Kurzgeschichte
Der Prinz

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"Der Prinz"
Veröffentlicht am 09. März 2008, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Gibt nix zu Berichten...
Der Prinz

Der Prinz

Der Traummann

Da lag sie nun. Das Leben sollte ein jähes Ende finden. Über siebzig Jahre hatte sie gesucht und nicht das gefunden, was sie sich erhofft hatte. Schon als sie noch ein kleines Mädchen war, war sie der festen Überzeugung das es ihr nicht so ergehen sollte wie Ihrer Mutter. Auf keinen Fall wollte sie eine Zweckehe führen. Sie wollte nicht mit jemanden zusammen leben, nur weil die Nachbarn sonst schlecht reden könnten. Egal wie schlecht ihr Vater ihre Mutter behandelte, sie blieb bei ihm. Ob es Schläge waren oder heimliche, beziehungsweise offene Affären, ihre Mutter verzieh ihrem Vater immer und immer wieder. Bis sie letztendlich daran zerbrach. Diesem Schicksal wollte Luise nicht folgen.
Im zarten Alter von 14 Jahren hatte sie ihren ersten Freund. Er war ein hübscher junger Mann. Ein Handballer, der in ihrer Schule sehr beliebt war. Es war keine richtige Beziehung, aber es war ihre erste große Liebe. Sie vergötterte diesen Jungen. Er allerdings hatte nur auf ihren Liebesbrief geantwortet um seiner Ex-Freundin eins auszuwischen. Er benutzte Luise, um sie eifersüchtig zu machen. Als Luise dahinter kam, schwor sie sich, nie wieder diese bittere Erfahrung machen zu müssen und schloss mit sich selbst einen Pakt. Ihr Herz bekommt nur derjenige der sie liebt, vergöttert und (wenn es sein muss) auch für sie stirbt.
Im Laufe der Jahre sammelte sie ihre Erfahrungen mit den Männern, hatte Affären, kurze Beziehungen oder einfach nur One Night Stands. Doch der Prinz war nicht dabei. Die Männer betrachteten Luise nur oberflächlich. Keiner zeigte wahres Interesse an dem, was hinter der hübschen Fassade steckte. Als sie mit 35 Jahren ihren Traummann immer noch nicht gefunden hatte, machte sie eine Radikalveränderung. Sie warf all ihre schönen Kleider weg, schnitt sich die schönen langen blonde Locken ab, kaufte sich eine Brille und verbannte ihr Make-Up. Sie bildete sich ein, wenn sie nicht mehr so hübsch ist, interessieren sich die Männer vielleicht auch für Ihr Inneres. Und tatsächlich fand sie einen Mann, der sie auch ungeschminkt liebte. Sie lebten 6 Jahre lang in einer glücklichen Beziehung und bekamen einen Sohn, Paul. Als Paul etwa drei Jahre alt war, beschlossen die beiden zu heiraten. Luise war überglücklich, ihren Traummann gefunden zu haben und machte alles für diesen Prinzen. Eine Woche vor der Hochzeit erwischte Luise ihren Verlobten mit seiner Kollegin im Bett. Eine Welt zerbrach für Luise. Der, dem Sie ihr Herz schenkte, betrog sie auf schlimmste Art und Weise.
Wieder allein mit ihrem Sohn suchte sie weiter nach dem Mann ihrer Träume. Zwischenzeitlich versuchte sie ihren Prinzen in einer Frau zu finden, was sich allerdings als erfolglos herausstellte. Oft dachte sie an ihre Mutter und die Qualen, die sie in ihrer Ehe durchmachte. Sie sah es auch bei ihren Freunden, die sich gegenseitig belogen und betrogen. Auf keinen Fall wollte sie solch ein Leben führen. Eher wollte sie eines Tages einsam und alleine sterben.

Ein Freund sagte einmal zu ihr: "Den Mann, den du suchst, gibt es nicht. Irgendwann ist es Dir egal, ob er für Dich sterben würde... egal, ob er es behauptet. Glaub´s mir." Aber sie wollte keine Kompromisse eingehen. Entweder ganz oder gar nicht
Sie suchte ihr Leben lang nach diesem Mann, doch gefunden hat sie nur Enttäuschungen. Sie hatte alles ausprobiert, aber der Mann, den sie suchte, war nicht dabei.
Nun lag sie mit ihren 75 Jahren im Krankenhaus. Die Ärzte hatten Krebs im Endstadium diagnostiziert und gaben ihr nur noch wenige Tage. Sie dachte über ihr Leben nach, über ihre endlose Suche und Verzweiflung. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Ihr Freund hatte Recht gehabt. Den Mann, den sie suchte gab es nicht. Niemand liebte sie so, wie sie es sich die ganze Zeit gewünscht hatte. Tränen standen in ihren Augen. Sie hatte ihr Leben lang nach einem Phantom gesucht.
Die Tür zu ihrem Krankenzimmer öffnete sich und ihr geliebter Sohn trat in den Raum. Er war zu einem bildhübschen Mann herangewachsen. Seine blauen Augen waren mit Tränen gefüllt als er seiner Mutter einen Kuss auf die Wange gab. Sie wusste, er war hier, um sich zu verabschieden. Er strich ihr über die grauen Haare und sprach ihr gut zu.

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass es diesen Mann doch gab. Und er war die ganze Zeit an ihrer Seite. Es war ihr eigener Sohn. Er liebte und vergötterte seine Mutter und (wenn es hätte sein müssen) wäre er auch für sie gestorben. Eine innere Ruhe machte sich in Luise breit. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sagte sie "Du bist mein Prinz!" und schloss die Augen, um in einen endlosen Schlaf zu fallen.

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Gibt nix zu Berichten...

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franziw2000 Re: Oh mein Gott -
Zitat: (Original von anteus am 02.12.2008 - 12:49 Uhr) Wie schön
Eine rührende Geschichte.

Ein fach schön traurig.
Danke
LG
Anteus


Ich danke dir für diesen schönen Kommi!!!! LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Oh mein Gott - Wie schön
Eine rührende Geschichte.

Ein fach schön traurig.
Danke
LG
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Ich habe... -
Zitat: (Original von evchen am 17.04.2008 - 20:09 Uhr) ...deine Geschichte schon in unserem Buch gelesen aber ich wollte nicht verpassen dir auf diesem Weg noch ein paar Sternchen da zu lassen.
Ich mag deine Geschichte sehr. :-)
vlg evi


Danke liebe Evi. Hab mich mit der Geschichte irgendwie sehr schwer getan. Finde sie mittlerweile aber auch ganz gut. LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
evchen Ich habe... - ...deine Geschichte schon in unserem Buch gelesen aber ich wollte nicht verpassen dir auf diesem Weg noch ein paar Sternchen da zu lassen.
Ich mag deine Geschichte sehr. :-)
vlg evi
Vor langer Zeit - Antworten
NStellaObuz Re: Re: Prinzen...... -
Zitat: (Original von franziw2000 am 04.04.2008 - 18:18 Uhr)
Zitat: (Original von nstella am 04.04.2008 - 18:00 Uhr) Deine art wunderbar gechrieben, Gott sei dank sind alle Prinzen nicht gleich(muste an meine prinzen Geschichte denken).
5 sterne mit mir 6
vlg stella


Danke Stella, das du dir die Zeit genommen hast und meine Geschichte gelesen hast. Schön das du wieder da bist! LG Franzi


GERNE süsse
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: uiiiiiiii -
Zitat: (Original von AngelofHope am 04.04.2008 - 18:26 Uhr) uiiiiiii wie schön,
ich muss heulen...so schön,
ich heule einfach zu schnell -grins-
aber so traurig....


Danke Isa! da haben wir was gemeinsam, ich muss auch bei jedem Pups heulen ;-)
Schön das es dir gefallen hat. Meine Hand in Hand- geschichten sind nicht traurig!!! Vielleicht solltest du zur abwechslung mal was lustiges lesen. LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Prinzen...... -
Zitat: (Original von nstella am 04.04.2008 - 18:00 Uhr) Deine art wunderbar gechrieben, Gott sei dank sind alle Prinzen nicht gleich(muste an meine prinzen Geschichte denken).
5 sterne mit mir 6
vlg stella


Danke Stella, das du dir die Zeit genommen hast und meine Geschichte gelesen hast. Schön das du wieder da bist! LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
NStellaObuz Prinzen...... - Deine art wunderbar gechrieben, Gott sei dank sind alle Prinzen nicht gleich(muste an meine prinzen Geschichte denken).
5 sterne mit mir 6
vlg stella
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franziw2000 Re: Prinz -
Zitat: (Original von Trollbaer am 13.03.2008 - 13:17 Uhr) Mann Franzi, nicht nochmal so`n Ding. Das haut einen ja vom Hocker!
Superklasse geschrieben. Und ...hmm Traumprinz..? Ob es dann auch das Gegenstück gibt?
Gruß vom Traumbär


Hallo Traumbär ;-)
danke für deinen Kommi und das du die Geschichte gelesen hast. Hast ja mal erwähnt das du ungern längere Geschichten am PC liest.
Für jedes Ying gibt es auch ein Yang ...
Danke das du hier warst.
LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
Trollbaer Prinz - Mann Franzi, nicht nochmal so`n Ding. Das haut einen ja vom Hocker!
Superklasse geschrieben. Und ...hmm Traumprinz..? Ob es dann auch das Gegenstück gibt?
Gruß vom Traumbär
Vor langer Zeit - Antworten
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