Sakari kommt aus einer Dämonenjägerfamilie, die seit Generationen Dämonenjäger ausbildet. Bei einem Einsatz kommt ihr kleiner Bruder Brian ums Leben und Sakari gibt sich selbst die Schuld an seinem Tod. Eines Tages trifft sie auf einen Dämon in Gestalt ihres kleinen Bruders. Sie bringt es nicht übers Herz ihn zu töten und ahnt nicht welche Folgen diese Entscheidung mit sich bringt.
Die Schule war heute mal wieder der Horror. Nicht das die Lehrer immer so ungewöhnlich nett zu mir waren, nein daran hatte ich mich schon lange gewöhnt, aber hinzu kam seit einer kurzen Zeit, dass meine Mitschüler mir permanent mitleidige Blicke zuwarfen. Ich wollte kein Mitleid. Seitdem mein Bruder tot war, ging das nun schon so. Aber was sollte Mitleid daran schon ändern? Gar nichts. Seit jenen Tag an hasste ich die Dämonenjagd, übte sie aber dennoch viel häufiger als damals aus. Ich wollte, dass jeder noch so kleine Dämon für das bezahlt, was meinen Bruder angetan wurde. Es musste so ein schmerzvoller Tod gewesen sein.
Ein rütteln an meiner Schulter unterbrach meinen Gedankengang. Ich blickte auf. Patrick sah auf mich hinunter.
„Komm! Wir müssen zur nächsten Stunde.“, erinnerte er mich. Ich schaute mich um. Stimmt der Schulhof war schon fast leer. Ich bin so froh, dass ich wenigsten einen Menschen wie Patrick kennen lernen durfte. Er war immer verständnisvoll und der netteste Mensch den ich kannte. Aber in letzter Zeit hatte sich etwas verändert. Meine Gefühle für ihn. Ich hatte mich in ihn verliebt, aber ich würde ihn niemals sagen was ich tatsächlich für ihn fühle. Das würde alles nur kaputt machen. Ich ließ mich von ihm hochziehen und dann gingen wir gemeinsam zum nächsten Unterricht. Früher hatten wir immer jeglichen Mist in der Schule gebaut. Patrick, Brian und ich. Wie zum Beispiel an einem Wintertag. Ich musste widerwillig schmunzeln bei den Gedanken daran. Mir kam es vor als wäre es erst gestern gewesen. Brian kam auf die Idee Mr. Browns Toupet zu stehlen. Patrick aber, perfektionierte die Idee noch, in dem er vorschlug mit einem Schneeball danach zu werfen. Gott waren wir kindisch gewesen. Aber jetzt wünschte ich mir vor allem diese Sachen, noch einmal zu tun. Zusammen mit Patrick und Brian. Aber Brian war Tod.
Naja zumindest beschlossen wir das DING in der großen Hofpause durchzuziehen. Und da ich die Beste Schützin war, sollte ich natürlich werfen. Schon beim ersten Versuch traf mein Schneeball genau in den richtigen Winkel Mr. Browns Toupet. Ich muss heute noch lachen wenn ich an sein erschrockenes Gesicht denke. Er hatte sich schreiend zu Boden geworfen, um nach seinen Toupet zu suchen. Ach war das ein Spaß gewesen. Aber natürlich wurden wir später erwischt, weil einer unserer Mitschüler seinen Mund nicht halten konnte. Aber das war es Wert gewesen. Ich bekam 2 Wochen nachsitzen und einen Brief mit nach Hause. Meine Eltern hatten sich fürchterlich aufgeregt.
„Sakari?“, fragte Mr. Brown. Oh Gott. Was hatte er noch gleich für eine Frage gestellt?
„Wie lautet die richtige Antwort?“
„Ähm…wie lautete denn die Frage?“, fragte ich ihn. Er schenkte mir einen teuflischen Blick. Oh o. Ich hätte mich wohl doch auf den Unterricht konzentrieren sollen. Mr. Brown war nämlich der einzige Lehrer, der mir kein Mitleid schenkte und mich immer noch so ungerecht, wie damals seit jenem Tag, behandelte.
„Raus!“, brüllte er.
Na toll. Ich schob meinen Stuhl zurück und ging hinaus auf den Flur. Na wenigstens war es hier kühler, im Klassenraum konnte man die Hitze ja kaum aushalten.
Nach ein paar Stunden Qualen später, war endlich Unterrichtsschluss. Patrick erwartete mich schon am Ausgangstor.
„Wie ich höre, bist du mal wie aus Mr. Browns Unterricht rausgeschmissen worden.“
„Ja aber das ist ja eigentlich auch schon Standard. Ich glaube er trägt mir das mit dem Toupet immer noch nach!“, sagte ich. Patrick fing sofort an zu lachen, ich stimmte ein.
„Und was machst du heute so?“, fragte er mich.
„Hm, weis noch nicht. Vielleicht haben meine Eltern mal wieder einen Auftrag bekommen, dann werde ich ihnen helfen.“
„Nervt es dich nicht manchmal, dass du ständig irgendwelche Dämonen töten musst?“, fragte er mich.
„Du weist doch eigentlich ganz genau, dass ich es viel eher genieße …!“, antwortete ich ihm. Darauf antwortete er nichts. Vielleicht befürchtete er alte Wunden aufzureißen.
Sein Gesicht war Blutüberströmt. Er kam auf mich zu, zeigte mit dem Finger auf mich.
„Du bist Schuld! Wegen dir musste ich sterben!“, schrie er mich schließlich an. Sein Gesicht war wutverzerrt. Tränen stiegen in mir hoch und liefen heiß über meine Wange. Brian machte wieder einen Schritt auf mich zu.
„Ich hasse dich!“, fuhr er fort. Ja ich hasste mich auch. Ich war Schuld an den Tod meines kleinen Bruders.
Weinend schreckte ich hoch. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich war hier in meinem Zimmer. Es war nur ein Traum. Aber dennoch wusste ich, dass er Recht hatte. Ich war Schuld.
„Sakari!“, rief meine Mutter von unten. Ich sprang aus dem Bett und lief hinüber zu meinem Kleiderschrank. Es war genau 1 Jahr her, dass mein Bruder gestorben war. Ich vermisse ihn. Unsere Familie war auf einer Horde von Asanbosam Dämonen angesetzt worden. Eine Art Vampirdämon. Sie lauern auf Bäumen auf ihre Opfer, springen dann hinunter und halten es mit ihren Hackenartigen Füßen fest, um dem Opfer das Blut auszusaugen. Ich hätte auf Brian aufpassen sollen. Er war noch in der Ausbildung, dies war sein erster und letzter Einsatz als Dämonenjäger. Ich griff nach einen türkisfarbenen Top und meiner schwarzen Röhrenjeans. Als ich fertig angezogen war und mein langes Blondes Haar zu einem Zopf gebunden hatte, rannte ich die Treppe hinunter in die Küche. Meine Mutter saß an unseren alten, runden Küchetisch aus Eiche. Sie sah übernächtigt aus. Wie eigentlich jeden Morgen. Bis heute ist sie nicht über den Tod ihres Sohns hinweggekommen. Niemand war das.
Er war so ein liebenswürdiger Mensch gewesen, voller Freude. Er hatte das Dämonenjagen geliebt. Brian bekam immer alles was er wollte, denn er war immer der kleine Engel. Tränen traten mir in die Augen. Ich durfte nicht weinen. Nicht vor meiner Mutter. Ich packte mein Frühstück ein und schwang mir den Riemen meiner Tasche über die Schulter.
„Bis nachher Mom.“, sagte ich und küsste sie auf die Stirn.
„Bis später viel Spaß!“, wünschte sie mir.
Draußen erwartete mich auch schon Patrick. Mein bester Freund.
„Na? Auch schon wach?“, fragte er scherzend und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Er war der Einzige den ich all meine Gedanken anvertraute. Wie ein wandelndes Tagebuch, dachte ich grinsend. Ich umarmte ihn zur Begrüßung.
„Jetzt müssen wir wieder rennen, dank mir!“, stellte ich, immer noch grinsend, fest.
„Ja das liegt an deinen Talent fürs zu spät kommen.“, antwortete er. Wir lachten. Er nahm mir meine Tasche ab und dann rannten wir los. Auch mit meiner Tasche, als zusätzliche Last, war er immer noch schneller als ich.
Als Ich zu Hause ankam, stellte ich fest, dass ich Recht behalten sollte. Meine Eltern liefen, wie auf Hochtouren durch die ganze Wohnung. Dichteten alles ab, für die Zeit in der wir weg sein würden. Meine Mutter ging an mir vorbei, mit ihren Waffen in der Hand, und gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn.
„Beeile dich Schatz, wir müssen bald los!“, sagte sie, bevor sie im Wohnzimmer verschwand. Also war es mal wieder soweit. 1 Jahr schon, suchten wir bei unseren Aufträgen verzweifelt nach der Kreatur, die meinen Bruder auf dem Gewissen hat.
Ich rannte die Treppe hoch, blieb aber dann an Brians Zimmer stehen. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt. Nach seinen Tod hatten wir alles so gelassen wie es war, in der Hoffnung Er wäre dann immer noch irgendwie bei uns. Doch keiner von uns ging je in sein Zimmer, ausgenommen meine Mutter. Einen Abend hab ich sie hier drinnen weinend vorgefunden, ich hatte mich in ihre Arme geworfen und wir weinten zusammen, bis ich schließlich einschlief. Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen los zu werden. Aber das war genauso unmöglich und sinnlos, wie vor seinen eigenen Schatten davon zu laufen. Ich schloss die Tür wieder sorgfältig und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
Mich traf der Schlag als ich eintrat. Hatte ich heute Morgen, wirklich so ein Chaos hinterlassen? Na gut, irgendwie war das nichts Neues. Ich gehörte schon immer zu der Sorte Mensch, die nicht gerne Aufräumten. Deshalb hatte ich auch Täglich Diskussionen mit meinen Vater. Darüber, wie mein Zimmer mal wieder aussah. Naja aber ich fand ja sowieso alles wieder. Ich schob den Teppich vor meinem Bett zur Seite und klappte eine lockere Diele nach oben. Dort stand meine Kiste aus Mahagoni Holz, in der ich meine Dämonenjägerwaffen aufbewahrte.
Ich hob sie also aus ihrem sicheren Versteck, und öffnete meinen Anhänger an meiner Kette, der so zum Schlüssel wurde. Da meine Kiste nicht gerade groß war passte eigentlich nur das nötigste hinein. Ein handlicher Dolch, den ich meisten in meinen Stiefel versteckte, eine Peitsche und meine Browning mit der Munition. Dad hatte sie mir geschenkt. Ich wusste zwar, dass sie nicht viel gegen Dämonen ausrichten konnte, aber sicher war sicher.
Als sich die Kiste wieder an ihren gewohnten Platz befand, stürzte ich weiter, zu meinen Kleiderschrank. Dieser hatte einen doppelten Boden. Ich griff nach dem Köcher mit den Pfeilen und den dazugehörigen Bogen. Mit Pfeil und Bogen jagte ich am liebsten, damit war ich irgendwie zielsicherer. Aber damit die Dämonen auch ernsthaft verletzt wurden, musste ich die Spitze mit speziellem Gift getränkt sein.
Dann zog ich mich um. Ich tauschte mein türkisfarbenes Top, gegen ein schlichtes, enges, schwarzes T-Shirt und warf mir den Umhang über die Schultern. Dieser war aus einen robusten Soff, hielt sogar eine kleine Menge an Feuer ab. Ich hatte mal Bekanntschaft mit einen Feuer speienden Dämon gemacht, glücklicherweise hatte mich der Umhang halbwegs geschützt, nur meine Haare hatten etwas Feuer gefangen. Zum Glück sind sie wieder nachgewachsen. Sicher sind kürzere Haare bei diesem Job praktischer, aber ich konnte mich einfach nicht von meinen langen Haaren trennen. Meine schwarze Röhrenjeans behielt ich an und schlüpfte in ein paar Stiefel, in die ich gleich den Dolch verbarg. Zu guter letzt, steckte ich mir noch das Dämonenjäger Abzeichen, an mein T-Shirt. Eine rote Schlange, durchstochen von einem Schwert.
Dann rannte ich die Treppen runter. Mom und Dad, stritten sich mal wieder. Dad war strickt dagegen, dass ich mitkam, aber Mom akzeptierte meine Entscheidung. Ich glaubte er hatte Angst, dass mir dasselbe Schicksal wie Brian widerfahren würde. Aber er täuschte sich. Denn ich war Schuld gewesen.
„Was ist wenn ihr ernsthaft etwas zustößt?“, brüllte er.
„Sie ist alt genug!“, gab meine Mom zurück. „Sie schafft das! Sakari passt schon auf und außerdem sind wir ja da!“ Dad antwortete daraufhin nichts. Vielleicht lag es daran, dass ich ins Zimmer gelaufen kam, aber vielleicht wusste er auch einfach nicht mehr, was er noch hätte sagen können.
In der Einfahrt stand schon unser Geländewagen. Ein Mercedes-Benz G-Klasse. Meiner Meinung nach ein tolles Ding. Ziemlich robust, also genau das Richtige für uns. Mein Dad fuhr, wie sonst auch. Mom und ich machten es uns auf dem Rücksitz bequem. Solange wir noch auf dem Weg zu unseren Ziel waren, drohte erstmal keine Gefahr. Richtig mussten wir erst dann aufpassen, wenn wir in das Gefahrengebiet eindrangen.
Grimmig schaute mein Dad auf die Fahrbahn. Keine Frage ihm passte es einfach nicht, dass ich mitkam. Ich war ziemlich erschöpft, keine Ahnung warum, aber nach wenigen Minuten Fahrt schlief ich sofort ein.
Und wieder verfolgte mich der Alptraum. Aber etwas war anders. Diesmal standen wir in einer Höhle. Von der Decke tropfte Wasser, jedenfalls glaubte ich das. Brian kam wieder auf mich zu, wieder blutüberströmt, sein Gesicht wutverzerrt. Doch diesmal hielt er ein Messer in der Hand.
„Du bist Schuld! Wäre es nicht nur fair, dir dasselbe anzutun?“, fragte er. Plötzlich veränderte Brian seine Gestalt. Die Vertraute Gestalt meines kleinen Bruders, war verschwunden. Vor mir stand jetzt, einer jener Vampirdämonen.
„Brian bitte….bitte!“, bettelte ich um mein Leben. Dann schreckte ich hoch. Meine Mutter hatte sich über mich gebeugt, streichelte sanft mein Gesicht. Ich musste geschrieen haben.
„Alles ist gut mein Schatz. Es war nur ein Traum!“
Ja genau das war es. Aber Träume hatten immer etwas zu bedeuten. Ich kam bloß nie richtig dahinter was.
Mit quietschenden Reifen kamen wir abrupt zum stehen. Mein Vater drehte sich zu uns um. Sein Blick war ausdruckslos, so wie immer wenn er kämpfte oder Gefahr drohte.
„Es geht los.“, sagte er. Ich sah aus dem Fenster. Wir waren umzingelt, von einer Horde von Dämonen.
Also los! Ich schwang mir den Köcher mit den Pfeilen um die Schulter, jedoch nicht ohne vorher ein Pfeil auf die Sehne zu legen. Ich machte mich schussbereit. Doch gerade als ich mit meinen Eltern aus den Geländewagen aussteigen wollte, hielt mich mein Dad zurück.
„Du bleibst hier!“
„Dad…!...Ich…aber…Nein! ich werde mitkommen! Ihr braucht mich doch!“
„Sakari! Ich sag es nicht noch einmal! Du bleibst hier, keine Widerrede!
Wütend schaute er mich an. Ich zog den Kopf ein und nickte schwach. Aber ich würde nicht einfach hier sitzen und zusehen!
Mom umarmte mich noch einmal fest, und dann stiegen die Beiden aus. Jeder mit seinen Waffen in der Hand. Immer wenn ich die Beiden kämpfen sah, konnte ich erkennen warum sie geheiratet hatten. Sie waren das perfekte Team. Rücken an Rücken standen sie da, umzingelt von Dämonen. Ich sah, die Entschlossenheit in Dads Blick und die Verliebtheit, mit der meine Mutter meinen Dad immer noch
ansah. Wenn ihnen irgendwas passierte…sie würden mir schrecklich fehlen, dessen war ich mir bewusst. Aber ich verbannte den Gedanken sofort wieder aus meinem Gehirn. In so einer Situation, durfte ich an so was nicht mal denken. Ich setzte mich aufrecht, kurbelte das Fenster einen Spalt weit hinunter und spannte den Bogen. Ich sah wie ein Dämon auf meine Mom zusprang, aber mein Dad hatte ihn schon mit seiner Klinge abgewehrt. Mom drehte sich um, warf einen Dämon hinter sich, ein Messer in die Kehle. Messerwerfen war ihr Spezialität. Meine Eltern waren so auf die Dämonen vor sich konzentriert, dass sie die Kreatur über ihnen nicht wahrnahmen.
Ich schaute mich um. Unser Auto stand auf dem Gelände einer alten Fabrik. Der Dämon musste auf einen der umgekippten Container geklettert sein, um dann von oben angreifen zu können. Ich holte keuchend Luft. Andere Dämonen hatten das beobachtet und taten es ihm gleich. So langsam, schienen Dämonen eine Sensibilität für unsre schwächsten Momente zu entwickeln. Na ganz toll!
Ich hatte zwar versprochen hier im Auto zu bleiben, aber den Spaß ein paar Dämonen in den Hintern zu treten, gut wohl eher schießen, wollte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen.
Ich konzentrierte mich genau auf den Dämon, atmete noch einmal tief ein, hob den Bogen mit Schwung, strafte die Sehne ein letztes mal, bevor der Pfeil von der Sehne schnellte und den Dämon mit voller Wucht am Hals traf. Nach Luft ringend, sackte er zu Boden. Schnell, griff ich mit meiner Hand über meine Schulter und zog einen weiteren Pfeil aus dem Köcher. Momente später, traf auch dieser Pfeil sein Ziel. Doch nachdem ich noch 8 weitere Dämonen vernichtet hatte, merkten sie bald, dass sie von oben keine Chance hatten.
Ein Poltern auf dem Dach des Autos, ließ mich vor Schreck aufschreien. Mist! Wie sollte ich den denn da oben treffen?
Ich riss die Tür auf. Vorsichtig lugte ich nach oben. Eins war sicher, mit einem Pfeil konnte ich den nicht erwischen. Auch das noch. Ich war noch nie besonders gut im Zweikampf gewesen. Ich zog den Dolch aus meinen Stiefel. Und da sprang der Dämon auch schon von oben herab. Reflexartig stieß ich mit meinen Dolch zu. Das verschaffte mir Zeit, schnell brachte ich einige Meter zwischen uns. Regel Nummer eins: Vergewissere dich ob der Dämon auch wirklich tot ist, doppelt hält besser!
Und wie vermutet, richtete er sich wieder auf. Hatten diese Viecher überhaupt irgendein Gespür für Schmerz? So lange die noch aufstehen und auf dich zu rennen können, tun die alles um dich umzubringen. Mein Pfeil traf ihn am Kopf. Urgh, das könnte jetzt unschön werden! Schnell flüchtete ich in den Geländewagen zurück. Die Wunde platzte auf und das schwarze Blut des Dämons verteilte sich auf dem Boden. Komischerweise, platzten ihre Köpfe ständig, wenn ich mit einem Pfeil ihr Gehirn traf. Brian hatte sich darüber immer stundenlang kaputt gelacht. Ich vermutete, dass es an dem Gift lag, das irgendeine wichtige Blutbahn im Gehirn traf.
„Sakari!“
Panisch drehte ich mich in die Richtung, aus der der Ruf stammte. Mom war über Dad gebeugt. Ihre Augen voller Tränen. Meine Augen weiteten sich vor Schock. Nein! Bitte nicht auch noch Dad! Mom kam wieder auf die Beine. Sie schaffte es nicht alle Dämonen von Dad fernzuhalten. Ich kam ihr zu Hilfe. Schoss einen Dämon nach dem anderen ab. Ich bahnte mir einen Weg zu den Beiden. Mom gab auf. Sie umarmte mich fest.
„Sakari, du tust jetzt was ich dir sage!“, sagte sie.
„Nein! Mom was….!“
„Hör mir zu! Du rennst jetzt in das Fabrikgebäude rein und bringst dich in Sicherheit!“, schrie sie.
„Nein…Mom ich lasse euch nicht allein! Was wenn…!“
Unter Tränen schüttelte ich heftig den Kopf. Wie konnte sie das nur von mir verlangen? Mich in Sicherheit bringen und meine Eltern schutzlos zurück lassen…sie auch noch verlieren…auf die gleich Weise wie Brian! Nein! Wieder schüttelte ich den Kopf. Dann holte meine Mutter aus, verpasste mir eine kräftige Backpfeife. Sofort wanderte meine Hand, zu der brennenden Stelle. Sie hatte mich noch nie geschlagen. Ich sah ihr ins Gesicht. Ihre Augen waren stark gerötet vom Weinen. Ihre blonden Haare standen wirr ab, als wäre sie gerade erst aufgestanden. Moms Dämonenjäger Kleidung, war an der rechten Seiten zerrissen.
Ich stürzte mich in ihre Arme. Sog den Duft ihres Parfums ein. Sie küsste mich auf die Stirn.
„Lauf jetzt!“, sagte sie sanft, aber immer noch bestimmt. Ich nickte an ihrer Schulter.
„Braves Mädchen!“
„Ich hab dich lieb Mom!“
„Ich liebe dich auch! Los jetzt!“, flüsterte sie. Langsam richtete ich mich auf, doch nicht ohne vorher meinen Vater einen Kuss auf die Wange zu drücken. Er schlug die Augen auf, richtete sich vorsichtig auf. Ich sah wie er eine kleine Glasphiole zu Boden sinken ließ. Das Heilmittel, schoss es mir durch den Kopf. Vielleicht gab es für die Beiden doch eine Chance.
„Du hast deine Mutter gehört!“, sagte er mit erschöpfter Stimme. Mom zog ihn auf die Beine. Wir umarmten uns alle noch einmal, dann schubste Dad mich in Richtung des Eingangs zur Fabrik.
Der Weg war frei von Dämonen. Ohne mich noch mal umzuschauen rannte ich los. Ich hörte nur das klingen von Dads TACHI. Ein Schwert nach altem Stil, das schon unsere Vorfahren benutzten. Schon bald hatte ich den Eingang erreicht. Die Tür war verschlossen. Unbeholfen rüttelte ich daran, versuchte sie schließlich auch einzutreten, vergeblich. Mein Blick wanderte weiter um das Haus. Ich sah ein zertrümmertes Fenster. Aber so einfach würde ich da nicht rauf kommen. Glücklicherweise stand ein paar Meter entfernt, eine dieser alten Blechmülltonnen. Mit ihr würde es gehen. Ich trug sie unter das Fenster und kletterte dann hinauf. Ich holte tief Luft. Ich fand eine kleine Nische an der Fassade, der Fabrik. Ich schwang mich hoch, meine Stiefel fanden halt in der Nische, und zog mich weiter hoch.
Keuchend holte ich Luft. Ich hatte es geschafft. Ich rappelte mich auf und lief tiefer in das Gebäude herein.
Alles war vollkommen zerstört gewesen, der Putz kam von den Wänden und die Dielen waren morsch. Wenigstens für ein paar Momente, vergaß ich die Sorge um meine Eltern.
Plötzlich schleuderte mich etwas brutal zu Boden.
Und dann sah ich sie, die Bilder aus meinen Traum.
Brian stand über mir, mit einen Gehässigen Grinsen im Gesicht.
Und wie nicht anders zu erwarten, das Messer, aus meinen Traum in der Hand.
„Brian was machst du hier?“, presste ich unter Tränen hervor. Er trat noch einen Schritt näher und drehte das Messer in seiner Hand umher.
„Ach, bist du überrascht mich so lebendig zu sehen Schwesterchen?“
Der Satz, war wie ein Schlag in die Magengrube.
„Ich…Brian so meinte ich das nicht.“, antwortete ich schließlich kleinlaut. Es tat weh ihn hier zu sehen. Sein Anblick erinnerte mich so an unsere gemeinsame Kindheit.
„Ach wirklich? Weist du was wirklich schlimm war?“
Als ich einige Minuten später immer noch nicht geantwortet hatte, zog er ungläubig die Augenbrauen nach oben.
„Wirklich nicht? Komm schon Kari sag mir was du denkst!“
Beim Klang meines alten Spitznamen fuhr ich zusammen.
„Ich werd es dir sagen! Dass ihr mich da allein zurückgelassen habt!“, schrie er dann.
„Aber wir…dachten du seihst tot!“
Die letzten Worte brachte ich nur noch flüsternd hervor.
„Aber darum geht es ja auch jetzt nicht.“, sagte er zornig. „Eins wurde mir klar, als ich da so allein im Sterben lag! Ich wollte Rache. Ich begann euch zu hassen und vor allem dich!“
Ich schrie erschrocken auf. Ich hatte ja gewusst, wie er darüber denken würde…aber es so zu hören, war ein Schock. Vor allem weil ich gedacht hatte er wäre tot gewesen…und nun stand er hier vor mir.
„Nun ja, heute ist der Tag endlich gekommen. Naja und da du ja die Schuld an meinen Tod trägst, wäre es dann nicht nur fair, dir das Selbe anzutun?“
Dieselben Sätze, wie jene aus meinen Traum, stellte ich erschrocken fest.
Ich schluckte. Ich wusste genau was jetzt geschehen würde. Brian umklammerte das Messer fester.
„Dann, will ich es jetzt mal zu Ende bringen!“, sagte er.
„Brian…bitte nicht. Wir sind doch Geschwister! Bitte Brian tu es nicht!“, versuchte ich auf ihn einzureden.
„Das hättest du dir vorher überlegen müssen!“, brüllte er. Es hätte keinen Sinn gehabt, es zu leugnen. Ich musste mir eingestehen, dass Brian mit allen Recht hatte. Ich hatte es gewusst. Ich war Schuld, also musste ich jetzt die Konsequenzen ziehen.
Brian trat noch näher. Und dann passierte es. Er wechselte die Gestalt. Vor mir stand nun jener Dämon aus meinen Traum. Er hatte nicht mehr viel von einem Menschen. Seine Haut war mit schwarzem Schleim überzogen, seine Hände waren nicht länger menschlich. Aus ihnen wuchsen scharfe Krallen und aus seinen Mund ragten spitze Fangzähne. Vielleicht hätte ich reagieren sollen, ihn umbringen können, aber das Gefühl in mir, dass in diesen Dämon mein kleiner Bruder steckte, ließ sich einfach nicht abstellen. Also blieb ich regungslos auf dem Boden liegen und wartete auf meinen Tod. Hoffentlich würde es schnell vorbei sein, dachte ich.
Der Dämon hob seinen Arm, in der Hand immer noch das Messer, und holte in meine Richtung aus. Ich kniff die Augen zu. Als das Messer mich traf, stieß ich einen Schmerzensschrei aus. Er hatte meine Schulter getroffen. Mit einem Mal wurde mir klar, dass er mich nicht einfach so sterben sehen wollte. Er wollte Rache. Folter. Vorsichtig kroch ich weiter nach hinten, mit jeder Bewegung nahm der Schmerz zu. Ich griff nach meinen Bogen, legte einen Pfeil auf die Sehne.
„Na los töte mich!“, rief der Dämon lachend. „Du kannst es ja doch nicht!“, und mit diesen Satz erschien wieder meine kleiner Bruder. Ich ließ den Bogen sinken. Er hatte Recht. Ich würde meinen Bruder nicht umbringen, nicht noch einmal!
„Nein aber ich!“, vernahm ich eine Stimme aus dem Hintergrund. Und im nächsten Moment schob sich eine Klinge zwischen mich und meinen Bruder. Ich glaubte, die Gestalt als meinen Vater zu erkennen, aber sicher war ich mir nicht.
Also betrachtete ich das Schwert des Fremden genauer. Nein, das konnte nicht das Schwert meines Vaters sein, schoss es mir durch den Kopf. Aber was machte dann der Fremde hier? Mein Bruder nahm abermals die Gestalt des Dämons an und stürzte auf den Fremden zu. Der Fremde werte jeden Stoß des Messers, mit seinem Schwert ab. Dann sah ich das Zeichen, als er mir den Rücken zuwendete. Er war ein Dämonenjäger.
„Hör auf!“, schrie ich. Er durfte meinen Bruder nicht umbringen, das würde ich nicht zulassen. Unter Schmerzen, stand ich auf. Ich holte tief Luft. Verdammt, die Wunde war doch tiefer, als ich gedacht hatte, stellte ich fest als ich sie genauer ansah. Mit der gesamten Kraft, die ich noch aufbringen konnte, stieß ich mich gegen den Jäger und riss ihn von meinen Bruder weg. Reflexartig drückte ich ihn zu Boden.
„Nein! Töte ihn nicht, das ist mein Bruder!“
„Was redest du da! Der Dämon wollte dich töten und du schützt ihn!“, schrie er entsetzt. Er stieß mich von sich und wendete sich wieder Brian zu.
„Nein!“, schrie ich wieder. Ich spannte den Bogen und der Pfeil sauste auf das Schwert des Fremden zu. Es fiel klirrend zu Boden.
„Ich lass nicht zu, dass du ihn tötest!“
„Ach ja? Willst du etwa, dass er dich umbringt? Sieh es ein Kleine, das ist nicht dein Bruder! Er ist ein Dämon!“
Brian mischte sich Plötzlich ein.
„Kari! Er hat Recht ich werde dich umbringen!“
Trotzdem würde ich nicht zulassen, dass Brian vor meinen Augen noch einmal starb!
Brian in Gestalt des Dämons, machte wieder einen Satz auf den Dämonenjäger zu und erwischte ihn mit seinen Krallen an dessen Bein. Der Dämonenjäger fiel stöhnend zu Boden. Als nächstes, bekam ich einen hieb in die Magengrube und wurde weiter ins innere der Fabrik geschleudert. Keuchend holte ich Luft, ich war mit der verletzten Schulter aufgekommen.
Brian stand jetzt über dem Jäger. Ich sah wie dieser nach dem Pfeil griff, mit dem ich sein Schwert abgewehrt hatte, und stieß es Brian tief in den Arm.
„Nein! Brian!“, schrie ich verzweifelt. Ich versuchte aufzustehen, aber um mich herum wurde alles schwarz, mir schwirrte der Kopf. Bleierne Müdigkeit umhüllte mich. Ich spürte wie irgendjemand nach mir rief und irgendwas Druck auf meinen Kopf ausübte. Das letzte was ich mitbekam war, wie jemand seine Arme unter mich schob und ich hochgehoben wurde.
Als ich wieder aufwachte stellte ich erleichtert fest, dass der Druck auf meinem Kopf aufgehört hatte. Ich öffnete die Augen und hob vorsichtig den Kopf. Neben mir saß der Fremde und lächelte mich an. Also wenn ich ehrlich war, sah er schon ziemlich gut aus. Schwarzes Haar, blaue Augen, ziemlich Groß und einen für, Dämonenjäger typischen, muskulösen Körperbau.
„Na endlich wach?“, fragte er mich schließlich. Erschrocken fuhr ich hoch.
„Wo ist Brian?“, fragte ich ihn hektisch.
„Meinst du den dreckigen, kleinen Dämon?“
Jetzt wurde ich wütend. Niemand durfte so über meinen kleinen Bruder reden!
„Was sagst du da? Nun hör mal zu! Dieser dreckige, kleine Dämon ist mein Bruder!“
„Ach ja? Nach Geschwisterliebe sah das aber nicht aus!“, sagte er immer noch lächelnd. Was bildet der sich eigentlich ein? , dachte ich.
„Das ist nicht witzig!“, sagte ich wütend. Und schon wieder, als ich an ihn dachte, hatte ich Tränen in den Augen. Der Dämonenjäger musste meinen Stimmungswechsel bemerkt haben, denn sein Lächeln erlosch plötzlich.
„Es ist nichts weiter passiert. Als ich deinen Bruder den Pfeil in den Arm gejagt habe, ist er einfach geflohen.“
„Aber…das Gift…!“, antwortete ich verzweifelt.
„Ich denke das hat ihm nichts getan! Er muss ein Dämon von hohem Rang sein, anders kann ich es jedenfalls nicht erklären, denn es war komisch, dass er nicht sofort umgekippt ist. Aber irgendwas war schon sehr seltsam an ihm!“
„Wie geht’s deiner Schulter?“, fragte er plötzlich. Ich schaute auf die Wunde, er musste sie verbunden haben, und bewegte sie. Ein kleinwenig schmerzte sie noch.
„Das geht schon! Danke für die Hilfe!“, sagte ich dann. Er zuckte mit der Schulter.
„Schon gut. Aber was ist eigentlich mit deinem Bruder?“
„Ich weis nicht warum er hier war, wir dachten er sei tot…“
Fragend schaute er mich an. Ich holte tief Luft.
„Naja, vor einen Jahr, hatten wir einen Einsatz. Dabei trafen wir auf einen dieser Asanbosam Dämonen…kennst du sie?“
„Ja! Hinterhältige Biester!“, sagte er schmunzelnd.
„Einer hat meinen Bruder erwischt und ihn getötet. Wir mussten ihn zurücklassen…“
Und schon wieder brach ich in Tränen aus. Das Zusammentreffen mit Brian, hatte alles wieder hochkommen lassen. Gott, ich fasste es nicht! Ich erzählte tatsächlich einen Fremden, diesen Teil meiner Lebensgeschichte.
„Das tut mir Leid!“, sagte mit einen entschuldigen Gesichtsausdruck.
„Ist schon in Ordnung!“
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich dann.
„Jace. Und dein Name war Kari? Oder? Jedenfalls hat der Dämon dich so genannt!“
„Mein Bruder Brian! Nein das war mal mein Spitzname, ich heiße eigentlich Sakari.“, antwortete ich.
„Okay, Sakari, ich denke wir sollten mal so langsam zusehen, dass wir hier raus kommen, denn kurz bevor ich dich hier wegtrug, kamen diese widerlichen Viecher hier hoch gestolpert. Also wenn wir am Leben bleiben wollen…!“
„Gut!“, war alles was ich sagte. Vorsichtig erhob ich mich, ging probehalber ein paar Schritte, dann sah ich wie Jace auf die Tür zu humpelte.
„Jace? Was ist mit deinem Bein? Schaffst du das?“, fragte ich ihn besorgt.
„Ach das geht schon!“, erwiderte er. Ich suchte meine Sachen zusammen und folgte Jace nach unten. Als wir aus der Tür traten traf mich der Schlag.
„Hier hast du mich hoch getragen? Und dann noch mit deinem verletzten Bein?“, fragte ich Jace ungläubig. Oh Gott! Das konnte ich ja nie mehr gut machen. Meine Augen waren immer noch auf die Treppe geheftet. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sie überhaupt noch betretbar war. Jace zuckte wieder nur gleichgültig mit der Schulter.
Langsam stiegen wir die morsche Treppe hinab und gelangten wieder in dem Raum, wo ich Brian getroffen hatte. Überall war Blut verteilt. War das alles von uns?
„Was…?“, wollte ich ansetzten doch Jace unterbrach mich gleich.
„Ich musste noch ein paar andere Dämonen umbringen, um überhaupt mit dir fliehen zu können!“, sagte er. Ich wollte gerade weiterlaufen, als Jace mich am Arm festhielt und mich hinter eine alte Säule zog. Dann deutete er mit dem Zeigefinger nach rechts. Na großartig. Noch mehr Dämonen.
„Und jetzt?“, fragte ich Jace flüsternd.
„Ich würde sagen wir schleichen uns hier raus! Warte mal! Du könntest irgendwas hinter uns zerschießen, vielleicht kommen die dann alle angerannt und wir können uns aus dem Staub machen.“
„Guter Plan! Gefällt mir!“
Ich schaute mich noch einmal genauer um. Mein Blick blieb an einer alten Deckenbeleuchtung hängen. Vielleicht konnte ich sie treffen. Ich zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne.
„Bitte beeile dich! Ich möchte mich nicht wirklich von den Biestern erwischen lassen!“
„Ja doch!“
Zum Glück hatte ich so was schon öfter gemacht, denn so fiel es mir nicht schwer die Glühbirne zu treffen. Momente später hörte ich sie platzen. Ich hielt die Luft an. Die Dämonen schauten in die Richtung. Einer von ihnen, ging darauf zu und forderte, die anderen durch eine Handbewegung auf, ihm zu folgen. Das war unsere Chance.
Schnell sprang ich auf und zog Jace mit mir. Ich rannte so schnell wie noch nie. Schon bald hatten wir das zertrümmerte Fenster erreicht, durch das ich gekommen war. Panisch schaute ich mich um.
„Sie folgen uns schon!“, sagte Jace.
„Wie wollen wir denn da runter kommen!?“, fragte ich verzweifelt.
„Spring!“
Als ich mich nicht rührte nahm er meine Hand und stürzte sich mit mir in die Tiefe. Dafür, dass das so tief ausgesehen hatte, kam ich halbwegs weich auf den Boden auf. Hustend hob ich den Kopf, ich hatte Sand in den Mund bekommen, und erstarrte.
Jetzt wusste ich warum meine Landung halbwegs weich gewesen war, ich lag auf Jace.
„Ähm Sakari? Es mag ja sein, dass du mich ziemlich attraktiv findest und dass das hier immer schon dein Traum war, aber du bist ganz schön schwer! Also könntest du vielleicht…?“, sagte er lachend.
Ich lief feuerrot an. Für wen hielt der sich eigentlich.
„So ist das überhaupt nicht!“, sagte ich verlegen. Ich stand sofort auf und entfernte mich ein Stück von ihm.
„Ach ja und warum wirst du dann…?“, fragte er immer noch lachend, aber bevor er weiter sprechen konnte, schlug ich ihn kräftig in die Seite.
„Los! Ich muss meine Eltern suchen! Also steh mal auf!“, herrschte ich ihn an.
Sein Lachen erstarb.
„Du bist nicht allein hier?“, fragt er.
„Nein ich bin mit meinen Eltern hier her gefahren, als mein Vater verletzt wurde, sollte ich mich in die Fabrik retten.“
Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zu der Stelle, wo wir unser Auto geparkt hatten. Mich traf der Schock. Der Geländewagen war verschwunden!
Der Schock saß tief. Waren sie einfach abgehauen? Hatten sie mich im Stich gelassen? Ich sank zu Boden. Ich merkte erst dass ich weinte, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Benommen drehte ich mich um und schaute direkt in die Saphirblauen Augen von Jace.
„Was ist los?“, fragte er dann.
„Das Auto ist weg!“, brachte ich weinend hervor. Jace kniete sich neben mich.
„Welches Auto? Das mit dem ihr gekommen seid?“
Ich nickte nur hilflos. Aber vielleicht hatten sie mich gar nicht zurückgelassen. Ja vielleicht war ihnen etwas passiert.
„Los, wir suchen das Auto! Steh auf!“, sagte Jace. Er hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie. Dann wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Mein Blick glitt suchend durch die Landschaft.
„Komm! Lass uns ein Stück weiter gehen, vielleicht finden wir ja irgendwelche Spuren!“
Ohne eine Antwort folgte ich ihm einfach. Doch schon nach einigen Metern ragte ein Wald vor uns auf.
Jace griff nach meinem Handgelenk und hielt mich zurück.
„Was ist?“, fragte ich.
Er zog mich hinter einen Baum. Fragend schaute ich ihn an.
„Dämonen!“
Suchend spähte ich an den Baum vorbei. Er hatte Recht.
Plötzlich spürte ich eine kalte Hand in meinen Nacken. Keuchend drehte ich mich um. Na ganz toll. Der Dämon verstärkte seinen Griff und drückte mich fester gegen den Baum. Ich versuchte mich zu wehren, doch es gelang mir nicht.
„Jace!“, schrie ich verzweifelt.
Dieser befreite sich gerade aus dem Griff eines weiteren Dämons und jagte ihm sein Schwert in den Magen. Ich versuchte mich jetzt gänzlich umzudrehen, riss mein
Knie in die Höhe und traf den Dämon. Dieser stolperte leicht schwankend, ein paar Schritte zurück. Jace erledigte ihn, noch ehe der Dämon ihn überhaupt gesehen hatte. Ich rang nach Atem. Mir wurde mit einem Mal wieder schwindlig. Ich stützte mich halt suchend am Baum ab, konzentrierte mich ganz aufs ein- und ausatmen.
„Kannst du weiterlaufen?“, vernahm ich Jace Stimme neben mir. Das Schwindelgefühl ebbte bereits ab.
„Ja. Aber wie stellst du dir das vor? Wir sind gerade zu umzingelt!“
Ich biss mir auf die Lippe. Es waren einfach zu viele und wir waren nur zu zweit.
„Siehst du die Lichtung da?“, er zeigte auf eine Stelle in Mitten des Waldes.
„Ja! Und?“
„Wenn wir schnell genug sind schaffen wir es noch bis dahin, bevor die Dämonen uns erwischen! Die Äste der Bäume sehen viel dicker aus. Wir könnten auf einen der höheren Bäume klettern!“
„Ganz toller Plan!“, antwortete ich sarkastisch. „Ich bezweifle, dass sie einfach aufgeben würden, um sich aus dem Staub zu machen. Im Gegenteil! Ich wette sie werden uns hinterklettern.“
Jace strich sich das Haar zurück.
„Aber sie sind schwerer als wir! Vertrau mir ich bin Experte!“
Ich gab mich geschlagen.
„Gut! Was Besseres fällt uns im Moment sowieso nicht ein!“
„Also los!“
Er griff wieder nach meinem Handgelenk und rannte los. Ich staunte, wie schnell er sogar noch mit seinem verletzten Bein war. Okay ich war auch nie besonders schnell gewesen, sogar Patrick schlug mich regelmäßig im Wettrennen. Was er jetzt wohl gerade tat?
Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als mich Jace in die Seite zwickte und mit dem Finger auf die vermeintliche Lichtung deutete. Sie entpuppte sich als steiler Abhang.
Stolpernd kamen wir zu Stehen.
„Wie war das noch mal? Vertrau mir ich bin Experte?!“, sagte ich wütend.
Ich hörte etwas im Gebüsch rascheln. Erschrocken fuhr ich herum. Ein übergroßer Dämonenwolf kam immer näher und drängte uns noch weiter an dem Rand des Abhangs.
„Naja alles kann ich schließlich auch nicht voraus…!“, Jace hielt inne.
„Vorsicht!“, brüllte er dann.
Der Wolf war nur noch einen Meter von uns entfernt und setzte zum Sprung an.
Ängstlich, sprang ich zur Seite.
Plötzlich gab der Boden, unter meinen Füßen nach.
Ein erstickter Schrei kam aus meiner Kehle, als ich in die Tiefe gerissen wurde. Etwas, rutschte mit mir zusammen in die Tiefe. Ein Ruf erklang, eine Hand streifte die meine und verschwand. Ich wurde herumgeworfen und knallte schmerzhaft mit einem Felsen zusammen. Erde rieselte weiter hinunter wie eine Schneelawine und trug mich weiter den Abhang hinunter. Plötzlich, schlossen sich Arme um meine Mitte. Der Waldboden unter uns, kam immer näher. Ein paar weitere Felsen lagen genau vor unseren Weg. Kreischend klammerte ich mich an Jace, der mich daraufhin fester an sich zog. An dem ersten rutschten wir gerade noch so, vorbei. Ich kniff die Augen zu. Die anderen Beiden mussten zu dicht aneinander gestanden haben, denn sie beendeten schmerzhaft unsere Rutschpartie. Einige Sekunden lang rang ich schwach nach Atem, bevor ich mich langsam auf die Ellenbogen stützte. Jace lag halb unter mir und keuchte seltsam, abgehackt. Er bekommt keine Luft, dachte ich panisch und starrte Fassungslos zu ihm hinunter. Doch dann erkannte ich, dass die Geräusche die er von sich gab, gar kein Keuchen war, sondern Gelächter. Er lag einfach nur da und lachte das er beinahe erstickte. Ich hoffte es inständig! Er hatte mir einen großen Schrecken eingejagt.
„Du… bist einfach…!“, erleichtert und wütend zu gleich rang ich nach Worten.
Ich zerrte an seinem T-Shirt. Jace hob schließlich den Kopf.
„Noch mal?“, fragte er übermütig.
„Du bist verrückt!“, brach es aus mir heraus. Meine Faust traf seine Brust. Er lachte nur noch lauter. Dann schaute er mich an. Dieser schelmische Ausdruck trat wieder in seine Augen.
„Hmm, dass ist schon das zweite Mal!“, sagte er verschmitzt lächelnd.
Schnell rutschte ich von ihm runter und wieder lief ich rot an. Immer noch schwer atmend, lag ich neben ihm. Ich schaute an mir herab. Meine Jeans war am linken Bein, bis zum Knie aufgerissen und auch mein T-Shirt sah nicht besser aus. Dann spürte ich den heftigen Schmerz in meinem Knie. Stöhnend richtete ich mich auf. Es sah nicht gerade Gesund aus. Es war ziemlich rot und voller Abdrücke von dem Aufprall, nahm ich an. Vorsichtig versuchte ich mein Knie zu bewegen und sofort wuchs der Schmerz an, aber gebrochen war es jedenfalls nicht. Ich legte meine Hand vorsichtig auf die pochende Stelle und untersuchte sie genauer.
„Das sieht aber nicht gut aus!“, meldete sich Jace plötzlich zu Wort.
„Vielen Dank! Das weis ich auch selber!“
Ich war immer noch wütend. Er unterdrückte ohne erfolg ein Lächeln.
Finster schaute ich ihn an
„Das ist überhaupt alles deine Schuld!“
„Sicher?“, fragte er immer noch lächelnd. Ich hätte große Lust gehabt ihm eine kräftige Ohrfeige zu verpassen.
„Absolut! Wer kam denn auf diese grandiose Idee, tiefer in den Wald zu rennen!?“
Dann nahm er meine Hand, die immer noch auf meinem Knie lag, in seine und schaute mir in die Augen.
„Es tut mir leid!“, sagte er vollkommen ernst. Doch schon wenige Momente später, fing er wieder an zu lachen. Mit einem Ruck entzog ich ihm meine Hand.
Von weit oben, ertönte ein wütendes Knurren. Panisch schaute ich zu Jace. Er war schon aufgesprungen und zog mich hoch. Keuchend holte ich Luft. Ich wäre wieder zu Boden gesunken, hätte er nicht schnell einen Arm um mich gelegt.
„Also so kommen wir jedenfalls nicht voran!“
Und mit diesem Satz, ging er in die Knie. Oh Gott! Erwartete doch nicht wirklich, dass ich mich von ihm tragen ließ.
„Nun mach schon, oder willst du lieber als Futter, von DEM da, enden?“, fragte er mit einen Nicken, in die Richtung des Wolfes.
„Aber was ist mit deinem Bein?“, fragte ich.
„Schon viel besser! Ich spür schon gar keine Schmerzen mehr!“
Schließlich kletterte ich auf seinen Rücken und schlang die Arme um seinen Hals. Dann richtete er sich auf. Er schwankte kurz unter dem doppelten Gewicht und setzte sich in Bewegung. Der Wald ging nach dem Abhang weiter, wurde immer tiefer und unüberschaubarer.
„Geht es?“, fragte ich ihn voller Sorge.
„Mach dir doch nicht ständig Sorgen!“, war das einzige was er darauf antwortete.
Ich drehte meinen Kopf nach hinten und schaute zu dem Wolfsdämon hinauf. Er schlich um den Abhang und versuchte einen Weg nach unten zu finden. Es würde nicht sicherlich nicht lange dauern, bis er wieder hinter uns her rennen würde. Das schien auch Jace begriffen zu haben, denn er beschleunigte seine Schritte.
Nach einigen Minuten Schweigen, hielt ich es nicht mehr aus. Die Frage beschäftigte mich schon die ganze Zeit, in der er mich trug.
„Wo kommst du eigentlich her?“
„Das brauchst du nicht zu wissen!“, antwortete er kühl.
„Aber wieso hast du mir eigentlich geholfen? Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass du es getan hast! Ich würde es nur gerne wissen.“
„Ich...ich bekämpfe Dämonen das ist mein Job!“, sagte er. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass noch etwas anderes dahinter steckte.
Jace hielt an einen umgekippten Baumstamm an und setzte mich vorsichtig ab.
„Warte hier! Ich geh nur Holz sammeln! Beweg dich nicht von der Stelle!“
Ich nickte nur. Mit dem Knie würde ich eh nicht weit kommen. Doch schon als er weg war, brachen die Erinnerungen und der Schmerz wieder an die Oberfläche. Ich fühlte mich einsam, zurückgelassen. Irgendwo mussten meine Eltern sein. Sie wären doch nicht einfach so davon gefahren. Ich schlang die Arme um mich. Langsam wurde es dunkel und die Kälte brach herein.
Plötzlich, war das ein Rascheln in den Gebüschen. Der Wolf! , schoss es mir durch den Kopf. Doch dann trat nur Jace hervor.
Als er das Feuer entzündet hatte und die Wärme uns umschloss, schob er sich zwei graugelbe, längliche Blätter in den Mund. Ich kam zu dem Entschluss, dass es nicht besonders gut Schmecken konnte, denn er verzog angewidert das Gesicht. Dann kam er zu mir und schob ohne mich zu fragen, sanft die Hose bis zum Knie hoch. Er spuckte die Masse in die Hände und drückte sie auf mein Knie.
„Bah! Das ist widerlich Jace!“, protestierte ich.
„Aber es hilft!“, sagte er ungerührt. Dann Riss er ein Stück Stoff, von meiner sowieso schon zerfetzten Hose ab und verband damit mein Knie. Beruhigende Kühle breitete sich in meinem Knie aus. Dankbar schaute ich ihn an.
„Wo hasst du das gelernt?“, fragte ich schließlich.
„Meine Mutter war so was wie eine Heilerin, für die Dämonenjäger in unserer Gruppe!“, sagte er.
„War?“, fragte ich.
Er senkte den Blick.
„Sie wurde von einem Dämon getötet.“
Ich blöde Kuh.
„Das tut mir leid!“
Er zuckte wieder nur mit der Schulter. Aber das mit seiner Mutter erklärte auch, warum er die Dämonen so sehr hasste. Er stand wieder auf, löste seinen Umhang und breitete ihn auf dem Boden aus. Dann ging er zu mir und half mir mich auf den Umhang bequem hinzusetzten. Er legte sich neben mich.
„Wir sollten jetzt besser schlafen, damit wir morgen Früh ausgeruht sind! Wir haben noch einiges an Weg vor uns, bis wir die nächste Stadt erreicht haben. Dort können wir dann auch was essen.“
Ich nickte nur, nahm meinerseits dem Umhang ab, und breitete ihn über uns Beide. Dann drehte ich mich mit dem Rücken zu Jace und schloss die Augen. Schon komisch, wie sicher ich mich bei ihm fühlte. Ich kannte ihn doch erst ein paar Stunden. Aber irgendwas war da an ihm. Dann musste ich wieder an Patrick denken. Ich vermisste ihn sehr.
Ich vernahm das gleichmäßige Atmen von Jace. Ich drehte mich zu ihm um. Im Schlaf sah er viel Jünger aus und irgendwie auch verletzlicher. Ich war froh wenigstens ihn bei mir zu haben. Momente später sank ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
(FORTSETZUNG FOLGT)