Biografien & Erinnerungen
Sebastian - Ein ganz Besonderer Junge

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"Sebastian - Ein ganz Besonderer Junge"
Veröffentlicht am 03. März 2011, 30 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin Mutter von zwei Söhnen, verheiratet und mache ehrenamtlich Dienst beim Roten Kreuz
Sebastian - Ein ganz Besonderer Junge

Sebastian - Ein ganz Besonderer Junge

Beschreibung

Die Lebensgeschichte eines kleinen Jungen der etwas anders ist als die Anderen.

Einführung

 

Dies ist die Geschichte von meinem Sohn Sebastian einem liebenswerten, besonderen Jungen. Er hat mit 7 Jahren schon Hürden hinter sich gebracht die für einen Erwachsenen zu schwer wären, Kämpfe bestanden bei denen wir unterlegen wären und Liebe gegeben die wir nicht zu geben vermögen.

Ein Kind

 

Ich habe zwei Söhne mit 17 und 8 Jahren das ist die Geschichte des Jüngeren der Sebastian heißt. Warum seine Geschichte erzählenswert ist? Nun ihr werdet es sehen wenn ihr es lest. Ich werde hier nichts beschönigen aber auch nicht übertreiben. Es ist ein Tatsachenbericht bei dem ich nicht immer gut wegkomme. Und hier gleich mein größter Fehler: Wie gesagt habe ich zwei Söhne und mein Älterer, der Kevin heißt war wie mir Allerorts versichert wurde ein wohlerzogener, einnehmender Junge der es sogar verstand die Lehrer um den Finger zu wickeln. An ihm maßnehmend hielt ich mich für eine gute Mutter und allem was mir mein Kleiner vorsetzten mag gewachsen und genau das war mein Fehler. Irgendwie hatte ich die fixe Idee was einmal geklappt hat klappt auch ein zweites Mal.

 

 

Vor etwas mehr als acht Jahren erfuhr ich das ich Schwanger bin. Es war eine Freudenbotschaft hatten mein Mann und ich uns schon fünf Jahre lang darum bemüht. Alles lief vorerst auch gut, doch in der 32 Schwangerschaftswoche setzten vorzeitige Wehen ein und Fruchtwasser lief ab. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht und untersucht. Zuerst dachten die Ärzte noch an eine Frühgeburt doch am zweiten Tag stellte sich heraus das es nicht unabdingbar war. Der Sprung in der Fruchtblase war nicht so groß das eine Geburt notwendig war, er hatte sich wieder verklebt. Auch Fruchtwasser war noch genug übrig um die Schwangerschaft unter strengen Vorsichtsmaßnahmen weiterzuführen. Also verbrachte ich die restlichen Wochen liegend und brachte dann meinen Sohn zur Welt.

Die ersten Probleme

 

Als Sebastian etwa ein halbes Jahr alt war, war es Zeit für eine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohrenarzt (diese Untersuchungen sind in Österreich an das Karenzgeld gebunden und gratis.) da wurde festgestellt das der Junge eine Flüssigkeitsansammlung im Innenohr hatte. Darauf folgte tägliche Medikamenten Gabe wöchentliche Kontrolluntersuchungen und mit einem Jahr dann seine erste Operation. Für eine Weile wurde es sogar besser und unser Blick richtete sich auf die Zukunft. Ich brachte Sebastian die ersten Worte bei und er begann auch zu Laufen alles schien normal. Doch eines Tages bemerkte ich entsetzt das ich lauter sprach als es notwendig sein sollte. Wieder begannen die wöchentlichen Untersuchungen die Sebastian gar nicht mehr gefielen. Er begann sich zu wehren. Strampelte herum und schrie aus Leibeskräften, es war eine wöchentliche Folter. Das Medikament wollte er auch nicht mehr nehmen wodurch es zur Qual wurde für ihn wie für mich wobei ich die Notwendigkeit verstand und deshalb nicht nachgab. Nach einem halben Jahr wöchentlicher Verletzungen verordnete der Arzt eine weitere Operation, nach der sich herausstellte das Sebastian so gut wie nichts mehr gehört haben konnte.

 

 

Es fängt gerade erst an

 

Nach der Ohrenoperation konnte Sebastian wieder hören und wie wir bald feststellten war ihm die Welt nun zu laut. Man durfte keine Musik mehr hören und den Fernseher nur auf geringer Lautstärke laufen, oder den Ton ganz weg lassen. Ansonsten kam ein gnadenloser Wutausbruch. Ich weiß noch dass ich mir dachte das der Radau den Kevin mit 2 Jahren gemacht hat lustiger war als diese Grabesstimmung. Jedes Geräusch irritierte Sebastian. Ich schafte es, zumindest glaubte ich das, ihm die Welt so angenehm wie möglich zu machen und wehnte mich auf der sicheren Seite.

Doch zwei Wochen nach der OP kam das ernüchternde Erlebnis. Wir waren gerade aufgestanden der Junge gewickelt und weil ich ein menschliches Bedürfnis verspürte mit dem Kakao vor die bunten Bilder sprich Fernseher gesetzt (Für 10 Minuten so dachte ich währe das in Ordnung). Zwischen ihm und mir war nur eine dünne Rigibswand und eine Tür (die zum WC). Als ich gerade den Knopf drückte hörte ich scheppern und dann Schreinen aus Leibeskräften. Sebastian hatte sich das Fenster geöffnet und war 4 Meter abgestürzt. Fast sofort waren Rettungssanitäter bei ihm da wir im selben Gebäude wohnen in dem die Dienststelle untergebracht war. Ein Notarzthubschrauber wurde gerufen und brachte uns in das Krankenhaus, wie durch ein Wunder war Sebastian unverletzt geblieben. Als erste Reaktion noch während Sebastian und ich im Krankenhaus waren wurden die Fenstergriffe ausgetauscht nun wurden sie versperrt. Doch der Vorfall war das erste Anzeichen das etwas mit Sebastian nicht stimmte. Er hatte keine Angst weder vor großen Höhen noch vor sonst etwas. ich ging mit ihm noch im Krankenhaus zu der dort praktizierenden Psychologin und ließ mich beraten. Diese vermutete fast sofort ADHS und gab mir Broschüren und Ratschläge.

 

Wieder daheim setzte ich alles mir Mögliche in Bewegung, damit ich die Vorschläge der Psychologin in die Tat umsetzen konnte. Doch Österreich ist nur sozial wenn man das nötige Kleingeld hat. Überall hörte ich wenn nicht Privat dann eine Wartezeit bis zu einem Jahr. Und hier muss ich nun dem Jugendamt ein Lob aussprechen. Wegen des Vorfalls wurde eine Sozialarbeiterin geschickt, zur Sicherheit wie mir versichert wurde. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und klagte ihr mein Leid wegen der benötigten Therapien. Sie versprach mir sich für mich einzusetzen und, um es gleich vorweg zu nehmen, sie hielt Wort. 

Und schon die nächste Katastrophe

 

Noch bevor irgend eine Therapie beginnen konnte, geschah jedoch noch etwas.

Wie ich bereits erwähnte war Sebastian sehr Lärmempfindlich und das war der Grund für den nächsten Vorfall. Im Haus wurde etwas Repariert und schon den ganzen Vormittag war das Bohren und Hämmern zu hören. Geht dieser Lärm uns Erwachsenen schon auf die Nerven für Sebastian war es die Hölle und dem entsprechend unleidlich war er. Ich wollte ihm zum Essen Himbeersaft geben doch den mochte er aus seiner Stimmung heraus nicht, er nahm das Glas, denn Plastikbecher wollte er auch keinen, und warf es mir in hohen Bogen entgegen und fiel auf den Fußboden, natürlich war es sofort kaputt und Sebastian auch schon aus seinem Kindersessel heraus geklettert. Da nun auch mir der Geduldsfaden riss schrie ich ihn an er solle sitzen bleiben, da nun in der ganzen Küche Glasscherben herumlagen. Ich holte Besen und Schaufel und begann aufzukehren doch das wollte der Junge auch nicht und bekam nun den Wutanfall der sich schon den ganzen Tag ankündigte. Er sprang vom Stuhl herunter und gebärdete sich wie ein Berserker warf alles was am Tisch stand hinunter und in seinem Zorn sprang er auf eine der Glasscherben und verletzte sich dermaßen das wir wieder ins Krankenhaus mussten. Dort lehrte er nun allen das Fürchten, 2 Schwestern, 1 Pfleger und 2 Ärzte waren notwendig um ihn ruhig zu stellen. Mich hatten sie gleich vor die Tür gesetzt weil sie dachten das ich der Grund für sein Gebaren bin, auch wenn ich ihnen sagte, das sie es waren die er überhaupt nicht sehen wollte. Ich wartete also vor dem OP. Als er heraus gebracht wurde begleitete ihn ein Arzt der mir mitteilte das eine der Zehen fast abgetrennt war und sie, sie wieder annähen konnten, außerdem wäre es nicht normal wie sich das Kind aufführe und ich sollte mir schnellstens Hilfe holen. Irgendwie klang es wie Hohn in meinen Ohren, ich schluckte hinunter, nickte nur und stellte mir im Gedanken vor was ich ihm alles sagen wollte. Dann wurden wir von den zwei Schwestern auf die Kinderstation gebracht die mir allerhand Ratschläge erteilten wie man ein Kind erzieht das sich so gebärdete. Auch ihnen hätte ich am liebsten allerhand gesagt doch ich schwieg auch hier.

 

Erst der Sozialarbeiterin vom Jugendamt die natürlich wieder vorstellig wurde erzählte ich alles und als ob Sebastian meine Geschichte bestätigen wollte war dieser Besuch an einem seiner besonders schwierigen Tage. allein das wir redeten war für ihn ein Grund für einen Wutausbruch. Nach dem sie eine Stunde zusah was ich alles bewerkstelligte um ihn unter Kontrolle zu bekommen, zollte sie mit Respekt. So manchen währe schon die Hand ausgerutscht meinte sie und ging mit dem abermaligen Versprechen mir zu helfen.

Endlich Hilfe

Wie versprochen bekamen wir Hilfe, für den Anfang in Form einer Frühförderung für Sebastian.  Die Dame kam wöchentlich ins Haus und musste sich die ersten fünf Mal geschlagen geben. Auf Veränderungen reagierte er wie auf Geräusche, Aggressiv. Doch langsam gab es eine Annäherung wir durften zwar noch immer nicht zu viel sprechen aber leise Musik akzeptierte er nach einer Weile, er begann sogar die Melodien nach zu summen.  Doch das verbesserte seinen Sprachschatz nicht und seine sprachliche Entwicklungsverzögerung war bereits stark offensichtlich. Also sprachen wir mit ihm, wir nahmen seine Wutausbrüche, und ich zusätzlich diverse Verletzungen, hin, in der Hoffnung das er seinen Rückstand doch noch aufholen könnte.  Endlich bekamen wir auch einen Platz in einer Ergotherapie und Sebastian gewöhnte sich auch daran, mit der Zeit. Kaum wahren die ersten Besserungen zu erkennen war es für Sebastian Zeit in den Kindergarten zu gehen, wieder eine Veränderung.

Das erste Jahr war die reinste Qual. Sebastian war mit 17 anderen Kindern in einer Gruppe und dem entsprechen laut ging es da zu. Ich musste ihn jeden Tag um 8 Uhr abliefern wobei ich ihn sprichwörtlich mit Gewalt durch die Stadt zerren musste. Sobald ich weg war randalierte er bis gegen 10 und wenn ich ihn dann um 12 abholen kam wehrte er sich abermals weil er dann nicht weg wollte, da es um diese Zeit leiser wurde.  Nach etwa zwei Monaten wurde entschieden Sebastian solle mit dem Bus fahren die Kindergärtnerinnen dachten das ihn das Gehen störte. Nun Ich ersparte mir den Weg durch den Ort doch wütete er nun im Bus während der Fahrt weshalb man eine der Tanten mitschickte. Die Nerven aller Beteiligten waren bis zum zerreißen gespannt.  Alle versuchten es Sebastian so recht wie möglich zu machen da man seine Wutausbrüche fürchtete.  In dieser Situation kam weitere Hilfe eine Psychologin der sozialpädagogischen Familienhilfe (SFh) die hauptsächlich der Familie bei ihren Problemen mit Sebastian helfen sollte. Doch diese Frau tat mehr, viel mehr sie half mir den Tagesablauf so zu organisieren damit Sebastian klar kam, außerdem half sie mir die "Kommunikation der Helfer" zu  abzuwickeln.  So das die Ergotherapeutin sich mit der Sonderpädagogischen Kindergärtnerin absprechen konnte ich aber trotzdem auf dem laufenden gehalten wurde und so weiter . Kurz vor den Sommerferien, Sebastian war inzwischen vier bekam er das erste Medikament. Hierzu muss ich anmerken das ich Sanitäter bin und mich etwas mit Medikamenten auskenne. Allein der Name Amphetaminsaft machte mir ein mulmiges Gefühl, doch ich wehrte mich nicht. Vielleicht hoffte ich das es dadurch einfacher wurde.  Doch es wurde nicht einfacher. Ich weiß nicht ob es mir damals nur so vorgekommen war , weil ich wegen des Medikaments irgendwelche Hoffnungen hegte, aber mir schien es schlimmer zu werden. Sebastians Wutausbrüche wurden unvorhersehbar. Es gab Situationen bei  denen man sich schon vorher innerlich duckte, da man mit einem Ausbruch rechnete, doch es geschah nichts und ein anderes Mal rastete er völlig aus obwohl man dachte daran hatte er sich bereits gewöhnt. Nun brachte die Kinderärztin das erste Mal einen stationären Aufenthalt zur Sprache, alle Helfer sprich Kindergärtnerin, Sozialarbeiterin,  Ergotherapeutin und SFh stimmten dem zu und zu Anfang war auch ich einverstanden da ich mit etwa ein bis zwei Wochen rechnete. Also wurde Sebastian von der Sozialarbeiterin auf eine Warteliste gesetzt, erst da erfuhr ich das der Aufenthalt nicht Wochen sondern 2-3 Monate dauern sollte und Sebastian nur alle zwei Wochen übers Wochenende uns besuchen durfte.  Ich begann mich dagegen zu wehren. Währenddessen fand ich in unserer Nähe eine Kinderpsychiaterin bei der wir vorstellig wurden, sie erweckte sofort mein Misstrauen da sie einem stationären Aufenthalt ebenfalls zustimmte. Schließlich musste ich mich fügen, man hatte mir die Zustimmung unter Androhung einer Fremdunterbringung abgepresst.

Der Stationäre Aufenthalt

Bis zum stationären Aufenthalt von Sebastian sollten noch einige Monate vergehen und die nützte die Psychiaterin um ihn besser kennen zu lernen und eine erste Diagnose zu stellen. Die war: Intelligenz Minderung sowie sprachliche, emotionale, und soziale Entwicklungsverzögerung  mit aggressiven Verhaltensstörungen. Auch wenn das jetzt etwas klischeehaftklingt,  hätte mir damals jemand ein Messer ins Herz gestoßen so wäre der Schmerz nicht geringer gewesen. Als nächstes wurde das Medikament abgesetzt, da es offensichtlich nicht die gewünschte Wirkung hatte und es als Ausgangsbasis für den Klinikaufenthalt besser war. Sebastian blieb dennoch eine tickende Zeitbombe.

Anfang November brachten wir dann unseren Jungen schweren Herzens in die Klinik wo er dann bis Ende Februar blieb mit Unterbrechungen jedes zweite Wochenende und über Weihnachten und Silvester.  Es ist für mich nun schwer diese Zeit objektiv zu beschreiben, ich füge das hinzu da in mir immer noch unterschwelliger Zorn tobt, doch ich werde mich bemühen. Jedes Mal wenn wir Sebastian holten flog er uns schon von weitem entgegen klammerte sich an mich und ließ mich nicht mehr los, er begann damals wieder in der Nacht zu uns ins Bett zu kommen und hielt die ganze Nacht meine Hand. Wenn wir ihn dann zurückbrachten schrie er aus Lebenskräften als trachte ihm dort jemand nach dem Leben. Ich war jedes mal am Boden zerstört. Nach dem ersten Monat  in der Klinik sprach er etwas Besser was ich gerne zugebe, dafür waren in seinem Wortschatz Wörter die ich nicht einmal denke geschweige denn ausspreche weil sie so abstoßend waren. Auch nicht altersgerechte Verhaltensweisen kamen zu Tage, die er von viel Älteren oder wie ich damals entsetzt vermutete missbrauchten Kindern mitbekommen hatte.  Als ich das zur Sprache brachte wurde mir erklärt ich übertreibe, ich sei überfürsorglich und ließe meinem Sohn keinen Platz sich zu entwickeln. Als ich dann hörte das drei Betreuer notwendig waren um einen 4 Jährigen Jungen zu duschen sträubten sich mir die Nackenhaare, ich wollte ihn nicht mehr hinbringen, doch die Sozialarbeiterin bestand darauf den Aufenthalt fortzuführen. In der letzten Woche des Aufenthalts waren einige spezielle Untersuchungen wie CD anberaumt weil er sich nicht ruhig verhielt versuchten sie ihn ruhig zustellen was jedoch keinen Erfolg hatte also verschob man die Untersuchung ohne mit uns darüber gesprochen zu haben. Die Folge bei Sebastian darauf war das er nun nicht mehr aufs Klo ging, nicht das er nun in die Hose machte nein er hielt es einfach zurück. Darauf gaben sie ihm einfach ein Abführmittel, das war dann der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte und ich nahm meinen Sohn endgültig mit nachhause.

Im Abschlussbefund stand dann zu lesen: Sebastian währe ein normal intelligentes Kind das von seiner uneinsichtigen Mutter an der Entwicklung gehindert wird. Ihm fehlte ein organisiertes Heim und ein strukturierter Tagesablauf und man würde in Hinblick auf das Kindeswohl eine Fremdunterbringung empfehlen. So in Kürze.

Ich war wie aus der Bahn geworfen und begann an mir zu zweifeln. Nun ich wusste das ich keine perfekte Mutter war das hatte mir Sebastian schon gezeigt, aber kein Mensch kann ein Kind so verziehen, das wurde mir auch dann von den Kindergartentanten bestätigt. Es gäbe weit weniger strenge Mütter als ich es bin, meinten sie kopfschüttelnd als sie den Befund gelesen hatten.

Unerwartete Rückendeckung

Während ich bereits meine Möglichkeiten abwog, wie ich meinen Sohn vor den Fängen des Jugendamtes bewahren könnte.  Begann die Psychologin von der SFh die Helfer an einen Tisch zu bringen und zu meiner Erleichterung versprachen alle ihr Möglichstes zu tun damit Sebastian bei uns bleiben konnte. Sogar die Sozialarbeiterin war, was den Befund der Klinik betrifft, skeptisch und beteuerte das eine Fremdunterbringung die aller letzte Option währe und da ich ja alle Helfer auf meiner Seite hätte war es noch nicht zwingend.

Wie sich herausstellte hatte der Klinikaufenthalt doch auch etwas Positives. Sebastian hatte nun einen größeren Wortschatz und konnte sich so besser verständlich machen. Was natürlich für alle einschließlich mir bedeutete es war Zeit für einen Logopäden der das weiterführte was in der Klink begonnen wurde. Wir hatten Glück und hatten in kürzester Zeit einen Platz. Auch wenn Sebastian die Frau nicht mochte er fügte sich und arbeitete erfolgreich mit.  Selbst ihn schien es Klar zu sein.

So musst er nicht mehr jedes Mal einen Wutausbruch bekommen, wenn er etwas wollte oder etwas ablehnte. Doch seine Kritikfähigkeit , ebenso seine Toleranzgrenze waren wie zuvor von seiner Tagesverfassung abhängig, was in noch immer unberechenbar machte. 

Es war nicht alles Ideal aber wir schaften den Rest seines zweiten und das dritte Kindergartenjahr ohne größere Katastrophen, wobei ich mich erst mit dem Gedanken das Sebastian eine Sonderschule besuchen musste, anfreunden musste. Es hieß ja er währe normal intelligent. 

Kurz bevor Sebastian den Kindergarten verlassen sollte verschrieb ihm die Psychiaterin ein neues Medikament das jedoch das Gegenteil von dem war das er mit drei Jahren bekommen hatte. Die Ärztin begründete ihr Wahl damit das sie vermutete das Sebastian nicht wie andere Kinder Paradox auf Medikamente reagierte. Ich hatte meine Bedenken, doch das Damoklesschwert der Fremdunterbringung hing noch immer über uns, also willigte ich ein. Ich konnte keine starke Veränderung durch das Medikament zu hause erkennen, doch die Kindergärtnerinnen meinten nach einiger Zeit das Sebastian nun öfter einfach zum weinen anfing anstatt in einen seiner Anfälle auszubrechen. Zu Ferienbeginn wurden wir dann damit überrascht das die Logopädin  bei Sebastian aufgegeben hatte und ihn an einen männlichen Kollegen weitergegeben hatte der mit dem Jungen wunderbar zurecht kam. Allein in den Sommerferien lernte Sebastian mehr als das ganze Jahr davor.

Schule

Das ist das letze Kapitel meiner Geschichte, ich beende es mit der Gegenwart.

Der Schulbeginn war wieder eine dieser großen Veränderungen für Sebastian mit der er schwer zurecht kam. Wobei es am Anfang schien als würde er sich integrieren.  Die ersten drei Monate hörte man nur Gutes er währe fleißig und immer gut gelaunt. Doch dann, ich weiß bis heute nicht was der Auslöser war aber von einem Tag auf den anderen war es vorbei. Es war fast schlimmer als damals als er in den Kindergarten gekommen war.  Selbst zu Hause wo ich schon lange keinen Wutausbruch über mich ergehen lassen musste gebärdete er sich wieder wie Tollwütig. Die Lehrerin so zuversichtlich wie sie am Schulbeginn war so hoffnungslos erschien es ihr nun. Er war Aggressiv warf Sesseln durch die Klasse und verweigerte jeglichen Unterricht.  Das war der Zeitpunkt an dem ich aufgab, mit einem blauen Auge von einem Kampf mit ihm und Tränen in den Augen rief ich die Sozialarbeiterin an. Ich konnte nicht mehr und stimmte nun schweren Herzens einer Fremdunterbringung zu in der Hoffnung das es irgendwo einen Ort gab an dem man ihm die Hilfe geben konnte die er brauchte.  Ich wusste ich hatte versagt. Doch der Amtsschimmel in Österreich läuft langsamer als eine Schnecke worüber ich heute sehr froh bin. Auf jeden Fall erklärte mir die Sozialarbeiterin das das noch bis zu einem halben Jahr dauern könnte. ( Ich glaube jedoch das sie da ich solange gekämpft hatte, um ihn bei mir zu behalten mir die Chance geben wollte es mir nochmals zu überlegen). Beim nächsten Termin bei der Psychiaterin  verschrieb sie Sebastian ein weiteres Medikament. Ich wehrte mich dieses Mal nicht mehr dagegen legte aber auch keine Hoffnung darauf, weil ich nicht noch einmal enttäuscht werden wollte.  Ich sagte auch der Lehrerin nichts damit ich ihr keine falschen Hoffnungen machte.

Etwa drei Monate vor Jahresschulschluss rief mich die Lehrerin aus heiterem Himmel an, ob Sebastian ein neues Medikament bekäme. Ich dachte er hätte es ihr erzählt doch es war nicht so. Sie begann von Sebastian ganz euphorisch zu erzählen, er sei brav, bliebe auf dem Stuhl sitzen und würde sogar mitarbeiten. Dabei bemerkte sie das er selbst in der schlimmen Zeit etwas gelernt haben musste.

Das Alles erweckte Hoffnung in mir, doch hatte ich zu viel Angst vor einer weiteren Enttäuschung und wartete ab. Irgendwann kam dann die Sozialarbeiterin sie Hätte einen Platz gefunden, es war ein Internat in dem Kinder mit Sozialdefiziten untergebracht waren, doch als wir uns dort vorstellten bemerkte die Leiterin das dies nicht der richtige Ort für unseren Kleinen sei. Er benötigt eine Heilpädagogische Unterbringung was mich sofort erleichterte, da inzwischen auch ich die Veränderung von Sebastian bemerkt hatte. Beim nächten Besuch bei der Psychiaterin, bei dem die Sozialarbeiterin auch geladen war, lehnte die Ärztin eine Fremdunterbringung kategorisch ab.  Wonach sich die Sozialarbeiterin ohne Wiederspruch richtete.  Inzwischen geht Sebastian in die erste Klasse da das Vorjahr als Vorschulklasse geführt wird, und ist ein naja ganz guter Schüler. (Muttis übertreiben gern das liegt in ihrer Natur.)

 

Im Letzten schriftlichen Befund von Sebastian steht als Diagnose: Sprachliche Entwicklungsverzögerung, Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen, Psychosoziales Problem.

Was wie mir die Kinderpsychiaterin versicherte, für ein Autistisches Kind außergewöhnlich wenig ist. Autisten haben im Allgemeinen mehr Handicaps.  Nur weil  ich nie aufgegeben habe, ihn gefördert, gefordert und behütet habe, ist es ihm heute möglich wie ein normales Kind zu erscheinen. Nur wer ihn gut kennt merkt das er etwas Besonderes ist, mein Sebastian. Übrigends er kann ausgezeichnet singen.

Schlusswort

 

Ich habe lange überlegt was hier hin schreiben soll, nichts pathetisches habe ich mir vorgenommen. Es ist eine wahre Geschichte und ich habe nichts beschönigt noch habe ich übertrieben. Ich wollte damit zeigen das nicht alle Sozialarbeiter und Ärzte gleich sind, ich habe keine Namen genannt weil ich nicht weiß ob es den Personen recht wäre und außerdem will ich nicht dass man wegen mir vielleicht noch Probleme bekommt. Aber ein Rat an Eltern deren Kinder nicht in die Norm passen, gebt sie nicht auf, holt euch Hilfe ihr werdet sehen, ihr schafft das.

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JGGilly
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JGGilly Re: ích habe die geschichte -
Zitat: (Original von Himmelskind am 03.03.2011 - 11:31 Uhr) schon über den blog gelesen.......

ich kenne persönlich einige eltern mit *besonderen* kindern und weiß daher wie schwierig es für eltern , freunde und betreuer und ärzte sein kann und wie wichtig es ist diesen kindern einen guten start ins erwachsenenleben mitzugeben.....ich wünsche euch alles glück für diesen weg....denn am ende zählt nur, dass sebastian ein glücklicher erwachsener wird, ohne dass jemand auf der strecke bleibt.

lg

birgit


Danke, ich bin sicher dass wir es schaffen werden nun da wir wissen was los ist können wir auch richtig "funktionieren" und für unseren Kleinen gute Grundvoraussetztungen schaffen.
lg jutta
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