5:30 Uhr:
Ich schlüpfe in meinen Kasack und hoffe, es wird ein guter Tag.
Zuerst lese ich das übergroße Kalenderblatt auf dem Flur.
Heute:
"Glück
O, frag' mich nicht, was ist denn Glück?
Sieh' vorwärts nicht, noch sieh' zurück!
O, such' es nicht in weiter Ferne,
Auf diesem oder jenem Sterne;
O, such's nicht dort und such's nicht hier!
Das Glück wohnt nur in dir."
- Deutsches Sprichwort -
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich mir meinen Kaffee hole.
Ich freue mich auf den Tag!
Schon lange sehe ich nicht mehr den schlurfenden Gang, die faltige Haut, die zittrigen Hände, die Frau im Rollstuhl, den Mann, dessen Blick ins Nirgendwo gerichtet ist.
Ich spüre Jugend, Fröhlichkeit, Träume, Augenblicke des Glücks.
Ich sehe ein Zwinkern, ein zaghaftes Lächeln.
Ich fühle einen sanften Händedruck, Wohlgefühl, Geborgenheit.
Ich höre Weisheit, Ruhe, Geschichten, Erlebnisse, Erkenntnisse.
Ich liebe jeden Tag, den ich hier verbringen kann und die Erfahrungen, die ich durch all das geschenkt bekomme, erfüllen mich mich Dankbarkeit.
Hinter der Maske des Alters ist so viel Schönes. Man muss es nur spüren, sehen, fühlen, hören.
14:00 Uhr:
Ich lege meinen Kasack ab und freue mich auf den nächsten Tag, das nächste Kalenderblatt.