Kurzgeschichte
Ökofotze

Ich kaufe Bio Bananen und fair gehandelten Kaffee. Ich rede mit meinen Blumen und werfe meinen Müll nicht auf die Straße. In armen Ländern verteile ich Essen, kein Geld. Geld ist Schuld an all dem. Die Menschheit ist Schuld an all dem. Ihr verpestet den Boden, auf dem ich aufgewachsen bin, ihr verstrahlt das Land, das euch selbst hervorgebracht hat. Der fair gehandelte Kaffee unterstützt die Menschen, die vom Minimum leben müssen. Die, die unsere Erde zerstören, müssen sich um so etwas gar keine Gedanken machen. Wenn man alles hat, ist es einem egal, worauf man tritt, auf wen man spuckt. „Ökofotze!“, ruft man mir nach, „Junkie!“, „Scheiß Hippis!“. Die Welt drückt mir ihren Stempel auf, mit roher Gewalt. Ich gleite wie eine Ballerina über sie hinweg. Ich drücke niemandem meinen Stempel auf, die Tinte ist schon lange aus. Ihr werft euren Müll ins Meer, vergrabt Plastikflaschen in weißen Stränden, unter Palmen. Ihr zerstört euer eigenes Paradies. Armut lässt über andere Dinge nachdenken als über fairen Handel und Mülltrennung. Armut lässt nicht über die Zukunft der Welt nachdenken, vielmehr über seine eigene. Die Reichen regeln das schon. Und wie. Sie regeln das schon. So sehr, dass man sich über Zukunft ohnehin keine Gedanken mehr machen muss. Kinder in die Welt zu setzen: unvernünftig. Zukunftspläne: Illusion. Wozu noch Acht geben, es ist ohnehin alles am Zerbröckeln. Die Fassade zerfällt. Ich kaufe weiterhin meine Bananen und meinen Kaffee, mir ist egal, was ihr mir in der U-Bahn nachruft, ich weiß genau, die Natur wird ihre Rache bekommen. Sie ist schon dabei.