Beschreibung
Was Regen nicht alles bewegen kann ..
Ein bisschen Sentimentalität..
Dunkle Wolken, prasselnde Tropfen, der kühle Geruch.
Das Geräusch, das plätschernde Geräusch, das der Regen auf den Fensterscheiben erzeugt.
Rhythmisch, melodisch, fast singend.
Als würden dieses Tropfen eine Geschichte erzählen, als hätten sie ein Ziel,
eine Vorbestimmung. Diese Tropfen haben irgendetwas im Sinn.
Denn sie sollen eine Geschichte erzählen, nur dazu sind sie da.
„Sie haben wohl viel zu erzählen diesmal“,denkt sich Denis. Der Blick des 19-jährigen Zivildieners starr in Richtung Fenster gerichtet, ein riesiges Fenster. Dieses Riesenfenster bildet gleichzeitig die Fassade. Es ist heiß im Sommer, denn die Fassade ist gen Süden gerichtet, oft leidet er unter der Hitze. Die willkommenen prasselnden Tropfen, die oft einen kühlen Lufthauch mit sich bringen da oft auch etwas Erlösung. Oft sitzt er auf diesem Ledersessel, blickt in Richtung Fenster, Richtung Balkon oder auch in Richtung Fassade und grübelt. Denis denkt viel nach. Über das Leben, die Liebe, die Freundschaft, das Übliche eben. Schließlich hat er es nicht leicht gehabt. Denn das was ihm einst so wertvoll, so unglaublich wichtig und einzigartig erschien, war verschwunden.
Das einzigartig Kostbare hat ihn verlassen, es sei genauso schnell verschwunden wie es aufgetaucht war.
Jetzt war Denis oft allein. Denn die unvergesslichen Monate machten ihm noch immer sehr zu schaffen. Oft spürt er dieses dumpfe Pochen in seiner Magengegend, schwer zu beschreiben, denn er war ja noch so jung. Viel zu jung um zu wissen, wie sich Einsamkeit anfühlte, wie sich Einsamkeit äußerte. Wie man einen Verlust verkraften könnte.
Diese wunderbare Erscheinung war ein Mädchen.
Sie lehrte ihn wohl zu leben.
Natürlich geht es immer nur um Frauen, um Mädchen, um das andere Geschlecht. Immer geht es um die Liebe. Er dachte, dass er anders sei, dass er lang allein sein würde. Denn bevor sie auftauchte, hatte er noch seine Freunde, seine Familie, Menschen die ihn stützten, sobald er Hilfe suchte.
Dann trat diese Erscheinung in sein Leben, die Erscheinung die ihn lehrte was kostbar war. Sie lehrte ihn wohl zu leben.
Er konnte sich erinnern, dass sie gemeinsam im Regen, in jenem prasselnden melodischen Regen durch den Wald spazierten. Sie lebten. Für diesen einen kurzen Moment, lebte er.
Sie lehrte ihn wohl zu leben.
Diese unvergessliche Erscheinung, der Mensch der ihm vieles gezeigt hatte, wenn auch in so kurzer Zeit, verschwand. Ein Hauch von Nichts blieb ihm erhalten. Ausgelöscht waren sämtliche Erinnerungen, sie hielt es nicht für angebracht sie zu verabschieden, oder aber etwas zu hinterlassen. Etwas das ihm die kostbare Zeit wiedergeben hätte können.
Einige Wochen nach ihrem Verschwinden entdeckte er dann doch etwas. Er wagte es nicht zu glauben, dass es ein Zeichen sei, ein Zeichen von jener unvergesslichen Frau.
Er fand eine Box, eingewickelt in beiges Geschenkspapier, oder doch eher golden. Dieses goldene geschenkähnliche Päckchen enthielt eine zarte Prise Sand. Einfacher staubiger Sand. Er wusste nicht woher dieser kam, warum er sich in diesem unscheinbaren Päckchen befand.
Er hatte die Box noch in der Hand, als es begann zu regnen. Die Tropfen die ihre Spuren auf den Glasscheiben hinterließen und doch so rein und unschuldig wirkten.
Er wusste plötzlich, dass sie ihm eine Spur gegeben hatte. Etwas sagte ihm, dass es nicht anders sein könnte, denn die Liebe hinterlässt doch Spuren. Schließlich war sie es, die dies zu sagen pflegte.
Sie lehrte ihn wohl zu leben.
Und das Prasseln wurde immer lauter und lauter, genauso wie sein Herzschlag. Denn alles im Leben hinterlässt Spuren. Der Sand, der Regen, die Liebe, man müsse nur den Spuren folgen.