Biografien & Erinnerungen
Effektive Wirtschaft

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"Effektive Wirtschaft"
Veröffentlicht am 06. Januar 2011, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

einer der auf dem Weg ist ...
Effektive Wirtschaft

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Effektive Wirtschaft

 

Ich begann nach dem Studium beim Generalauftragnehmer zu arbeiten.

Aufbau des Industriegeländes West (IGI)war ab sofort meine Tagesaufgabe.

Nach 4 Jahren wurde ich „Sekundärrohstoffverantwortlicher“ – der Mann für alles, was auf der Großbaustelle als SERO anfällt.

Mein Direktor sagte: „ Nun bist du ein General ohne Armee!“ – Super!

Ich hatte ein Dienstmoped, das mich in jeden Winkel des IGI trug und ein Tankscheckheft (Limit 5 Liter VK/Monat)

Schrott wurde gesammelt, aufbereitet und bei VEB SERO angeliefert. Auf der Basis von Wiegekarten wurden später „Prämien“ ausgezahlt.

Die Männer vom Fuhrpark wussten, wo Schrott lag. Sie kamen rum, hatten Fahrzeugen und waren fleißig. So entwickelte sich schnell ein Stamm, der sich manchen Schein dazuverdiente und der Hauptbuchhalter schaute mürrisch über den Brillenrand, wenn er die Auszahlung anweisen musste.

Aber ich erfüllte den Plan für Sekundärrohstoffe spielend und lieferte in kleinen Tranchen nahezu 1000 t im gleichen Jahr ab.

Andere „Erfasser“ waren unter vielen die Monteure aus diversen Ausrüstungsbetrieben, die im Wochenrhythmus auf der Baustelle auftauchten.

Eine Truppe kam aus Katzhütte, die Schlosser vom VEB KEFAMA Katzhütte – der Betrieb stellte Maschinen für die Keramische und Glasindustrie her.

Herbert, Gerhardt und Kollegen – eine Mischung aus Bergbauern und ehemaligen Wilderern, denn dort oben auf dem Wald regierte sicher noch das Faustrecht und die Blutrache.

Mittags hängten diese Jungs die Türen der Umkleidespinde aus und legten sie auf 2 Stühle. Fertig war die Liege für ein Nickerchen.

Diese Truppe, speziell Gerhardt, konnte alles gebrauchen.

Eines schönen Tages zog er mich zur Seite und brummelte was von 38er Doppel T Trägern. Wirklich lagen in der Wannenhalle ein paar Träger in Längen über

6 m, waren gut konserviert und wurden nicht mehr gebraucht.

Eine Regel beim SERO war, dass Jeder Material erwerben konnte und dafür den Schrottpreis bezahlte, wenn es „unbrauchbar“ war.

Diese Träger waren überzählig, sie wurden einfach nicht mehr benötigt.

Gleichzeitig waren sie eingekauft und „verbaut“ – nirgendwo war ihr aktueller Buchwert erfasst. Man konnte sie somit nicht als Stahlträger weiterverkaufen.

Überfluss in der Mangelwirtschaft!

Ich musste das Gewicht anhand einer Tabelle bewerten, Gerhardt schnitt sich die Längen zu und belud den nächsten Firmen – LKW, der nach Katzhütte ging.

Aber denkste!

Ein Anruf der VP, die am Schlagbaum Dienst tat. Ich sollte sofort kommen, da hätte einer einen Schrottschein für neue Träger (38er Doppel T).

Wahrscheinlich eine Fälschung.

Mitnichten, mein Schein war in Ordnung, der LKW verließ das IGI und rollte gen Katzhütte. Als ich den Monteur tags darauf fragte, wozu er diese Profilträger privat denn brauche, antwortete er, er wolle eine Brücke über die „Katz“ bauen, um in sein Grundstück fahren zu können. Diese Träger hätten spielend einem Panzer standgehalten.

 

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Boris
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