagant, aber es war ein Paradies im wahrsten Sinne des Wortes. Die Blu­men und Sträucher strotzen vor Gesundheit, und schienen sogar von innen her­aus zu pulsieren, so voller Leben waren sie. Die Bäume beherbergten bunte, zwitschernde Vögel, die immer aufgeregt herumflatterten, wenn man ihnen zu nahe kam. Jedes Beet hatte einen Weg, der durch es hindurchführte, und auf de­nen man so manches scheue Tier antreffen konnte, wenn man nur still genug war. Die großen Rasenflächen waren von Bäumen gesäumt und wurden genau in der Mitte durch einen kleinen Fluss geteilt, der vom Meer hergeleitet wurde. Darüber führte eine zierliche Brücke, deren Geländer aus reinem Gold bestand, das einzige, was hier an Reichtum erinnerte.

Jedes Jahr, im Sommer, gab es ein großes Fest, zu dem jeder, der inner­halb der Mauern wohnte, eingeladen wurde. Der Palastgarten wurde dann fest­lich herge­richtet und von überall her drang fröhliches Gelächter.

Die Leute, die außerhalb der Mauern wohnten, hatten schon oft Einspruch erho­ben, da sie zu den königlichen Banketten nicht eingeladen wurden, aber wie sollte man ihnen eine Einladung schicken, wenn sie nicht einmal eine Adresse hatten? Schließlich musste jede Familie eine Einladung vorzeigen, um zu bestä­tigen, dass sie Bürger aus Lunweg waren.

Merii war es aber eigentlich egal wer zu seinem Fest kam. Hauptsache, es waren ausschließlich Menschen.

Für solche „unwichtigen“ Dinge hatte er sowieso jemanden arrangiert, der sich darum kümmerte. Seine Buchhalterin Seranea Marktschreier. Sie war eine ge­scheite Frau und sie wusste über die aktuelle Lage Lunwegs absolut alles. Selbst wenn man ihr Dinge verheimlichte, so hörte sie es spätestens 2 Tage spä­ter, wie sie sagte, über die „Dörfliche Post“. Sie meinte, den Damen in Lunweg würde überhaupt nichts entgehen. Aber sie konnte nicht alles, was er ihr ver­heimlicht hatte über die „Post“ erfahren haben.

Die „Post“ funktionierte ganz einfach: Sobald eine Frau in Lunweg ein Gerücht hörte, erzählte sie es weiter und alle Damen, denen sie es erzählte, er­zählten es ebenfalls weiter, bis es alle Damen in Lunweg wussten.

Der König schritt langsam in die Richtung der Blumenbeete und über­legte, ob er seiner Frau Zadi vielleicht ein paar Rosen mitbringen sollte. Seine Frau liebte Rosen, deshalb züchtete sie die Blumen in allen möglichen Farben, von weiß, bis hin zu einem dunklen lila, das, wenn man genauer hinsah, schwarz schim­merte. Sie verkaufte die Rosen an eine fahrende Blumenhändlerin, die sie in ganz Maan zu einem stolzen Preis verkaufte.

Kurz bevor der König ein paar der bunten Rosen abschneiden konnte, kam ihm seine Frau auch schon entgegen. Heute trug sie ein zauberhaftes, wein­rotes Kleid. Über dem Rock des Kleides, wallte ein wenig goldener Tüll und am Kra­gen steckte eine kleine güldene Brosche. König Merii hatte ihr das Kleid einmal zum Hochzeitstag geschenkt, und er freute sich jedes Mal, wenn Zadi es trug. Er wusste nicht wieso, aber es erfüllte seine Erwartungen gegen­über seiner Frau.

         Ihre langen, lockigen, braunen Haare waren zu einer kunstvollen gefloch­tenen Frisur hochgesteckt, aber einzelne Strähnen hatten sich gelöst.

Ihre dunkelblauen Augen schauten ihn anklagend an.

„Wo bist du so lange gewesen? Ich habe mir fürchterliche Sorgen um dich ge­macht! Du hast gesagt, du würdest einen alten Freund am Fischmarkt besu­chen, und es würde nicht lange dauern…“

Sie hat Recht. Meine Unterhaltung mit meinem Freund hat länger gedauert als ich dachte. Zadi fiel ihm erleichtert um den Hals und küsste ihn behutsam auf seine Wange. Schließlich ließ sie ihn los und betrachtete ihn besorgt.

„Es tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Aber es gab ein paar Umstände, am Fischmarkt.“

„Das macht doch nichts! Hauptsache du bist wieder da! Hör zu, die Regie­rungs­abgesandten aus Awiin sind eingetroffen um die Finanzberichte zu erläu­tern.“

Auch das noch! Diese drei Gesandten halten sich wieder einmal für so wichtig, dass sie meinen, eine private Audienz würde ihnen zustehen!

„Na dann muss ich mich wohl kurz frisch machen gehen. Würdest du die Herren in den Konferenzraum führen und den Küchenmägden sagen, dass sie den Dreien Getränke zur Erfrischung bringen sollen?“

„Wird erledigt mein Schatz!“ Zum Abschied drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und eilte zum Tor.

 

 

 

Leichtfüßig kletterte eine junge Steena hinter ihrer Mutter her. Sie hieß Lorea und war gerade einmal 7 Monate alt, also genau in dem Alter, indem ein Steena anfängt zu klettern. Sie konnte es schon sehr gut, und ihre Mutter Malisa war er­staunt über die schnellen Fortschritte, die ihre Tochter machte. Malisa und Lorea standen nun auf dem Berg, der sich Tyseeni am nächsten befand – dem 2-Gip­fel-Berg. Wie der Name schon sagte, hatte dieser Berg zwei Gipfel, nur, das ein Gipfel circa 150 Meter höher lag, als der andere. Doch auf diesem höhe­ren Gip­fel hatte noch nie ein Steena gestanden, da seine Oberfläche von dem ganzen Schnee, Regen und Hagel glatt wie Eis geworden war.

Daher standen die Beiden Steena auf dem niedrigeren Gipfel des Berges und schauten auf Tyseeni hinab. Es war eine relativ große, aber trotzdem gut über­schaubare Stadt. Alle 6 Monate kamen Steena aus Sinaea und Halia                                                                                                                                                                          um hier für 5 Tage zu bleiben. An diesen 5 Tagen wurden alle möglichen Dinge besprochen, wenn nötig etwas abgestimmt, aber meist wurde einfach nur zu­sammen mit der Familie gefeiert. Diese Treffen nannten die Steena „Hhalv“ was so viel heißt, wie „Versammlung“. Manche Familien benutzten diese Treffen um Familientreffen abzuhalten, genau wie die Familie von Lorea. Malisa und Lorea gehörten dem Gaugaberg-Dorf an, und kamen, wie viele andere Stämme aus den Bergen. So standen sie da und bewunderten Tyseeni aus der Höhe. Der Wind dort oben blies sehr kräftig, wodurch Loreas und Malisas lockiges Fell stark durchgewirbelt wurde. Loreas Fell war karamellbraun und hatte ab und zu einige hellere Stellen. Allerdings würden sie noch verschwinden, denn das Fell eines jungen Steenas wird mit der Zeit immer dunkler, manchmal ging das eben nicht alles auf einmal. Ihre Augen waren grau, doch wenn man sie nur flüchtig ansah, konnte man meinen sie seien weiß. Ihre Hörner waren ganz elegant geschwun­gen, zwar noch nicht lang, aber sehr hübsch. Auch sie waren weiß.

Malisas Fell war noch viel lockiger und verwuschelter als das Loreas, al­lerdings heller. Es war heller als cremefarben, aber nicht weiß. So sah das Fell der meisten Steena aus. Ihre Hörner waren ebenfalls schneeweiß und elegant ge­bogen, sie waren aber länger als die von Lorea und auch stärker gekrümmt. Sie bildeten beinahe Kreise, wie es die der Widder auch fast taten. Malisas Augen waren hellgrün und erinnerten an die Augen einer Katze, aber solche Augen hatte ihre Familie immer gehabt. Nur Lorea fiel da heraus.

 

Für einen Steena war es nicht besonders schwer mehrere hundert Kilo­meter über steile Felshänge und Berge zu klettern, aber Landarbeit bedeutete oft den Tod vieler Steena. Denn zu viel Sonne führte bei Steena oft zu einer Herz-Kreislauf-Schwäche, bewegten sie sich dann, kamen Herzkrämpfe und Herzat­tacken dazu, sie bekamen nicht mehr genug Luft, und starben schließlich meist beim klettern. Die Leichen dieser Steena wurden oft nicht mehr gefunden, da sie in irgendwel­che Schluchten oder Felsspalten fielen. Dummerweise musste ir­gendwie Geld beschafft werden um genug Nahrung aufzutreiben, oder aber sie mussten wei­terhin auf dem Feld schuften und möglicherweise sterben.

Aber auf der letzten Hhalv hatten sie endlich eine Lösung für dieses Pro­blem gefunden: Sie würden einfach ihr wunderschönes weiches Fell jeden Sommer abschneiden, zu feinem und samtenen Garn verarbeiten und verkaufen, denn bis zum kalten Winter wäre wieder genug Fell nachgewachsen, um nicht frieren zu müssen. Außerdem lebten die meisten Steena in den Bergen Saanas oder Halias, und dort gab es genug Schatten, sodass die meisten Dörfer nicht unter zu viel Sonne leiden mussten.

Doch es gab auch Dörfer, die in offenen Tälern oder auf großen Wiesen lagen, wo die Sonne an einem heißen Sommertag nur so vom Himmel knallte.

Seltsamerweise hatte das Dorf aus den Wiesentälern diese Lösung gefunden und den anderen Dörfern aus offenen Gebieten versichert, dass man diese kurze Zeit, in der das Fell nicht so dick war schon überbrücken könne, wie sie es ohnehin an heißen Sommertagen gemacht hatten. Außerdem würde man nie das ganze Fell abschneiden, sondern immer einen kleinen Rest übriglassen, sonst würde das Fell ja nie wieder richtig nachwachsen können. Bei diesen  Steena könne man ja auch einen etwas größeren Rest des Fells übrig lassen um einen Hitzschlag zu vermeiden.

Unter diesen Umständen war das Ergebnis einstimmig ausgefallen: Die Steena würden von nun an ihr Fell in jedem Frühjahr abschneiden, um genug Geld für Nahrung zusammenzukriegen. Darum würde sich ein Vorstand küm­mern, den sie bei der jetzigen Hhalv wählen würden. Dieses Amt wurde sogar sehr gut be­zahlt, und so hatte Loreas Vater sich um dieses Amt beworben. Ins­gesamt wür­den 9 Steena ausgewählt werden: 3 für die Organisation, sie würden überprüfen, dass in jedem Steena-Dorf alle Steena ihr Fell abschneiden würden. Da man für dieses Amt aber viel unterwegs war, hatte sich Loreas Vater nicht dafür beworben. Schließlich mussten auch 3 Steena sich um die Finanzen bemü­hen, dass heißt, dass sie das Ausgeben des eingenommenen Geldes überprüfen und regeln würden. Die anderen 3 Steena würden sich um das Verkaufen des Fells kümmern, sie würden versuchen mit anderen Ländern Verträge zu schlie­ßen, oder das Fell einfach so an andere Länder oder deren Firmen zu verkaufen. Vielleicht würden sogar ein paar einzelne Tuchhändler das Garn annehmen. Lo­reas Vater hatte sich um die letzten beiden Ämter beworben. Neben ihm gab es noch 7 andere Mitstreiter, die dieselben Ämter bekleiden wollten. Lorea durfte zwar noch nicht stimmen, aber ihre Mutter würde natürlich eine Stimme für ih­ren Mann abgeben. Sie wusste sogar schon für welches Amt: Handelsleiter des Steena-Garn Exports.

Malisa wurde aus ihren Gedanken gerissen als ihre Tochter sie anstupste: „Mama die anderen haben uns schon fast eingeholt!“ Malisa blickte über ihre Schulter und war überrascht wie schnell die anderen Steena den Berg hinaufge­kommen waren. Oder du warst einfach zu lang in Gedanken versunken.

Natürlich war sie lange in Gedanken gewesen, das war offensichtlich.

 Ihre Tochter wollte unbedingt an der Spitze der Gruppe bleiben, und so trabte Malisa zügig hinter ihrer Tochter den Berg hinab. Am Fuße des Berges schnaufte Lorea kurz, denn sie hasste es die Berge hinunterzuklettern. Aber schließlich musste es sein, denn wenn man Berge hinaufklettern kann, so kann man sie auch wieder hinabklettern, wie ihr Großvater immer zu sagen pflegte. Trotzdem musste Malisa sich ein Lächeln verkneifen, denn sie wusste wie gerne ihre Tochter in diesem Moment losge­schimpft hätte, aber sie hatte ihr einge­schärft es nicht in der Gegenwart so vieler Leute zu tun, und anscheinend hielt sie sich daran.

Nun war der Weg bis nach Tyseeni nicht mehr weit. Nur noch ein oder zwei Kilometer, für ein Steena der reinste Klacks. Trotzdem schien Lorea der Weg zu lang, denn sie fragte quengelnd: „Mama, wie weit ist es noch bis nach Tyseeni?“ 

Malisa seufzte. Lorea wird wohl nie lernen geduldig zu sein!

„Nicht mehr weit mein Schatz, nur noch ein paar Minuten“, antwortete sie, doch Lorea schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein, denn schon folgte die nächste Frage: „Mama, warum müssen wir überhaupt hierher kommen?“

Als ob ich es ihr auf dem Weg hierher noch nicht oft genug gesagt habe!

„Das hab ich dir doch nun schon oft genug erklärt. Die nächsten fünf Tage sind die Hhalv-Tage, mein Schatz! Du weißt doch was eine Hhalv ist, schließlich habe ich dir das schon zu Hause oft genug erklären müssen.“

Doch Malisa wollte jetzt nicht schon wieder mit Lorea streiten, deshalb ver­suchte sie Lorea aufzuheitern. „Willst du denn nicht deine Großmutter ken­nen lernen, die hier in Tyseeni lebt? Sie ist eine sehr nette alte Frau, die auch immer zu Späßen aufgelegt ist. Soweit ich weiß, hat dir dein Vater noch nicht beson­ders viel von ihr erzählt, stimmt‘s?“

Loreas schlechte Laune war wie weggeflogen. Sie liebte ihre Familie, und wollte unbedingt ihre Großmutter Vroeli kennenlernen.

„Wohnt die denn hier in Tyseeni? Genau wie Papa?“

„Ja, schließlich ist das hier die Geburtsstadt von deinem Vater, also ist hier auch Großmutter Vroelis Haus. Ich glaube in dem Haus hat schon deine Urururur-großmutter gewohnt.“

Lorea schien ehrlich überrascht. „Echt? Dann haben also schon ... 5 Generatio­nen in dem Haus gewohnt?“

„Ich weiß nicht genau... Ich glaube es gab sogar noch mehr Generationen in dem Haus.“

„Das ist ja toll! Wohnen sonst noch Verwandte in Tyseeni?“

Malisa musste kurz überlegen. „Dein Onkel Thiloo wohnt mit seinem Sohn, also deinem Cousin und seiner Frau hier irgendwo in Tyseeni.“

„Wie heißen denn mein Cousin und die Frau von meinem Onkel?“

„Dein Cousin heißt Malin und deine Tante, naja fast Tante heißt Noreli.“

„Noreli ist ein sehr hübscher Name, findest du nicht Mama?“

Malisa lächelte ihre Tochter an. „Du wirst es nicht glauben, aber dein Vater wollte dich erst so nennen. Aber deine Großmutter hat dagegen protestiert, weil es für sie ein viel zu moderner Name war. Also hat sie etwas vorgeschla­gen, und wir waren alle damit einverstanden!“

„Ich hätte aber lieber Noreli als Lorea geheißen“, beschwerte sich Lorea. Doch mit einem Mal verflog ihre Wut darauf denn die Stadttore Ty­seenis kamen in Sicht. Voller Ehrfurcht blickte Lorea zu den riesigen Toren der Stadt, vor denen mindestens zwei Dutzend Soldaten standen, wenn nicht sogar noch mehr. Soweit Malisa und Lorea sehen konnten trug gut die Hälfte der Sol­daten ein Ehrenwappen der Königin. Das hieß, dass sie denselben Rang hatten wie die königliche Leibwache. Das Wappen war aus purem Silber und ein wun­der­schön geschwungenes Steenahorn war darauf abgebildet.

Allerdings trug keiner von ihnen das höchste Abzeichen der Königin. Doch ei­gentlich war das auch nicht verwunderlich, denn es wurde seit vielen hundert Jahren nicht mehr vergeben, da es nur verliehen wurde, wenn man eine nationale Katastrophe verhinderte, oder abwandte. Und die hatte es schon lange nicht mehr gegeben.

Langsam näherten sie sich den Stadttoren und blickten die Soldaten, die Wache standen immer noch an. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken ließen die Wachen sie durch das Tor hindurch gehen, nur um direkt von weiteren Sol­daten empfangen zu werden, die sie gründlichst untersuchten. Schließlich hatten sie es geschafft und die Soldaten ließen sie pas­sieren.

„Mami, warum mussten wir von den Soldaten durchsucht werden, wir sind doch schließlich keine Schwerverbrecher?“

Der letzte Teil ihrer Worte klang so, als würde sie sich selber nicht richtig trauen bei dem was sie da sagte. Doch Malisa beruhigte sie und erklärte, dass es sich dabei nur um ihre eigene Sicherheit handle und sie ganz sicher keine Schwer­verbrecher waren. Diese Logik schien für Lorea Sinn zu ergeben und sie ent­spannte sich wieder ein wenig.

Nun warfen beide beneidende Blicke zu den Häusern vor ihnen, neben ih­nen, und hinter ihnen. Sie waren einfach atemberaubend hübsch. Jedes noch so kleine Haus war übersät mit Schnörkeleien und besaß eine Vielzahl von Ver­winkelun­gen, die der ganzen Stadt einen atemberaubenden Anblick schenkten. Sie standen alle sehr nah beieinander, trotzdem hatte jedes Haus einen kleinen Vorgarten, und es gab kein Haus, das nicht einen noch größeren Garten hinter dem Haus besessen hätte. Auch diese Gärten faszinierten Lorea, denn im Hoch­gebirge ist es nicht üblich Pflanzen anzubauen, sie würden sowieso eingehen. Das meiste hatte Lorea noch nie in ihrem Leben gesehen, Pflanzen aus Gorn, echter Wüstenkalk aus Maan, Gräser aus Yelia oder Muscheln aus Herl. Doch kei­nes der Häuser, und keiner der Gärten war auch nur annähernd so prunkvoll oder so verwinkelt wie der Palast der Königin: Er stand genau in der Mitte Ty­seenis und war riesig. Er war ganz schlicht aus schwarzem Marmor gebaut, bis auf alle möglichen Verzierungen und Verwinkelungen. Die Verzierungen, die bei ge­nauerem Hinsehen wie winzige Steena aussahen, waren aus hartem wei­ßen Marmor gehauen, sie umringten jedes Fenster und jede Tür, doch die Ver­winkelungen des Palastes, die Windungen und Bogen, alle nur erdenklichen Be­sonderheiten dieses Gebäudes waren aus Glas. Beim ersten Anblick war Lorea verdutzt, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass ein so riesiges Gebäude, das mit so viel Glas gebaut worden war, halten sollte. Doch als sie genauer hinsah, fiel ihr auf, dass das, was sie für Glas ge­halten hatte, eigentlich kein Glas sein konnte. Wenn die Sonne darauf schien, glitzerte und strahlte es, wie es sonst kein Gegenstand vermochte, den Lorea kannte.

„Mama, weißt du was das da ist, das, das so aussieht wie Glas?“ Lorea deutete mit ihrer linken Hufe auf den Palast der Königin.

„Was? Habe ich dir das noch nicht erzählt? Es handelt sich um weißes Per­lenglas. Königin Malea liebt dieses Glas, das auch als „Königinnendiamant“ be­kannt ist. Sie wollte unbedingt, dass das Perlenglas in den Palast eingebaut wird. Da sie sich aber nicht damit zufrieden gab, nur einzelne Perlenglas-Perlen ir­gendwo in den Wänden eingelassen zu sehen, befahl sie, das Perlenglas ein­schmelzen zu lassen, und schließlich in die Formen zu gießen, die sie mit dem „Königinnendiamant“ bauen wollte. Es ist aber auch äußerst praktisch, denn es gib nichts auf der Welt, dass sicherer ist als weißes Perlenglas. Selbst Stein und Metall sind nicht so fest wie diese Wände aus Perlenglas.“

Lorea war sehr beeindruckt. Metall sollte nicht so fest sein wie diese Wände aus Perlenglas? Sie konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen.

„Es sieht trotzdem so aus, als würde es wie ein Kartenhaus zusammenfal­len, wenn ich einen Stein hinein werfe.“, sagte Lorea schließlich, als sie sich auf den Weg zu ihrem Vater machten.

„Das kann aber zum Glück nicht passieren, Kleines“, antwortete Malisa, die ein wenig erstaunt war, dass es ihre Tochter so sehr interessierte.

„Werden wir eigentlich irgendwann mal zu Papi nach Tyseeni ziehen?“, fragte Lorea, als sie sich dem großen Haus näherten, indem ihr Vater ein paar kleine Zimmer unter dem Dach bewohnte.

„Vielleicht...“, antwortete ihre Mutter geheimnisvoll, als verschwiege sie ihrer Tochter etwas.

„Ach sag‘ schon Mama. Gib‘ mir doch wenigstens eine ordentliche Ant­wort!“

„Das „Vielleicht“ war meine ordentliche Antwort!“, entgegnete Malisa fast schon dickköpfig. Eigentlich wollte sie ihrer Tochter nur verheimlichen, dass ihr Vater und sie schon seit längerem planten eine Wohnung in Tyseeni zu suchen. Heute Abend wollten sie sich sogar schon die ersten Häuser anschauen ge­hen. Natürlich ohne Lorea. Sie würden Lorea einfach bei ihrer Großmutter Vro­eli lassen, unter dem Vorwand, sie hätten sich so lange nicht mehr gesehen und müssten mal wieder etwas zusammen unternehmen. Das würde weder Lorea noch ihre Großmutter stören.

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McFlorry Gut - Manchmal hast du bei einem Wort iwie ein Bindestrich wie bei ärme-ren..
Aber vom Stil gefällts mir. Weiß leider noch nich so genau worum es geht. Vielleicht so den Inhalt noch ma in der Beschreibung darstellen. Wäre cool!
Vor langer Zeit - Antworten
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