Romane & Erzählungen
NTEKARA - Wie alles begann 3

Die nächsten Tage gehen mit der Suche von Nahrung und Wasser und dem Stillen ihres Babys vorüber. Es ist noch etwas wärmer geworden und die Höhle ist jetzt richtig gemütlich. Ihr Kind entwickelt sich prächtig. Die rötliche Hautfärbung des Kindes ist einem zarten Rosa gewichen, die vielen Falten sind verschwunden. Die Haut ist wunderbar anzufassen und so streichelt die junge Mutter ihre kleine Tochter NTekara  so oft sie nur kann. Dann huscht jedes Mal wieder das glückliche Lächeln über ihr Gesicht.  Nur noch zwei Mal wird die Sonne auf- und unter gehen, dann kann die Mutter mit ihrem Kind zur ihrer Sippe zurück kehren. Den heutigen Tag will die Mutter nutzen, um den Fellsack ihres Babys so zu verändern, dass sie ihn auch einmal an einen Baum hängen kann. Während sie mit der Aufhängevorrichtung beschäftigt ist, hört sie den schrillen Schrei eines großen Greifvogels oben an den Felsen über ihrer Höhle.

Erschrocken schaut sie auf, doch der Vogel ist schon wieder verschwunden. Sicherheitshalber trägt sie ihr Kind in die Höhle und legt es auf das Laubbett. Noch zwei Mal taucht der Vogel auf, verschwindet jedes Mal wieder. Die Mutter ist ängstlich geworden, denn plötzlich fällt ihr der Tagtraum mit dem großen schwarzen Vogel erneut ein. Doch sie kann keinen Zusammenhang finden. Wenn bloß jetzt die alte AiTani hier wäre!

Da fängt das kleine Mädchen zu weinen an. Sie nimmt es an ihre Brust, streichelt das Kind zärtlich, während es trinkt, und gibt sich völlig ihrem Mutterglück hin. Dann isst sie selbst etwas. Knollen und Blattwerk hat sie sich gesammelt, auch ein paar Samen und Früchte sind noch übrig.. Nach der Mahlzeit nimmt sie ihr Kind und geht mit ihm zum Fluss hinunter. Sie will baden und ihr Kind ebenfalls waschen. Das Bad hat beide ermüdet und nach ihrer Rückkehr zur Höhle schlafen sie gemeinsam auf dem Lager aus trockenem Gras und Laub ein.

Die Mutter erwacht erst wieder, als ihr Baby weint und die Brust verlangt. Mittlerweile ist es auch dunkel geworden und der fast halbe Mond schickt schon goldene Strahlen in die Höhle. Vor dem Höhleneingang hockt ein riesiger schwarzer Schatten.

 

© HeiO 11-2010