Weihnachtsgedichte
Adventskalender 6.Dezember - Nikolaus

Ich bastele den Kalender ja immer einen Tag im Voraus; Also ist noch der 5. Krampustag. Ich gestehe, dass ich immer ein bissel Angst vor den Krampussen hatte. Warum? Na weil ich nicht weiß, wer unter dieser Maske steckt und weil sie mit Ketten oder Ruten kommen und natürlich mit jeder Menge Geheul, grauslisch sag ich euch.

Da ich ja nun kein Teenager mehr bin, habe ich dieses Jahr wirklich nicht an diese finsteren Gesellen gedacht. Vergessen? Ignoriert? Was auch immer, zu mir kommen die doch eh nicht. Dem war nicht so.

Die Dunkelheit war gerade hereingebrochen als ich ein Fahrzeug höre, ganz langsam fährt es die Strasse hoch. Der kleine Hund bellt, als hätte ihm jemand was angetan, also geh ich raus in den Garten. Fünf finstere Gesellen mit riesigen Teufels- und Gruselmasken kommen zum Gartentürl rein. Den Nikolaus habe ich tatsächlich übersehen. Natürlich zeige ich keine Angst, gebe mich betont lässig, aber das hilft mir leider gar nichts. Die Buben sind hinter ihren Masken sehr sehr mutig und hauen mir mit ihren Ruten auf die Beine, zwischendurch schreien sie wie am Spieß. Naschezeug??? Leider alles selbst aufgefuttet. Also außer Bitterschokolade, die sicher kein fröhliches 13 -16 jähriges Knabenherz erfreut, ist nichts im Haus. Ich gebe ihnen ein kleines Taschengeld und dann rückt doch endlich der Nikolaus mit seiner Frage raus: "Warst du auch immer artig?". Klar war ich, aber hätte er nicht viel früher fragen  können?

OK die Rutenschläge habe ich verkraftet und die Buben hatten ihren Spaß. Morgen werde ich ihnen sagen: "Buben die Nachbarinnen schlagen, die bekommen sicher nichts zu Weihnachten". Ja und dann hab ich sie, weil sie garantiert sagen werden, ich war das nicht, das war der ANDERE".
Klar bekommen sie was zu Weihnachten. Ich fand sie einfach süß, wie großartig und mutig sie waren. Ich wette, hätten sie sich im Spiegel gesehen, sie wären vor sich selbst davon gelaufen.

Aber nun möcht ich doch Seelchen zu Wort kommen lassen:

Kurz zur Erklärung: In der Schweiz ist der 6. Dezember der Nikolaus (Samichlaus) Tag. Bei uns ist es Brauch, dass der Klaus mit dem Schmutzli im Wohnzimmer steht, Geschenke verteilt und eben auch mal ein bisschen schimpft. Um ein Klaussäckli zu bekommen, möchte der Klaus ein Sprüchli, ein Gedicht oder irgendetwas anderes sehen oder hören. Danach, wenn dann der Klaus wieder weg ist, bleibt man noch ein bisschen zusammen und "feiert" den überstandenen Klaus... :-))))

Allenthalben sieht man ihn heute,
den Mann mit dem roten Mantel,
dem langen weissen Bart,
der runden Brille auf der Nase,
und den gütigen Augen.

Seine Stimme klingt in uns weiter,
wenn er unsere Heldentaten lobt,
und unsere Fehlerchen benannt.
Auch wenn wir es längst besser wissen,
ein bisschen Respekt
haben wir eben doch vor ihm.

Wenn ich nun vor ihm stehe,
wird er mich dann überraschen?
Oder habe ich wirklich bewusst
meine Fehler erlebt und bekannt?
Bin ich der, der ich sein sollte,
oder irre ich mich vielleicht ein wenig?

Heute ist der Tag,
an dem die Kinderherzen
flattern und die Knie
schlottern und die Stimme
zittert -

Heute ist der Tag,
der sich geradezu dafür anbietet
zurück zu schauen
ins alte Jahr.

War ich ein guter Mensch?

In dem Sinne,
einen wunderschönen Nikolaustag wünschen euch Seelchen und Ute