Romane & Erzählungen
Der ungeschriebene Brief des Monats - an ntv & Consorten

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"Der ungeschriebene Brief des Monats - an ntv & Consorten"
Veröffentlicht am 14. März 2011, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ein Mensch mit einem großen Erfahrungsschatz., mit viel Humor, mit viel Liebe den Menschen gegenüber, ein Querdenker mit viel Kreativität, ein Mensch, der gerne schreibt, Theater spielt, improvisiert, ein Genießer und ein bekennender Holland-Fan ist.
Der ungeschriebene Brief des Monats - an ntv & Consorten

Der ungeschriebene Brief des Monats - an ntv & Consorten

 

 

 

Der ungeschriebene Brief des Monats an

ntv & Consorten

betr. Berichterstattung über Erdbeben, Tsunami und AKW in Japan

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Menschen,

bislang ging ich davon aus, dass Nachrichten aus aller Welt uns informieren sollen und wir darauf vertrauen können, seriös und professionell, sprich sachlich und distanziert, über Neuigkeiten aus aller Welt unterrichtet zu werden.

Dem ist nicht so:

 

 

 

Es kommen Monsterwellen,

die über’n Kai sich quellen,

die alles mit sich reißen

nicht einfach Wellen heißen,

geboren von einem Beben

der Erde und wir erleben,

dass es nicht Erdbeben heißt,

was die Erde da kreißt.

Nein, Monsterbeben wird es genannt,

Nur Erdbeben? Schon zu lange bekannt!

 

 

Warum, Ihr Leute von en-ti-vi

Brecht  Nachrichten ihr so übers Knie?

Nicht nur die Informationen zählen.

Nein auch die Ängste, die uns quälen!

 Ich hätt’ nicht gedacht, dass Ihr Nachricht so macht:

(zu singen nach der Melodie von

 „Stumpfsinn, Stumpfsinn, du mein Vergnügen…“)

Nachricht , Nachricht du mein Vergnügen

Sensation du meine Lust.

Gäb’s keine Nachricht, gäb’s kein Vergnügen.

Gäb’s keine Nachricht, gäb’s nur noch Frust.

 

Nachricht, Nachricht ist  eine Ware.

Nachricht, Nachricht, sie wird verkauft.

Zuschauerquoten die bringen Vergnügen.

Anzeigenkunden die geben viel Geld.

 

Das Geschäft mit dem bedrohten Leben blüht. Wir alle wollen oder können uns nicht satt sehen an dem Leid anderer Menschen. Bei jedem großen Unfall kommen die Gaffer, und meistens auch auf ihre Kosten. Die Rettungswagen kommen kaum durch. So wird die Rettung der Verletzten, wenn nicht ver-, so doch be-hindert. Das macht auch Sinn: Wenn die Rettung schnell ginge, wäre nichts mehr zu Gucken da. Es sei denn, die Retter versuchen, Wiederbelebungsmaßnahmen zu ergreifen. Da gäbe es auch viel zu Gucken.

 

 

Aber, liebe Damen und Herren von ntv! Ich habe schließlich Fernsehgebühren bezahlt. Dafür darf ich doch wohl etwas mehr erwarten als diese Gaffer, die sich nur die Fernsehgebühren ersparen wollten. Von denen könnten Ihre Reporter vor Ort noch viel lernen. So hatten doch einige Gaffer die Hochwasserschutzanlagen in Köln am Rhein beschädigt, weil viel zu wenig Wasser über die Anlagen lief. Mutige Leute! Die sorgten für Action! Oder waren das etwa verdeckte Außendienstmitarbeiter Ihres Senders? 

Mehr Action bitte, nicht ständige Wiederholungen von Bildern, die ich tausendmal schon gesehen habe! 

 

Bei einer Actionszene konnte ich mich jedoch nicht genug sattsehen und danke Ihnen, dass Sie die 24 Stunden lang wiederholt haben: Das war die Szene,  als die Autos von den Wellen wie Spielzeugautos weggerissen werden. Wirklich gut gelungen und täuschen echt. Zum Glück haben Sie noch Lieferwagen und Busse hineingefügt. Zum Glück fiel Ihnen noch rechtzeitig ein, nicht nur einen Lieferwagen und Bus zu zeigen, sondern gleich mehrere.

Ja, das nenne ich eine gelungene Dramaturgie. Glückwünsche auch zur Arbeit Ihrer professionellen Cutterinnen. Sehr gut eingefangen haben Sie auch das Leiden der Menschen. Allerdings fehlte eine entsprechende Musikbegleitung. Einen hohen Informationswert hatte auch die ständige Wiederholung des japanischen Regierungssprechers in der Kluft eines Werktätigen, 

 

der sich jedes Mal vor der japanischen Fahne verneigte und etwas Japanisches von sich gab, das Sie erst gar nicht übersetzten , sondern eher interpretierend zusammenfassten. 

So war ich armer Tor so klug als wie zuvor. Als Guttenbergverehrer werde ich den vorangegangenen Satz nicht als Zitat verwenden. Aber zurück zur fehlenden Action! Es sind doch gewiss noch viele Menschen unter den Trümmern. Begleiten Sie doch einfach mal so ein Räumungsteam bei der Arbeit. Interviewen Sie vielleicht lieber Retter, die leicht weinen. Sie haben Japaner und Japanerinnen interviewt, aber die können nicht so gut weinen. Gelungen war die Szene einer Mutter, die ihre verloren geglaubte Tochter wiedertraf. Solche Szenen schaffen eine hohe Sehbeteiligung. Vergessen haben Ihre Reporter  jedoch, diese beiden anschließend zu fragen, wie sie sich fühlen, gerettet worden zu sein und sich wiedergefunden zu haben.

 

Was die uns dann sagen würden, wäre für uns alle wichtig, falls wir mal nicht wissen, was wir antworten sollen, wenn wir in eine ähnliche Situation gerieten. Vielleicht schaffen Sie es noch bzw. Ihre Reporter, als erste mit den Verschütteten und Sterbenden zu sprechen und sie nach ihren Gefühlen zu fragen.  Das spräche sich rum. Sie könnten dann diese Szene häufiger senden. Vielleicht springt für Sie ein Bild des Jahres dabei heraus. Problematisch bleibt allerdings, dass die meisten Japaner so gar nicht in panischer Angst sind und so wenig hysterisch. Da sollte sich Ihr Regisseur mal etwas einfallen lassen, z.b. mal den Geigerzähler so einstellen, dass er ständig knarrt und Höchstwerte von Radioaktivität. zeigt. Gut ist übrigens, dass Sie Ihre Papparazzi an den Atomkraftwerken gut positioniert haben, damit sie als erste Menschen der Welt einen Super-GAU filmen können.

 

 

Nicht auszudenken, was das an Werbe-Einnahmen bringt!!!!

Gelungen sind auch die Hubschrauberbilder. Wie gut, dass Ihre Reporter der Versuchung widerstanden, die Menschen, die mit weißen Tüchern winkten oder SOS auf ihr Hausdach schrieben, zu retten. Dann hätten Sie es ja nicht geschafft, zu den vielen anderen, die in vergleichbarer Situation sind,  zu fliegen und diese dann zu fotografieren.

Dass diese Kühlwasserpumpen nicht funktionierten, war für Sie ein echter Glücksfall, oder sollten auch da Ihre Außendienstmitarbeiter…..?

Meinen Sie wirklich? Nee, so viel Geld haben Sie nun auch wiederum nicht. Vielleicht sollten Sie an die Börse gehen, aber da gilt: Gute Nachrichten bringen nichts……. oder besser: gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

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Hörbuch

Über den Autor

Arigato
Ein Mensch mit einem großen Erfahrungsschatz., mit viel Humor, mit viel Liebe den Menschen gegenüber, ein Querdenker mit viel Kreativität,
ein Mensch, der gerne schreibt, Theater spielt, improvisiert, ein Genießer und ein bekennender Holland-Fan ist.

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baesta Es ist leider so - werden wir zu spät oder gar nicht informiert, gefällt uns das nicht. Eine ständige Information mit immer wiederkehrenden Schreckensbildern nervt uns auch.
Ansonsten bin ich der Meinung meiner Vorschreiberin.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Arigato Re: - Ich freue mich über deinen kritischen kommentar, weil ich damit gut etwas anfangen kann.
Der wechsel der erzählform ist ein bekanntes dramaturgisches stilmittel und ganz bewusst eingesetzt worden, quasi als literarische entgegnung zu der dramaturgie der nachrichtenvermittlung eines senders, die auf niedrigstem niveau stattfand, weil sie eben nicht das informationsbedürfnis sondern das sensationsbedürfnis der menschen ansprach, um möglichst viele zuschauer auf diesen nachrichtenkanal zu locken. Der leichtfertige umgang mit zahlen, daten und fakten und die untermalung der sog. nachrichten mit musik hat zumindest im internet zu großen protesten geführt (z.b. im forum der zeitung DER TAGESSPIEGEL)
Mein artikel war eher eine satirische stellungnahme ( vg. ungeschriebene briefe in der satire-zeitschrift TITANIC ).
Wenn abwechselnd mal von 1000 und 4000 erdbeben im jahr, mal von mehreren 10.000 toten/vermissten oder mal von 1400 toten gesprochen wurde, nicht die nachrichtenquelln konkretisiert wurden und über 24 stunden die gleichen bilder und kommentare gesendet wurden, ist das für mich keine umfassende information. Dazu kommt dann noch die musikalische untermalung. Was hat musik mit nachrichten zu tun?
Dass der wechsel meiner schreibform beim lesen stören könnte, ist jedoch ein wichtiger hinweis für mich, meine medienkritik literarisch anders zu verarbeiten. Darum vielen dank für deine kritik.

Zitat: (Original von Flugente am 18.03.2011 - 06:45 Uhr) Ich frage mich die ganze Zeit, was mir die Zeilen sagen sollen. Eigentlich bin ich froh oder hoffe es sein zu dürfen, dass ich umfassend informiert werde und mir nicht die Hälfte entsagt wird, so wie es früher oft der Fall war und man erst davon erfuhr, nachdem es schon zu spät war.
Aber dass ist halt Geschmackssache und sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Aber auch sprachlich konnte ich wenig mit dem Geschriebenen anfangen, da dieses Wechseln von Gedichtform in Prosa und ein Mischmasch aus beidem ungemein beim Lesen stört.

Vor langer Zeit - Antworten
Flugente Ich frage mich die ganze Zeit, was mir die Zeilen sagen sollen. Eigentlich bin ich froh oder hoffe es sein zu dürfen, dass ich umfassend informiert werde und mir nicht die Hälfte entsagt wird, so wie es früher oft der Fall war und man erst davon erfuhr, nachdem es schon zu spät war.
Aber dass ist halt Geschmackssache und sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Aber auch sprachlich konnte ich wenig mit dem Geschriebenen anfangen, da dieses Wechseln von Gedichtform in Prosa und ein Mischmasch aus beidem ungemein beim Lesen stört.
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