Biografien & Erinnerungen
Schattenseite - Erinnerungen an mein Schicksal

0
"Schattenseite - Erinnerungen an mein Schicksal"
Veröffentlicht am 31. März 2011, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de
Schattenseite - Erinnerungen an mein Schicksal

Schattenseite - Erinnerungen an mein Schicksal

 

 

 

Prolog

Wenn du dieses Buch aufschlägst, begibst du dich auf eine Reise.

Eine Reise, die dir Einblick in mein Leben gewährt.

Du wirst gemeinsam mit mir Höhen und Tiefen durchleben und dich manchmal fragen, wie so viel in so kurzer Zeit passieren konnte.

 

Aber es ist so geschehen.

Es ist die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit.

 

PS: Ich könnte deine Nachbarin sein.


 

"Ich geh' nicht ohne dich, ich lass' dich nie im Stich" summe ich leise vor mich hin und wiege mich sanft hin und her.

Meine Arme habe ich fest um mich geklammert, ich liege im Bett und starre die Wand an.

"Ich geh nicht ohne dich, ich bin bei dir."

Es ist dunkel in meinem Zimmer. Lediglich das blaue Schimmern meines CD-Players erhellt mein Zimmer.

Es ist leise, ganz leise. Nur die Musik ist zu hören, sonst nichts.

Traurig gucke ich in die Nacht hinaus, beobachte die Bäume, die sich im Sommerwind wiegen.

Eine Träne kullert über meine Wange, sucht sich ihren Weg ins Kissen. Dort wird sie vertrocknen, gemeinsam mit den anderen Tränen, die ich schon geweint habe, und morgen wir nichts mehr von ihr zu sehen sein. Nur ich und mein Zimmer werden stumme Zeugen des Geschehens sein.

"Ich bin bei dir." 

Irgendwie tröstet mich das, auch wenn ich nicht wüsste, wer morgen bei mir sein soll.


 

Ich bin 12 Jahre alt und fühle mich unglaublich ausgelaugt.

Manchmal überlege ich, mein Leben zu beenden, dem Schmerz zu entkommen.

Alleine und hilflos liege ich da und habe das Gefühl, dass mich die ganze Welt hasst.

Ich darf nicht reden. Nein, ich KANN auch nicht reden. Ich weiß ja nicht mal, was...

Wie soll ich der Welt erklären, wieso ich so traurig bin? Wie soll ich es sagen? Und wer wird mir schon glauben?

Also beschließe ich, nichts zu sagen.

Es tut weh, aber es scheint die beste Möglichkeit.

Ich werde einfach nicht sagen, dass ich wieder angeschrien, dass ich geschlagen wurde. Ich werde meinen Mund halten und schweigen.

So wie die letzten Jahre auch.

Ich drehe mich auf den Bauch, meine typische Schlafposition. Mein Arm schmerzt, besonders aber mein Herz.

Morgen wird alles besser sein.

 

 

 

Dass es auch die nächsten Tage nicht besser wird, war klar. Genau so, wie es auch die nächsten Wochen nicht besser wird.

Tagsüber spiele ich ein starkes, tapferes Mädchen, abends sitze ich in meinem Zimmer und schreibe Gedichte.

Ich verstehe nicht, wieso er sich gerade mich ausgesucht hat. Nicht, dass ich meinen Schwestern wünschen würde, dass er es ihnen antut. Aber ich würde es so gerne verstehen. Was habe ich falsch gemacht?

Seite für Seite schreibe ich nieder, eine Träne nach der anderen läuft über mein Gesicht.

Ich habe zwei Schwestern. Ich bin genau in der Mitte.

Wir sind alle 2 Jahre auseinander. Eigentlich ziemlich gut getroffen. Zum Spielen, so sollte man es vermuten, optimal. Bis ich 14 bin, hege ich allerdings eine große Wut auf meine ältere Schwester. Sie hat mir, so meine ich, die einzige Chance in meinem Leben, geliebt zu werden, genommen: Luisa.

Luisa ist die Jüngste von uns dreien und wird von allen verhätschelt. Auch ich habe sie sehr lieb.

 

Meine große Schwester Cleo ist mir da allerdings ein Dorn im Auge. Seit sie Luisas Liebe kurz nach deren Geburt gewonnen hat, stand sie immer zwischen uns. Und ich, ich war das fünfte Rad am Wagen.

Natürlich gibt es viele Kinder, die sich ausgeschlossen fühlen, viele Kinder, die sich aber der Liebe ihrer Familie sicher sind und das auch sein können.

Bei mir war das irgendwie anders, auch wenn es für mich inzwischen normal war.

 

Während ziemlich viele meiner Freundinnen sich an kaum etwas aus ihrer frühen Kindheit erinnenr können, habe ich vieles abgespeichert. Unwiderruflich. Abgespeichert und archiviert, für immer.

Ich kann mich an ziemlich viele unsinnige Dinge erinnern - so kann ich zum Beispiel ganz genau die Badehose des französischen Apfeltaschenverkäufers im Sommerurlaub beschreiben- , aber auch an viele ausschlaggebende Momente meines Lebens.

 

Luisa wurde eine Woche vor meinem zweiten Geburtstag geboren. Als kleiner Wonneproppen eroberte sie die Herzen der Familie im Sturm. Auch meiner Liebe konnte sie sich sicher sein. Gegen Cleo hingegen hatten wir beide bei unseren Großeltern väterlicherseits keine Chance. Sie hatte sich als Erstgeborene den Ehrenplatz als Lieblingsenkelkind gesichert.

Obwohl ich noch so klein war, erinnere ich mich an den Tag, an dem meine Mutter mit Lusia nach Hause kam. Cleo und ich hatten sie zuvor im Krankenhaus aufgrund des Verdachts auf Keuchhusten nicht besuchen dürfen. Umso größer war natürlich die Aufregung.

 

Mama zeigte uns Luisa, sie war sehr stolz auf uns. Cleo durfte sie sogar alleine (okay, unsere Mutter hielt die Hände drunter) auf den Arm nehmen. Mir hingegen blieb dieser Körperkontakt verwehrt. Als meine Mutter Luisa auf dem Arm hatte, durfte ich ihr auch einmal über den Kopf streicheln.

Natürlich ist mir klar, dass man einer Zweijährigen keinen Säugling in den Arm legen kann. Dennoch denke ich, dass es förderlich gewesen wäre, sowohl Cleo als auch mir die gleiche Chance zu geben, eine Bindung zu unserer kleinen Schwester aufzubauen.

 

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399889.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399892.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399893.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399894.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399905.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_399891.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Innocent

Leser-Statistik
42

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
anteus Sehr traurig geschrieben.
Dieses vorgelesen bekommen, die Augen schließen, dann gerät man ins Träumen.


Vielleicht hast Du ja mal Lust bei mir zu stöbern?
Falls Du bei mir dann Schreibfehler oder sonstiges endeckst, teile sie mir bitte mit.
Ich würde mich über einen Gegenbesuch, hier, auf meiner Seite und meine Homepage http://www.zitateanteus.de.tf
sehr freuen.
Bin für jede ehrliche Kritik offen.
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Gut, dass meine Schwester und ich beste Freundinnen sind :-) - Hier hat man nichts rumzumäkeln, Sprache und Stil passt absolut zum Inhalt und der Atmosphäre. Absolut interessant gestaltet, ich werde auf jeden Fall weiterlesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Innocent Liebe Bärbel,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Heute Abend schreibe ich weiter:) Wenn du also magst, lies gerne mehr:) Liebe Grüße,
Jasmin
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Sehr gut geschrieben. - Man kann es gut nachempfinden. Ich kenne solche Siuationen leider nicht, weil ich immer Einzelkind war, aber ich habe mir Geschwister immer sehr gewünscht.

Liebe GRüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Innocent Danke dir, Ralf.
Die Fehler werde ich gleich morgen beheben. Jetzt bin ich zu müde zum Schreiben.
Morgen werde ich dann auch weiter arbeiten an meinem Text.
Vor langer Zeit - Antworten
schreiber304 "Harte Worte" - Das ist nicht schön, was du da erfahren hast, als du ein Kind warst!
Ich finde, dass du es gut geschildert hast, mit all deinen Wünschen.
Du hast ein paar wenige Fehler drin, die du abändern solltest, aber ansonsten ist es gut.

Gruß

Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
7
0
Senden

51298
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung