Kurzgeschichte
Angelika

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"Angelika"
Veröffentlicht am 15. Februar 2011, 26 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Bin eine Art Globetrotter, der bereits im Alter von 18 Jahren zum erstenmal Deutschland verließ, um einen Gutteil der Erde kennenzulernen. Die dabei gemachten Erfahrungen verarbeitete ich in bis heute sechs Büchern unterschiedlichster Genres. Seit 2009 lebe ich wieder in Deutschland. Meine Homepages: www.bernd-michael-grosch.de und http://groschbmich.npage.de ...
Angelika

Angelika

Kurzgeschichte

 

 

 

                                                          A N G E L I K A

 

 

  Johannes Selzle, geboren am sechsten März 1956 in einem kleinen Allgäuer Dorf, unweit der Ortschaft Oy, war ein schüchternes, stilles Kind, welches sich gerne im elterlichen Stall, bei den fünf Milchkühen und auch im nahen Wald oder auf den familieneigenen Wiesen alleine im Spiel beschäftigte.

 

  Überlebende Geschwister gab es keine - und der Knabe wurde früh angehalten, auf dem elterlichen Hof mit Hand anzulegen.  Er fütterte die Kühe bereits im Alter von vier Jahren, sah nach den beiden Schweinen und wußte sich auch anderweitig nützlich zu machen.

Nach der Einschulung des kleinen Hansi erwies sich Dieser als überaus gelehrig auch in der Kunst des Lesen's und Schreiben's.   Die Benotung seiner Leistungen war durchweg zufriedenstellend auch in den nachfolgenden höheren Klassen.

 

  Johannes fand besonderen Gefallen an der Musik- sowie Bastelstunde, welch Letztere späterhin durch das Fach Werken ersetzt wurde. - Schon Zuhause hatte er Geschick mit dem Schnitzmesser gezeigt und etliche recht ansprechende Objekte aus weichem Holz angefertigt.

- Überhaupt schien ihm die Liebe zu künstlerischer Betätigung im Blut zu liegen.   Hatte er die Hausaufgaben für den kommenden Tag erledigt sowie seine Pflichten in Haus und Hof erfüllt, wollte Hansi sich etwa mit seiner Flöte ein ruhiges Plätzchen suchen, um mit Hingabe

diesem magischen Instrument, welches er schon sehr rasch zu beherrschen gelernt hatte, die lieblichsten Töne zu entlocken.   Oder er saß im Winter in der warmen Stube, wo er, bewaffnet mit Leim und Schere, Weihnachtssterne aus Stroh oder Goldpapier bastelte.

  Auch den Zeichenstift wußte der Junge in solcher Manier zu führen, daß es eine wahre Freude war, ihm dabei zuzusehen.

 

 -- Die Eltern des Knaben, einfache, ländliche Menschen, jedoch fernab der den bäuerlichen Allgäuern gerne nachgesagten Denkungsweise, `was der Bauer nit kennt, frißt er nit´, zeigten sich zwar erstaunt über diese, dem angestammten Blut bisher unbekannt gebliebene Eigenart;

- förderten den Buben jedoch nach besten Kräften.

 

 Im zwölften Lebensjahr fand Johannes unter dem Weihnachtsbaum, nebst den sonstigen notwendigen Kleinigkeiten, ein echtes, nagelneues Akkordeon vor. - Man denke sich die Freude und Begeisterung, mit welcher der stille Knabe diese Gabe in Empfang nahm !  - - Wohl wissend, daß seine Eltern zwar mit der Milchwirtschaft und dem Eierverkauf sich nicht allzu schlecht standen, zumal der Vater mit dem Verkauf von Selbstgebranntem, wenn auch nicht gerade ein zweites Standbein, so doch zumindest eine weitere Einkommensquelle sicherte, sie dennoch nicht gerade begütert zu nennen waren und darum eine solche finanzielle Ausgabe nichts Alltägliches darstellen mochte.

 

 Der Küster der Gemeinde, Welcher Sonntags mit Hingabe die Orgel der kleinen Dorfkirche spielte - und mit ebensolcher Hingabe einem guten Obstler zusprach, hatte sich bereit erklärt,

den Jungen in die Kunst des Akkordeonspielens einzuführen.

  So sah man denn Johannes von nun an dreimal die Woche an den Nachmittagen mit seinem Schlitten - und später mit einem Deichselwägelchen zum Häuschen des Küsters ziehen, um dort seine Fingerfertigkeit an seinem nunmehr zweiten Instrument zu erproben.

 

  - Zwei Jahre später saß Johannes bereits neben seinem Lehrer an der Orgel der Kirche und lauschte verzaubert den Klängen, welche er selbst hervorgebracht.  -  In der Schule arbeitete er weiterhin fleißig mit und machte sich bereits Gedanken über seinen späteren Werdegang.

Die Eltern vertraten, wie auch er selbst, die Ansicht, daß in heutiger Zeit die Erlernung eines Gewerbes, trotz Vorhandenseins des eigenen Hofes, nicht unangebracht erschiene.

 

 Johannes fand Gefallen an der Glasbläserei wie auch an der Goldschmiedekunst - und entschied sich in Absprache mit Vater und Mutter für das Letztere, da das Glasblasen wohl doch eher als wenig zukunftsträchtig erscheinen wollte.

 

  Eine Cousine der Mutter, die in Neugablonz ansässig war, erklärte sich bereit, den Jungen für die Zeit eines Praktikums während der großen Sommerferien - und, sollte ihm diese Arbeit tatsächlich Freude bereiten, auch während der späteren Lehrzeit bei sich aufzunehmen.  Seit zwei Jahren verwitwet und selbst kinderlos, hatte die Cousine ausreichend Platz in ihrem geräumigen Haus; - womit das Problem der Unterbringung des Buben zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst war.

 

  - Dieser kehrte denn auch im letzten Schuljahre begeistert von seinem vierwöchigen Praktikum zurück, brachte gleich seinen Lehrvertrag mit, welchen der Vater erfreut unterschrieb und postwendend zurück zu dem Goldschmiedemeister nach Neugablonz schickte.

  - Der Rest der Schulzeit wollte Hansi allzulange erscheinen; - am liebsten mochte er wohl schon morgen wieder sein Köfferchen packen und nach Neugablonz zurückfahren, um endlich in die Geheimnisse der nun wahrhaft liebgewonnenen Kunst tiefer einzudringen. - Heimweh hatte er schon verspürt; - war er doch zum ersten Male in seinem Leben von Mutter und Vater getrennt gewesen - und fern vom heimischen Hof. Doch hatte er sich mit `Tante Claudia,´ wie er die Cousine der Mutter nun nannte, sehr gut verstanden - und würde außerdem, so oft es seine Zeit sowie seine finanziellen Mittel erlaubten, auf Besuch nach Hause zurückkehren. -

 

  Endlich war es dann doch soweit. - Begleitet von der Mutter, kam der Junge samt Koffer, Akkordeon und Flöte bei Tante Claudia in Neugablonz an.   Übermorgen würde die Mutter wieder nach Hause zurückkehren, Hans hingegen endlich seine ersehnte neue Lehrstelle antreten. -

 

 - Abermals zeigte sich der Jugendliche als überaus anstellig und fleißig, gab aber sein scheues, zurückhaltendes Wesen auch hier nicht auf, sondern verbrachte die freie Zeit zum größten Teil in seinem Zimmer, wo er sich mit Lernen und Musizieren beschäftigte.  Im Geschäft war er willig und gehorsam gegenüber den Vorgesetzten - und somit allseits beliebt; - doch konnte man nicht wirklich warm mit ihm werden.

 

  Nach Beendigung und erfolgreichem Abschluß seiner Lehre kehrte Johann in's elterliche Heim zurück und verpflichtete sich bei der Kemptener Freiwilligen Feuerwehr, um so dem ungeliebten Wehrdienst an der Waffe zu entgehen.

  Er fand Anstellung bei einem Kemptener Juwelier, Welcher Johann eine kostengünstige Zweizimmerwohnung im Ortsteil Sankt Mang vermittelte. - - Vier Monate blieb Hans noch bei seinen Eltern, legte Hand in Haus und Hof an - und bereitete sich auf seine erste feste Anstellung vor.

 

  - Der Juwelier und Goldschmied, Herr Ostermann, hatte drei weitere Goldschmiede beschäf-

tigt, mit Welchen der zurückhaltende Johannes von nun an zusammenarbeiten sollte.

 

 - Zunächst war da der Dienstälteste und auch älteste an Lebensjahren; -  Herr Adolf Sandner.

Herr Sandner zählte 57 Jahre - und sollte mit seiner langjährigen Erfahrung dem nunmehr neunzehnjährigen Neuling hilfreich zur Seite stehen.

  Herr Sandner stammte aus einer Häuslerfamilie nahe Marktoberdorf, war allerdings schon seit seinem 21. Lebensjahr in der Stadt Kempten ansässig.  - Er war kein schulisch ausgebildeter Goldschmied, sondern hatte sich durch harte Arbeit - und mit `den Augen stehlend,´ diese Fertigkeit im Laufe der Jahrzehnte angeeignet und perfektioniert und konnte, was das handwerkliche Können anbelangte, mit jedem ausgebildeten Goldschmied konkurrieren. - Leider fehlte ihm das theoretische Schulwissen, wie beispielsweise Materialkunde - und vor allem Anderen fehlte ihm eben jenes `vermaledeite Gesellenbrief -zertifikat´, wie er dies zu nennen pflegte, so daß er ohne dieses Papier nur geringere Bezüge im Vergleich zu einem `vollwertigen´ Goldschmied fordern konnte. -

 

  - Weiter war der gebürtige Kemptener Ludwig Dornbusch, 25 Jahre zählend, Mitglied der kleinen Gemeinschaft.  Ludwig war ein mittelmäßiger Geselle in Bezug auf sein handwerkliches Können, - jedoch ein großer Herzensbrecher. -  Zumindest glaubte er dies selbst von sich und verhielt sich entsprechend. -

  - Die einzige weibliche Mitarbeiterin des Juweliergeschäftes, die 23-jährige Goldschmiedin

Therese Keitel, wußte mehr als ein Liedchen davon zu singen.  Bereits vom Tage ihres Eintritts in die `Firma´ wurde Therese, ohne eigenes Zutun, von dem `Gockel´, wie Herr Sandner Jenen nannte, in Beschlag genommen.   Er nannte sie `mein Mäusle´, versprach ihr ewige Treue und spätere Heirat - und schwärmte von angeblich `verbrachten Nächten´, welche jedoch lediglich in seiner Phantasie geisterten. -

 

  - Therese stammte aus der Gegend um Neu - Ulm, wo ihre Eltern ein Feinkostgeschäft betrieben.  Sie selbst bewohnte seit nunmehr etwas über drei Jahren im Stadtteil `Auf dem Bühl´ ein nettes, geräumiges Appartement; - fuhr einen eigenen Wagen und war im Großen und Ganzen eine lebenslustige junge Frau, ohne jedoch über die Stränge zu schlagen. -

 

  - Johannes war nach wie vor zurückhaltend und schweigsam, tat seine Arbeit, war hilfsbereit und galt schon sehr bald als vollwertiges Mitglied der kleinen Gemeinschaft.  Man mochte ihn als Arbeitskollegen, konnte ihm jedoch auch hier im privaten Bereich nicht näherkommen. Er gab bereitwillig Auskunft, wenn man ihn befragte; - mochte aber aus eigenem Antrieb nichts Näheres erzählen. - Letztendlich akzeptierte man diese seine Eigenart und nahm ihn, wie er `eben nun mal ist.´

  Von seinem Ersparten erwarb Johannes ein kleines, kostengünstiges Auto, nachdem er auf Anhieb die Fahrprüfung bestanden hatte, - so daß er nun, beweglicher geworden, öfters seine Eltern auf dem heimischen Hof besuchen konnte.  Auf Deren Fragen nach einem `Madel´ , wich er jeweils aus, mit der Bemerkung, es sei ihm noch zu früh; - er wolle sich in seinem Beruf erst noch weiteres Wissen und Können aneignen, bevor er an's Heiraten denke.

 

 - Johannes war mittlerweile Zweiundzwanzig - und die Sache verhielt sich nicht ganz so, wie er sie seinen Eltern darstellen mochte.   Gelogen hatte er nicht; - für's Heiraten wollte er sich tatsächlich noch nicht entscheiden, - hätte aber schon ganz gerne ein Mädchen kennengelernt.

Wenn da nur nicht seine sakrische Schüchternheit gewesen wäre !   Nie im Leben hätte er sich getraut, ein Mädchen `anzustarren´, oder gar anzusprechen; - so galt er fälschlicherweise bei so manchem Mädel, welchem er schon gefallen hätte, als eingebildet und `etwas Besseres´,

bei dem man eh´  nicht ankommen könne, so daß sich weiteres Warten nicht lohne. -

 

 Das genau war der springende Punkt: - Den ersten Schritt konnte der Hans nicht machen

- und gälte es sein Leben !  - Die Mädchen hinwiederum, - sei es im Schwimmbad oder auch auf der Kirmes, wohin er sich schon mal verirrte - hielten sein `Kopfwegdrehen´, wenn ihn mal ein intensiverer Blick traf, für reines Desinteresse.  -  So biß sich denn die Katze in den Schwanz - und Alles blieb weiterhin so, wie es vordem schon gewesen. -

 

  - Die Therese heiratete im Jahre 1978; - sie zählte nunmehr 26 Jahre, blieb jedoch ihrer Arbeit und den Kollegen weiterhin treu. -

  Ein Jahr darauf war das Glück der armen Therese jedoch bereits zerbrochen !     Tränenüberströmt saß sie an ihrem Platz und erzählte schluchzend von der bevorstehenden Trennung.

 

 - Ihr Mann sei ein Windhund wie auch der Ludwig - und sie habe nun Beweise, daß er ihr niemals treu gewesen sei.   Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, blickte sie auf den verlegen dastehenden Johannes und sinnierte, daß Einer wie er für sie wohl schon eher der Richtige wäre - und es schade sei, daß Dieser nicht einige Jahre älter, - oder sie ebensoviele Jahre jünger sei.    Mit hochrotem Kopf wand sich der Hans und wußte garnicht so recht, wohin er blicken sollte. - Er spürte, daß die Therese es aufrichtig meinte; - und auch er Hatte Diese recht gern. - Doch, wie sie bereits gesagt hatte: - Der Altersunterschied !   Wahrscheinlich könnte sie, im Falle einer Verbindung, den um vier Jahre jüngeren Hans nicht für voll nehmen und ihn wie einen älteren Freund oder gar Ehemann respektieren. - -

 

 Mit der Therese konnte er sich unterhalten, ohne das Gefühl zu haben, sich verstecken zu müssen; - wie eine ältere Schwester vielleicht mochte sie ihm erscheinen - und er litt mit ihr in ihrem Unglück. 

  Selbst der Ludwig verzichtete diesmal auf seine dummen Sprüche und drückte sein Bedauern aus. -  Er selbst war immer noch unverheiratet; - schien auch nicht die Absicht zu haben, diesen Zustand in näherer Zukunft zu ändern. -

 

  - -  Zwei Jahre später - die Therese war bereits seit einem Jahr geschieden - wurde der Mitarbeiterstab des Juweliers Ostermann um ein weiteres Mitglied vergrößert. -  Zur Unterstützung des Chefs wurde als Verkäuferin die 20-jährige Angelika Bauer eingestellt. Diese - ein überaus hübsches Mädchen - wurde von Herrn Ostermann ermuntert, in ihrer freien Zeit, will heißen, wenn keine Kundschaft zu bedienen war, ruhig ein Auge auf das Geschehen in der Werkstatt zu werfen, sofern dies ohne Störung für die dort Beschäftigten geschehe.

 

  Die gebürtige Kemptenerin entsprach dieser Aufforderung nur allzu willig, da sie, statt sich zu langweilen, hier noch Etwas dazulernen konnte.  Sie wußte sich nützlich zu machen, indem sie etwa Kaffee für die Goldschmiede bereitete - oder auch einmal eine Gaskartusche oder einen Brenner nach Bedarf anschloß und betriebsbereit machte. Kurz; - sie störte die Arbeitsvorgänge der vier Goldschmiede in keinster Weise, sondern half fleißig mit und erleichterte den Anderen ihre Arbeit.

  In den Pausen saßen sie beisammen in der Werkstatt - und Ludwig hatte wieder Grund, sich wie ein Gockel zu gebärden.   -  Mit der Abgeklärtheit des Alters wollte Adolf Sandner nur hin und wieder seinen nun schon ergrauten Kopf schütteln, ob dieses sich Aufplusterns und

Hinundherstolzierens des verrückten Ludwig.

  Therese hingegen war seit der Trennung von ihrem Mann merklich stiller geworden und ersparte sich jeden Kommentar.

 

  Angelika Bauer jedoch tat das einzig Richtige: -  Sie lachte den liebestollen Ludwig einfach aus und kümmerte sich nicht weiter um Dessen Schwüre und Schmachtblicke.

 

  - Eines Tages nahm Herr Sandner den Johannes beiseite und flüsterte Diesem ins Ohr, daß er gesehen habe, wie die Angelika ihm, dem Johannes, zugezwinkert hätte; - doch habe der Hans dies anscheinend nicht bemerkt.  -  Der Hans bekam gleich wieder seinen verflixten roten Kopf; - doch war er sich sicher, daß der alte Sandner ihn nicht auf den Arm nehmen, geschweige denn, ihn belügen würde.   Die Beiden hatten ein gutes Verhältnis zueinander - und der Herr Adolf würde es dem Hans schon gönnen, daß Dieser ein nettes Mädchen finden möge.    - - 

 

 Hans richtete von nun an seine Aufmerksamkeit neben den üblichen Dingen auch auf die hübsche Angelika und stellte schon bald zu seinem freudigen Erschrecken fest, daß das Mädchen ihm wahrhaftig zuweilen zuzwinkerte !   Sie tat dies, ohne zu lächeln oder sonst in irgendeiner Weise die Miene zu verziehen. - So mochte sie etwa an ihm vorübergehen und ihm,mit unbewegtem Gesicht, ohne ihm selbiges auch nur zuzuwenden, zuzwinkern; - oder mitten im Gespräch, - mit Lächeln oder auch ohne, das Gleiche tun.   Johannes errötete wie stets; - doch hatte er bald verstanden:  Es sollte ein Geheimnis bleiben, daß sich zwischen Beiden Etwas anbahnte !  -  Wie pochte sein Herz ob dieser süßen Vertraulichkeit; - wie rauschte sein Blut in den Ohren, in Erwartung der ersten Liebeserklärung seines Lebens !   - -  Er würde ihr überlassen, den Zeitpunkt zu bestimmen, dieses Geheimnis zu lüften - und vor Aller Augen dann endlich als Paar zu gelten.

 

  - Ein neues Gefühl hatte von dem Vierundzwanzigjährigen Besitz ergriffen; - er begann sich zu verwandeln. - Aus dem schüchternen, zurückgezogenen und unsicheren `Hansl´ wurde allmählich ein selbstsicherer, vergnügter Johannes, Welcher wußte, was er wollte. - Er wurde geliebt !  - -  Mein Gott; - er wurde geliebt !   Geliebt von einem hübschen Mädchen, von Welchem selbst der egozentrische Gockel Ludwig nur belächelt wurde !   Wie hatte sich Alles

gewandelt.   Er, der nun Selbstsichere, wollte der immer stiller gewordenen Therese Trost zusprechen und sie bitten, sich doch nicht selbst aufzugeben.  Therese mochte dankbar lächeln und seine Hand drücken. - Er möge sich nicht um sie sorgen; - sie käme schon zurecht und würde sich gewiß auch wieder fangen. -

  Johannes hätte es nur zu gerne geglaubt; - doch hatte er seine Zweifel.  Er erinnerte sich an Thereses Worte, daß Diese wünsche, er möge einige Jahre älter sein. - Er seufzte. Therese wäre wohl auch für ihn schon recht; - doch was sollte sie wohl mit einem so jungen und `unreifen Hupferl´ wie ihm anfangen ?   Sie hatte ja recht, mußte er sich eingestehen. - Ihn selbst würde der Altersunterschied keineswegs stören; - doch was konnte man machen ?

 

  - Zwei Monate später waren sich Johannes und Angelika noch in keinster Weise nähergekommen; - wohl zwinkerte sie ihm nach wie vor bei verschiedenster Gelegenheit zu, - doch dabei blieb es auch.

 

 Johannes beschloß, mit Herrn Adolf darüber zu sprechen; - schließlich hatte ihn Jener ja erst auf die Sprünge gebracht - und somit konnte in Bezug auf ihn von Geheimnisverrat doch wohl keine Rede sein.

  Adolf Sandner wiegte bedächtig den Kopf, nachdem der Hans ihm erzählt hatte, daß er mit der Angelika noch keinen Schritt weitergekommen sei.  Der Adolf Sandner war ein verheirateter Mann - und hatte somit seine Erfahrungen.    Frauen mögen umworben sein, erklärte er dem Verliebten. Man müsse ihnen zeigen, daß man sich um sie bemühe, fügte er noch hinzu und versprach, selbst ein wenig auf die Sache schauen zu wollen.

 

  - Ein weiterer Monat ging in's Land - und Johannes hatte sich nach Kräften bemüht, der Angelika zu gefallen. - Er bot Pralinen an; - selbstverständlich ohne die anderen Kollegen zu vergessen; - er achtete darauf, daß er stets gut frisiert war; - doch die Liebessache wollte einfach nicht weiterkommen.

 

 Eines Tages nahm ihn dann der Herr Adolf zur Seite, nannte sich selbst einen `alten Esel´

- und führte sodann eine ernste Rede. -  Der Hans solle nicht enttäuscht und ihm, dem Adolf,         

nicht böse sein, da Der ihn ja auf diese Fährte gesetzt hatte. -  Adolf Sandner redete und redete - und immer eindringlicher wurde seine Rede, bis der Hans bald nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand.

 

  - -  Die Geschichte war folgende:  Der Adolf hatte - wie versprochen - der Angelika `ein wenig hinterhergeschaut´ - und war bald darauf gekommen, daß Diese scheinbar`auf zwei Hochzeiten tanze.´   So beobachtete er, daß sie beispielsweise engumschlungen - oder manchmal auch Hand in Hand mit immer demselben jungen Mann in der Stadt unterwegs war.  

 Ein - oder zweimal bei solcher Gelegenheit gewahrte sie den entgegenkommenden Adolf und grüßte Diesen recht freundlich, - ohne die geringste Verlegenheit an den Tag zu legen. -  Dieser Umstand brachte den Adolf letztendlich von der Fährte der `zwei Hochzeiten´ ab; - und er beschloß, mit Herrn Ostermann über die Angelika zu reden.

 

 Herr Ostermann wußte Bescheid und konnte die ganze Sache aufklären:  -  Der junge Mann war Angelikas Verlobter - und von Geheimnistuerei konnte garnicht die Rede sein; - er war hin und wieder gar im Verkaufsraum erschienen und hatte dort, mit Herrn Ostermann plaudernd, auf den Feierabend der Angelika gewartet.  -  Was das vermeintliche Zwinkern anbelangte, so litt Angelika schon seit ihrer Kindheit an einem nervösen Zucken des linken Augenlides, welches Leiden allerdings nur sporadisch auftrete - und das sowohl der Adolf als auch der Johannes wohl mißdeutet hatten....

 

 Zum Erstaunen des Berichtenden fing der Johannes an zu lachen - und wollte scheinbar garnicht mehr damit aufhören.  -  Dem Adolf schien schon himmelangst zu werden, - doch der Johannes konnte ihn schließlich beruhigen; - er sei nicht im Begriff, überzuschnappen, - er habe eben nur seine Lektion gelernt - und im Übrigen habe das Ganze auch sein Gutes gehabt.

Letztendlich sei er ja nun selbstsicherer geworden und insgeheim überzeugt, daß eh eine Andere die Richtige für ihn sei, auch wenn da ein Problem zwischen ihnen Beiden stünde, welches er aber nun zu lösen gedenke.  Er sei nämlich nun erwachsen geworden - und die Therese dürfe jetzt nicht mehr denken, daß er ein unreifer Hansl sei.

 

  Dem Adolf wollte es die Sprache verschlagen, denn er begriff sehr schnell, was der Johannes damit sagen wollte. Er ergriff den `dummen Jungen´, wie er ihn nannte, am Ohr und führte ihn zur Therese hin, wo er die Sache mit dem `unreifen Hansl´ zur Sprache brachte.

 

 Auch die Therese mußte lächeln - und sie versicherte, daß sie niemals so Etwas gedacht hatte, sondern der Ansicht gewesen sei, sie selbst sei wohl für den Johannes schon zu alt.   Im Übrigen habe sie nicht mehr ihrem ehemaligen `Windhund´ von Mann nachgetrauert, sondern

sich eben immer wieder vor Augen gehalten, daß der rechte Mann für sie so nahe sei - und sie

ihn doch niemals bekommen würde. ..

 

 - Der Johannes nahm die nun wieder Glückliche in den Arm und versprach, daß er auch die Sache mit dem Altersunterschied in den Griff bekommen werde.  Die Therese sähe ja ohnehin

viel jünger aus - und er selbst werde sich eben mit dem Älterwerden ein wenig beeilen....

 

  - -  So hatte die Sache nun doch noch ein gutes Ende gefunden; - die Beiden hielten bald Hochzeit  - und ihr erstes Kind - ein Mädchen - nannten sie `Angelika´, als Dankeschön

an jene Angelika, welche ihnen - ohne eigenes Wissen - zu ihrem Glück verholfen hatte.

 

  - - Im Hause seiner Eltern richtete Johannes eine eigene Goldschmiedewerkstatt ein - und

sie arbeiteten dort gemeinsam für eigene Kundschaft; sowie auch weiterhin für den Juwelier Ostermann, mit Welchem sie zeitlebens gute Freundschaft hielten - und auch die ehemaligen Kollegen vergaßen sie keineswegs....

 

 

 

 

 

 

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groschbmich
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groschbmich Re: -
Zitat: (Original von LePoeteMos am 15.02.2011 - 20:31 Uhr) wie es scheint bist Du in Marktoberndorf zuhause??? inhaltlich und plastisch greifbar sehr schön dar gestellt,

lg Michael

Hallo Michael, Danke für Deinen neuerlichen Kommentarf. Nein, ich stamme aus der Pfalz, habe aber einige Jahre in Kempten gelebt. Tut mir leid, daß ich mich momentan so wenig melden kann, hoffe aber, dies wird sich nächste Woche ändfern.
Liebe Grüße,
Bernd
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