Biografien & Erinnerungen
Museum der Kindheit

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"Museum der Kindheit"
Veröffentlicht am 17. Januar 2013, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Museum der Kindheit

Museum der Kindheit

MUSEUM der KINDHEIT

 

Vor kurzem besuchte ich ein Spielzeugmuseum. Was war da nicht alles ausgestellt, von Puppen aller Arten und Größen bis hin zu Holzbausteinen und der Babyrassel.

Langsam durchwanderte ich die Räume und konnte mich einer eigenartigen Stimmung nicht erwehren. Ich war eingetaucht in das Museum meiner Kindheit. Forschend glitt mein Blick über die vielen Puppen. Von so wunderschönen und kostbaren Exemplaren hatte ich, wie wohl jedes kleine Mädchen, sicherlich geträumt. Aber diese Schöpfungen mit den hübschen Porzellangesichtchen, den echten Haaren und feinen Kleidern waren sicher nur in Herrschafthäusern zu Hause. Sie waren sehr schön, aber ich fragte mich, ob man mit ihnern auch so herrlich spielen konnte wie ich mit meiner Mara. Mara ist ein afrikanischer Name, sagte Tante Hertha, die mir das Püppchen aus Strümpfen und Stoffresten genäht hatte. Auf ihr braunes Köpfchen hatte sie ein fröhliches Gesicht gestickt und aus Wollresten hatte Mara Haare bekommen. Ich liebte  Mara. Sie durfte überall mit, denn sie war ja nur ca. 40 cm groß. Und sie war weich, so dass sie auch ins Bett mit durfte. Eng aneinander geschmiegt, lauschten wir beim Einschlafen Muttis Gute-Nacht-Geschichten.

In Gedanken versunken war ich weiter gegangen, als mir ein Trittroller auffiel, der an der Wand lehnte, so, als hätte ich ihn just vor Jahrzehnten dort abgestell. Ganz genau einen solchen hatte ich auch. Was war das doch für ein herrliches Gefühl, im Geschwindigkeitsrausch über das Trottoar zu fltzen. Damals sagte man nicht Gehsteig, sondern Trottoire. Erst mit dem einen Fuß fest und lange antauchen, ihn dann zum anderen aufs Trittbrett stellen und mit dem Wind um die Wette fahren. Oder mit dem Mond. Denn eines Tages entdeckten meine Freundin und ich, dass auch der Mond laufen kann, dass er stets mit uns mitlief. Das war eine unglaubliche Entdeckung!

Nun war ich bei  den Puppenhäusern und Puppenküchen angelangt. Ein Puppenhaus besaß ich nicht. Auch keine Puppenküche. Aber eine Handvoll Puppengeschirr nannte ich doch mein eigen, ein paar Tassen, Teller, ein, zwei Reindln und sogar etwas Besteck, sodass ich Mara durchaus etwas kochen konnte. Wenn Mutti Weihnachtskekse buk, nämlich Linzeraugen oder Spitzbuben, dann wurden die kleinen runden Mittelteile, die Mutti für die Löcher ausstach, mitgebacken. Sie waren für meine Puppenküche Krapfen. Manchmal aber spielten mein Cousin und ich auch "Kaufmann" damit. Dabei war Heinzi immer der Käufer, so lange, bis alle Krapfen weg waren.

"Hoppla!" sagte ein junger Mann  und lächelte mich an. Gedankenverloren hatte ich einen Ball angestoßen und dieser rollte nun durch den ganzen Raum. Ich erschrak, lächelte verlegen und legte den Ball an seinen Platz zurück. Er war rotweiß gemustert, mit einem Durchmesser von etwa 12 bis 15 Zentimetern. Genau so einen hatte ich auch einmal besessen. Es war bei einem Besuch in Wien bei Verwandten gewesen. Die Erwachsenen redeten und redeten, redeten und redeten, tranken Kaffee, nippten in kleinen Schlucken an Likörgläsern, und redeten und redeten. Meine Portion Eis hatte ich längst schon aufgegessen und mir war entsetzlich langweilig. Bis Onkel Gerhard kam.

"Na, Dirndl," fragte er, "kannst zehnerln?"

"Zehnerln? Was ist das?"

"Du kennst zehnerln nicht?! Komm´, ich zeig´ dir ´s!" 

Er nahm einen Ball und ging mit mir in den Vorgarten. Erst warf er den Ball an die Wand und fing ihn wieder auf. Zehnmal. Dann klatschte er vor dem Fangen in die Hände, wieder zehnmal. Beim nächsten Durchgang klatschte er zweimal. Vor jedem Durchgang musste man vor dem Fangen etwas anderes machen, auf einem Fuß stehen, sich umdrehen, und ähnliches. Alles zehnmal. Ich war begeistert. Die restliche Zeit verging wie im Flug, wurde mir sogar zu kurz. Das Schönste jedoch war, dass mir Onkel Gerhard den Ball dann noch schenkte.

 

Wie lang ist das schon her! Wie weit weg! Sinnend setzte ich meinen Rundgang fort.
Vieles hätte es noch zu bestaunen gegeben, viele Erinnerungen drängten an die Oberfläche, allein das Museum schloss seine Pforten.

Meine Gedanken aber waren eingetaucht in die glückliche Zeit meiner Kindheit, meine Erinnerungen riefen die unbeschwerte Zeit zurück und längst vergessene Spielgefährten lächelten mir zu.

Mögen alle Kinder dieser Welt eine glückliche und liebebevolle Kindheit erleben! Sie ist solider Grundstein für das Leben.
 


 

 

 

 

 

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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AnneEulia Re: Re: -
Zitat: (Original von mukk am 08.10.2013 - 10:15 Uhr)
Zitat: (Original von AnneEulia am 08.10.2013 - 01:38 Uhr) Hallo Mukk,

was für ne schöne Kindheit...schöne Erinnerungen hast Du da,
ja es ist ein guter Grundstock fürs Leben.

Gruß AnneEulia


Liebe AnneEulia,
ich freue mich über deinen Besuch bei mir, dass du in meinen Texten gestöbert hast, und über deinen netten Komm, danke dir recht herzlich. Ich freue mich immer über ein neues Gesicht und wünsche dir viel Spaß in unserem forum, viel Freude beim Lesen und Schreiben.
Sei lieb gegrüßt!
Ingrid



Danke Ingrid,
Ja, ich habe meinen Spaß hier kannst ja mal bei Mir stöbern.

Gruß Anne
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Zehnerln, -
Zitat: (Original von Paeivae am 08.10.2013 - 10:26 Uhr) den Begriff kenne ich nicht, aber das Spiel dahinter, das haben wir als Kinder auch gespielt. Noch heute schaue ich in den Warenhäusern mit Vorliebe nach den schönen bunten lackglänzenden Bällen aus meiner Kinderzeit. Sie sind selten geworden! Beim Lesen Deiner Erzählung habe ich Dich auf Deinem Gang begleitet und es war ein Gang auch durch meine eigene Kindheit!
LG Päuivä



Jetzt bin ich aber echt überrascht, dass ich heute schon einen zweiten Kommi auf eine vor langer Zeit eingestellte Geschichte bekomme.
Danke dir herzlich, freue mich darüber sehr. und freue mich, dass du mich auf dem Gang durch das Museum begleitet hast. Es ist schön, wenn man an eine glückliche Kindheit zurückdenken kann, das ist ein wertvoller Grundstock für das leben.
Dein Profilbild ist entzückend. Sind das deine Katzen?
Sei lieb gegrüßt
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Zehnerln, - den Begriff kenne ich nicht, aber das Spiel dahinter, das haben wir als Kinder auch gespielt. Noch heute schaue ich in den Warenhäusern mit Vorliebe nach den schönen bunten lackglänzenden Bällen aus meiner Kinderzeit. Sie sind selten geworden! Beim Lesen Deiner Erzählung habe ich Dich auf Deinem Gang begleitet und es war ein Gang auch durch meine eigene Kindheit!
LG Päuivä
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: -
Zitat: (Original von AnneEulia am 08.10.2013 - 01:38 Uhr) Hallo Mukk,

was für ne schöne Kindheit...schöne Erinnerungen hast Du da,
ja es ist ein guter Grundstock fürs Leben.

Gruß AnneEulia


Liebe AnneEulia,
ich freue mich über deinen Besuch bei mir, dass du in meinen Texten gestöbert hast, und über deinen netten Komm, danke dir recht herzlich. Ich freue mich immer über ein neues Gesicht und wünsche dir viel Spaß in unserem forum, viel Freude beim Lesen und Schreiben.
Sei lieb gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
AnneEulia Hallo Mukk,

was für ne schöne Kindheit...schöne Erinnerungen hast Du da,
ja es ist ein guter Grundstock fürs Leben.

Gruß AnneEulia
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Monczi am 29.01.2013 - 17:01 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 28.01.2013 - 15:20 Uhr)
Zitat: (Original von Monczi am 27.01.2013 - 23:46 Uhr) ach ist das schön
danke mir ist auch vieles eingefallen
Hinkeln , oder auch Hicken
Gummitwist u.s.w.
schöne Erinnerungen
LG Monczi



Hallo, liebe Monika, danke dir herzlich für deinen Besuch und den lieben Kommi. Was ist Hinkeln? Und Hicken? Kenne ich leider nicht, entweder sind es neuere Spiele oder spezielle deutsche Ausdrücke, die man in Österreich nicht kennt ...?
Mit liebem Gruß
Ingrid


hallo Ingrid,

wir haben als Kinder Kästchen auf den Bürgersteig gemalt,eine Schuhcremedose mit Sand gefüllt und die Kästchen nummeriert ..
Man musste sich auf ein Bein stellen und so die Dose , ohne die Linien zu berühren, sei`s per Fuss oder Dose , in das nächste Feld schiessen
natürlich gab es auch ein Ruhefeld , auf dem man mit beiden Füssen stehen durfte ....
aber so ganz genau weiß ich es auch nicht mehr .....
die Dose musste auch eingeworfen werden in das nächste Feld , wenn man eine Runde geschafft hatte ..u.s.w.
so etwas sehe ich heute gar nicht mehr ...schade eigentlich war das ein schönes Geschicklichkeitsspiel ....
schöne Bilder von dir und deiner Enkelin nehme ich an ...
lieben Gruss
MOnczi




Danke, liebe Monika, stimmt... ist meine Enkelin und mein Sonnenschein. Meine Tochter aber auch.
So ein ähnliches Spiel hatten wir auch ... Kästchen aufzeichen, Stein immer in das nächste werfen, auf einem Bein hüpfen und Stein aufheben. Stein dann ins nächste werfen, bis man ganz oben war.
Danke für deine liebe Antwort.
Grüße dich herzlich
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Monczi Re: Re: -
Zitat: (Original von mukk am 28.01.2013 - 15:20 Uhr)
Zitat: (Original von Monczi am 27.01.2013 - 23:46 Uhr) ach ist das schön
danke mir ist auch vieles eingefallen
Hinkeln , oder auch Hicken
Gummitwist u.s.w.
schöne Erinnerungen
LG Monczi



Hallo, liebe Monika, danke dir herzlich für deinen Besuch und den lieben Kommi. Was ist Hinkeln? Und Hicken? Kenne ich leider nicht, entweder sind es neuere Spiele oder spezielle deutsche Ausdrücke, die man in Österreich nicht kennt ...?
Mit liebem Gruß
Ingrid


hallo Ingrid,

wir haben als Kinder Kästchen auf den Bürgersteig gemalt,eine Schuhcremedose mit Sand gefüllt und die Kästchen nummeriert ..
Man musste sich auf ein Bein stellen und so die Dose , ohne die Linien zu berühren, sei`s per Fuss oder Dose , in das nächste Feld schiessen
natürlich gab es auch ein Ruhefeld , auf dem man mit beiden Füssen stehen durfte ....
aber so ganz genau weiß ich es auch nicht mehr .....
die Dose musste auch eingeworfen werden in das nächste Feld , wenn man eine Runde geschafft hatte ..u.s.w.
so etwas sehe ich heute gar nicht mehr ...schade eigentlich war das ein schönes Geschicklichkeitsspiel ....
schöne Bilder von dir und deiner Enkelin nehme ich an ...
lieben Gruss
MOnczi

Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: -
Zitat: (Original von Monczi am 27.01.2013 - 23:46 Uhr) ach ist das schön
danke mir ist auch vieles eingefallen
Hinkeln , oder auch Hicken
Gummitwist u.s.w.
schöne Erinnerungen
LG Monczi



Hallo, liebe Monika, danke dir herzlich für deinen Besuch und den lieben Kommi. Was ist Hinkeln? Und Hicken? Kenne ich leider nicht, entweder sind es neuere Spiele oder spezielle deutsche Ausdrücke, die man in Österreich nicht kennt ...?
Mit liebem Gruß
Ingrid
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Monczi ach ist das schön
danke mir ist auch vieles eingefallen
Hinkeln , oder auch Hicken
Gummitwist u.s.w.
schöne Erinnerungen
LG Monczi
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mukk Re: Was für ... -
Zitat: (Original von Gunda am 17.01.2013 - 18:37 Uhr) ... ein schönes Bad in der Erinnerung, Ingrid.
Meinen Teddy, nunmehr auch schon 53 Jahre alt, hat meine Mutter noch immer aufbewahrt und die Kuscheltiere meiner Tochter liegen auch noch auf dem Dachboden. Seufz ... Ich fürchte, irgendwann kann sie damit ihr eigenes Museum aufmachen ...

Deinen Wunsch an alle Kinder dieser Welt kann ich nur dick unterstreichen ...

Lieben Gruß
Gunda



Liebe Gunda, herzlichen Dank für deinen lieben Kommi, kann mir den gesammelten Zoo auf dem Dachboden deiner Mutter gut vorstellen. Meine Tochter hat auch alle Spielsachen, Barbie-Puppen, Bücher etc. ihrer Kinder aufgehoben.
Sei lieb gegrüßt!
Ingrid
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