Kurzgeschichte
Zwei Feinschmecker

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"Zwei Feinschmecker"
Veröffentlicht am 14. Januar 2007, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Bin in Bremen geboren, lebe jetzt, seit einigen Jahren in 91301 Forchheim.Von 1964 bis 1971 habe ich als freier Publizist bei den - LÜBECKER-NACHRICHTEN *** NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ***BREMER NACHRICHTEN ***u. a. gearbeitet. Seit 1972 Autor und Kinderbuchautor sowie Kunstmaler.(2 Kinderbücher - eins davon wurde mit dem Prädikat - pädagogisch wertvoll - ausgezeichnet.) Jetzt im Rentenalter, befasse ich mich damit Geschichten und Gedichte zu ...
Zwei Feinschmecker

Zwei Feinschmecker

Zwei Feinschmecker

Als Gastwirt erlebt man oft kuriose Begebenheiten mit der Kundschaft. Da kommen Gäste ohne einen Cent in der Tasche , geben eine Runde nach der anderen aus und verschwinden alsdann heimlich, still und leise durch einen Hinterausgang oder durchs Toilettenfenster; auf Nimmerwiedersehen natürlich. Andere wiederum haben Geld wie Heu und knausern mit jedem Euro. Es kommen Menschen, die alles können, alles wissen, alles haben, jedoch in Wahrheit nur aufschneiden, prahlen und angeben. Mit allen Regeln der Kunst versuchen diese Typen, andere Gäste zu fesseln. Nach spätestens einer halben Stunde wollen sie dann als grosse, bewundernswerte Helden gefeiert werden. Kommt es aber anders, dann ziehen sie den Kopf ein, werden gelb und rot wie eine Verkehrsampel und verlassen schleunigst das Lokal.
An zwei ähnliche Typen erinnere ich mich genau. Es war im Sommer, genauer gesagt im August.
"Diese Hitze ist kaum noch zu ertragen", stöhnten die Gäste. "Herr Wirt, ein Bier bitte, Herr Wirt, nochmal dasselbe", so tönte es von allen Seiten.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, herein kamen schwitzend und pustend zwei elegant gekleidete Herren. Sie grüßten kurz die anwesenden Gäste mit einem Kopfnicken, stellten sich dann bei mir laut, so dass es jeder im Raum hörte, als Brauereivertreter vor und nahmen an einem Ecktisch am geöffneten Fenster Platz. Der eine zündete sich eine Zigarre an, der andere rief lauthals: "Herr Wirt, eine Lokalrunde von unserem guten Pils!"
Ich wurde ein wenig nervös bei diesen Worten. Schon am Vortag war mir das Pilsbier dieser Brauerei, von der die Herren kamen, ausgegangen. Von einer anderen Brauerei hatte ich noch genügend Pilsbier. "Was machen?" ging es mir durch den Kopf. "Soll ich es ihnen sagen, oder soll ich einfach das Bier der anderen Brauerei...?" Ich musste es versuchen. Klopfenden Herzens schenkte ich ein. Ich servierte. Die beiden Brauereivertreter hoben ihre Gläser, prosteten den Gästen und mir zu und tranken einen kräftigen Schluck.
"Ahhh"", meinte der eine mit lautem Ton, als er sein Glas senkte, "als Feinschmecker spürt man doch sofort, von welcher Brauerei dieser edle Tropfen kommt; unser Pils ist das beste der Welt, es gibt einfach kein besseres!" "Ja, ja, welch wahre Worte", stimmte der andere zu. Bei diesen Worten fiel mir ein Stein vom Herzen. Keiner der beiden hatte etwas bemerkt und keiner der beiden war also solch ein Feinschmecker, wie er es vorher betont hatte. Sie waren, mit einem Wort, nur Aufschneider.
"Noch eine Lokalrunde von unserem guten Pils, Herr Wirt", hörte ich es vom Ecktisch am Fenster noch ein zweites und drittes Mal rufen. Ich grinste vor mich hin und schenkte gelassen ein.
Nach etwa einer Stunde, es waren zwischenzeitlich fünf Lokalrunden gelaufen, verlangten die Herren ihre Rechnung. "Eine stattliche Summe", meinte der eine, holte seine prall gefüllte Brieftasche hervor, verlangte noch einen Beleg und fügte grossmütig hinzu, "bei einem so guten Bier darf man einfach nicht auf den Cent schauen."
"Ganz meine Meinung", pflichtete ihm der andere bei, "unser Pils ist ein Qualitätserzeugnis; man könnte, ohne zu zögern, den doppelten Preis dafür zahlen.
Diese, jetzt über eine Stunde andauernde Prahlerei machte mich innerlich rasend. Ich konnte die Worte, gutes Pils, edles Getränk, Qualitätserzeugnis nicht mehr hören. Ich musste den Herren einen Denkzettel mit auf den Weg geben. Laut, damit es jeder im Lokal hörte, sagte ich: "Meine Herren, bevor Sie Ihren Heimweg antreten, muss ich Ihnen noch eine Kleinigkeit eingestehen. Seit gestern morgen habe ich keinen Tropfen Pilsbier mehr, - jedenfalls nicht von Ihrer Brauerei; Sie haben vom ersten bis zum letzen Glas das Bier Ihrer Konkurrenz getrunken und gepriesen. Als Feinschmecker und Bierkenner sollten Sie sich schnellstens einen neuen Gaumen zulegen. Auf Wiedersehen, meine Herren und angenehme Heimreise."
Spöttisches Gelächter der Gäste begleitete die mit einem Mal sehr ruhig gewordenen Herren zur Tür hinaus.
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Hörbuch

Über den Autor

Rehmann
Bin in Bremen geboren, lebe jetzt, seit einigen Jahren in 91301 Forchheim.Von 1964 bis 1971 habe ich als freier Publizist bei den - LÜBECKER-NACHRICHTEN *** NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ***BREMER NACHRICHTEN ***u. a. gearbeitet. Seit 1972 Autor und Kinderbuchautor sowie Kunstmaler.(2 Kinderbücher - eins davon wurde mit dem Prädikat - pädagogisch wertvoll - ausgezeichnet.) Jetzt im Rentenalter, befasse ich mich damit Geschichten und Gedichte zu schreiben und Ölbilder zu malen. Mein Buch, erschienen im August 2008 mit dem Titel - wechselhaft heiter bis wolkig - 302 Seiten, vollgepackt mit humorvollen Geschichten, Gedichten und Aphorismen, aber auch mit nachdenklichen Beiträgen, ist bereits im Handel. Im Juli 2009 ist mein Buch * 222 Gedichte * , 294 Seiten, auf den Markt gekommen und am 22. Mai 2013 habe ich mein neues Buch *DIES & DAS* mit 456 Seiten, voller Gedichte, in den Handel gegeben. Alle drei Bücher sind auch als eBook´s im Handel. Schon im September 2007 habe ich mein Buch * 61 x herzhaft gelacht und 14 x scharf nachgedacht * veröffentlicht. Meine neueste Veröffentlichung \\\"Das Küken namens Peip\\\" Malbuch mit Versen, 30 Seiten, für Kinder ab 3 Jahren - für Euro 4,80 zu erwerben. Versandkosten Euro 0,90 - Meine Homepage sagt Dir mehr, www.rehmann-horst.de und rehmann-horst.jimdo.com - oder bestell Dir ein Buch unter: rehmann.horst@t-online.de

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Rattenfaenger Zwei Feinschmecker - ..."bei einem so guten Bier darf man einfach nicht auf den Cent schauen"...
Eine sehr schön auf das Leben abgestimmte Kurzgeschichte, lieber Horst*****
LG
Karl-Heinz
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Das war die -
Zitat: (Original von Rehmann am 17.08.2008 - 21:48 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 17.08.2008 - 14:05 Uhr) gerechte Strafe für Übermut. Gefiel mir gut

Danke Dir Falk !
Übrigens, bist Du es auf dem neuen Foto, oder Ernst Thälmann ?
LG
H. Rehmann

das ist Ernst Thälmann, habe den als Spitznamen zur Lehrzeit gehabt. Ein großer des Ostens
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Re: Das war die -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 17.08.2008 - 14:05 Uhr) gerechte Strafe für Übermut. Gefiel mir gut

Danke Dir Falk !
Übrigens, bist Du es auf dem neuen Foto, oder Ernst Thälmann ?
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Das war die - gerechte Strafe für Übermut. Gefiel mir gut
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Re: loooooooool -
Zitat: (Original von aerztefan1412 am 15.08.2008 - 19:22 Uhr) echt dumme feinschmecker
gruß
marina

Aber aus dem wahren Leben gegriffen, hab es selbst so erlebt !
Danke für den Kommi Marina !
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
aerztefan1412 loooooooool - echt dumme feinschmecker
gruß
marina
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Re: Feinschmecker -
Zitat: (Original von MarianneK am 15.01.2007 - 19:11 Uhr) Muss immer noch schmunzeln über die Dummheit dieser beiden Möchtegern Feinschmecker.


Immer wenn ich daran denke, schmunzele ich noch heute immer wieder - es ist tatsächlich, in etwas anderer Art, vor zig Jahren, passiert.
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MarianneK Feinschmecker - Muss immer noch schmunzeln über die Dummheit dieser beiden Möchtegern Feinschmecker.
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Rehmann Re: Spitze!!! -
Zitat: (Original von SBeyen am 15.01.2007 - 01:03 Uhr) So richtig aus dem Leben gegriffen. Ich kanns nachfühlen. *schmunzel*


Es ist zwar schon über 30 Jahre her, aber es ist passiert !
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SBeyen Spitze!!! - So richtig aus dem Leben gegriffen. Ich kanns nachfühlen. *schmunzel*
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