Journalismus & Glosse
Nur geträumt?

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"Nur geträumt?"
Veröffentlicht am 16. April 2011, 10 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Nur geträumt?

Nur geträumt?

Beschreibung

Zwei Tage Stau in Berlin

Es ist was los, in Deutschland! Aber diesmal richtig! Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, dass sich unser Volk irgendwann wehrt und aufsteht.

Die Regierung ist ausgeflogen, nach Bonn, in die Bundesstadt. Das Alte Wasserwerk kommt zu unverhoffter Ehre, fast stündlich tagt dort der Bundestag. Der Ausnahmezustand verlangt nach ständiger taktischer Präzisierung.

Überall, im Osten und Norden, im Süden auch im Westen Deutschlands sind die Menschen auf den Straßen, rufen: „Weg mit Merkel und Westerwelle! Weg mit dem Parteienklüngel! Schluss mit Geschenken für Banken und Konzerne auf unsere Kosten!“ und so vieles mehr.
Wie sich die Zeiten doch ändern! Bismarck wollte sich in solcher Situation noch auf seine Güter nach Mecklenburg zurückziehen, weil dort alles hundert Jahre später käme. Doch nun ist Meck-Pomm eine der härtesten Bastionen der Aufständischen, als Armenhaus Deutschlands.

Von der Hardthöhe  werden Polizei und Bundeswehr geführt, da der Zorn, die Besetzungen von Ämtern, Polizeiabschnitten, Banken und Konzernzentralen längst nicht mehr mit rein polizeilichen Mitteln in Griff zu kriegen sind. Nun ist die Bundeswehr am Zug. Zuerst die Fallschirmjäger und andere Elitetruppen, schon heute reine Berufseinheiten und  -verbände. Sie sollen die Aufständischen aufhalten, in ihrem Marsch auf Bonn. Der Verfassungsschutz hat Provokateure unter die Aufständischen geschleust. Als Fallschirmjäger vor dem Reichstag absprangen, um die sich bildende provisorische Regierung zu verhaften, die delegierten Vertreter der Massen, die eine verfassungsgebende Versammlung gründen sollen, auseinander zu treiben, wurde plötzlich aus der Kuppel geschossen. Die Soldaten erwiderten sofort das Feuer, doch schossen sie nicht in die Kuppel, sondern in den Parlamentssaal. Es gab etliche Verwundete und Tote.
Im zweiten Schritt sollen jetzt Grenadiere und Panzertruppen die Großstädte und Verkehrsknotenpunkte belagern. Verbindungen und Versorgung sollen abgeschnitten, die Menschen ausgehungert werden. Doch Eisenbahner, Trucker und Flussschiffer sind solidarisch mit den rebellierenden Menschen. Sie weigern sich Panzer und anderes Gerät zu transportieren, blockieren Autobahnen und Landstraßen vor und hinter Militär- und Polizeikolonnen und bringen auf abenteuerlichen Wegen Nahrungsmittel, Treibstoffe und anderes.

Auf Initiative Russlands und Chinas, unterstützt von Indien und vielen anderen Staaten, hat die UNO, zum Schutz von Zivilisten, eine Flugverbotszone eingerichtet, die von den beiden Großen kontrolliert wird. An die Adresse der USA gingen deutliche Warnungen, sich raus zu halten, sonst könnte es passieren, dass sämtliche Kommunikationssatelliten,  ja selbst das GPS der Vereinigten Staaten und ihrer Streitkräfte innerhalb von Minuten zerstört wären. So donnern seit Tagen russische und chinesische Jets über Bundeswehr- und Polizeikolonnen, beschießen Radar- und Fliegerabwehrsysteme, bringen mit riesigen „Antonows“ aber auch Lebensmittel und Medikamente zu den Bedrängten.

Fernsehen gibt es nur wenige Stunden am Tag. Die Kanzlerin, Parteivorsitzende und Minister streuen Asche auf ihre Häupter, beschwören das Volk, oder beschimpfen es auch, denn schließlich hat es sie ja gewählt! Nun müsse man, in einem Rechtsstaat, auch den eingegangenen Vertrag erfüllen, und sie vier Jahre regieren lassen! Irgendein Oberster Richter hat sogar erklärt, dass dieser Vertragsbruch durch die Wähler natürlich juristische Konsequenzen haben werde. Und einer ruft immerzu und in jedes Mikrofon: „Wir haben verstanden!“
Journalisten, die bekannt für ihre obrigkeitstreue Berichterstattung und regierungsfreundliche Kommentare sind, erklären die Interessen Russlands und Chinas. Die sind scharf auf die deutsche Spitzentechnologie, an die sie aufgrund von Embargos immer noch nicht herankommen, sagen sie. Außerdem wurmt Russen und Chinesen natürlich, die Unbestechlichkeit der deutschen Regierung, wenn es um die Anprangerung von Menschenrechtsverletzungen  im Ausland allgemein, und in ihren Staaten insbesondere geht. Einige dieser Journalisten, jammern auch über die Unentschlossenheit der NATO, die nicht eingreifen will. Das sei alles eigennütziges Getue, sagen sie! Griechen, Spanier und Portugiesen hoffen auf eine Schwächung der deutschen Wirtschaft, um endlich eine Chance zu bekommen eigene Produkte zu verkaufen, Straßen und Immobilien selbst zu bauen, und so Wohlstand im eigenen Lande zu mehren und auch Steuern einzunehmen. Die Türken haben die deutsche Hinhaltetaktik satt, was die EU betrifft. Die Polen sind einfach sauer, weil sie den Euro nicht kriegen, obwohl sie stabiler sind als viele, die ihn haben.

Russen und Chinesen beraten heute mit vielen anderen Nationen in Moskau, ob sie den Aufständischen in Deutschland direkte militärische Hilfe leisten sollten. Vorsichtshalber habe man an der russischen, belorussischen und ukrainischen Westgrenze schon einige Panzerarmeen, Luftlandedivisionen und Schlachtfliegerkräfte zusammengezogen. Die russische Militäraufklärung sei ebenfalls schon aktiv, im zu erwartenden Einsatzgebiet.

Wieder donnert ein russischer Jet über Berlin! Er wackelt mit den Flügeln, als er uns Aufständische erkennt, unter Fliegern das Zeichen für eine freundliche Begrüßung. Als er direkt über mir ist, ich dem Piloten in die fröhlichen Augen schauen kann, hupt er mehrmals überschwänglich. Ich winke ihm, und denke: „Er hupt mir  Mut zu!“ …

Ein Jet, der hupt? … Wo bin ich? Welcher Idiot hupt da immerzu?

Plötzlich bin ich hellwach! Bin wohl eingedöst, mitten im Stau der Hauptstadt. Heute ist es besonders schlimm! Es klopft an meiner Seitenscheibe. Ein etwas fetter Kerl brüllt: „Fahr endlich los! Oder soll ich dich beiseite schieben?“ Ich schaue nach hinten. Oho, ein dicker Geländewagen! So leg ich den Gang ein und fahr los. Fünfzehn Meter vor! Wo will ich eigentlich hin? Und warum der Stau?
Ach ja, auf die Baustelle in Mitte will ich – meine Arbeit tun! Na klar! Die NATO – Außenminister tagen in Berlin! Sie beraten, ob sie den Aufständischen in Libyen direkte militärische Hilfe zukommen lassen sollen. Ehrenwert, das Anliegen einen Diktator zu beseitigen! Es geht auch nicht um Spitzentechnologie, oder ewiges Rumgenöle an irgendwelchen Menschenrechtsverletzungen in, oder durch die westliche Welt.
Libyen hat ja nichts! Und von Menschenrechten haben die sowieso keine Ahnung, da unten! Es geht auch nicht um Öl, also nicht unmittelbar! Nein! Aber der Idiot könnte es anzünden! Was wird dann mit der Erderwärmung? Das viele Kohlendioxid, das entstehen würde! Und wie sollen wir von der Kernkraft loskommen, wenn das da noch länger dauert, mit ihrer Revolution?  Zeit ist schließlich Geld! Und vielleicht überlegen sie es sich noch einmal, und machen was ganz anderes, ohne uns!  Nee, das geht nicht! Da muss die NATO handeln! Dafür steh ich gern im Stau! Auch wenn nun mein Tank fast leer ist, durch das ständige Anfahren und warten, Dank NATO werd ich noch lange Benzin bekommen!

Noch einmal schaue ich misstrauisch nach oben. Aber kein russischer Jet, nur ein Polizeihubschrauber steht da oben wie angenagelt.

 

                                                                                                                 PeKa

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Hörbuch

Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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baesta Grins... - also Du kannst ja Träume haben und noch dazu im Stau.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Grins... - War leider zweimal reingeraten, habe einmal gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Da wird einem ja ganz warm ums Herz... -
Zitat: (Original von DoktorSeltsam am 19.04.2011 - 08:47 Uhr) Lieber Ignaz (Wrobel),

Deine Träume haben schon eine außergewöhnliche Qualität. Habe sehr gelacht. Obwohl ich heute gar nicht lachen wollte. Ich lache immer nur an jedem zweiten Tag. Weil, Lachen macht Falten. Weinen hab ich ganz aufgegeben. Davon bekommt man Tränensäcke. Aber für dich mach ich eine Ausnahme. Wieso für Dich? Für Mich! Hallo, Herr Ober, zwei Bier . Wieso zwei, mein Herr, Sie sind doch allein ...Ja, Herr Ober, ich bin eine gespaltene Persönlichkeit.

Na dann...

Beste Grüße aus der Geschlossenen

Doktor med. Seltsam (Früher: Merkwürdig)


Nun ja, wenn zwei oder drei einen Traum träumen, wandelt sich die Quantität in eine höhere Qualität (nach Charly M.)
Tut mir aufrichtig leid, dass Du lachen musstest!
Aber ich werd auch mal eine Ausnahme machen für Dich. Versprochen!
Äh! ... jerade hat der Kellna mir zwee Bier jebracht! Der gloobt wohl ooch, det ick nich janz alleene bin.
Na denn, Prost Du ... icke ... wir, ach watt, ejal!
Beste Jerüße aus 'n Freijang PeKannstedirjadenken
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Da wird einem ja ganz warm ums Herz... - Lieber Ignaz (Wrobel),

Deine Träume haben schon eine außergewöhnliche Qualität. Habe sehr gelacht. Obwohl ich heute gar nicht lachen wollte. Ich lache immer nur an jedem zweiten Tag. Weil, Lachen macht Falten. Weinen hab ich ganz aufgegeben. Davon bekommt man Tränensäcke. Aber für dich mach ich eine Ausnahme. Wieso für Dich? Für Mich! Hallo, Herr Ober, zwei Bier . Wieso zwei, mein Herr, Sie sind doch allein ...Ja, Herr Ober, ich bin eine gespaltene Persönlichkeit.

Na dann...

Beste Grüße aus der Geschlossenen

Doktor med. Seltsam (Früher: Merkwürdig)
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: das ist typisch Peter, andere träumen von tollen Frauen, oder sonstwas -
Zitat: (Original von pekaberlin am 17.04.2011 - 19:39 Uhr)
Zitat: (Original von UteSchuster am 17.04.2011 - 16:32 Uhr) Peterle träumt von der großen Politik.

Ganz liebe Grüße

an Dich

deine Ute


Na ja, irgendwie sah ich da auch tolle, mutige Frauen, ganz dicht bei mir, auf der Barrikade!
Hätt' ich 's einflechten sollen, Ute?
Und vielleicht war ja auch der russische Pilot eine Pilotin?
Liebe Grüße Peter


ich wusste es, dass es eine Pilotin war, aber das müssen wir ja nun nicht breittreten ;-)

Liebe Grüße

deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Mit einem ... -
Zitat: (Original von Gunda am 17.04.2011 - 19:01 Uhr) ... bitteren Schmunzeln im Mundwinkel gelesen, Peter.
Grins: Wenn ich mir vieles vorstellen kann, aber NICHT eine Wiederbelebung von Bonn als Hauptstadt. Es gäbe da einige zauberhafte Alternativen :o)


Lieben Gruß
Gunda


Ja, Gunda, ich auch,
die Festung Königsstein (wo die Gräfin Mosel, oder so) vielleicht, oder Brandenburg oder Bautzen, da gibt es so große gelbe Gebäudekomplexe, aber am besten wäre wohl Helgoland, die Bundesmarine drum rum und Jede Menge Möven darüber, die das ganze langsam aber beharrlich zusch..ßen!
Ich hoffe, Du bist jetzt nicht enttäuscht von mir und grüße Dich ganz herzlich Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: das ist typisch Peter, andere träumen von tollen Frauen, oder sonstwas -
Zitat: (Original von UteSchuster am 17.04.2011 - 16:32 Uhr) Peterle träumt von der großen Politik.

Ganz liebe Grüße

an Dich

deine Ute


Na ja, irgendwie sah ich da auch tolle, mutige Frauen, ganz dicht bei mir, auf der Barrikade!
Hätt' ich 's einflechten sollen, Ute?
Und vielleicht war ja auch der russische Pilot eine Pilotin?
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Mit einem ... - ... bitteren Schmunzeln im Mundwinkel gelesen, Peter.
Grins: Wenn ich mir vieles vorstellen kann, aber NICHT eine Wiederbelebung von Bonn als Hauptstadt. Es gäbe da einige zauberhafte Alternativen :o)


Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster das ist typisch Peter, andere träumen von tollen Frauen, oder sonstwas - Peterle träumt von der großen Politik.

Ganz liebe Grüße

an Dich

deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: schöne Verbindung -
Zitat: (Original von Boris am 16.04.2011 - 22:37 Uhr) von Vision und Realität
man erkennt den "Waffenprofi"

LG JFW


Das erste war mein Ziel! Was wäre, wenn? - und - Ist was ist etwas anderes?
Zum zweiten: Stallgeruch wird man eben nicht los!
Dank Dir und liebe Grüße Peter
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