Romane & Erzählungen
Herz aus Stein - 1. Fortsetzung

1. Drei Tropfen Blut

Ich wartete. Würde Julians Freundin ihm zu Hilfe eilen? Minuten dehnten sich zu Stunden. Niemand kam. Julian schwebte in Lebensgefahr! Die Zeit drängte, jede Minute war kostbar, konnte über Leben und Tod entscheiden! Was sollte ich nur tun? Die Schwärze der Nacht wich dem Zwielicht der Morgendämmerung. Es musste etwas Geschehen!

In meiner Ratlosigkeit griff ich noch einmal nach dem kleinen Gerät.

Winzige Tasten mit Ziffern leuchteten in der Dunkelheit. Vorsichtig drückte ich auf die erste Ziffer. Nichts geschah. Ich probierte es noch einmal, wieder keine Reaktion. Sollte ich alle Tasten einmal betätigen? Einen Versuch war es wert! Also drückte ich die zweite Taste herunter. Ein Geräusch! Ich hielt es mir wieder ans Ohr. Eine männliche Stimme sprach, in meiner Aufregung verstand ich kein Wort.
„Helfen Sie mir!“ rief ich.
„Was ist geschehen?“
„Ein Mann liegt bewusstlos in der steinigen Bucht. Bitte kommen Sie! Er blutet an der Schläfe und wird sterben, wenn ihm niemand hilft!“
„Versuchen Sie die Blutung zu stoppen. Wir kommen sofort!“

Kurze Zeit später hörte ich Sirenen heulen. Ein Krankenwagen hielt oben an der Strasse und Sanitäter eilten über den Strand  mit einer Trage auf uns zu, hinter ihnen ein weiß gekleideter Arzt mit seinem Koffer. Ich lief ihnen entgegen, deutete aufgeregt auf Julian, der immer noch besinnungslos am Boden lag.
Der Arzt kniete sich neben Julian in den feuchten Sand: „Sie haben ihn schon gut versorgt!“ lobte er mich.
Er gab den Sanitätern einen Wink.
„Er hat viel Blut verloren. Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen! Er hat keine Papiere bei sich? Sind sie mit ihm verwandt?
Wenn ich jetzt nein sagte, würde ich nie erfahren, was aus meinem Erwecker wurde.
Also log ich: „Ich bin seine Frau!“
„Dann kommen Sie, steigen Sie mit ein!“

-- Fortsetzung folgt --

(C): Erika Thomas