Gedichte
60. Geburtstag

Mir zu Ehren eine Feier,

o na klar, ich mach das schon,

wäre da nicht die Verwandtschaft,

mit dem schrillen lauten Ton.

Tante Frieda kommt aus Herne,

Onkel Hans aus Übersee,

gestern hat er angerufen,

sagt er hätte grad noch Schnee.

Tante Liese wird wohl klagen,

weil sie den Kaffee nicht mag,

ach und Nichte Leonore,

mag mal wieder keinen Schlag.

Bitte denk ich voller Zweifel,

lass ein Wunder rasch gescheh´n,

kann man denn nicht diese Feier,

dieses Jahr mal übergeh´n.

Nein man will mir huldvoll sagen,

was ein Mensch mit 60 braucht,

Gesundheit und nicht immer klagen,

ach und das man auch nicht raucht.

Mensch ich kann doch gar nicht rauchen,

hab es auch noch nie getan,

irgendwie müsst ihr das wissen,

na man sieht´s mir wohl nicht an.

Weiter geht die schöne Rede,

alles mir zur Huldigung,

„Ach mein Mädchen“ sagt mein Schwager,

„Du bist auch nicht mehr ganz jung.“

Toll denk ich, dass macht doch Freude,

sagt er das nicht jedes Jahr,

ich bin sehr mit mir zufrieden,

fühl mich jünger oft sogar.

Auf dem Tisch die weißen Kerzen,

biegen sich gerade krumm,

seht ihr denn nicht wie ich strahle,

wie ich bin so seltsam stumm.

Warum musst ich sowas denken,

Tante Frieda spricht mich an,

räuspert feucht in meine Ohren:

„Du sag mal, wer ist der Mann?“

„Ach“ sag ich, „den wirst nit kennen,

der ist aus dem Internet,

den hab neulich ich getroffen,

den find ich so richtig nett.“

„Oh, Du liebe treue Seele“

kreischt der Hans aus Übersee,

küsst den Nacken seiner Elfe,

frag mich sah die jemals Schnee.

Weiter lass ich sie palavern,

über Gott und ihre Welt,

bitte lass mich lächelnd bleiben,

am Geburtstag Friede zählt.

Und am Ende dieses Tages,

sieht es aus wie in´nem Stall,

jeder küsst mir nass die Wange,

freut sich schon auf nächstes Mal.

Endlich an, die hohen Hacken,

in das Spitzenhemd hinein,

Liebling komm nun lass uns feiern,

schöner ist es doch zu Zwei´n.

© Ute AnneMarie Schuster 12.4.2011