Romane & Erzählungen
Das Relief - Komplettes Buch

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"Das Relief - Komplettes Buch"
Veröffentlicht am 22. Februar 2011, 116 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Das Relief - Komplettes Buch

Das Relief - Komplettes Buch

Beschreibung

Rätselhafte Ereignisse im Regenwald von Peru...

Das Relief

 

Hast du Michelle erreicht Lisa?“ Sie wollte sich doch melden ob es geklappt hat die Jeeps zu reservieren.“ „Nein, nur die Mailbox.“ Georg Ramsteiner kratzte sich nervös am Kopf. Er hatte noch so vieles zu planen und langsam bekam er das Gefühl die Sache lief ihm aus dem Ruder.

Ruf sie bitte gleich noch einmal an okay?“ Sie brauchten diese Jeeps. Es war seine erste Expedition die er zu organisieren hatte und in drei Tagen ging ihr Flug. Es fehlte noch an so vielem. Angefangen von den Jeeps, bis hin zu den Einheimischen die sie fahren sollten. Auch war er sich nicht sicher ob er das Team so zusammen stellen konnte wie er es ursprünglich geplant hatte. Nancy Hill, die amerikanische Tropenexpertin ließ nun schon seit Tagen auf Ihre Zusage warten. Georg dachte immer Wissenschaftler seien pünktliche und zuverlässige Menschen, doch seit dem er vor einem halben Jahr damit begonnen hatte ihre Reise in die Anden zu planen, war er eines besseren belehrt worden. Auf seinem Schreibtisch herrschte das blanke Chaos.

Ausrüstungslisten und topographische Karten lagen wild übereinander. Wenigstens war der finanzielle Teil gesichert und auch die Versicherungen waren abgeschlossen. Das Telefon klingelte und Lisa nahm den Hörer ab. „Hello Misses Hill“ sagte sie so laut das Georg es mitbekam.

Georg fuchtelte wild mit den Händen vor Lisas Gesicht herum und formte mit den Lippen die Worte: Un-ter-schrift. , dann deutete er mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf seine Armbanduhr. Ärgerlich drehte Lisa sich von Georg weg. Lisa würde ihm schon bald genug sagen ob sie mit Dr. Hill rechnen konnten oder nicht. Mit Ihr wäre die Gruppe komplett. Sie galt als führende Expertin im Bereich der Geobotanik und das mit gerade einmal 32 Jahren. Da Ihre Reise unter anderem dem Zweck galt, ein gewisses, noch als unerforscht geltendes Urwaldgebiet zu erkunden, waren ihre Fähigkeiten sicher von Vorteil. Des Weiteren hatte er die Legende schlechthin, Jonas Wahlstrom, für sein Unternehmen gewinnen können. Seine besonderen Fähigkeiten waren international bekannt und er wurde verehrt für seinen unbändigen Forschungsdrang. Als Experte für altertümliche Schriften und auch auf Grund seiner Jahrelangen Erfahrung als Expeditionsteilnehmer sowie Leiter, war Wahlstrom in jeder Hinsicht ein Gewinn für Ihr Unternehmen. In Yungay würde sie zudem Sascha Junk erwarten. Seit mehreren Jahren wohnhaft in Lima, kannte den kompletten Kontinent wie seine Westentasche. Als Geologe konnte er eine große Hilfe sein, falls sie das entdeckten, was Georg zu finden hoffte.

Dr. Hill ist an Board, sie trifft morgen in München ein.“

Ein Stein fiel Georg vom Herzen. Vielleicht würde doch noch alles gut. Seit Tagen hatte es den Anschein gehabt, sein Unternehmen würde zum Scheitern verurteilt sein.

Jetzt fehlen nur noch die Jeeps und ein paar Kleinigkeiten.“

Das wird schon alles noch“ sagte Lisa.

 

Vor einer halben Stunde war das Flugzeug gestartet und Wahlstrom saß eingequetscht auf seinem Sitz. Selbst die erste Klasse konnte Ihm keinen wirklichen Komfort bieten. Ich muss wirklich etwas abnehmen, dachte er. Neben Ihm saß Georg Ramsteiner, der Leiter der Expedition und wie Wahlstrom selbst Sumerologe. Wahlstrom blickte aus dem kleinen Fenster neben sich. Er mochte es zu fliegen. Wenn er die Länder und Bergketten von so weit oben sah, machte sich ein wohliges Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, in seinem Herz breit. Die Erde war so groß und so vielfältig und er durfte daran teilhaben. „Herr Wahlstrom?“ Georg Ramsteiner holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Wahlstrom drehte sich mühevoll vom Fenster weg und blickte Ramsteiner an.

Herr Wahlstrom, ich habe Ihnen ja bereits gesagt wie sehr ich mich freue, dass sie unserem Team angehören. Jedoch hatten wir vorher keine Zeit mehr über die letzte Email zu sprechen, die ich ihnen vor einer Woche gesendet habe. Ich würde gern ihre Meinung dazu hören.“

Wahlstrom legte seine breite Stirn in Falten und schien sich zu sammeln. Ihm kam die erste Email in den Sinn die Ramsteiner ihm geschickt hatte. Jene, die sein Interesse derartig geweckt hatte wie schon lange kein Fund mehr in den letzten Jahren. Das Bild eines Steinernen Reliefs, ein sitzendes Wesen auf einer Art Stuhl. Das Wesen stellte keinen Menschen dar, sondern sah eher wie ein in Menschenform gepresster Tintenfisch aus. Es war grotesk und spottete allem was Gottes Hand je Entsprungen war. Noch interessanter für Wahlstrom, waren allerdings die seltsamen Schriftzeichen die rund um das Relief führten. Eine Art Symbolsprache die Wahlstrom bis dato noch nie gesehen hatte. Eine Gruppe von Abenteurern aus Amerika hatte das Relief am Fuße des Huascaran gefunden und mitgebracht. Als Ramsteiner ihn ein halbes Jahr später fragte, ob er Teil einer Expedition werden mochte die in das Gebiet gehen sollte in dem das Relief gefunden worden war, hatte er nicht lange gezögert und sofort zugesagt. Die zweite Email, welche Ramsteiner nun ansprach, zeigte eine detaillierte Vergrößerung der Schriftzeichen.

Meiner Meinung nach sind die Schriftzeichen in einigen Punkten ähnlich denen der Maya. In den meisten allerdings nicht. Ich bin sicher Herr Ramsteiner das sie zu den gleichen Schlüssen gelangt sind. Wir brauchen noch ein paar mehr Schriftzeichen um eine bessere Grundlage zur Entschlüsselung der Symbole zu haben.“

Und deswegen sind wir hier“ entgegnete Ramsteiner.

 

Die zwölf Stunden Flug hatte Nancy fast durchgehend geschlafen, doch als sie jetzt die Augen öffnete, fühlte sie sich keines Wegs ausgeruht. Ihr Rücken tat weh und sie hatte schlecht geträumt. Sie war in wilder Panik durch einen dichten Urwald gerannt, verfolgt von einem namenlosen Grauen. Sie schrieb das ihrer Aufregung wegen der Expedition und dem unruhigen Schlaf zu. Das Flugzeug wechselte in den Sinkflug und Nancy konnte die Lichter der Landebahn aus ihrem Fenster erkennen. Heute würden sie noch in einem Hotel schlafen und ab morgen in der freien Natur.

Jetzt begann sie sich zu freuen auf das Abenteuer das vor ihnen lag. Sie hoffte vielleicht einige neue Pflanzenarten zu entdecken und diese zu beschreiben. Ramsteiner hatte ihr gesagt, dass das Gebiet in welches Ihre Reise führen sollte, weitgehend unerforscht wäre. Mit einem Ruck landete das Flugzeug und Nancy löste ihren Anschnallgurt.

 

Das Hotel befand sich unweit des Flughafens und so lag Wahlstrom keine zwei Stunden nach Ihrer Landung in Yungay, bereits in seinem Bett. Er wusste, dass er für mindestens zwei Wochen in keinem weichen Bett mehr schlafen würde und hatte sich vorgenommen diesen Komfort voll auszunutzen. Am nächsten Tag würde es in aller früh losgehen. Vor seinen Augen tanzten noch einmal die seltsamen Schriftzeichen auf dem Relief, die es zu entschlüsseln galt. Er vermutete sie beschrieben das Wesen, aller Voraussicht irgendeine Heidnische Gottheit, hoffte allerdings auch auf eine genauere Datierung des Reliefs. Er hatte das Relief nur einmal in Echt gesehen, sonst kannte er es nur von den Fotos aus Ramsteiners Emails. Ramsteiner hatte es Ihm bei seinem ersten Besuch in dessen Büro kurz gezeigt, jedoch nach zehn Minuten umgehend wieder weggesperrt. Das Wesen das es darstellte, wirkte aus der Nähe betrachtet grauenvoll Realistisch.

Die Detailtreue mit der es hergestellt worden war, übertraf alles was Wahlstrom jemals gesehen hatte. Wenn man bedachte, dass es wahrscheinlich hunderte, vielleicht sogar tausende von Jahren alt war, schien es unglaublich. Das Relief war aus einem Material gefertigt, das bisher unbekannt war. Es bestand aus einer Art Marmor, übertraf dessen Härte jedoch um ein vielfaches. Insgeheim war Wahlstrom froh gewesen als Ramsteiner das unheilvolle Bildnis nach so kurzer Zeit zurück in den Safe gestellt hatte. Während er über das alles nachdachte, schlief Wahlstrom ein.

 

Sascha war schon seit drei Uhr in der Früh auf den Beinen. Er hatte zusammen mit den fünf Peruanern die Ausrüstung am Flughafen auf die Jeeps geladen und befand sich nun auf dem Weg zum Hotel. Als sie angekommen waren, drückte er einmal kurz auf die Hupe und einen Augenblick später erschien das kleine Grüppchen von Wissenschaftlern. Georg Ramsteiner begrüßte Ihn erfreut und stellte ihm den Rest der Gruppe vor. Wahlstrom war eine Legende und Sascha freute sich darauf ihn näher kennen zu lernen. Er kannte Ihn nur von Fotos auf Wissenschaftsseiten im Internet und hatte nicht gedacht, dass Wahlstrom so korpulent war. Sascha begann sich ein wenig sorgen zu machen wie Wahlstrom in dem unwegsamem Urwaldgebiet zurecht kommen würde.

Sie konnten nicht ewig mit den Jeeps fahren. Dann stellte Ihm Ramsteiner Nancy Hill vor.

Ihren Namen hatte er schon einmal irgendwo gelesen und sich damals eine Mitte 50 Jahre alte Frau mit Nickelbrille vorgestellt. Doch jetzt stand dort eine junge und äußerst attraktive Dame vor ihm.

Sie hatte ihr blondes, schulterlanges Haar zu einem Zopf nach hinten gebunden, was sie sportlich und dynamisch zugleich aussehen ließ. Vielleicht wird diese Expedition interessanter als ich angenommen habe, dachte er. Die vier Peruaner, die sich bislang höflich zurück gehalten hatten, traten jetzt einen Schritt nach vorne um sich mit breitem Lächeln auf ihren freundlichen Gesichtern vorzustellen. Manuel und Gustavo Rodriguez waren Brüder und sich wie aus dem Gesicht geschnitten. Ernesto und Pablo kamen wie die Rodriguez Brüder, ebenfalls aus Yungay.

Alle vier hatten schon an mehreren Expeditionen teilgenommen und kannten die umliegenden Gegenenden von Kindesbeinen an.

Wenn auch nicht das Gebiet unterhalb des Huascaran, wie Sascha betonte. “Das kennt keiner“

Na dann lasst uns mal einsteigen.“ rief Ramsteiner.

 

Ein langer Weg

 

Die ersten drei Stunden fuhren sie auf unwegsamen, so wie es aussah, selten befahrenen Straßen. Nancy wurde wild durchgeschüttelt und klammerte sich verbissen an der Lehne ihres Sitzes fest um nicht aus dem Wagen geschleudert zu werden. Natürlich konnte das nicht passieren, sie war angeschnallt und sie fuhren auch zu langsam dafür, doch vor ihrem inneren Auge war sie schon ein dutzendmal auf dem staubigen Boden der Straße gelandet. Von Yungay aus hatten die Berge mit Ihrer dichten Bewaldung nicht so weit entfernt gewirkt, auch jetzt nach drei Stunden Fahrt, schienen sie kaum näher gekommen zu sein. Die Straße, und diese Bezeichnung war schon wohlwollend gemeint, führte immer wieder an ärmlich aussehenden Wellblechhütten vorbei und vermittelten auf Nancy den Eindruck von Verlassenheit. Anfangs wirkten die Hütten teilweise noch bewohnt und hin und wieder konnte Sie Ihre Bewohner davor sitzen sehen, doch je näher sie den Bergen kamen, desto seltener wurden die Hütten. Irgendwann hörten sie ganz auf und dichtes Gestrüpp säumte jetzt den Wegrand. Insgeheim war Nancy ein wenig traurig gewesen, das Sie nicht mit Sascha Junk zusammen fuhr. Wie er sie angeschaut hatte mit seinen grünen Augen. Er war zusammen mit Wahlstrom in einen der Jeeps gestiegen und sie saß nun mit Ramsteiner in einem anderen. Den dritten Wagen, der ausschließlich zum Transport ihrer Ausrüstung vorbestimmt war, fuhr Ernesto. Mittlerweile war es früher Mittag und mit dem Tageslicht erwachte auch Nancys Blick für die natürliche Schönheit ihrer Umgebung. Der Weg stieg jetzt etwas an und die ersten Baumreihen tauchten vereinzelt am Wegrand auf. Seltsamerweise waren die Straßenverhältnisse besser geworden und Sie wurde weniger durchgeschüttelt. Ramsteiner deutete mit dem Arm auf eine kleine Erhebung vor ihnen im Wald.

Hier werden wir unser erstes Lager aufschlagen. In etwa vier Stunden werden wir dort sein.“ Ramsteiners Englisch war zwar fehlerlos, wirkte aber unglaublich steif und bieder wenn er es sprach. Nancy lächelte freundlich zurück und sah wieder zu den Baumreihen auf, die jetzt immer dichter wurden. Das Waldgebiet, in das sie allmählich vordrangen, nannte sich Salva und war gekennzeichnet durch seinen dichten Bestand an Mahagoni und Kautschukbäumen. Sie konnte auch schon vereinzelt die Nationalpflanze Perus, die Cantuta ausmachen. Ein wunderschönes Gewächs, wie Nancy fand.

 

Wahlstrom war kurz ein genickt, zweifellos eine herausragende Leistung, in Anbetracht der Buckelpiste über die sie fuhren. Er waren vielleicht zehn Minuten weg gewesen, jedoch konnte er sich daran erinnern geträumt zu haben. Einen schrecklichen Albtraum. Im Traum rannte er durch dichtes Geäst das Ihn aufzuhalten versuchte. Er war von etwas verfolgt worden.

Geht es Ihnen gut, Dr. Wahlstrom? Sie sehen auf einmal so bleich aus.“

Der Sumerologe saß neben Sascha Junk, der sich jetzt mit besorgtem Blick über ihn gebeugt hatte.

Mir ist nur ein wenig schlecht, wegen der holperigen Fahrt denke ich. Vielen Dank Dr. Junk.“ „Ach, nennen sie mich Sascha. Wenn eine Legende wie Sie mich beim Vornamen nennt, wäre das eine Ehre für mich.“

Er lächelte dabei breit was ihn noch einmal fünf Jahre jünger aussehen ließ.

Darf ich ihnen eine Frage stellen Dr. Wahlstrom?“

Natürlich.“

Wahlstrom war es unangenehm mit welcher Ehrfurcht in der junge Geologe teilweise behandelte.

Fragen Sie Sascha.“

Was halten Sie von den Gerüchten der Einheimischen, dass in diesen Bergen die Toten des Erdbebens von 1970 spucken?“

Mit dieser Frage hatte Wahlstrom nun wirklich nicht gerechnet.

In den 70igern hatte am Fuße des Huascaran eine schreckliche Katastrophe statt gefunden, die mehr als 70.000 Menschen das Leben kostete. 20.000 allein in Yungay. Ein Erdbeben der Stärke 7.8 auf der Richterskala ließ große Teile des Berges abplatzen, welche die umliegenden Städte und Dörfer unter sich begrub. Eine Katastrophe biblischen Ausmaßes.

Die Gegend hatte sich Jahrzehnte lang nicht davon erholt.

Der gesunde Menschenverstand verbietet es im Normalfall an solche Gerüchte zu glauben, es ist jedoch gut sie zu kennen. Sei es nur um die Einheimischen nicht zu kränken oder weil in jedem Gerücht meist ein Funken Wahrheit steckt. Ich kann sie aber beruhigen. Ich glaube kaum das uns die Untoten auf diesem Berg erwarten.“

 

Ein paar Stunden später erreichten sie ihr erstes Basislager. Sie waren jetzt mitten im Dschungel und Ernesto und Pablo hatten damit begonnen die Zelte aufzubauen. Die Rodriguez Brüder waren auf der Suche nach Feuerholz für die Nacht. Deutlich war zu erkennen das dieser Platz schon einmal als Lagerstätte gedient hatte. Ein Kreis aus Steinen, in dessen Mitte sich noch Spuren von herunter gebrannten Holzresten fanden, kennzeichnete deutlich dass hier vor einiger Zeit ein Feuer entfacht worden war. Auch hatte man zwei umgestürzte Bäume so nahe an den Steinkreis gezogen, das man sich darauf niederlassen konnte und gleichzeitig vom Feuer gewärmt wurde.

Es kommt einem vor als läge man sich in ein gemachtes Bett.“ dachte Nancy laut.

Ja, vielleicht haben die Amerikaner hier ebenfalls gerastet. Ähm, ihre Landsleute meine ich.“ Sascha, der sich neben Sie auf einen der Baumstämme gesetzt hatte, kramte aus seinem Rucksack eine verbeulte Schachtel Zigaretten hervor. Er hielt die Schachtel in Nancys Richtung, die dankend ablehnte.

Ist eine schlechte Angewohnheit, ich weiß, aber niemand ist perfekt.“

Er nahm einen tiefen Zug und drückte die Zigarette dann auf dem feuchten Waldboden aus.

Eigentlich will ich aufhören“ sagte er lächelt und Nancy musste unweigerlich mit lachen.

Was führt sie hierher Dr. Hill?“

Nennen Sie mich Nancy“

Wenn Sei mich Sascha nennen“

Sie schüttelten sich zum zweiten Mal an diesem Tag die Hände. Sascha lächelte sie erneut strahlend an. Er hatte unglaublich weiße Zähne wie Nancy fand.

Okay. Was führt sie hierher Nancy?“

Das gleiche was Sie hierher führt, die Herausforderung, das Unbekannte, die Hoffnung Neues zu entdecken. Sind wir deshalb nicht alle Wissenschaftler geworden?“

Sie haben das Geld vergessen, den Ruhm, die Ehre, die Anerkennung der Kollegen.“

Nancy Mine verfinsterte sich.

Und das ist der Grund warum es in den letzten Jahren kaum mehr zu großen wissenschaftlichen Entdeckungen kommt. Nicht weil es nichts mehr zu entdecken gibt, sondern weil sich die Prioritäten verschoben haben. Es geht nur noch ums Geld. Egal ob die Expedition erfolgreich ist oder nicht, das Geld wird überwiesen und gut ist.“

Sascha, der das alles nur im Scherz gesagt hatte, sah sich jetzt gezwungen die Forscherehre zu verteidigen.

Sie können aber nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt einen großen Teil der wirklich an der Forschung interessiert ist. Wissenschaftler die händeringend darum kämpfen müssen finanzielle Unterstützung zu bekommen um ihre Forschungen zu betreiben.“

Die gibt es, aber zeigen sie mir einen“ warf Nancy ein.

Ursprünglich hatte sich Sascha zu ihr gesetzt um die hübsche Wissenschaftlerin näher kennen zu lernen, befand sich nun aber mitten in einem Streitgespräch über die Ideale eines verantwortungsvollen Wissenschaftlers. Ramsteiner kam jetzt zu ihnen gelaufen.

Gemütlich haben Sie es hier. Dr. Junk, darf ich sie bitten Dr. Wahlstrom und mir bei der Auswertung der Karten behilflich zu sein?“

Natürlich.“

Ramsteiner hatte deutsch gesprochen und Sascha übersetzte für Nancy Ramsteiners Bitte an Ihn.

Da gibt es noch was zu klären, dachte Sascha als er mit Ramsteiner zu dem kleinen Tisch ging, auf dem die Karten lagen.

 

Erinnerungen

 

Ramsteiner lag auf seiner Schaumstoffmatte und konnte nicht schlafen. Er hatte sich vor einer halben Stunde in sein Zelt zurückgezogen und bisher vergeblich versucht zur Ruhe zu kommen. Draußen vor dem Zelt hörte er Dr. Junk etwas auf Spanisch sagen, worauf die Peruaner schallend lachten. Wie sollte er auch schlafen können, wenn seine Kollegen solch einen Radau veranstalteten.

Er dachte an das Relief. Ramsteiner war sich sicher, das es der Fund war, auf den er schon seit Jahren hoffte. Die endgültige Bestätigung seiner Theorie. Wie gerne hätte er selbst das Relief gefunden. Aber das war jetzt egal. Sie waren hier um weitere zu finden. Vor dem Zelt erklang erneut heiteres Gelächter und Ramsteiner verzog angewidert das Gesicht. Sollten Sie doch lachen und die Wichtigkeit ihres Unternehmens unterschätzen. Er schloss die Augen und rief sich das Relief zurück ins Gedächtnis. Ramsteiner war sich sicher, das es sich um das Abbild Cthulhus handelte.

Die Gottheit einer längst vergessenen Kultur die kaum einem Menschen bekannt war.

Auch er war nur durch Zufall darauf gestoßen. In jungen Jahren und als Mitglied eines Expeditionsteams das in der Karibik nach unerforschten Inselgruppen suchte, war er auf einen Stamm degenerierter Ureinwohner gestoßen. Ihre Gottheit war ein Tintenfisch ähnliches Wesen namens Kotulan, zu dessen Ehren sie regelmäßige Opferfeste feierten. Sie hatten ein aus Holz geschnitztes Ebenbilder Kotulans in ihrer Dorfmitte thronen, welches eine frappierende Ähnlichkeit mit dem steinernen Relief aufwies, das die Amerikaner Jahre später gefunden hatten.

Der gleiche gewaltige Schädel aus dessen Mitte unzählige Tentakel entsprangen, derselbe, verzehrt an einen Menschen erinnernde Körper.

Nach seiner Rückkehr hatte sich Ramsteiner intensiv bemüht weitere Informationen über diesen Kult zu erfahren, stieß jedoch meist auf ungläubige Gesichter, wenn er von dem Wesen erzählte welches der Kult an bat. Eine andere Reaktion, die ihn jedoch nur noch weiter anstachelte, mehr über den geheimen Kult zu erfahren, war die der unverhohlenen Abneigung auf die er stieß. Einer seiner alten Professoren warnte Ihn sogar eindringlich davor weitere Forschungen über diesen Kult anzustellen und sich stattdessen den Ägyptern oder den Mayas zu widmen. Scheinbar gab es doch einige seiner Kollegen, wenn auch nur die Älteren, die den Kult kannten oder wenigsten schon einmal davon gehört hatten. Ramsteiners Bemühungen, weitere Informationen über den Kult zu erfahren, scheiterten damals schon im Ansatz. Es war als würde Ihm jemand Steine in den Weg legen. In Büchern war nichts zu finden und wenn er doch jemand fand, der Ihm vielleicht weiterhelfen konnte, war dieser äußerst wortkarg oder schwieg komplett zu diesem Thema, war das Gespräch auch noch so herzlich bevor Ramsteiner den Kult zum Thema machte. Er wollte schon aufgeben und seine Karriere, anderen, ergiebigeren Dingen zuwenden, als er eines Tages eine Notiz zwischen seinen Unterlagen fand. Sie war in einer verschnörkelten Handschrift geschrieben, wie sie meist ältere Menschen haben und bestand nur aus einem Wort.

Necronomicon.

Er hatte keine Ahnung wie diese Notiz in seine Unterlagen gelangt war und noch weniger konnte er sich einen Reim auf deren Inhalt machen. Ramsteiner musste feststellen, das die Suche nach dem Necronomicon fast ebenso mühevoll war, wie die Suche nach dem Kult selbst. Schnell hatte er herausgefunden das es sich beim dem Necronomicon um ein Buch handelte. Das Buch der Toten, wie die Übersetzung aus dem Altgriechischen lautete. Es gab einige Aufzeichnungen darüber, die es als dunkelstes Werk der Menschheitsgeschichte bezeichneten. Ein okkultes Buch, dessen Entstehungsgeschichte obskur und faszinierend zugleich war. Als Verfasser wurde der Araber Abdul Al'hazred angegeben über den noch weniger bekannt war als über das Buch selbst. Es war nicht datiert und seine Stückzahl wurde mit exakt drei Exemplaren angegeben. Nach Tagen, in denen er fast um den ganzen Globus telefoniert hatte, fand er in dem Institut du monde arabe in Paris, eine Bibliothek die eine Ausgabe des Necronomicon besaß. Unverzüglich machte sich Ramsteiner auf den Weg um endlich an das Geheimnis des Buches und somit vielleicht auch an die des geheimen Kultes zu gelangen. Widerwillig händigte man Ihm das in Leder gebundene Buch aus und Ramsteiner begann umgehend darin nach Antworten zu suchen. Es war in Latein verfasst und stellte somit kein Problem für ihn dar. Abscheuliche Ritten und Teufelsbeschwörungen, eingerahmt von blutigen Abbildungen, zierten die Seiten des Necronomicon. Nie zuvor hatte Ramsteiner ein Buch gelesen von dem solch eine grausame Macht auszugehen schien wie von diesem. Mit jeder Seite die er las, steigerte sich seine Ekel und seine Abscheu gegenüber dem abscheulichen Werk. Und dann fand er das, wonach er schon so lange gesucht hatte. Die Erwähnung des Kultes. Die Ureinwohner der Karibikinsel hatten ihm den Namen Kotulan gegeben, sein wirklicher lautete allerdings Cthulhu. Der Kult des Cthulhu.

Eine Abbildung, so grausam und verstörend das es kaum zu beschreiben war, zeigte den großen Cthulhu sitzend auf einem Stein, umgeben von nackten, in Ekstase tanzenden Männern und Frauen. Einige waren übereinander hergefallen und bissen sich in die Extremitäten. Andere rissen sich gegenseitig und mit bloßen Händen, tiefe Wunden in die Leiber oder sie vollzogenen den Akt auf tierische Weise, während andere von hinten auf sie einschlugen. Ein Bildnis des blanken Horrors.

Am liebsten hätte er damals das Buch zugeschlagen und alles was er gesehen hatte schnell vergessen, doch sein Forscherdrang und seine Neugier hielten ihn zurück. Er konzentrierte sich auf das Geschriebene auf der Seite gegenüber und begann zu lesen. So erfuhr er von dem Mythos um Cthulhu.

Die Legende besagte, das vor Anbeginn der Zeit, lange bevor der Mensch erschaffen wurde und die Kontinente ihre heutige Form aufwiesen, die großen Alten die Erde bevölkerten. Eine Sternreisende Rasse die so alt war wie das Universum selbst. Der große Cthulhu, ein Wesen von grausamer Intelligenz und fast unendlicher Macht, war Ihr Anführer. Sie waren von unsagbarer Grausamkeit besessen, und kannten nichts als Tod und Zerstörung. Nach für Menschen unvorstellbar langer Zeit der Herrschaft auf der Erden, währenddessen sie jegliches Leben unterdrückten, begannen die großen Alten in ihrer maßlosen Selbstüberschätzung einen Krieg mit den äußeren Göttern. Diese waren jedoch weitaus mächtiger als sie selbst und so verloren sie den Krieg. Da die großen Alten aber zu mächtig waren um zu sterben, sperrten die siegreichen äußeren Götter, die unterlegenen großen Alten, in unterirdische Verließe und bannten sie mit magischen Siegeln. Dort sollten sie auf ewig bleiben und keine macht mehr ausüben auf das Leben auf Erden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Siegel brüchig und einigen der großen Alten gelang es ihre geistigen Fühler nach der Menschheit auszustrecken. Sie schafften es durch die Träume der Menschen mit Ihnen zu sprechen. Das Necronomicon beschrieb, das sie in ihren Verließen schliefen um auf ihre Erweckung zu warten.

Ramsteiner konnte sich noch erinnern, mit welch angewiderten Blicken ihn damals die Angestellten der Bibliothek nach draußen begleiteten. Als hätte er während des Lesens einen Säugling verspeist.

Jetzt in seinem Zelt und fast zehn Jahre nachdem er in dem Necronomicon gelesen hatte, konnte er die Angestellten verstehen. Das Buch war schlecht. Anders konnte er es nicht ausdrücken. Einfach schlecht. Wochenlang war es Ihm missgönnt einen ruhigen Schlaf zu finden und er träumte immer wieder von Menschen die sich gegenseitig zerfleischten, während der Schatten von etwas weit aus Schlimmeren, über ihnen lag.

Ramsteiner war ein intelligenter Mann und wusste natürlich das die Legende nur ein Mythos war und der Fantasie eines begabten Erzählers der Vorzeit entsprang. Es war das klassische Gut gegen Böse Schema, aber wie es den Anschein machte, konnte sie vielleicht die erste allen Legenden gewesen sein.

Welchen Einfluss hatte sie dann auf die Menschheitsgeschichte gehabt?

Vielleicht auf die Religionen?

Und die seltsamen Schriftzeichen, die wie eine Mischung aus ägyptischen Hieroglyphen und einer Schrift, welche die Mayas benutzten, aussah.

Konnten die ägyptischen Hieroglyphen eine Weiterentwicklung dieser noch fremden Sprache sein? Wie war sie aus Südamerika nach Ägypten gelangt?

Wenn er das alles bestätigen und klären konnte, würde er berühmt werden. War das nicht das Ziel eines jeden Wissenschaftlers? Mit einem Lächeln im Gesicht schlief Ramsteiner ein.

 

Wahlstrom hatte verhältnismäßig gut geschlafen. Er war früh zu Bett gegangen und saß jetzt voller Tatendrang auf einem der Jeeps. Er hatte ein GPS-Gerät in der Hand das ihm anzeigte wie weit sie noch von dem Fundort des Reliefs entfernt waren.

Es wäre praktisch gewesen einen der jungen Männer mitzunehmen die das Relief gefunden haben“ sagte er halb im Scherz an Ramsteiner gerichtet. Sie fuhren jetzt zusammen in einem der Jeeps und bildeten die Spitze des kleinen Konvois. Ramsteiner lächelte gekünstelt.

Es sind Studenten. Sie wären nur störend gewesen. Zudem haben wir ja die ungefähre Position des Fundorts. Von dort werden wir dann weitersehen und hoffentlich weitere Funde machen.“

In Wirklichkeit, hielt Ramsteiner bewusst die Informationen über das weitere Schicksal der vier jungen Amerikaner zurück. Es würde nur zu lästigen Fragen führen und könnte die Expedition unnötigen behindern. Nur drei von Ihnen waren in die Staaten zurückgekehrt. Einer von Ihnen war scheinbar im Dschungel verschollen, die anderen drei hatten es geschafft das Relief durch den Zoll zu bringen und ihre Heimatstadt Westbrook erreicht. Kurze Zeit später begingen zwei von Ihnen Selbstmord. Sie hatten sich den Bauch aufschlitzt und dann versucht sich mit ihren eigenen Därmen aufzuhängen. Einem von Ihnen war es geglückt.

Der letzte Überlebende des Quartetts wurde in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Von Ihm hatten er das Relief erhalten und auch die ungefähre Position des Fundortes.

Wie weit ist es noch?“ „

Noch ungefähr 3 Kilometer laut GPS“ antwortete Wahlstrom.

Dann werden wir gegen Mittag dort sein, schätze ich.“

Der Weg wurde zunehmend schlechter. Bald würden sie zu Fuß weitergehen müssen. Wahlstrom dachte mit Grauen daran. Warum gab es in Deutschland auch so verdammt gutes Gebäck? In Norwegen gab es zum Kaffee getrockneten, fettfreien Fisch.

Um sie herum wurde der Wald immer dichter. Scharren von Mücken drohten ihn bei lebendigem Leib aufzufressen. Wahlstrom kramte aus seinem Rücksack einen Tropenhelm hervor, um den ein feinmaschiges, durchsichtiges Netz gespannt war. Der Hut brachte ihm ein wenig Erleichterung. Ramsteiner schienen die Moskito, genauso wie den Peruaner, wenig auszumachen. Ab und zu schlugen Sie mit der flachen Hand auf eine der Stellen, auf dem sich eines der Plagegeister niedergelassen hatte. Ein Schwarm bunter Webervögel, aufgeschreckt durch die Motorgeräusche, schimpfte wild von einem der Bäume auf sie herab. Es war faszinierend zu sehen, welch eine Vielfalt von Vögeln sie umgab. Wahlstrom hatte Kolibris beobachtet, die wie kleine Hubschrauber Nektar aus den Blüten der Bäume leckten. Aras die Ihm stolz ihr buntes Federkleid zu präsentieren schienen oder Tukane mit ihren mächtigen Schnäbeln. Wie er wusste gab es auch Pumas und Jaguare hier in den Wäldern. Sie galten aber als äußerst scheu dem Menschen gegenüber und er machte sich keine Hoffnungen einen beobachten zu können.

Der Waldboden wurde zunehmend feuchter und sie fuhren jetzt immer wieder durch große Pfützen braunen Wassers. Ein dicker Klumpen Schlamm landete Wahlstrom auf seiner Hose. Er ließ ihn dort bleiben. Es war unmöglich bei einer Urwaldexpedition eine saubere Hose zu behalten. Dieser simple kleine Fleck, über den sich ein anderer vielleicht aufgeregt hätte, erweckte in Wahlstrom das Gefühl von Freiheit. Endlich war er wieder auf der Jagd. Eine Expedition war auch jedes Mal ein Abenteuer und seine letzte lag bereits mehr als zehn Jahre zurück. Es war eine Ausgrabung in Ägypten gewesen, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Damals war er enttäuscht zurück nach Deutschland gekehrt und hatte kurz darauf eine Lehrstelle an der Münchener Universität, in der auch seine Frau unterrichtete, angenommen. Anfangs fehlte im das praktische Forschen sehr, doch mit der Zeit fand er gefallen darin sein Wissen und seine Erfahrungen an die zahlreichen jungen Menschen weiterzugeben. Seine Kurse stießen auf reges Interesse und Wahlstrom wuchs mehr und mehr in die Rolle des Professors. Seine Meinung als Experte war weiterhin gefragt und es kam oft vor das ein Museum oder ein Kollege ihn darum bat einen Blick auf ein Exponat zu werfen. So auch vor knapp einem Jahr Georg Ramsteiner.

Wahlstrom wusste, dass dies höchstwahrscheinlich die letzte größere Unternehmung war, an der er aktiv teilnahm. In drei Jahren wurde er Sechzig und zu alt für solch anstrengende Expeditionen. Vielleicht würde er noch einmal als Berater mitreisen, nicht aber als eigentliches Mitglied der Gruppe. Er würde noch einmal alles geben um seine letzte Reise zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Noch einen Kilometer, dann sind wir da“ sagte er an Ramsteiner gewannt.

 

Geständnisse

 

Sascha überlegte was er Nancy sagen sollte. Ihr letztes richtiges Gespräch hatte abrupt geendet als Ramsteiner ihn aufgefordert hatte mitzukommen. Jetzt fiel es Ihm schwer einen Ansatz zu finden. Vielleicht sollte er es dabei belassen und ein anderes Thema anschlagen. Wie dicht der Wald hier war zum Beispiel oder welche Pflanzen sie hier erwarteten. Wahrscheinlich kannte sie jede beim Namen. Er wollte sie gerade noch einem seltsam aussehenden Baum fragen, als Nancy das Wort an Ihn richtete: „Ich hoffe sie nehmen mir nicht übel das ich gestern ein wenig aufbrausend war. Ich wollte sie natürlich nicht als geldgierigen Wissenschaftler bezeichnen. Ich habe einfach schlechte Erfahrungen mit einigen Wissenschaftlern gemacht die es eben genauso handhaben. Es geht ihnen nur um das Geld das Sie verdienen und nicht um den Nutzen den ihre Forschung vielleicht bringen könnte, aber ich will jetzt nicht wieder davon anfangen.“

Sie wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht um einen Schwarm Mücken zu vertreiben durch den sei eben gefahren waren. Sascha bemerkte, das an ihrem Ringfinger ein heller Kreis war, so als hätte sie lange Zeit einen Ring getragen und Ihn erst kürzlich abgenommen.

Ist schon okay Nancy, sie haben ja auch recht, es ist leider bei vielen so. Aber ich bin sicher Sie gehören nicht zu dieser Art Forschern.“

Unmöglich konnte er Ihr jetzt noch sagen, das seine einzigen Beweggründe an dieser Expedition teilzunehmen, Finanzielle waren. Zwar Unterrichtete Sascha an der einzigen Universität des Landes in Lima und bezog ein regelmäßiges Gehalt, da die Mittel der kleinen Uni jedoch begrenzt ausfielen, spiegelte sich das auch in seinem Gehalt wieder. An den Wochenenden verdiente er sich hin und wieder etwas dazu und führte Touristen aller Herren Länder, in die umliegenden Berge und Wälder der Region. So kam er gut über die Runden, lebte aber keinesfalls auf großen Fuß. Ramsteiner hatte ihm einen Batzen Geld geboten, wenn er sie begleiten würde und Sascha nahm das Angebot sofort an.

Ich frage Sie jetzt noch einmal, und diesmal werden wir nicht abschweifen wie beim letzten Mal. Dr. Ramsteiner hat mir erzählt sie leben schon seit einigen Jahren hier. Was führt Sie nach Peru?“

Sascha schluckte. Er hasste es wenn man danach fragte.

Es ist die klassische -Weg-von-Allem- Geschichte“ begann Sascha. „Ich durchlebte damals eine schwere Zeit in Deutschland. Nach dem Studium fand ich lange keine Stelle und schlug mich mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs durch. Dann bekam ich endlich einen Platz als Doktorand an der Universität in Bochum. Während ich dort meine Doktorarbeit schrieb, verstarb der für mich zuständige Professor unerwartet an einem Herzinfarkt. An dessen Stelle trat ein anderer, mir bis dahin unbekannter Professor namens Gnadt. Er hasste mich vom ersten Tag an abgrundtief.

Ich hatte keine Ahnung wieso, jedoch zeigte er mir seine Abneigung jeden Tag aufs Neue. Er behandelte mich wie einen lästigen Hund. Als er mir dann noch falsche Informationen betreffend meiner Doktorarbeit gab, stellte ich ihn zur Rede. Ohne auf meine Anschuldigungen einzugehen, bezeichnete er mich als faulen und nichtsnutzigen Tölpel, der es nicht Wert war unterrichtet zu werden. Er drohte mir mich durchfallen zu lassen und mir jeden erdenklichen Stein in den Weg zu legen den er finden würde. Ich verließ sein Büro und nahm mir vor am nächsten Tag den Leiter der Universität darauf anzusprechen.

Als ich am darauffolgenden Tag das Büro des Rektors betrat, stand mein verhasster Professor bereits neben ihm. Als sie ihre Blicke auf mich richteten, wurde mir klar das sie soeben über mich gesprochen hatten. Der Professor hatte Ihm erzählt, ich hätte ihm mit Konsequenzen gedroht falls er mich durchfallen ließ. Eine dreiste Lüge. Während der Rektor mir mitteilte das er derartiges Verhalten nicht toleriere, was meinen sofortigen Ausschluss von der Uni zur Folge hat, lachte mir Professor Gnadt mit hämischen Grinsen ins Gesicht. Da sind mir die Sicherungen durchgebrannt. Ich stürmte auf ihn zu und schlug ihm mitten auf die Nase. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin kein Schläger, aber er hatte es wirklich verdient. Was danach passierte, na ja, ich wurde natürlich von der Uni ausgeschlossen und hatte zudem eine Klage wegen Körperverletzung am Hals die mir 50 Arbeitsstunden in einem Altenheim einbrachte.

Ich hatte noch Glück und durfte meine Doktorarbeit einem anderen Professor abgeben. Trotz meines Titels den ich mir damit erworben hatte, war eine Karriere in Deutschland erst einmal in weite Ferne gerückt.

Also beschloss ich mein Glück außerhalb des Landes zu suchen. Da mich Südamerika immer schon faszinierte, bin ich eben hier in Peru gelandet, auch wenn die Bezahlung wo anders sicher besser gewesen wäre.“

Nancy hatte ihm die ganze Zeit über mit erstem Blick zugehört.

Vielleicht hätten Sie noch einmal versuchen sollen mit dem Rektor zu sprechen.“

Nicht nachdem ich zugeschlagen hatte. Es wäre zwecklos gewesen, ich war gebrandmarkt“

Ich glaube wir sind da“ sagte Nancy plötzlich. Der Wagen vor ihnen war angehalten und bald darauf kam auch ihrer zum stehen.

 

Von hier an müssen wir zu Fuß weiter“ sagte Ramsteiner in die Runde.

Vor Ihnen endete der Weg abrupt und ging übergangslos in dichten Urwald über. Die kleine Lichtung auf der sie jetzt standen, gewährte ihnen zum ersten mal seit sie in den Wald gefahren waren einen Ausblick auf den Huascaran, der immer noch weit über ihnen lag. Die Jeeps standen wie überdimensionierte grüne Ameisen hintereinander, als wären sie auf dem Weg zurück in ihren Bau. Sie wurden nun ausgeladen und jeder musste einen Teil der Ausrüstung an sich nehmen. Die Rodriguez Brüder fuhren die Jeeps so weit es ging an den Waldrand um sie dann zuerst mit einer schwarzen Plane und danach mit einem Tarnnetz zu bedecken.

Aufgepasst meine Damen und Herren“ ergriff Ramsteiner erneut das Wort.

Das GPS Gerät zeigt an das sich die Fundstelle ungefähr 300 Meter vor uns befindet. Da wir heute nur noch etwa ein ein halb Stunden Tageslicht haben, werden wir erst morgen früh unser Unternehmen beginnen und heute Nacht hier kampieren. Ich darf sie bitten keine unüberlegten und unangemeldeten Ausflüge alleine in den Dschungel zu unternehmen. Wie sie sehen ist er sehr dicht und man kann sich sehr leicht verirren.“ Dann fügte er mit einem seltsamen Lächeln hinzu: „Morgen beginnt das Abenteuer.“

 

 

 

 

Die letzte Nacht

 

Einer der Rodriguez Brüder hatte ein Gürteltier gefangen und getötet. Sascha fand es schmeckte unglaublich zart und lecker, auch wenn Nancy das nicht glauben wollte und es vehement ablehnte davon zu kosten. Auch Wahlstrom und Ramsteiner hatten dankend abgelehnt und sich so wie Nancy auf ihr Dosenfutter beschränkt. Pablo zog aus seinem Rucksack eine braune Flasche mit selbst gebranntem Schnaps und ließ diese kreisen. Er hatte gewartet bis sich Ramsteiner in sein Zelt zurückzog und erklärte nun Stolz, dass dies der beste Schnaps in ganz Südperu sei. Nancy, Wahlstrom und Sascha nippten höflich ein wenig daran, ließen den Großteil aber den fünf Peruanern.

Sascha“ richtete Wahlstrom das Wort an ihn, sprach allerdings Englisch um Nancy nicht auszugrenzen.

Außer unseren fünf Freunden hier kennen Sie Peru am besten von uns, was glauben Sie erwartet uns auf dieser Reise.“

Schwer zu sagen, eine unbekannte Hochkultur vielleicht wie Sie und Ramsteiner hoffen. Eine unentdeckte, fantastisch bunte und heilsame Pflanze?“ sagte Sascha mit einem lächeln an Nancy gewandt.

Oder eine Geologische Sensation, wie sie sicher hoffen“ sagte Wahlstrom.

Was hat es eigentlich mit dem Relief auf sich“ wollte Nancy wissen.

Wie Sie sich denken können bin ich Teil dieser Expedition damit mir gewisse Unregelmäßigkeiten in der Vegetation des Waldes auffallen. Strukturelle. Eine Mauer die von Schlingpflanzen bis zur Unkenntlichkeit überwuchert ist oder dergleichen. Allerdings sind meine Informationen über das Relief eher spärlich.“

Es handelt sich zweifellos um einen äußerst interessanten Fund, Dr. Hill“ antwortete Wahlstrom. Die Schriftzeichen entlang des Reliefs weisen deutliche Parallelen mit denen der ersten Hochkulturen auf. Das erstaunliche ist, das es eine Mischung aus allen zu sein scheint. Meine Vermutung, welche auch Dr. Ramsteiner mit mir teilt, ist die, dass die heutigen Schriften und Zeichen auf eine erste, ursprüngliche Form zurück gehen. Und wir vermuten diese Form gefunden zu haben. Wie sie sich sicher denken können, wäre das eine Sensation.“

Sie meinen die Mutter aller Sprachen gefunden zu haben?“ sagte Sascha ehrfürchtig.

Wenn sie es so ausdrücken möchten, vielleicht ja. Wir hoffen es.“

Die Peruaner lachten plötzlich laut auf und sprachen wild durcheinander. Ernesto stand auf und stampfte sichtlich gekränkt in Richtung seines Zeltes davon.

Was hat er?“ wollte Nancy von Sascha wissen. „Sie machen sich über Ihn lustig. Ernesto hat ihnen erzählt ein böser Geist wohne in diesen Wäldern.“

 

Ein nächtlicher Besucher

 

Zuerst wusste er nicht wo er sich befand. Um Ihn herum war es dunkel und stickig. War er entkommen? Hatte er es abgehängt? Dann fiel der Traum endgültig von Ihm ab. Er befand sich in seinem Zelt. Mitten im Urwald von Peru.

Ramsteiner fühlte sich ausgelaugt und verspürte ein leichtes Stechen im vorderen Teil seiner Stirn. Er kannte dieses Stechen, es war der Vorbote von Kopfschmerzen. Früher hatte er regelmäßige Migräneanfälle gehabt, vor ein paar Jahren dann, hatten sie einfach aufgehört und er hatte sich darüber nicht beschwert. Ein Rascheln vor seinem Zelt ließ ihn erstarren.

Regungslos verharrend, lauschte er in die Dunkelheit hinein. Das unaufhörliche Zirpen der Grillen schien ihm jetzt lauter als zuvor zu sein. So leise wie möglich beugte sich Ramsteiner nach vorne um den Reißverschluss seines Zeltes zu öffnen. Vorsichtig steckte er den Kopf durch die Öffnung um sich umzusehen. Die anderen Zelte, die in einem Halbkreis um die Feuerstelle aufgebaut waren, machten nicht den Eindruck als habe jemand Sie verlassen. Das Feuer war fast ganz herunter gebrannt. Nur ein paar einzelne Holzreste glimmten noch und erzeugten ein unheimliches rotes Leuchten. Eine Silhouette zeichnete sich kurz vor den spärlichen Resten des Feuers ab und war sofort wieder verschwunden.

Was war das?“ flüsterte Ramsteiner erschrocken.

Sein Herz klopfte plötzlich wie verrückt in seiner Brust. Er zog den Kopf zurück in sein Zelt und schloss den Reißverschluss. Er wusste das ihm sein Zelt keinen wirklichen Schutz bot, trotzdem fühlte er sich ein wenig sicherer nachdem er den Reißverschluss zugezogen hatte. Irgendein Vogel kreischte laut über Ihm und Ramsteiner zuckte zusammen. Das Konzert der Grillen schwoll erneut an und Ramsteiner begann sich zu fragen, wie er es bei dem Lärm überhaupt geschafft hatte einzuschlafen. Er lauschte weitere zehn Minuten in die Nacht hinein und entschloss sich dann weiterzuschlafen. Besser gesagt, es zu versuchen. Sicher war es ein Tier gewesen dessen Schatten er kurz gesehen hatte. Vielleicht ein Jaguar der die Reste des Gürteltiers gerochen hatte. Warum mussten diese Peruaner es auch fangen? Natürlich war das die Erklärung. Schließlich befanden sie sich in einem Dschungel. Er wusste das Peru eines der zehn Länder mit der größten Biodiversität war. Hier gab es alles Mögliche an Tieren. Beruhigt schloss Ramsteiner die Augen und schlief kurz darauf ein.

Am nächsten Morgen wachte er mit Kopfweh auf. Er hatte vermutet das es so kommen würde. Zum Glück hatte er eine Packung Aspirin dabei. Er fand sie in der vorderen Tasche seines Rucksacks und warf sich drei Tabletten ein. Nachdem er sich angezogen hatte, öffnete Ramsteiner das Zelt und atmete die kühle Morgenluft des Urwalds ein. In seinem Zelt war es stickig gewesen und die frische Luft half fast noch besser gegen das Kopfweh als die Aspirin, die er genommen hatte. Ein paar Meter vor seinem Zelt entdeckte er Fußspuren, die sich in einer Schlammpfütze abzeichneten. Ganz sicher nicht, würde er hier Barfüßig umherwandern, bei den ganzen giftigen Tieren die den Dschungel bewohnten. Er setzte sich auf einem Baumstamm in der nähe und begann die Planung des Tages durchzugehen.

 

Wahlstrom hatte seine Schuhe vor dem Zelt stehen lassen und fand sie jetzt völlig durchnässt vor.

Er verzog angewidert das Gesicht als er in die nassen Stiefel glitt. Die anderen waren schon zum Frühstück zusammen gekommen. Wahlstrom packte den Rest seiner Sachen zusammen und gesellte sich zu Ihnen. Sascha hatte einen Tee gekocht und Wahlstrom tat es sichtlich gut, das warme Getränk in den Händen zu halten. Früh morgens war es überraschend kalt. Ramsteiner, der müde und blass aussah, blickte angestrengt auf das GPS Gerät und drehte sich immer wieder in alle Himmelsrichtungen. Dann sah er Wahlstrom und kam auf ihn zu.

Guten Morgen Dr. Wahlstrom. Kann es losgehen?“

Er ließ Wahlstrom keine Zeit zum antworten, sonder richtete das Wort umgehen an alle:

Alle mal her hören, wir werden in kürze aufbrechen. Ich darf sie nochmals bitten zusammen zu bleiben. Wir sind hier um nach weiteren Spuren oder sogar Fundstücken zu suchen und ich habe keine Lust aus diesem Vorhaben eine Vermissten Suche zu machen. Halten sie deshalb stets zu Ihrem Vordermann Augenkontakt. Wenn alle Zelte abgebaut sind gehen wir los. Dr. Junk, würden Sie das bitte für Dr. Hill und die Peruaner übersetzten, danke.“

Na das war ja ne Ansage, dachte Wahlstrom. Ramsteiner wirkte heute Morgen sehr nervös und fahrig auf ihn. Immer wieder griff er sich an die Schläfen um sie massieren. Er wird aufgeregt sein, sagte sich Wahlstrom. Er konnte sich noch genau daran erinnern, als er das erste Mal Leiter einer Expedition gewesen war. Damals hatte er alle halbe Stunde das Klo aufsuchen müssen. Bei Ramsteiner schien die Verantwortung eher auf das Gemüt als auf die Blase zu drücken. Wahlstrom richtete den Blick nach oben. Dicke Regenwolken drängten sich in sein Gesichtsfeld. So sehr er den Regenwald liebte, das es ständig regnen musste war ihm zu wider. Aber es hieß ja schließlich schon Regenwald, was sollte er auch erwarten?

 

Es wird Regen geben“.

Sascha war neben Ihn getreten um nun ebenfalls den Blick in den grauen Himmel zu erheben.

Ich kenne diese Art von Wolken, es wundert mich das es nicht schon längst angefangen hat wie aus Eimern zu schütten. Ich hoffe sie haben regenfeste Kleidung dabei Dr. Wahlstrom.“

Sascha schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und ging dann zu Nancy hinüber um Ihr mit dem Zelt zu helfen. Natürlich hatte er. Er lief zu seinem prall gefüllten Rucksack hinüber und begann nach seinem Regencape zu suchen.

 

Eine Entdeckung

 

Sie liefen jetzt seit einer halben Stunde durch das dichte Unterholz des Dschungels und Nancy konnte Ramsteiners Warnung, stets zusammen zu belieben. jetzt gut verstehen. Der Wald war unglaublich dicht hier. Sie war bereits in einigen der größten Urwaldgebiete der Welt gewesen, aber solch dichten Bewuchs hatte sie selten erlebt. Pablo und Ernesto waren vorausgegangen um Ihnen mit ihren Macheten eine Schneise in die Flora des Dschungels zu schneiden. Sie konnte das angestrengte Schnauben und Atmen der beiden deutlich hören. Auch Wahlstrom, der hinter ihr lief, pumpte schon hörbar. Das GPS Signal, dem sie folgten, hatte sie eine kleine Anhöhe hinauf geschickt, die jetzt immer steiler wurde. Es begann wärmer zu werden und Nancy zog ihre Jacke aus.

Auf dem Kamm der Anhöhe, erwarteten Sie bereits die beiden Peruaner, die sich schwer atmend auf den Boden gesetzt hatten, sowie Ramsteiner und Sascha. Der Expeditionsleiter stemmte die Arme in die Hüften und wartete geduldig bis die Rodriguezbrüder, die den Großteil der Ausrüstung trugen, dicht gefolgt Wahlstrom, die Anhöhe erreichten. Dann schlug er einmal kräftig die Hände aufeinander und deutete auf das GPS Gerät. „Ungefähr hier haben die vier amerikanischen Studenten das Relief gefunden. Wie sie aus der Vorbesprechung wissen, sind sie praktisch darüber gestolpert und haben nicht bewusst danach gesucht. Wir jedoch, werden jetzt die Augen weit aufmachen um jedes noch so unauffällige Detail zu untersuchen. Glücklicherweise ist der Wald hier nicht ganz so dicht wie noch zehn Meter unter uns, was uns das Suchen ein wenig erleichtern sollte. Allerdings dürften die Artefakte unter einer dichten Schicht Moos oder irgendwelchen Schlingpflanzen verborgen sein. Ach noch etwas, entfernen Sie sich bitte nicht zu weit von der Gruppe und bleiben sie in Rufweite. Sobald jemand etwas gefunden hat, teilt er es der Gruppe mit. Da sie alle Profis sind brauche ich ihnen wohl nicht weiter zu sagen wie sie Ihren Job machen sollen. Viel Erfolg.“

Er klatschte erneut in die Hände und verschwand dann hinter dem nächsten Baum. Nancy zuckte mit den Schultern und sah sich um. Ramsteiner hatte recht, hier war der Wald weit weniger dicht. Sie befanden sich auf einer mittelgroßen Erhöhung die einen etwa vier Meter großen Grad der fast Ebenerdig war, aufwies. Auf der anderen Seite ging es ebenso steil herab, wie auf der Seite die sie hinauf gekommen waren. Der Boden war über und über mit abgestorbenen Blättern und Ästen bedeckt. Dazwischen konnte sie immer wieder Insekten entdecken die rasch unter das nächste Blatt krochen, sobald sie sich näherte. Dort wo keine Blätter lagen, wuchsen dicke Büschel Farn aus dem Boden. Trotz allem war es hier oben deutlich leichter voran zu kommen. Vielleicht hatten Ihre Landsleute deshalb diesen Weg gewählt. Sie entschied sich ein wenig den Abhang hinunter zu gehen um dort nach auffälligen Mustern zu suchen. Sie war nur wenige Meter in den Wald hinab gestiegen und schon konnte sie kaum noch die Gespräche der anderen h

Nancy blieb stumm und griff nach einem Stock der in der Nähe lag. Sie schob damit den toten Vogel beiseite und der Teil einer Pflanze kam zum Vorschein.

Nancy was soll das? Willst du jetzt etwa eine seltene Pflanze katalogisieren?“ wollte Sascha wissen.

Das ist keine seltene Pflanze Sascha“ sagte Nancy. Sie schien wieder völlig sie selbst zu sein.

Das ist eine hydrangea petiolaris.“

Eine was?“ Sascha war genervt. Vor einer Minute noch hatte er sie gerettet und jetzt nahm sie ohne weiteres ihre Forschungen auf.

Eine Kletterhortensie, sie wächst nur auf Steinen. Es ist eine Schlingpflanze. Hilf mir bitte mal das Laub hier zu entfernen.“

Ich glaubs nicht“ flüsterte Sascha, half ihr aber dabei die Blätter zu beseitigen. Eine dichte Verstrebung von Ranken kam zum Vorschein. Gemeinsam rissen sie daran und tatsächlich kam ein Stein hervor. Er war bearbeitet worden. Die seltsamen Schriftzeichen darauf, ließen keinen Zweifel zu.

Ich glaube hier haben wir was“ sagte Nancy und blickte mit einem Lächeln zu Ihm auf.

 

Nachdem sie zurückgekehrt waren, hatte er Nancy die Wunden so gut es ging gesäubert, sie desinfiziert und danach verbunden. Glücklicherweise waren sie nicht tief, nur die Wunde an ihrer rechten Hand sah böse aus. Mittlerweile waren wieder alle zusammen gekommen und Sascha kam es vor als hätte er bereits ein dutzend mal davon erzählt, wie er Nancy vor dem Vogel gerettet hatte. Die Peruaner waren ganz aufgeregt und stellten ihm immer wieder Fragen. Sie erzählten sich untereinander ähnliche Geschichten von Tieren, die plötzlich und ohne ersichtlichen Grund aggressiv wurden. Scheinbar war die Gegend dafür bekannt.

Ramsteiner hingegen interessierte sich viel mehr für den Stein. Er hatte sich kurz und knapp nach Nancys Verletzungen erkundigt und noch im selben Satz nach dem Stein gefragt. Eine halbe Stunde später befanden sie sich alle an dessen Fundort. Ramsteiner befreite den Stein soweit von der Schlingpflanze, bis ein etwa zwei Meter langes Stück, zum Vorschein kam. Die Peruaner hatten sich unterdessen die Reste des Vogels vorgenommen und diskutierten jetzt verschwörerisch über dessen aggressives Verhalten. Ernesto hatte wieder von dem bösen Geist zu sprechen begonnen. Ramsteiner schoss einige Fotos von dem Stein und markierte dessen Position in seinem GPS Gerät. „Er ist zum Großteil vergraben. Wir müssen ihn freilegen.“

Nach und nach stellte sich heraus, dass es sich nicht um ein einzelnes Relikt handelte, sondern um den Teil einer Mauer. Sie war fast vollständig mit Schriftzeichen bedeckt und Wahlstrom hatte bereits nach alter Archäologie Methode, die Zeichen auf ein Stück Papier abgepaust. Jetzt saß er etwas abseits auf einem umgestürzten Baum und runzelte die Stirn über den Papieren. „Faszinierend“ hörte man ihn ab und zu sagen.

Gegen Mittag beschloss Ramsteiner dem wahrscheinlichen Verlauf der Mauer zu folgen um so ihren Ursprungsort zu finden.

Nancy lief jetzt unmittelbar hinter Pablo und Ernesto. Im direkten Umkreis der Mauer fühlten sich die Pflanzen scheinbar nicht wohl und die Beiden mussten nur selten die Machete benutzen um ausreichend Platz zu schaffen. Immer wieder tauchten einzelne Teile der Mauer aus dem Boden auf. Auch sie waren fast komplett mit Kletterhortensie bedeckt und kaum auszumachen. Es hatte angefangen zu regnen und Nancy war froh darüber. Es vertrieb die lästigen Mücken. Sie hatte gerade einen weiteren Teil der Mauer entdeckt, als sie von hinten auf Pablo auflief. Er und Ernesto waren stehen geblieben. Jetzt blickte sie auf und sah warum. Vor ihnen erstreckte sich ein etwa 15 Meter hoher Felsvorsprung zu dessen Füßen sie jetzt standen. Eine Art Steinbruch mitten im Dschungel. Riesige abgerundete Steine, lagen auf einer Fläche von etwa 20 Metern verteilt davor. Auf Nancy wirkte es wie die erdachte Szene eines Aktionskünstlers der willkürlich riesige, steinerne Bälle verteilt hatte. Die gewaltigen Kugeln waren völlig Rund und mussten mehrere Tonnen wiegen. Nancy ging zwischen den beiden Peruanern hindurch die noch immer wie zu Salzsäulen erstarrt dastanden. Sie berührte einen der Steine. Sie waren vollständig geglättet. Eine Meisterleistung der Steinbearbeitung. Nun betrat Ramsteiner mit heruntergeklappter Kinnlade die Szene. Nach einer Ewigkeit, in der er sich mit weit aufgerissenen Augen umblickte, sagte er:

Wir schlagen hier unser Lager auf.“

 

Eine freundliche Begrüßung

 

Schon jetzt war sein Unternehmen ein voller Erfolg. Dieser Fund war sensationell. Seine Geldgeber würden begeistert sein. Er würde berühmt werden und sah sich bereits auf der Titelseite des National Geographics. Und das Beste an dem Ganzen war, sie befanden sich erst am Anfang ihrer Expedition. Wer weiß was Sie noch alles entdecken würden. Er konnte einfach nicht aufhören zu Grinsen. Es war Ihm egal was die anderen von ihm dachten, er bekam dieses Grinsen nicht aus dem Gesicht. Sie hatten den angebrochenen Tag genutzt und unzählige Fotos geschossen. Sie hatten den Ort vermessen und jede Kugel untersucht. Zwar waren sie unterschiedlich groß, in ihrer Beschaffenheit aber vollständig identisch. Ein perfekter Kreis. Keine unregelmäßigen Erhebungen. Es war faszinierend. Keiner von Ihnen konnte sich allerdings einen Reim auf den Sinn und Zweck dieses Ortes machen. Während Ihrer Untersuchungen hatte Dr. Junk eine weitere, äußerst interessante Entdeckung gemacht. Die Felsen, in dessen Schatten er jetzt saß, waren aus Granit Gestein. Die Kugeln allerdings aus Basalt, einem Vulkan Gestein das nur in mehreren hundert Metern Tiefe zu finden war. Es war nicht zu erklären wie diese Steine Ihren Weg hier her gefunden hatten. Auch der junge Geologe war völlig begeistert und machte sich fleißig Notizen. Der restliche Tag war in Windeseile vergangen.

Sie hatten ihre Zelte direkt unterhalb des Felsens aufgeschlagen und Ramsteiner fand wieder einmal keinen Schlaf. Er war ohnehin viel zu aufgeregt dazu. Die anderen waren bereits vor mehr als einer Stunde zu Bett gegangen. Er konnte Wahlstrom schnarchen hören. Bislang war es ihnen nicht geglückt einen Ansatz zur Entschlüsselung der Schriftzeichen zu finden, war sich aber sicher das Wahlstrom im verlaufe ihrer Reise das Geheimnis lüften würde.

Über ihm erklang ein seltsames Geräusch. Als würde jemand einen Stein hinter sich her ziehen. Ein schreckliches Bild erschien vor seinen Augen. Die riesigen Steine würden sich in Bewegung setzten und ihn in seinem Zelt zermahlen. Seine Fantasie spielte ihm einen Streich. Zudem hatte es sich angehört als käme es von oben, von der Klippe des Felsens. Mit Sicherheit war es der Wind gewesen, der einen kleinen Kiesel den Abhang hinunter geblasen hatte. Ramsteiner gähnte und schloss die Augen. Ein lauter Knall ließ ihn hochschrecken. Im nächsten Moment wurde sein Zelt von etwas gestreift und brach zusammen. Einer der Peruaner, er glaubte Ernesto schrie irgendetwas laut auf Spanisch. Weitere dumpfe Schläge erklangen um Ihn herum. Wieder ein Schrei. Diesmal von Dr. Hill. Ramsteiner versuchte sich aus seinem Zelt zu befreien, jedoch wurde der Eingang von etwas schwerem blockiert. Jemand rannte an seinem Zelt vorbei. Draußen herrschte jetzt ein wildes durcheinander. Er konnte Dr. Junk schreien hören, dazwischen immer wieder einen der Peruaner. Etwas berührte hart seinen Kopf und ihm wurde schwarz vor Augen.

Als er wieder bei Besinnung war, sah er wie eine Messerklinge durch die Hülle seines Zeltes stieß und es der Länge nach aufschlitzte. Eine Hand griff nach ihm und zog ihn heraus. Es war Dr. Junk der aus einer Wunde am Kopf blutete. Auch er spürte jetzt, wie ihm sein eigenes Blut den Nacken hinunter lief.

Was ist passiert?“ sagte Ramsteiner schläfrig. Das alles kam Ihm wie ein Traum vor.

Steinschlag“ sagte Dr. Junk knapp zu ihm.

Er zog ihn ein Stück in den Wald, lehnte ihn dann an einem der Bäume und verschwand wieder.

Er war so müde. Bevor er Ohnmächtig wurde, sah Ramsteiner noch einen dunklen Schatten an der Klippe über ihnen stehen.

 

Wunden lecken

 

Wahlstrom war verschwunden, Ernesto und Manuel ebenfalls. Sie hatten dutzende Mal in den Wald gerufen, jedoch keine Antwort erhalten. Alle anderen waren verletzt. Ramsteiner und er hatte eine Platzwunde am Kopf, Pablo konnte das rechte Bein kaum heben und Gustavo war ein Stein auf die Hand geflogen. Mindestens drei seiner Finger waren gebrochen und Sascha hatte sie notdürftig geschient. Sie hatten gewartet bis die Sonne aufging. Jetzt stand Sascha auf und lief zu Ramsteiner der noch immer die Augen geschlossen hatte.

Sind sie wach?“

Er berührte leicht seine Schulter und Ramsteiner schlug die Augen auf. Er verzog schmerzvoll das Gesicht und griff sich an den Hinterkopf.

Ich habe ihre Verletzung am Kopf verbunden. Es ist nur eine Platzwunde“ sagte Sascha zu Ihm. „Wir hätten vorsichtiger sein müssen, die Felsen über uns waren nicht sicher. Ich hätte es sehen müssen.“ Den letzten Satz sprach Sascha mehr zu sich selbst, als zu Ramsteiner.

Doktor Ramsteiner sie müssen aufstehen, Wahlstrom ist nicht da, Ernesto und Manuel auch nicht. Vielleicht sind sie in ihrer Panik in den Wald gerannt und finden jetzt nicht mehr zurück. Oder sie sind verletzt und brauchen unsere Hilfe.“

 

Allmählich konnte Ramsteiner wieder klar denken. Was sagte der junge Geologe da zu ihm, Wahlstrom und zwei der Peruaner waren verschwunden? Ramsteiner musste jetzt einen klaren Kopf behalten und das Ruder wieder an sich reißen. Das Schicksal war nicht auf seiner Seite. Dabei war es einen Tag zuvor noch so gut gelaufen. Dieser seltsame Ort mit seinen mystischen Kugeln, könnte ihn berühmt machen. Und jetzt lief alles schief. Aber er würde nicht aufgeben, er würde diese Expedition zu einem Erfolg machen. Dr. Junk hatte recht, sie mussten die Leute suchen, es zumindest versuchen. Wenn die beiden Peruaner verschwunden blieben wäre es mit Sicherheit ein leichtes Unterfangen, ihr verschwinden zu erklären. Er würde sagen sie hätten Teile der Ausrüstung gestohlen oder ähnliches. Aber Wahlstrom mussten sie finden. Wenn er verschwunden bliebe, würde das ein schlechtes Licht auf alle Erfolge werfen die er bei diesem Unternehmen erlangt hatte.

Sein Erfolg würde auf ewig mit dem Verlust eines bedeutenden Wissenschaftlers einher gehen. Aber warum den Teufel an die Wand malen. Wahlstrom war fett, sicher war er nicht allzu weit gekommen. Die Peruaner konnten hingegen bereits über alle Berge sein.

Mühsam richtete sich Ramsteiner auf. Ihm wurde schwindlig und er musste sich kurz an Dr. Junk abstützen.

Danke, jetzt geht es wieder. Sie haben recht, wir müssen sie suchen Dr. Junk, am besten wir teilen uns auf und suchen die unmittelbare Umgebung ab.“

Noch eins Dr. Ramsteiner. Während Sie geschlafen haben bin ich ihren Rucksack durchgegangen. Ich wollte das Satellitentelefon suchen.“

Mit diesen Worten deutete er auf einen Haufen Plastik und Metall.

Ein Stein ist darauf gefallen. Es ist vollständig zerstört. Das GPS-Gerät auch.“

Ramsteiner wusste nicht was er antworten sollte. Das Telefon war ihm egal, sie würden schon auch so wieder aus dem Wald kommen, aber um das GPS-Gerät tat es ihm Leid.

Ich gehe nach Osten und Sie nach Westen. Gustavo nach Norden. Pablo und Nancy bleiben hier zurück falls sie wieder kommen. Wenn wir sie nicht finden Dr. Ramsteiner, müssen wir das Unternehmen abbrechen und Hilfe holen.“ sagte der Geologe zu ihm.

Er entfernte sich und Ramsteiner blieb zurück.

 

Kennen wir uns?

 

Das Unternehmen abbrechen? Soweit würde es nicht kommen.

Ramsteiner kletterte eine kleine Böschung hinauf und kämpfte sich durch den Farn in den Dschungel hinein. Wie leicht man sich hier verirren kann, dachte er. Überall wuchs Farn und durch die großen Bäume, die dicht beieinander standen, sah es überall gleich aus. Er entdeckte einen Stein am Boden. Wahrscheinlich war er letzte Nacht bis hier in den Wald gesprungen. Ramsteiner hob ihn auf und markierte damit einen der Bäume hinter sich. Ohne eine Markierung zu hinterlassen war das Risiko zu groß sich zu verlaufen. In der Ferne hörte er Dr. Junk, Wahlstroms Namen rufen, dann den der Peruaner. Ramsteiner kletterte über einen umgestürzten Baum und sah sich einem weiteren Anstieg gegenüber. Hier war es noch dunkler als noch ein paar hundert Meter zuvor. Die Baumkronen verhinderten, dass der Großteil des Sonnenlichts den Boden berührte.

Er rief nach Wahlstrom. Es kam ihm so vor, als würden die Bäume seine Stimme verzerrt zurückwerfen. Auf einmal hatte er Angst. Was wäre wenn er trotz der Markierungen den Weg nicht mehr zurück finden würde? Er drehte sich um und sah das Zeichen nicht mehr, das er zuletzt in die Rinde eines Mahagonibaumes geritzt hatte. Ramsteiner lief ein Stück zurück. Vielleicht war es ein anderer Baum gewesen. Er spürte Panik in sich hochsteigen und unterdrückte sie mühsam. Wie weit war er schon in den Wald hineingegangen? Sicher mehr als einen Kilometer. In einiger Entfernung sah er in einer Baumrinde ein Zeichen. Es stammte jedoch nicht von Ihm.

Als Markierung hatte er ein X benutzt, dies sah jedoch aus wie eines der Schriftzeichen auf den Steinen. Die Markierung schien nicht alt zu sein, der Stamm dahinter hatte sich noch nicht dunkel verfärbt. Ein Traum fiel ihm plötzlich ein. Er musste ihn gestern in seiner Bewusstlosigkeit geträumt haben.

Ein Mann stand über ihm an der Klippe. In der Dunkelheit war er kaum auszumachen, nur ein Schatten. Der Mann blickte auf Ihn herabgeblickt, nein, auf Sie alle. Er betrachtete das Chaos das er verursacht hatte.

Zu seinem entsetzen musste Ramsteiner sich eingestehen, das er nicht mehr sicher war, nur geträumt zu haben. Die Fußabdrücke vor seinem Zelt fielen ihm wieder ein.

Er durfte sich jetzt nicht verrückt machen. Bislang hatte es für alles eine logische Erklärung gegeben. Die nackten Fußabdrücke stammten mit Sicherheit von einem aus ihrem Team. An dem Steinschlag waren sie gut möglich selbst schuld. Sie waren unvorsichtig, hatten ihre Zelte unterhalb der Klippen aufgeschlagen. Der Schattenmann, eine Sinnestäuschung. Wahlstrom und die Peruaner waren panisch in den Wald gestürmt und irrten jetzt ziellos umher. Höchstwahrscheinlich hatte er gedankenverloren selber das kryptische Zeichen anstatt des X in den Baum geritzt.

Ramsteiner hätte auf das ein oder andere Ereignis gerne verzichtet, doch war es nun mal so gekommen und jetzt musste er das Beste daraus machen. Sie würden die Verlorenen schon finden. Vielleicht saßen sie ja bereits alle wieder zusammen und er war der einzige der noch fehlte?

Seine Gedankengänge hatten ihn wieder beruhigt. Trotzdem wollte er nicht länger alleine in dem düsteren Wald bleiben.

Er hörte ein Fauchen hinter sich. Ramsteiner verharrte wie zu Stein erstarrt in seiner Bewegung. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er spürte wie das Blut in seinen Adern floss. Die Platzwunde an seinem Kopf hörte auf zu schmerzen und er konnte endlich wieder völlig klar denken.

Es war also wirklich so wie man sagte. Im Angesicht des Todes wurde man sich des Lebens noch einmal bewusst. Er drehte sich langsam um und erwartete den weit aufgerissenen Schlund eines Menschenfressenden Pumas zu sehen, aber außer Dschungel und einem Webervogel, der aus einem der Farne aufflog, sah er nichts. Dann erklang wieder das raubtierartige Fauchen. Diesmal etwas weiter entfernt, für Ramsteiner aber eindeutig noch zu nah. Ruckartig drehte er sich um und lief weiter. Er musste schnellstmöglich zurück zu den anderen. Die Überzahl an Menschen würde dem Tier schon genug Respekt einflössen um es zu verscheuchen. Alleine im Wald war er eine leichte Beute. Immer schneller lief Ramsteiner durch den dichten Dschungel. Hier und da entdeckte er eine seiner Markierungen. Er glaubte den umgestürzten Baum, über den er vorhin geklettert war wiederzuerkennen. Mit einem Satz wollte Ramsteiner darüber springen, überschätze seine sportlichen Fähigkeiten allerdings und blieb mit dem rechten Fuß daran hängen.

Im letzten Moment schaffte er es noch seine Hände hochzuziehen um so den Sturz ein wenig abzufedern, knallte jedoch mit seinem gesamten Körpergewicht auf die Schulter. Er hörte etwas knacken und ihm wurde kurz Schwarz vor den Augen.

Er schmeckte modrigen, erdigen Matsch in seinem Mund und seine linke Seite fühlte sich taub an. Seltsamerweise tat es jedoch kaum weh. Mühevoll richtete sich Ramsteiner auf und blickte sich um. Ein Schuh ragte vor ihm aus einem der Farne. Er musste ihn schnell wieder anziehen und weiter laufen, bevor der Puma letztendlich den Mut aufbrachte und ihn angriff. Ramsteiner griff danach und merkte im selben Moment das er überhaupt keinen seiner Schuhe verloren hatte.

Als er um die Pflanze herumging, sah er sich den Leichen von Ernesto und Manuel gegenüber.

Sie lagen beide auf dem Rücken und ihre Augen blickten seelenlos in die Baumkronen über ihnen.

Beide wiesen tiefe Löcher in ihren Schädeln auf. Ramsteiner glaubte in einem bereits Maden zu entdecken, die sich in der Hirnmasse tummelten. Saure Galle stieg ihm in den Mund und er musste sich übergeben.

Nachdem er sich wieder ein wenig gefangen hatte, richtete Ramsteiner seinen Blick erneut auf die Leichen vor ihm. Er entdeckte menschliche Fußabdrücke im Matsch. Deutlich zeichneten sich die Zehen im Schlamm ab, als wäre die Person eine Weile an derselben Stelle gestanden.

Ernesto oder war es doch Manuel, Ramsteiner konnte keinen der Peruaner auseinander halten, trug ein Messer an seinem Gürtel. Ramsteiner beugte sich zu ihm hinunter und nahm es ihm ab.

Ihm war jetzt klar das er sich vor mehr als nur einem Puma in Acht nehmen musste.

 

Pablo

 

Sie waren jetzt seit mehr als einer Stunde fort und langsam wurde Nancy nervös.

Der gestern noch so faszinierende Ort, wirkte jetzt unheimlich und gespenstisch. Letzte Nacht hatte sie Glück gehabt. Sie war als einzige unverletzt geblieben und mit dem Schrecken davon gekommen. Pablo war wieder eingeschlafen und seine regelmäßigen Atemzüge wirkten beruhigend auf sie. Nancy war froh das er bei ihr war, auch wenn sie einander kaum verstanden. Sie blickte in den Wald vor sich und hoffte Sascha zu entdecken, ja sogar Ramsteiner wäre ihr jetzt lieb gewesen. Tatsächlich sah sie eine Bewegung in einem Sarsapilla-Busch. War da etwa ein Gesicht das sie daraus anstarrte? Nancy kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Manchmal sah man bekanntlich ja vor lauter Bäumen den Wald nicht. Noch immer konnte sie nicht sagen ob es sich um ein Gesicht handelte oder vielleicht nur um die Rinde des sich dahinter befindlichen Baumes. Wenn da jemand stand, warum kam er dann nicht hier her?

Falls dort überhaupt jemand stand. Sie drehte sich zu Pablo um der noch immer tief und fest schlief. Sie leckte sich die Lippen und wog ab, ob es Wert war Pablo zu wecken. Der Schlaf tat ihm sicher gut, sein Bein sah nicht gut aus und vorhin hatte er heftige Schmerzen gehabt. Die Geobotanikerin beschloss ihn schlafen zu lassen und alleine nachzusehen.

Sie ließ Pablo und die Steinkugeln hinter sich und lief auf den Busch zu.

Schon nach ein paar Schritten war Nancy sicher, das sie sich getäuscht hatte, trotzdem wollte sie sich die Stelle etwas genauer anschauen. Insgeheim war sie froh weg von diesen gruseligen Steinkugeln zu kommen, auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Plötzlich beschlich sie ein ungutes Gefühl. Wenn dort jemand war, dann musste er doch aus ihrem Team stammen.

Sie blieb einige Schritte vor dem Busch stehen. „Hallo? Ist da jemand? Sascha bist du es?“

Sie zählte in Gedanken bis drei und versuchte es erneut: „Hallo?“

Keine Reaktion. Entschlossen trat Nancy auf den Busch zu und strich die Blätter zur Seite. Niemand war zu sehen. Sie lief ein Stück in den Wald und sah sich um. Erschreckend ruhig lag der dichte Dschungel vor ihr. Das viel Grün war überwältigend. Eine Cantutapflanze leuchtete als einziger Farbklecks, Rot zwischen den Bäumen auf.

Sie würde sich wohl oder übel gedulden müssen und auf die Rückkehr der anderen warten.

Nancy lief zurück und ließ sich wieder neben Pablo nieder. Dieser schien jetzt noch tiefer zu schlafen. Sein Kopf hing fast schon auf seiner Brust.

Ein Schwarm Vögel löste sich aus dem Baum über ihr und flog krächzend davon. Nancy sah ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Die Begegnung mit dem Tukan hatte nicht nur Spuren auf ihrer Haut hinterlassen. Da sie Durst hatte griff sie nach dem Wasser in ihrem Rucksack. Während sie die Flasche ansetzte, bemerkte Nancy aus den Augenwinkeln einen hellroten Fleck auf Pablos Schulter.

Ohne einen Schluck getrunken zu haben, ließ sie die Flasche fallen. Gierig sog der Waldboden die Flüssigkeit auf. Sie ging neben Pablo in die Knie und berührte seine Schulter. Eine fürchterliche Vorahnung nahm von ihr Besitz. Pablo war tot. Ermordet.

Pablo? Hola Pablo.“ Sein Kopf hing immer noch tief auf der Brust und sie konnte ihm nicht richtig in das Gesicht sehen. Sie schüttelte ihn heftig, sein Kopf flog nach hinten und entblößte einen blutigen Riss in seinem Hals. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.

Nancys Schreie hallten bis tief in den Dschungel hinein.

 

Ramsteiner

 

Ramsteiners Stimme war mittlerweile heiser geworden vom vielen Schreien. Niemand hatte auf seine Rufe geantwortet und jetzt brachte er nicht mehr als ein raues Krächzen zustande. Wahrscheinlich war es sowieso besser ruhig zu sein. Es konnte ihn ebenso der Mörder von Manuel und Ernesto hören. Das Bild der beiden toten Peruanern erschien wieder vor seinem geistigen Auge. Ihre leeren Blicke und die blutigen Löcher in ihren Köpfen. Schrecklich.

Da er jetzt ein Messer bei sich trug, fühlte sich Ramsteiner etwas sicherer, obwohl er einer Konfrontation um jeden Preis aus dem Weg gehen wollte.

Wer konnte die beiden umgebracht haben? Und vor allem warum?

Sicher war es nicht einfach gewesen. Die Beiden waren in der Blüte ihres Lebens und Ramsteiner hatte das ein oder andere Mal neidvoll auf Manuels Bizeps gestarrt. Er konnte sich das nur so erklären: Manuel und Ernesto waren in Folge des Steinschlages panisch in den Wald gestürmt und dort hinterhältig und im Schutze der Dunkelheit erschlagen worden.

Aber wer sollte so etwas tun? Wollte irgendjemand seine Expedition sabotieren, eventuell den Ruhm für sich alleine einfahren? Wahlstrom war in dieser Nacht verschwunden, aber konnte dieser dicke alte Mann zu so etwas fähig sein? Ramsteiner glaubte es nicht. Viel eher war ihm das gleiche Schicksal zu Teil gekommen wie den beiden Peruanern.

Dr. Sascha Junk war in Geldnöten, das wusste Ramsteiner. Er hatte es Ihm selbst gesagt. Für einen Wissenschaftler würde die Entdeckung der Steinkugeln einen exorbitanten Karrieresprung zur Folge haben. Und Junk war jung und kräftig, ihm würde er es zutrauen. Das hieß, er musste noch vorsichtiger sein, als Expeditionsleiter konnte er der Nächste sein.

Ramsteiners Griff um das Messer wurde noch fester.

Vor sich hörte er ein Geräusch. Büsche wackelten und Äste knackten. Etwas oder jemand kam auf ihn zugelaufen. Schnell suchte er Deckung hinter einem Baumstamm. Um ein Haar hätte er laut auf geschrien, als er sich mit der Schulter dagegen lehnte. Zwar konnte er die Schulter und den Arm bewegen, doch hatte er sich bei seinem Sturz eine ordentliche Prellung zugezogen. Das Rascheln wurde lauter und verstummte plötzlich. Er vernahm tiefe Atemzüge, so als wäre die Person eine Weile ununterbrochen gerannt, dann ein unterdrücktes Räuspern. Ramsteiner nahm all seinen Mut zusammen und arbeitete sich langsam zum Rand des Stammes vor. Das weiche Moos unter seinen Stiefeln schluckte glücklicherweise jeden seiner Schritte.

Er erwartete Junk zu sehen, doch als er um den Baumstamm sah, erblickten seine Augen einen erschöpft wirkenden Peruaner. Wie war sein Name gleich gewesen? Irgendetwas mit G.

Ramsteiner war es egal wie der Peruaner hieß, zu zweit waren sie jedenfalls sicherer als alleine.

Der Peruaner lehnte mit bebendem Brustkorb und schwer nach Atem ringend, an einem Baum. Ramsteiner bemerkte das er immer wieder verängstigte Blicke in den Dschungel hinter sich warf.

Er steckte das Messe weg und trat hinter dem Baum hervor. Ängstlich hob der Südamerikaner seinen Kopf als er Ramsteiner sah. „El Alma en pena“ keuchte der er.

Ramsteiners spanisch war nicht gut und so war das einzige Wort was er verstand, Geist gewesen.

Wie konnten diese Menschen immer so Abergläubisch sein? Er versuchte es gar nicht erst auf Spanisch sondern antwortete im auf Deutsch.

Wir müssen zusammen bleiben und zurück ins Lager finden.“

Ramsteiner wollte gerade einen Schritt auf Gustavo zumachen, der Name war ihm wieder eingefallen, als hinter dem Peruaner eine Gestalt aus dem Dickicht trat.

Im ersten Moment glaubte Ramsteiner nicht richtig zu sehen. Ein splitternackter Mann, dessen ganzer Körper mit Schlamm und Matsch bedeckt war, stand jetzt dicht hinter Gustavo.

Nur an ein paar wenigen Stellen konnte man noch erkennen, dass es sich um einen Weißen handeln musste. Er sah abgemagert aus, deutlich traten die Rippen hervor und Ramsteiner glaubte die Knochen unter der dünnen Haut durchschimmern zu sehen. Trotz seiner Unterernährung wirkte der Mann keinesfalls gebrechlich, vielmehr strahlte er eine tierische Wildheit aus die Ramsteiner frösteln ließ. Eine einzelne blonde Strähne hing ihm im ansonsten dick mit Dreck verkrusteten Haar ins Gesicht.

Ramsteiner hatte das alles in nur wenigen Augenblicken registriert und konnte es nicht mehr verhindern das der Mann Gustavo, mit einer kräftigen Bewegung die Kehle durchschnitt.

Gustavos Augen blickten klagend in die des Wissenschaftlers. Er gab ein blubberndes Geräusch von sich, begleitet von einem Schwall Blut, das aus seinem Mund spritzte. Gustavo fiel zur Seite.

Wie hätte er es verhindern sollen? Ramsteiner machte sich nichts vor, er war ein Feigling. War schon immer einer gewesen. Noch nie im Leben hatte er sich für jemanden anderes interessiert als für sich. Warum dann gerade jetzt?

Wer bist du?“ Er merkte das seine Stimme zitterte.

Warum hast du das getan?“ Ramsteiner trat langsam einen Schritt zurück. Seine rechte Hand glitt vorsichtig zu seinem Hosensaum in den er das Messer gesteckt hatte. Der Mann, dessen Mimik in dem Wirrwarr aus Bart und Dreck ohnehin schwer zu deuten war, blieb regungslos stehen. Es sah nicht aus als würde er Anstalten machen ihm zu antworten. Ramsteiner vollzog einen weiteren Schritt nach hinten. Noch einen mehr und er würde sich ruckartig umdrehen und in das Labyrinth des Waldes fliehen.

Plötzlich fing der Mann an zu lachen. Es war ein beängstigender Laut aus dem Mund des Wilden.

Das Lachen klang schrill und hysterisch.

Ramsteiner würde klar das dieser Mann völlig verrückt war. Alles reden wäre zwecklos.

Dann tat er etwas völlig unerwartetes. Der Wilde drehte sich um und verschwand im Dickicht.

Fast im selben Moment noch erklang ein wütendes Fauchen hinter Ramsteiner. Es klang als befände sich das Tier direkt hinter ihm.

Dieses Mal fühlte sich Ramsteiner keines falls lebendig. Er spürte etwas warmes sein Bein hinunter gleiten. Er hatte sich in die Hose gemacht. Er rannte.

Nach einer Weile kam es Ihm vor als wäre er den ganzen Tag durch gerannt. Seine Lungen brannten und er konnte kaum atmen. Ramsteiner ließ sich an einen Baum gelehnt nieder. Er brauchte eine Pause. Das Messer so fest in der Hand haltend, dass sich seine Knöchel weiß färbten, schnappte Ramsteiner angestrengt nach Luft. Seine Augen waren überall. Vielleicht hatte er eine Chance wenn das Tier ihn direkt angreifen würde. Hier an den Baum gelehnt war er von einer Seite geschützt. Ramsteiner richtete sich wieder auf. Der Dschungel hatte für ihn jede Faszination verloren. Es war gefährlich hier. Hinter jedem Farn konnte der Tod lauern. Über ihm erklang ein leises knacken im Baum. Er riss den Kopf nach oben. Das letzte was Ramsteiner sah, war der schwarze Schlund des Pumas.

 

Eine unliebsame Erkenntnis

 

Eine Ewigkeit war er im Dschungel umher geirrt und hatte immer wieder die Namen der Vermissten gerufen. Jetzt, da er wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt war, stellte sich heraus das nun auch Nancy und Pablo verschwunden waren. Viel erschreckender für Sascha war allerdings nicht die Tatsache das sie keine Nachricht hinterlassen hatte, sondern der rote Fleck dort wo Pablo gesessen war. Hier stimmte irgendetwas gewaltig nicht. Auch Ramsteiner und Gustavo schienen noch nicht hier gewesen zu sein. Ihre Rucksäcke lagen noch immer so wie Sie sie verlassen hatten.

Wahlstroms Rucksack den er neben seinen gestellt hatte, war jedoch umgeflogen. Sein kleines schwarzes Notizbuch war ein Stück herausgerutscht. Sascha stellte ihn wieder auf und steckte das Buch zurück. Dann holte er es wieder hervor und schlug den letzten Eintrag auf. Sascha konnte es sich nicht erklären wieso er das tat. Eine Seite zeigte die seltsamen Schriftzeichen welche sie auf der Mauer und vereinzelt auf den Steinkugeln gefunden hatten, die Andere eine mögliche Übersetzung.

Wahlstrom war ein Genie wenn er in den wenigen Tagen seit sie hier waren, eine solch fremde und komplexe Schrift entschlüsselt hatte.

Und Wahlstrom war ein solches Genie. Die Zeile die er bereits übersetzt hatte lautete:

 

Es ist nicht tot, was ewig liegt,

bis dass die Zeit den Tod besiegt.

Die Worte jagten Sascha einen Schauer über den Rücken. Er legte das Buch zurück. Sie mussten hier weg, raus aus dem Wald. Die Worte hatten in ihm eine Angst erweckt, die er sich nicht erklären konnte. Es war bereits Mittag und lange würde es nicht mehr hell sein. Wenn er einen der anderen noch bei Tageslicht finden wollte, würde er sich beeilen müssen. Sascha hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, während seiner ersten Suche nur eine Wasserflasche bei sich gehabt und jetzt hörte er deutlich seinen Magen knurren. Nachdem er sich etwas gestärkt hatte, entschloss sich Sascha, Nancy eine Nachricht zu hinterlassen, falls Sie hierher zurückkehren würde. Er nahm die topographische Karte dieser Region aus seinem Rucksack und zeichnete mit einem roten Stift den Verlauf ihrer bisherigen Reiseroute ein. Dann schrieb er die jeweiligen Himmelsrichtungen in die Ecken und eine kurze Notiz, immer Richtung Süden zu gehen. Wenn Nancy seine Hinweise befolgen würde, müsste sie früher oder später auf den holprigen Dschungelpfad gelangen, der sie alle in den Wald geführt hatte. Er hoffte das sich Nancy nicht alleine in dem Dschungel befand, sondern von Pablo oder einem der anderen, begleitet wurde. Wahrscheinlich war sie des Wartens überdrüssig geworden und ebenfalls auf die Suche gegangen. Da blieben jedoch noch Pablo und der rote Fleck dort wo er gesessen hatte. Er wusste das Pablo starke Schmerzen im Bein verspürte und aufgrund dessen schlecht zu Fuß war, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern das er auch geblutet hatte. Nach einem letzten Blick auf die seltsame Steinformation, brach Sascha in den Wald auf. Sein erstes Ziel war es, auf die Klippe über ihm zu steigen. Von dort könnte er sich ein besseres Bild über die nähere Umgebung machen. Über einen steilen Abhang gelang es ihm mühevoll die Klippe zu erreichen. Oben angekommen bot sich ihm das Szenario, das er am meisten gefürchtet hatte. Unzählige Schleifspuren, die tiefe Narben im Wald und auf dem Steinboden hinterlassen hatten, zeigten eindeutig dass der Steinschlag von einem Menschen verursacht worden war. Wer in Gottesnamen konnte das gewesen sein? Vor ihm zeigten ein paar umgeknickte Zweige woher der Angreifer gekommen war und Sascha war bereit ihn zu finden.

 

Gefangen

 

Wahlstrom ging einen langen und hell erleuchteten Gang entlang. Im war schwindelig und er stieß mit den Schultern rechts und links gegen die Wände. Das Licht vor Ihm wurde immer heller, so dass seine Augen anfingen zu schmerzen. Er wollte sie mit den Händen abschirmen, konnte aber seine Arme nicht heben. Plötzlich schienen die Wände um ihn herum ineinander zu fließen. Das Licht wurde heller.

Er schlug die Augen auf. Sein Schädel brummte und das Tageslicht blendete ihn so stark, das er sie wieder schloss. Seine Kehle fühlte sich rau und trocken an. Noch nie im Leben hatte er solch einen Durst verspürt wie jetzt. Seine Schultern taten weh, ebenso seine Handgelenke und Fußknöchel. Vorsichtig öffnete er die Augen erneut und langsam begannen sich seine Pupillen an das Licht zu gewöhnen. Er sah die Baumwipfel und dazwischen vereinzelt Teile eines von Wolken verhangenen Himmels. Wahlstrom drehte den Kopf und sah das er gefesselt war. Er war in einer Höhle. Der Teil über ihm und zu seiner linken war weggebrochen. Da sich die Kronen der Bäume direkt auf seiner Augenhöhe befanden, musste es dort wo die Höhle zerstört war, bestimmt zwanzig Meter in die Tiefe gehen. Rechts von ihm herrschte jedoch Dunkelheit. Nur eine einzelne Fackel erzeugte ein flackerndes rötliches Licht. Ihr Schein beleuchtete undeutlich eine steinerne Statur und Wahlstrom brauchte nicht viel Fantasie um sie sich vorzustellen. Es war eine vergrößerte Ausgabe des Reliefs. Wahlstrom konnte den Kopf nicht soweit drehen um sie direkt anzuschauen, sie warf jedoch einen bedrohlichen Schatten vor ihm an die Wand. Er konnte die langen Tentakel erkennen.

Auf dieser Abbildung schien es auch noch Schwingen zu besitzen. Wahlstrom war erleichtert darüber, nur ihren Schatten sehen zu müssen und selbst dieser bereitete ihm schon ein äußerst unbehagliches Gefühl.

Aber wie war er hier her gekommen? Wer hatte Ihn gefesselt? Und was geschah wenn diese Person wieder zurückkehrte? Erneut zerrte Wahlstrom an den Stricken, doch sie zogen sich nur noch fester um seine Gelenke. Seine Arme und Beine begannen bereits unangenehm zu kribbeln. Er erinnerte sich, dass er letzte Nacht in Panik aus dem Zelt gestürmt war. Teile der Felswand, vor der sie lagerten, waren herabgefallen und hatten gedroht ihn zu erschlagen. Dann wurde alles schwarz und das nächste woran er sich erinnerte, war hier aufgewacht zu sein. Das kribbeln in seinen Händen wurde immer stärker und Wahlstrom ballte die Hände zu Fäusten. Während er so versuchte das Blut in seinen Händen zirkulieren zu lassen, bemerkte er eine abgerundete Rille am Rand der Steinplatte auf der er festgebunden war. Unzählige Male hatte er bei Ausgrabungen auf der ganzen Welt solch eine Rille bereits gesehen. Sie sollte das Blut ableiten und befand sich immer auf einem Opfertisch.

 

Die Ruine

 

Er lief durch eine Mauer von Mücken. Zuerst waren sie nur lästig gewesen, doch mit jedem Schritt den er weiterging, wurden sie zahlreicher. Mittlerweile fiel es ihm sogar schwer zu atmen. Wann immer er einatmen wollte, drängten sie ihm in den Mund oder in die Nasenlöcher. Sascha hatte aufgegeben nach ihnen zu schlagen, es war sinnlos, zu viele schwirrten um ihn herum. Dabei stachen sie ihn überhaupt nicht. Es war als wollten sie ihn lediglich aufhalten und nahmen dafür sogar ihren eigenen Tod in kauf. Selbstmordmücken, ging es Sascha durch den Kopf.

Er zog sein T-Shirt aus und bedeckte damit seine Nase und Mund. Das Summen der Mücken, die um seinen Kopf herum flogen, machte ihn verrückt. Seine Augen tränten von den Tieren die es geschafft hatten zwischen seine halb geschlossenen Augenlider zu kriechen.

Dann mit einem Mal, schienen sie von ihm abzulassen. Ein Windhauch blies ihm ins Gesicht und mit dem Hauch verschwanden auch die Mücken. Einige hundert Meter später sah der Geologe vor sich eine steinerne Säule liegen.

Im ersten Moment hatte er sie überhaupt nicht als solche erkannt, sondern für einen umgestürzten Baum gehalten, doch bei näherer Betrachtung konnte man zwischen dem Moos, das sich darauf angesiedelt hatte, die gräuliche Färbung des Steines entdecken. Sascha fuhr mit den Händen darüber und spürte die Vertiefungen der einzelnen Schriftzeichen, die sich rundherum befanden. Für einen Augenblick ließ er von seiner Suche ab und betrachtete die Säule. Sie war in mehrere Stücke zerbrochen, zusammengesetzt schätzte er ihre Gesamtlänge jedoch auf mindestens zwanzig Meter. Ein weiterer sensationeller Fund. Zu einer Säule gehörte aber immer auch der entsprechende Tempel. Ein Stück weiter, hinter einer erneuten Anhöhe, entdeckte er ihn, oder das, was davon übrig geblieben war. Zahlreiche umgestürzte Säulen und Mauerteile ließen Sascha die ehemalige Größe des zerstörten Tempels erahnen. Ein Torbogen war halbwegs stehen geblieben und nur ein einzelner, dafür aber riesiger Steinquader versperrte teilweise den Zuggang, der zweifellos tiefer in die Ruine führte. Der Boden, auf dem er jetzt stand, bestand aus Steinplatten die man in die Erde eingelassen hatte. Auch sie waren riesig und von den Jahrhunderten gezeichnet. Einzelnen Bäumen war es geglückt ihre Wurzeln durch die Platten zu schlagen. Im Dämmerlicht des ausklingenden Tages wirkte die Ruine wie das zerstörte Grab eines Riesen. Sascha hatte das unbestimmte Gefühl das hier die Lösung zu all den Verschwundenen aus seinem Team zu finden war.

Vorsichtig lief er auf den Torbogen der Ruine zu und sah sich dabei um.

Die Skelette verschiedenster Kleintiere lagen überall verstreut herum. Als er über eine der Säulen stieg, fiel ihm ein achtlos in die Ecke geworfener Rucksack auf. Sascha bückte sich danach und leerte den Inhalt vor sich auf dem Boden.

Ein muffiger, leicht modriger Gestank stieg ihm in die Nase und Sascha trat einen Schritt zurück. Ein halb verfaultes Baumwollhemd, ein paar Socken sowie eine leere Cola Flasche, lagen nun vor ihm. Er griff nach dem Hemd, hörte ein Zischen und zog die Hand schnell wieder zurück. Eine hellgrüne Schlange streckte ihren Kopf unter dem Hemd heraus. Sie zischte erneut und schlängelte ihren Aal gleichen Körper unter dem Kleidungsstück hervor. Sie war größer als Sascha zuerst vermutet hatte. Sie musste an die zwei Meter groß sein. Erst sah aus, als wollte die Schlange in das schützende Unterholz des Waldes fliehen, als sie plötzlich in Saschas Richtung schnellte.

Mit einer Schnelligkeit die er sich nach dem anstrengenden Tag nicht mehr zugetraut hatte, wich Sascha zurück und der Biss der Schlange ging ins Leere. Dieser Fehlschlag schien sie jedoch erst richtig wütend gemacht zu haben, den anstatt das Weite zu suchen, kam sie wieder auf ihn zu gekrochen. Sie griff erneut an, doch Sascha wich mühelos aus. Von je her war er von diesen Tieren fasziniert und hatte ihre Anmut und Schönheit bewundert, doch dieses Tier stieß ihn förmlich ab. Es war die fleischgewordene Aggression. Die leeren Augen zeugten von einer stumpfen Intelligenz, dessen einziges Ziel es war ihn zu beißen. Sascha ergriff eines der Mauerteile und schleuderte es auf die Schlange. Er hatte gut gezielt und das Tier mit dem ersten Versuch getötet. Mit zerschmettertem Kopf zuckte es noch einmal und blieb dann regungslos vor ihm liegen. Sascha stieg über sie hinweg und ergriff das vermoderte Hemd. Eine lederne Geldbörse kam darunter zum Vorschein. Er hob sie vom Boden und klappte sie in der Mitte auf.

Eine zerknitterte Dollarnote fiel heraus und wurde umgehend vom aufkeimenden Wind mit sich gerissen. Die Börse war voller Kreditkarten, von Visa bis Master Karte. Alles was Rang und Namen hatte schien dabei zu sein. In einem der hinteren Fächer entdeckte er einen Ausweis.

Der Besitzer hörte auf den Namen Jefferson O´ Connor, geboren 1984 in Westbrook, Maine. Ein Fach weiter entdeckte Sascha den Reisepass des jungen Amerikaners. Beim durchschauen des Dokuments las er das das Aufenthaltsvisum für Peru, bereits vor mehr als zehn Monaten abgelaufen war.

Sascha beschloss den Geldbeutel einzustecken und sich vorerst keine weiteren Gedanken über dessen Besitzer zu machen. Zu viele Fragen warf dieser neue und unerwartete Fund für ihn auf.

Aus der Seitentasche seiner Hose zog er eine Taschenlampe und ging im schwindenden Tageslicht durch den Torbogen der Ruine.

 

Böses Erwachen

 

Wahlstrom öffnete seine Augen. Er war wieder eingeschlafen. Ein schwaches, bläuliches Licht erhellte nun den Raum. Es musste von dem grotesken Relief hinter Ihm stammen. Deutlicher als zuvor, zeichnete sich nun der Schatten vor ihm auf der Wand ab. Es sah aus als bewege er sich, als stecke Leben in den dutzenden Tentakeln die sein Gesicht umgaben. Der Schatten wurde länger und länger, schien nach ihm zu greifen. Wahlstrom tat das einzig richtige in diesem Moment. Er flüchtete sich in die schützenden Arme der Ohnmacht und entfloh so dem Wahnsinn.

 

Begegnung

 

Das Innere des Tempels erschien Sascha erstaunlich gut erhalten zu sein. Zwar lagen in dem Gang unzählige Gesteinsbrocken, doch im Allgemeinen wirkte der Durchgang stabil. Im Schein seiner Taschenlampe konnte er vereinzelte Schriftzeichen an den Wänden ausmachen. Sie waren in den Stein gemeißelt und wurden hin und wieder von verschiedenen Abbildungen unterbrochen.

Trotz eines unguten Gefühls, das er empfand, seit er diesen Tempel betreten hatte, blieb er stehen um sich eine der in Stein gehauenen Abbildungen anzusehen.

Es zeigte das Wesen welches Sascha bereits von Ramsteiners Fotos her kannte, allerdings nicht

sitzend, sondern drohend über einigen Menschen schwebend. Mit einer unglaublichen Detailtreue hatte der Künstler die verängstigten Gesichter der Menschen wiedergegeben.

Auf dem nächsten Bild verschlag das Wesen die Menschen. Auch dies war bis ins letzte Detail ausgearbeitet und Sascha meinte die knackenden Geräusche zu hören, mit denen das Monstrum die Wirbelsäulen seiner Opfer brach. Er fröstelte.

Er hatte genug gesehen und ging weiter. Seine Taschenlampe begann aufzuflackern und erlosch dann. Sascha stand im Dunkel. Sie ließ sich nicht wieder anschalten und er verfluchte das kleine Werbehäschen der Batteriefirma, das lief und lief und lief. Im letzten Schein der Lampe hatte er glücklicherweise erkannt, dass sich der Weg vor Ihm teilte und jetzt in zwei Richtungen weiterging. Aus einer glaubte er einen schwaches bläuliches Flimmern zu sehen. Dort schien es ohnehin heller zu werden. Vielleicht war ein Teil des Tempels eingestürzt und ließ die letzten Strahlen des Sonnenlichts hinein. In der anderen Richtung erwartete Ihn nichts als die Dunkelheit. Alles war besser als nur mit einer wertlosen Taschenlampe bewaffnet, hier im Dunkeln zu stehen. Er begann sich zu fragen was ihn überhaupt bewogen hatte in diesen Tempel zu steigen. Keinesfalls durfte er sich hier drin verirren. Das bläuliche Flimmern war verschwunden und einem flackerndem Rot gewichen, das jetzt um die Ecke schien. Er nahm all seinen Mut zusammen und trat um die Ecke.

Der Geologe hatte sich nicht getäuscht. Eine fast vollständig herunter gebrannte Fackel, erleuchtete schwach den Raum. Auch das ein Teil der Außenmauer weggebrochen war hatte sich bestätigt. Es sah aus als ginge es dort ein gutes Stück hinab. Große Teile des Raumes lagen allerdings im Schatten. Sascha konnte die Kante einer großen Steinplatte ausmachen, die etwas rechts von Ihm stand und kaum beleuchtet wurde. Es war aber das große, steinerne Relief, welches in der Mitte des Raumes thronte, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Nein, einnahm. Das Wesen jetzt so plastisch vor sich zu sehen, war gespenstisch und faszinierend zugleich. In seiner sitzenden Position wirkte es wie die vergrößerte Ausgabe des Reliefs das ihm Ramsteiner gezeigt hatte. Diese Version jedoch, hielt einen schwarz-blauen Kristall in einer seiner Klauen. Eine Windböe ließ die Fackel kurz hell aufleuchten und Sascha erkannte auf einer Stufe knapp unterhalb des Wesens, ein weiteres Relief. Es hatte die Größe und das Aussehen jenes Artefaktes, das Ramsteiner von den Amerikanern bekomme hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite war die Stufe leer gewesen. Sascha fiel der Rucksack des jungen Amerikaners ein. Hatten sie das Relief wohl möglich überhaupt nicht mitten im Dschungel gefunden, sondern waren in diesen Tempel vorgedrungen?

Ein leises Stöhnen ließ Sascha erstarren. Es kam aus der Ecke rechts von ihm. Seine Muskeln zogen sich zusammen und er konnte das Herz laut in seiner Brust schlagen hören. Noch einmal dieses Stöhnen.

Es schien von einem Menschen zu stammen. Sascha nahm die Fackel von der Wand und erleuchtete das Dunkel vor sich.

Da lag ein Mann, gefesselt und scheinbar ohne Bewusstsein. Er trat einen Schritt näher und erkannte Wahlstrom, der aufgeweckt durch das Licht der Fackeln, benommen die Augen öffnete.

Sascha.“ Der Wissenschaftler wollte noch etwas sagen, musste dann aber heftig husten. Seine Stimme klang rau und trocken.

Bitte Wasser.“ Wahlstrom hatte die Wörter mehr herausgepresst, als wirklich gesprochen. Sascha hielt ihm seine Wasserflasche an den Mund und Wahlstrom trank.

Wer hat Sie hier her gebracht?“ wollte er wissen.

Ich weiß nicht, ich verlor das Bewusstsein und bin erst hier wieder aufgewacht. Aber binden sie mich bitte los bevor derjenige zurückgekehrt.“

Oh ja, natürlich.“ Saschas Blick kehrte immer wieder zu dem steinernen Relief zurück. Es zog ihn magisch an. Er klemmte die Fackel zwischen die Felsen und versuchte Wahlstrom von den Stricken zu befreien. Unglücklicherweise war er nicht im Besitz eines Messers. Umständlich wickelte Sascha die Schnüre von Wahlstroms linker Hand. Mit einem kräftigen Ruck, löste sich der Knoten und Wahlstrom hatte eine Hand frei.

Eine Windböe ließ die Fackel erneut aufleuchten und Wahlstrom erkannte mit Entsetzen einen nackten, bärtigen Mann um die Ecke kommen. Silber blickte die Klinge in seiner Hand auf.

Vorsicht hinter ihnen“

Ohne sich umzudrehen warf sich Sascha zu Seite und spürte den Luftzug der Messerklinge dicht an seinem Ohr vorbei zischen. In der Schule war Sascha ein erfolgreicher Ringer gewesen und auch wenn sein letzter Kampf bereits 15 Jahre zurücklag, so wusste er sich durchaus zu verteidigen.

Blitzschnell richtete Sascha sich auf und griff nach den Beinen des Angreifers. Kräftig zog er daran und benutze seinen Körper als Hebel. Der Angreifer stürzte hart zu Boden. Das Messer fiel ihm aus der Hand schlitterte über den Steinboden. Dann hörte das Geräusch auf und erklang erst einen Augenblick später wieder, jedoch viel weiter unten. Es war die Klippe hinunter gestürzt und somit aus dem Spiel. Während er noch um das Messer trauerte, war der Unbekannte wieder auf den Beinen und verpasste Sascha einen Faustschlag an den Hinterkopf. Weiße Sterne zuckten vor seinen Augen auf. Das Licht der Fackel war nur noch ein glimmen und Sascha trat auf dem Rücken liegend, wild um sich. Jemand packte sein Bein und zog ihn zu sich. Mit dem anderen Bein trat Sascha kraftvoll in das Dunkel und spürte wie sein Schuh auf etwas Weiches stieß. Ein schmerzhaftes Stöhnen erklang aus der Dunkelheit. „Wie gefällt dir das, du blöder Penner.“

Sascha versuchte sich aufzurichten, doch der Angreifer hatte sich schon wieder erholt und schmiss sich auf ihn.

Zusammen rollten sie über den Boden und kamen kurz bevor es in die Tiefe ging zum liegen.

Der Fremde hatte es geschaffte sich über Ihm zu positionieren. Er schien eine unbändige Kraft zu besitzen und Sascha fühlte sich von ihm wie an den Boden genagelt. Mit den Knien drückte er Saschas Arme auf den Untergrund, so dass sich dieser hilflos der Wut des Wahnsinnigen gegenüber sah. Er spürte wie sich kräftige, große Hände um seine Kehle legten und dann zudrückten.

 

Heldentod

 

Erleichtert sah Wahlstrom den Hieb des Mannes ins Leere gehen. Plötzlich wurde der Angreifer an den Boden geschleudert und Wahlstrom hörte das Messer den Abhang hinunter fallen. Der Rest des Kampfes spielte sich außerhalb seines Sichtfeldes ab. Er war noch immer gefesselt, nur den linken Arm konnte er jetzt frei bewegen. Unter sich auf dem Boden, hörte er die zwei Männer miteinander kämpfen. Wer die Oberhand in diesem Chaos hatte, war nicht zu sagen. Jedenfalls musste er Sascha helfen. Der Wissenschaftler zog an den Schnüren um seine rechte Hand. Da er keinen spitzen Gegenstand hatte, musste er irgendwie den Knoten lösen. Er ertastete ihn im Dunkeln und löste ihn. Kleine Nadelstiche zeigten ihm, dass das Blut in seine Hände zurückströmte.

Jetzt nur noch die Beine und dann war er wieder frei.

Die Fesseln um seine Füße waren stramm und extrem fest, doch mit Mühe und aller Kraft die er aufbringen konnte, schaffte er es endlich sich ganz zu befreien.

Wahlstrom schwang sich von der Platte und stürze zu Boden. Seine Be

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NiniX3 Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von jungerSchatten am 27.03.2011 - 19:33 Uhr) ..dann wünsch ich dir erstmal viel Spass auf der Klassenfahrt :)


vielen dank :)
Vor langer Zeit - Antworten
jungerSchatten Re: Re: Re: - ..dann wünsch ich dir erstmal viel Spass auf der Klassenfahrt :)
Vor langer Zeit - Antworten
NiniX3 Re: Re: -
Zitat: (Original von jungerSchatten am 22.02.2011 - 18:13 Uhr) Hey!
Danke für deinen Tipp. Wie mach ich das dann? Muss ich dann das komplette Buch erst einmal löschen oder? Also ganz neu veröffentlichen und das dann in Abschnitten?!
Gruß


du musst es nicht direkt löschen, du könntest die einzelnen kapitel einfach nochmal nummeriert hochladen. dann kannst du dieses löschen oder auch drin lassen, ist ja dann egal :)
auf jeden fall wäre das empfehlenswert, da du mit 116 seiten schon viele leser abschreckst :)
aber ich werds nächste woche mal anfangen, da ich die erste seite schon sehr gut fand.
nur ich bin jetzt erstmal auf klassenfahrt, und es heute anzufangen gäbe keinen sinn :)

also freu ich mich für nächste woche auf dein buch & füge es (damit es nicht untergeht) schonmal in meine favoriten :)

lg
nina
Vor langer Zeit - Antworten
jungerSchatten Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
jungerSchatten Re: - Hey!
Danke für deinen Tipp. Wie mach ich das dann? Muss ich dann das komplette Buch erst einmal löschen oder? Also ganz neu veröffentlichen und das dann in Abschnitten?!
Gruß
Vor langer Zeit - Antworten
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