
“Arina!”Â
Seufzend saß sie an ihrem Schreibtisch und brütete über ihrem Biologiebuch. Sie würde morgen eine Biologieklausur über Ökologie schreiben, doch sie hatte einfach keine Lust sich irgendwelche Volterra-Regeln zu merken. Sie sah auf und hinaus aus dem Fenster.Es dämmerte bereits und der Mond war schon aufgegangen und beleuchtete das Meer. Einige wenige Möwen flogen über dem Meer zurück zu ihren Übernachtungsplätzen und die ersten Fledermäuse flogen an Arinas Fenster vorbei und schnappten sich mal hier, mal da ein Insekt.Langsam erhob sich Arina von ihrem Schreibtisch, schlenderte zur Tür und ging die Treppe hinab in die Küche zu ihrer Mutter, die Arina gerade gerufen hatte.“Da bist du ja endlich! Komm’ hilf mir mal den Einkauf auszupacken und einzuräumen.”Stumm gehorchte Arina ihrer Mutter und als sie fertig waren, ging sie sogleich wieder hinauf in ihr Zimmer. Es war jetzt komplett dunkel, nur der Mond beleuchtete ihr Zimmer. Arina ging zu ihrem Schreibtisch und schlug ihr Buch zu. Es hatte ja doch keinen Sinn weiterzulernen. Sie würde es sich bis morgen früh sowieso nicht merken können. Sie ging zu ihrem Bett, zog sich um und kuschelte sich in ihre Bettdecke. Morgen würde ein harter Tag werden und es wäre besser, wenn sie ausgeschlafen und ausgeruht ist.
Am nächsten Morgen wurde Arina von den warmen Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Nase kitzelten und sie zum Niesen brachten. Verschlafen öffnete sie die Augen, gähnte herzhaft und streckte sich. Arina schlürfte erst einmal zum Badezimmer und stellte sich unter die warme Dusche. Sie ließ das Wasser lange laufen, um in Ruhe nachdenken zu können. Die letzten Sommerferien waren so seltsam gewesen und auch jetzt kamen ihr noch einige Dinge recht merkwürdig vor. Bis zu den Sommerferien hatte sie nämlich noch einen Vater gehabt.Ihr Vater war ein jähzorniger Mann und Arina konnte es ihm nie recht machen und so schlug er sie oft. Ihre Mutter sah hilflos zu, aus Angst er würde eines Tages anfangen auch sie zu schlagen, wenn sie sich für ihre Tochter einsetzen würde. Nun war es so, dass er in den Sommerferien einfach spurlos verschwand. Von einem Tag auf den anderen war er verschwunden und hatte keine Nachricht hinterlassen. Auch seine ganzen Sachen waren nicht mehr da und selbst die Fotos, auf denen er mit abgebildet war, waren weg. So, als hätte es ihn nie gegeben.Arina war ganz froh darüber, dass ihr Vater weg war. Nun konnte sie endlich mehr oder weniger in Ruhe leben, ohne Angst haben zu müssen, angebrüllt oder geschlagen zu werden. Aber seit ihr “alter Herr” verschwunden war, hatte Arina das Gefühl ständig beobachtet zu werden. Sie hatte dieses Gefühl noch vor niemandem geäußert, nicht mal ihrer Mutter. Aber das Verhältnis war zu ihrer Mutter schon lange nicht mehr so gut, da diese Arina nicht mal vor ihrem Vater beschützt hatte oder sich nicht mal für sie eingesetzt hatte.Arina fühlte sie allein, denn sie hatte sich seit sie geschlagen wurde immer mehr zurückgezogen und ließ niemanden mehr an sie heran, aus Angst zurückgewiesen zu werden. Sie hatte schon Freunde, mit denen sie sich in den Pausen unterhielt oder im Unterricht rumalberte, aber sie hatte niemanden, dem sie alles anvertrauen konnte und das fehlte ihr sehr.Sie würde bald 16 werden und würde, wie jedes Jahr, nicht feiern. Sie feierte nie ihren Geburtstag, sie wüsste auch nicht mit wem.Arina stellte die Dusche ab, aus der jetzt nur noch kaltes Wasser kam und trocknete sich gedankenverloren mit einem Handtuch ab, als es an der Tür klopfte.“Arina? Bist du bald fertig? Ich müsste nämlich dann auch ins Badezimmer, weil ich ja gleich los zur Arbeit muss.”, sagte ihre Mutter durch die Tür hindurch.“Ja, ich bin gleich fertig. Ich zieh mir nur noch schnell etwas an.”, antwortete Arina schnell. Nach fünf Minuten öffnete Arina die Badezimmertür komplett angezogen und mit einem Handtuch, das um ihre Haare gewickelt war. Arinas Mutter huschte ins Badezimmer und Arina selbst ging in ihr eigenes Zimmer.Es war warm und gemütlich eingerichtet. Wenn man in ihr Zimmer kam, war auf der gegenüberliegenden Seite ein Fenster, vor dem ihr Schreibtisch stand. Auf der rechten Seite waren ihr Bett und ein Bücherschrank. Auf der linken Seite hing ein Spiegel und daneben war ihr Kleiderschrank. Arina stellte sich vor den Spiegel und fing an ihre Haare trocken zu reiben. Danach bürstete sie sie noch einmal durch und betrachtete sich im Spiegel. Ihre braunen, glatten Haare rechten ihr bis zur Brust und ihre grünen Augen bildeten zu ihnen einen guten Kontrast. Ihr Blick wanderte langsam auf die Uhr, die neben dem Spiegel hing. Gleich halb 8! Jetzt musste sie sich wirklich beeilen, um noch pünktlich in der Schule anzukommen. Sich Brot zu machen würde sie nicht mehr schaffen, also entschloss sich Arina unterwegs beim Bäcker etwas zu essen zu kaufen.Sie stürmte mit ihrer Tasche die Treppe runter, schnappte sich ihre rote Jacke und stürzte raus Richtung Schule.Obwohl sie so früh aufgewacht war, kam sie dennoch fast zu spät zu ihrer Biologieklausur. Alle saßen schon an ihrem Platz, als Arina kam. Sie setzte sich an einem Tisch ganz vorne ans Fenster. Kurz nachdem Arina ihre Stifte herausgeholt hatte, kam schon ihre Lehrerin und verteilte die Klausuren. Arina las sich die Aufgaben durch und fing an zu lächeln. Es kam genau das dran, was sie sich gestern Abend noch im Biologiebuch angesehen hatte, also dürfte es ihr nicht allzu große Schwierigkeiten bereiten diese Klausur zu bestehen.
“Arina, warte!”Arina ging gerade über den Schulhof zum Nebengebäude, als sie gerufen und an der Hand herumgerissen wurde. Überrascht sah sie in zwei graue Augen. Es war ihre  Freundin Luna.“Wie fandest du die Bioklausur?”“Sie war in Ordnung… Ich hatte keine großen Schwierigkeiten mit ihr.”, antwortete Arina und zuckte dabei mit den Schultern. Luna seufzte laut.“Das war ja vorherzusehen… Dir fällt Bio immer so leicht. Und ich muss damit kämpfen nicht durchzufallen. Vielleicht sollten wir mal zusammen lernen. Wenn du es mir erklärst, verstehe ich es vielleicht.”“Ja, das können wir gerne machen.”Arina hatte eigentlich gar nicht hingehört. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie in jemanden rein gerannt ist. Verdammt! Warum hatte Luna sie nicht gewarnt?Es war Kolja und er saß jetzt zusammen mit Arina auf dem Boden, denn der Aufprall hatte sie dorthin geschleudert. Sie sahen sich überrascht an und fingen an zu lachen. Luna, die immer noch daneben stand, sah die beiden ganz merkwürdig an, als seien sie verrückt geworden.Kolja stand auf und half dann Arina ebenfalls aufzustehen.“Tut mir leid, Arina. Ich hatte wohl etwas geträumt und nicht aufgepasst, wo ich denn eigentlich lang gehe.”, lächelte er sie freundlich an. “Ach, ist doch nicht so schlimm. Es ist ja nichts passiert und ich hab ja selbst geträumt und nicht aufgepasst.”, lächelte auch Arina. Die beiden scheinen Luna total vergessen zu haben und so räusperte sie sich, zog Arina am Arm Richtung Nebengebäude und meinte zu Kolja: “Tut uns wirklich leid, aber wir müssen zum Unterricht, sonst kommen wir noch zu spät. Also, bis später Kolja!” Auch Arina verabschiedete sich von ihm und zusammen ging sie mit Luna ins Nebengebäude, wo sie jetzt Englisch haben sollten.Die beiden saßen im Raum ganz hinten, was eine gute Möglichkeit darbot miteinander zu quatschen und so quetschte Luna Arina mehr oder weniger aus, was das denn eben gewesen war mit Kolja.“Mensch, Luna! Da war nichts! Wir sind nur Freunde. Mehr ist da nicht”, antwortete Arina, die schon sichtlich genervt von Luna war. Selbst wenn etwas zwischen Arina und Kolja wäre, würde Arina ihr das erzählen, schließlich sind die beiden Freundinnen. Jedenfalls sieht es von außen so aus und sie würde so was Luna schon erzählen. Nur das mit ihrem Vater wusste immer noch keiner. Trotz allem hat Luna bemerkt, dass Arina sich seit den Sommerferien verändert hatte und nun ihr und anderen gegenüber viel offener und fröhlicher war. Luna hatte schon bemerkt, dass Arinas Lächeln oft ein Schutz war. Ein Schutz vor ihren wahren Gefühlen. Irgendetwas hatte sich in den Sommerferien verändert, aber wenn Arina nicht mit ihr reden wollte, würde sie sie auch nicht darüber ausfragen.Â
Das war heute wieder ein anstrengender Tag für Arina gewesen. Sie ist gerade nach Hause gekommen und lässt sich erschöpft auf ihr Bett nieder. Sie schloss ihre Augen für einen Moment, um die schöne Ruhe zu genießen, als sie von einem merkwürdigem Geräusch hochschreckte. Es kam vom Fenster… ein kratzendes Geräusch… Arinas Pupillen waren vor Angst geweitet. Langsam erhob sie sich und ging vorsichtig und zögerlich zum Fenster. Aber bevor sie es erreichte, platzte ihre Mutter ins Zimmer.“Arina! Antworte doch, wenn ich dich rufe!” Erschreckt drehte sich Arina um. “W-Was?” “Ich hab dich grad die ganze Zeit gerufen und du antwortest nicht mal!” “Tut mir leid…”, antwortete Arina abwesend. Sie starrte immer noch aus dem Fenster nach draußen, von wo das Geräusch kam. “Was starrst du denn die ganze Zeit aus dem Fenster? Ist alles in Ordnung?”, fragte jetzt ihre Mutter etwas ruhiger. Doch Arina schüttelte nur mit dem Kopf, wendetet sich zu ihrer Mutter um und lächelte.“Nein, Mama. Es ist alles in Ordnung. Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört.”“Dann ist ja gut… Der Grund, warum ich dich gerufen hatte, war eigentlich, dass meine Mutter uns morgen zum Essen eingeladen hat. Wir fahren dann gegen 11 Uhr morgen los. Nur damit du Bescheid weißt.”“Ist in Ordnung. Ich wollte mich gleich noch mal kurz mit Luna treffen… Also, so in 15 Minuten bei ihr, wenn das in Ordnung ist?”, fragte Arina ihre Mutter noch, bevor diese das Zimmer verließ.“Ja, klar. Aber bleib nicht so lange weg. Wie gesagt, wir fahren um 11 Uhr morgen los!”, sagte ihre Mutter, drehte sich um und verließ das Zimmer.Arina hatte das Geräusch schon wieder vergessen und setzte sich erstmal an ihren Schreibtisch und holte ihre Zeichensachen hervor. Sie liebte es zu Zeichnen. Vor allem Bleistiftzeichnungen von jeder Art von Tieren hatten es ihr angetan. Sie öffnete ihren Block und zeichnete an einen Habicht weiter, den sie vor wenigen Tagen angefangen hatte zu zeichnen. Immer, wenn sie anfing zu zeichnen, vergaß sie die Zeit und eine wütende Luna rief bei Arina an.“Hallo?” “Hey, Arina! Sag mal, hast du nicht zufällig etwas vergessen?”, fragte Luna sarkastisch und es fiel Arina wie Schuppen vor die Augen.“Oh nein! Das tut mir wirklich leid, Luna! Ich hab total die Zeit vergessen!”“Ach… Ist schon in Ordnung… Du hast wieder gezeichnet, oder?” Luna konnte niemandem lange böse sein, wenn sie anfangs auch ziemlich sauer schien, ist sie wieder ganz ruhig, solange man sich bei ihr entschuldigt. Arina jedoch war erschrocken von Luna, dass diese sie so gut kennt, ohne Luna irgendetwas von ihrem Hobby zu erzählen.“Woher-?”, wollte Arina fragen, als sie von Luna unterbrochen wurde. “Arina, wir kennen uns doch schon so lange und sitzen in fast jedem Fach nebeneinander. Ich hab das schon bemerkt. Wenn dir langweilig ist, kritzelst du gerne auf deinem Block und manchmal kommen dabei wirklich schöne Zeichnungen raus.” Arina lächelte nun doch darüber. Sie hatte nie gemerkt, dass sie auch im Unterricht zeichnete und Luna so aufmerksam ist. “Naja, ich muss jetzt auflegen. Meine Mutter ruft mich grad. Wir reden dann morgen noch mal! Ciao!”, riss Luna Arina aus ihren Gedanken und legte auf. “Tschüss…”, sagte Arina noch leise, obwohl Luna schon aufgelegt hatte und es nicht mehr hören konnte. Luna war schon ein ziemlicher Gegensatz zu Arina. Arina war schon immer ziemlich ruhig gewesen und war auch gerne einmal für sich alleine. Sie brauchte einfach auch mal Zeit für sich und stand auch eher ungern im Mittelpunkt. Luna hingegen liebte die Gesellschaft und hasste es abgrundtief alleine zu sein. Sie drängte sich gerne in den Mittelpunkt und genoss es einfach, wenn alle sie ansahen. Arina seufzte. Es war schon dunkel geworden und der Mond spiegelte sich im Meer, wie eine leuchtende Kugel wider und brachte das schwarze Meer zum Leuchten und Glänzen. Vereinzelt blinkten Sterne am dunklen Himmel und umgaben den Mond, wie jede Nacht.Eine Sternschnuppe flog vorbei. Arina lächelte und sagte leise zu sich selbst: “Jetzt darf ich mir was wünschen…”Ein Wunsch. Ein geheimer Wunsch, den sie niemals laut aussprechen darf, da er sonst nicht in Erfüllung gehen würde. Arina stand fünf Minuten am Fenster und ging in Gedanken ihren sehnlichsten Wunsch durch. Als sie fertig war, ließ sie die Jalousien runter, zog sich um und legte sich in ihr Bett. Ihre Gedanken schwirrten noch einige Zeit um den heutigen Tag und auch um Luna und was sie über Kolja gesagt hatte. War es wirklich so? Mochte sie Kolja wirklich mehr als sie sich gestand? Oder bildete sich Luna da nur wieder etwas ein?Seufzend drehte sich Arina zur Seite und fiel langsam, aber sicher in den Schlaf.
Ein leises Klopfen weckte Arina aus ihrem traumlosen Schlaf. Verschlafen rieb sie sich die Augen, streckte sich und gähnte herzhaft. Wieder klopfte es.“Jaaa… Ich bin wach, Mama.”Arina stand auf und zog die Jalousien wieder hoch. Die Sonne war grad aufgegangen und die Sonnenstahlen brachten das tiefblaue Meer zum Glitzern. Vereinzelte Vögel flogen am Horizont und gaben mit dem Meer ein schönes Motiv für eine Postkarte oder einer neuen Zeichnung ab.Arina schlenderte ins Badezimmer und duschte kalt, um richtig wach zu werden. Nach etwa einer halben Stunde, setzte sie sich zu ihrer Mutter an den Küchentisch zum Frühstück, was nicht sehr ausgiebig ausfiel, da die beiden ja bald bei Oma zu Mittag essen würden.“Morgen, Mama!”, begrüßte Arina ihre Mutter fröhlich. “Morgen, Arina. Hast du gut geschlafen?”, antwortete ihre Mutter daraufhin. “Ja, danke. War eine ziemlich ruhige Nacht heute.” “Ja, fand ich auch. Du warst ja gestern gar nicht mehr bei Luna, wie du eigentlich vorhattest.”, bemerkte sie.“Jaaa… Ich hatte mal wieder die Zeit vergessen. Sie hat gestern auch noch ziemlich wütend angerufen, sich aber dann schnell wieder beruhigt. Sie nimmt einen fast nie etwas krumm. Ich rede nachher noch mal mit ihr, wenn wir  wieder zu Hause sind.”Ihre Mutter wollte daraufhin grad etwas sagen, als das Telefon klingelte.“Karen Strahl.”, ging Arinas Mutter ans Telefon und telefonierte keine fünf Minuten.“Wer war das denn?”, fragte Arina als Karen aufgelegt hatte. “Deine Oma. Sie wollte uns nur daran erinnern, dass wir nachher auch wirklich vorbeikommen und es nicht vergessen.”, seufzte Karen. Arina lachte und dachte "Typisch Oma! ".Die restliche Zeit bis zur Abfahrt verbrachte Arina draußen im Garten. Sie legte sich ins Gras und genoss die Sonne, die warm und angenehm strahlte und ihre Haut sanft wärmte. Entspannt schloss Arina ihre Augen und fühlte sich wieder einmal beobachtet… Sie öffnete ihre Augen und guckte zuerst zum Haus, ob vielleicht ihre Mutter am Fenster steht und sie beobachtet, aber keiner war da. Arina sah sich um, doch niemand war zu sehen… Vielleicht bildete sie sich nur alles ein. Wer sollte sie denn auch schon beobachten? Vor allem: Warum auch? Sie hatte schließlich nichts zu verbergen. Arina entspannte sich nun wieder, da sie niemanden ausmachen konnte, der da war. Sie schloss wieder die Augen, als sie auch wieder von ihrer Mutter gestört wurde.“Arina? Du hast Besuch!”, rief sie von der Terassentür aus. Verwundert stand Arina auf und fragte sich insgeheim, wer das denn sein könnte, der sie besuchte. Als sie ins Haus trat stand Kolja vor ihr.“Kolja?”, fragte sie verwundert. Woher wusste er denn, wo sie wohnt? Er war doch noch nie bei ihr gewesen.“Hallo, Arina.”, lächelte er. Was sollte das denn werden? Außerdem müsste sie sowieso bald losfahren zu ihrer Oma.Plötzlich steckte Karen ihren Kopf durch die Tür in die Küche, wo Kolja und Arina gerade standen.“Ähm, Arina? Falls du beschäftigt bist… Du musst nicht mit zu Oma kommen. Ich klär das schon.”, zwinkerte sie Arina zu, die sie ganz verdattert anstarrte.“Vielen Dank, Frau Strahl.”, antwortete auch schon Kolja. Arina stand immer noch sehr verwirrt neben ihn und schaute zwischen ihm und ihrer Mutter hin und her, bis Karen aus der Tür verschwand.“Woher weißt du, dass ich hier wohne?”, wandte sich nun Arina zu Kolja um. Er jedoch antwortete nicht, sondern lächelte Arina weiterhin an, was ihr etwas unheimlich wurde und sie verlegen auf den Boden starrte. Kolja legte eine Hand auf Arinas Schultern und flüsterte: “Alles wird gut. Ich muss jetzt gehen, aber ich werde immer in deiner Nähe sein und auf dich aufpasse.”Als Arina jedoch überrascht aufschaute, war Kolja bereits verschwunden. Verwirrt und in Gedanken setzte sie sich auf einen Stuhl in der Küche. Was sollte das denn bedeuten? Er würde immer in ihrer Nähe sein und auf sie aufpassen? Weswegen denn aufpassen? War er es, durch den sie ständig das Gefühl hatte beobachtet zu werden?Grübelnd sah Arina aus dem Fenster. Die Sonne schien war und brachte das Meer zum Glitzern. Die Wellen wogten vor und zurück und die Möwen schienen mit ihnen zu spielen, während sie Fische jagten, immer auf der Hut nicht von einer Welle getroffen und verschlungen zu werden. Ein paar vereinzelte Schiffe waren am Horizont zu erkennen, auf dem Weg in ferne Länder.Arina hatte nun Ferien. Zwar nur Herbstferien, aber sie würde trotzdem mit ihrer Mutter verreisen und ihr Zuhause und ihre Freunde für zwei Wochen zurücklassen. Morgen früh um fünf Uhr wollten sie losfahren nach Dänemark. Arina versuchte das eben geschehene zu vergessen und ging in ihr Zimmer, um den Koffer zu packen. Anschließend machte sie ihr Radio an und legte sich in ihr Bett. Die Musik lullte sie ein, doch sie versuchte krampfhaft nicht einzuschlafen, was ihr jedoch misslang und sie letzten Endes doch einschlief.Â