Beschreibung
Es ist kalt. Es regnet schon seit Tagen. Und der Unmut der Menschen wandelt durch die Straßen.
Regen
Es ist das Ende eines viel zu heißen Sommers, einer Zeit in der jede Pflanze und jeder Mensch schon seit Tagen nach Wasser lechzt. Es ist ein Zeitpunkt an dem jegliche Ungeduld aus den Häusern über die Stadt zieht und sich in eine große Gewitterwolke zusammenzieht, die bedrohlich über der Bevölkerung hängt. Es ist der Zeitpunkt, als die Wolken sich öffnen und der Regen in Strömen die Erde herunterprasselt. Als müsste er etwas reinigen.
Als die ersten Keller vollaufen, der erste Feuerwehrtrupp anrücken muss.
Als die Flüsse überlaufen und die Menschen durch ihre Gärten schwimmen.
Hier fängt die Geschichte an. Die Geschichte des Mannes, der beschloss, an einem dieser ungemütlichen Tage vor die Haustür zu gehen. Der sich anzog, seiner Frau gut zuredete, seine Kinder in den Arm nahm, ebenso die Aktentasche und von dannen zog. Der seinen Hut tief ins Gesicht zog und wagemutig die Tür öffnete um vom warmen, gemütlichen Wasser ins kalte Nass geworfen zu werden. Ihn plagte eine Sehnsucht, die er selbst kaum beschreiben konnte. Er hatte stundenlang vor dem großen Bürofenster gehockt, sicher beschützt, hatte den Pc hochgefahren und ihn direkt danach wieder heruntergefahren. Er hatte sich ein Buch genommen und festgestellt, dass er dieses schon zu oft gelesen hatte. Er hatte den Fernseher angemacht und die gleichen Gesichter gesehen, die er immer sah. Er hatte den Kühlschrank geöffnet und beim Anblick des Inhalts gewusst, dass diese Dinge seinen Hunger niemals stillen würden. Er wollte Sport treiben, er wollte Luft einatmen, er wollte Wind spüren.
Und als er so die Treppen herunterging, die ihn noch bedacht in die Freiheit geleiten würden, traf er die Nachbarin. Erstaunt zog diese die Augenbrauen hoch, als sie sein Vorhaben erkannte. Aber sie lief weiter, machte die Tür laut zu , als wolle sie ausdrücken, wie sicher sie sich in ihrer kleinen Wohnung fühlte. Aber er wusste , sie war einsam.
Er begegnete der Nachbarskatze, die am Türrahmen kratzte. Und er lächelte, weil er eine Verbündete hatte.
Und als er - getrieben vom großen Lebensdurst die Tür ins Nass. Rausgeschubst in die Realität. Und der erste der ihm begegnete war ein betrunkener Kraftwagenfahrer, der seinen Unmut ertränkt hatte. Und dem Mann aus dem Leben riss, was ihm nicht genug war.