Romane & Erzählungen
Scherben des Seins

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"Scherben des Seins"
Veröffentlicht am 02. November 2010, 2 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Scherben des Seins

Scherben des Seins

Laut schlug er die Tür zu und verließ die Wohnung. Sie beobachtete am Fenster, wie er in seinen tiefgrünen Wagen stieg und die Straße hinunter fuhr. Sie drehte ihren Rücken zum Fenster, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und seufzte leise. Nachdem sie eine Weile so in der Küche stand ging sie ins Wohnzimmer.Im Türrahmen blieb sie stehen. Die Vase mit den roten Rosen, die sonst auf dem Klavier stand, lag auf dem Boden. Das leuchtende Rot der Blumen war wie ein Hilfeschrei. Auf den weißen Fliesen hatte sich ein breiter Fluss aus Blumenwasser bis zum Stubentisch vorgekämpft. Sie erkannte ihr eigenes Wohnzimmer nicht wieder. Dann erstarrte ihr Blick. Langsam betrat sie die Stube. Sie steuerte vorsichtig den zerbrochenen Glasbilderrahmen in der Ecke an, als hätte sie Angst er könnte ihr entgegen springen. Je mehr sie sich den Scherben näherte, desto klarer sah sie, was sie gar nicht sehen wollte. Es war also wirklich ihr Hochzeitsfoto gewesen, welches er im Streit von der Wand gerissen hatte. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen. Jetzt war es also entgültig vorbei. Sie konnte ihre Ehe nicht mehr retten. Mit zitternder Hand griff sie nach dem Foto. Sie sah sich lächelnd neben ihm stehen. Glücklich. Verliebt. Und so sicher, dass es immer so sein würde. Das war nun davon übrig geblieben. Ein Scherbenhaufen. Sie fing an die Scherben aufzusammeln. Mit leerem Blick sah sie, wie Blut über ihre Handlief. Sie hatte sich mit dem scharfkantigen Glas geschnitten. Doch sie spürte keinen Schmerz. Sie spürte gar nichts mehr.

Als er spät am Abend wieder kam und in die Küche ging, um sich einen Kaffee zu kochen, entdeckte er die Scherben auf dem Küchentisch.Er schaute sie an, als sie die Küche betrat. Nein. Jetzt wo er sie so betrachtete war er ganz sicher: Er liebte sie nicht mehr.
„Was soll das?“, fragte er und deutete auf die Scherben.Seine Stimme klang so kalt und gleichgültig.
„Das ist unsere Ehe.“, antwortete sie.

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Jubjub

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NORIS Ein nachdenklich machender Text............nicht nur eine Ehe kann zu einem Scherbenhaufen werden........die Situation ausgezeichnet in Worte gefasst

Lieben Gruß
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
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