Irgendwo in meinem Leben, ich weiß nicht, wo es passiert ist, bin ich verloren gegangen, ist meine Seele verloren gegangen. Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst. Aus dem Staub gemacht? Es muss schon vor meiner Geburt passiert sein. Wie konnte das passieren? Ich weiß es nicht. Ich spüre nur, dass es passiert sein muss.
Gibt es einen Schuldigen? Auch das weiß ich nicht. Vielleicht würde es die Sache einfacher machen, aber ob es wirklich helfen würde? Ich weiß es mal wieder nicht. Ich weiß nicht, ob ich noch daran glaube, glauben kann. Glaube ich überhaupt noch etwas? Bis vor kurzem habe ich meistens an irgendetwas geglaubt: an das gute Ende, an Gott (abwechselnd an einen selbsgebastelten, einen christlichen, einen buddhistischen...) an Hilfe von irgendwoher... Aber jetzt? Die Hoffnung scheint leer geworden zu sein, leer, wie mein ganzes Leben. Und ich frage mich, ob es schon immer leer war, oder ob unterwegs etwas verloren gegangen ist.
Da ist er, der Wunsch, singen zu können. Ja, ich wünschte, ich könnte singen, vielleicht könnte ich mit meiner Stimme dann die Leere vertreiben. Ich könnte meine Sorgen, meine Trauer, meine Einsamkeit in Lieder packen. Und ich stelle mir vor, wie gut sich das anfühlen würde. Aber ich kann nicht singen, konnte es noch nie. Außerdem braucht man zum Singen eine Stimme. Und eine Stimme braucht eine Seele, um existieren zu können. Ohne Seele kan es keine Stimme geben.
Kann man eine verloren gegangene Seele wiederfinden? Eine Seele, die schon vor der eigenen Geburt verloren gegangen ist? Ich weiß es nicht. Und ich frage mich, ob es nicht besser wäre, die Hoffnung aufzugeben. Sie scheint nur immer wieder in die Irre zu führen, in die Illusion: Träume, die ja doch nie wahr werden.
GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG. Und die wichtigste von ihnen ist die Liebe.
Sollte ich die Hoffnung aufgeben und es stattdessen mit der Liebe versuchen? Wenn ich nur wüsste, wie das geht. Und wenn ich nur wüsste, ob man ohne Seele überhaupt lieben kann. ?. Ich weiß es nicht.
Manchmal liebe ich die Hoffnungslosigkeit. Sie strahlt eine so angenehme Ruhe aus. Ganz im Gegensatz zur Hoffnung, die nie aufhört anzutreiben, weiter zu treiben. Sie lässt keine Ruhe zu, sie treibt und treibt und treibt, bis dann irgendwann alle Kraft am Ende ist und nur noch die Hoffnungslosigkeit bleibt - zusammen mit einer wohligen Ruhe. Die Ruhe der Erwartungslosigkeit. Die Ruhe der Annahme?
Wo kann eine Seele hin? Was bringt sie dazu, sich aus dem Staub zu machen? Vielleicht war es irgendeine Demütigung. Vielleicht ein etwas zu lang anhaltendes Gefühl, nicht ganz so, wie sie ist, willkommen zu sein. ?
Aber noch wichtiger ist wohl die Frage: Gibt es ein Mittel, eine verschwundene Seele wieder hervor zu locken?
Eine Seele braucht Platz, um existieren zu können. Wenn aber kein Platz da ist in einem Körper, der von einer eisernen Faust zusammengedrückt wird, dann bleibt der Seele nichts anderes übrig als zu gehen. Oder doch nicht? Bleibt sie vielleicht doch immer bei ihrem Menschen? Nur dass sie sich ganz klein macht, in eine klitzekleine Ecke im Körper zurückzieht? Mal wieder etwas, das ich nicht weiß. Aber der Gedanke fühlt sich nicht ganz falsch an. Ja, es fühlt sich an, als wäre meine Seele - und wenn sie noch so klein ist - vielleicht doch noch bei mir? Muss ich sie nur besser pflegen, damit sie endlich wachsen kann? Kann ich meiner Selle helfen? Gott, hilfst du mir dabei?Â
Seele ... hallo... Bist du das? Bist du dieses winzige Fleckchen irgendwo in mir, das sich irgendwie 'ganz' anfühlt?
Seele, ich liebe Dich!
GLAUBE, LIEBE - und doch wieder HOFFNUNG?