Kurzgeschichte
Der Weihnachtsmann

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"Der Weihnachtsmann"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann

Stelle dir vor, es ist Dezember. Genauer, der 24. Dezember. Heilig Abend. Draußen ist es schon lange dunkel, weil die Sonne schon um ungefähr ein oder zwei Uhr mittags untergeht. Die Lichter am Weihnachtsbaum brennen und es liegt dieser ganz besondere Geruch in der Luft. Er hat etwas von Stille Nacht und 'hoffentlich fängt der Baum nicht an zu brennen'... Aber jetzt mal ernsthaft. Schon seit Anfang September gibt es Lebkuchen zu kaufen und es wird immer mehr, der Höhepunkt ist allerdings schon Ende November erreicht, wenn man beim besten Willen keinen Adventskalender mehr findet. Um aber zum Wesentlichen zu kommen: Es war also der 24. Dezember und seit einigen Tagen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Weihnachtsessen wurde vorbereitet und Geschenke wurden eingepackt. Bis es dann Heiligabend war und die Familie sich versammelt um gemeinsam zu essen und zu feiern. An genauso einem 24. Dezemberabend spielt auch diese Geschichte. Ich selbst wusste schon seit einigen Jahren, das es keinen Weihnachtsmann gibt. Und auch kein Christkind, tut mir Leid wenn ich jetzt einige Illusionen zerstöre... Ich war also auf dem Stand, dass der Weihnachtsmann eine Erfindung von Coca Cola ist, mein kleiner Bruder Benjamin jedoch nicht.Er wartete seit Jahren, also seit den sieben die er schon erlebt hatte, jede Weihnachten auf den Weihnachtsmann, noch hatte er ihn nicht gesehen. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf die Idee kam, aber ich war fest entschlossen meinem kleinen Bruder diesen sehnlichen Wunsch dieses Jahr zu erfüllen. Nur bei der Durchführung haperte es noch. Ich hatte mir überlegt in einem Moment Lärm im Kamin zu machen, an dem ich sicher sein konnte, dass Benjamin mich nicht entdecken konnte. Dazu schien mir das Festessen als geeignetster Zeitpunkt.

Ich verließ den Tisch um 'auf die Toilette zu gehen', in Wirklichkeit jedoch, stieg ich die Treppe hinauf in den zweiten Stock und betrat das Schlafzimmer meiner Eltern, welche in diesem einen Zugang zum Kamin hatten. Direkt neben diesem kleinen Zugang hatte ich große und kleine Steine deponiert, welche ich jetzt den Kamin hinunterfallen ließ. Es machte die perfekten 'Weihnachtsmann-fällt-den-Kamin-herunter'- Geräusche und ich rannte gleich darauf die Treppe hinunter nur um dann mit hysterischer Stimme zu kreischen:„Benni! Benni! Hast du das gehört?! Das war bestimmt der Weihnachtsmann mit unseren Geschenken!“ Benjamin sprang auf und raste zum Kamin. Gott sein Dank, hatte ich einige Stunden zuvor meine Mutter davon überzeugen können, alle Geschenke in den Kamin zu legen. Vor dem jetzt fassungslos mein kleiner Bruder stand, mit geöffnetem Mund und ungläubigem Blick. Plötzlich schaute er mich an und ich erkannte das er Tränen in den Augen hatte. Er sagte bloß: „Aber jetzt hab ich ihn a wieder nicht gesehen.“

Verdammt, darauf war ich nicht gekommen. Er wollte ihn ja wirklich sehen. Am liebsten hätte er ihn wahrscheinlich eingeschlossen und nie wieder freigelassen. Dann hätte er alle seine Freunde eingeladen und ihnen beweisen können das es den Weihnachtsmann wirklich gab. Denn, ja, auch in der ersten Klasse gibt es schon so spielverderbende Besserwisser, die schon seit ganzen zwei Jahren wussten, das es keinen Weihnachtsmann gibt. Jetzt musste ich jedenfalls auf Plan B zurückgreifen. Problem dabei war: Es gab keinen Plan B!

Meinen Bruder konnte ich glücklicherweise erstmal beruhigen und dazu bewegen sich nochmal hinzusetzten und weiter zu essen. Das gab mir immerhin gute 30 bis 40 Minuten um mir etwas Neues einfallen zulassen. Doch als der Nachtisch schon so gut wie aufgegessen war, war mir immer noch nichts eingefallen. Ganz ehrlich? Ich war am verzweifeln. Ich wollte meinen Bruder nicht mit einer solchen Enttäuschung seine Geschenke auspacken lassen. Warum, weiß ich nicht mehr, doch irgendwann stand ich zufällig am Fenster und schaute in die klare Nacht hinaus. Ich bemerkte nicht wie Benjamin sich von hinten angeschlichen hatte...

Er zupfte an meinem Rock und ich kniete mich zu ihm herunter. „Schau mal da.“, sagte er leise, so das nur ich es hören konnte „ Genau da,“, er zeigte mitten in den Sternenhimmel „auf dem Stern. Da wohnt er.“ Damit hatte ich nicht gerechnet, ich hatte wohl die Fantasie meines kleinen Bruder gewaltig unterschätzt, aber vielleicht war es auch nur die Hoffnung darauf, das er von mir hören würde das er Recht hat. Er vertraute in dieser Frage anscheinend nur mir, da ich die wohl am überzeugendste Kontra- Weihnachtsmann- Vertreterin war. Ich hatte mich auf den Boden neben ihn gesetzt und schaute jetzt auch in den Sternenhimmel und sagte: „Genau da wohnt er.“

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naemi

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