
Heute geht es endlich los. Sie kann es noch gar nicht richtig glauben. Heute wird sie mit den zwei besten Freundinnen der Welt noch Spanien fliegen. Nach Spanien! Für drei Wochen in die Sonne. Sommer, Sonne, Sonnenschein ...
Vor fünf Monaten fing alles an. Meine Freundin Dana, eigentlich Daniella, kommt aufgeregt angelaufen. Sie ist ganz außer Atem und Alex und ich müssen sie erstmal beruhigen, damit sie uns überhaupt erzählen kann was los ist. Und dann erzählt sie. Und was sie uns erzählt...
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„Ihr werdet es nicht glauben. Ich hab euch doch schon mal von meiner Tante erzählt. Die Tante, die nach Spanien ausgewandert ist. Die, zu der ich immer in den Urlaub fahre. Dieses Jahr will sie selber mal aus Spanien raus kommen und meine Mutter, also ihre Schwester besuchen.“
„Ja und was ist daran so toll?“, antwortet Alex etwas gelangweilt.
„Jetzt lass sie doch erstmal ausreden“; falle ich ihr wiederum ins Wort.
„Genau. Jetzt lasst mich doch endlich erzählen. Also meine Tante hat mir dann angeboten, dass ich in den Ferien dann alleine in ihrem Haus wohnen
könnte. Sie hat auch gesagt das ich euch mitnehmen könnte. Stellt euch das doch nur mal vor. Wir drei in Spanien! In einem Haus ganz für uns alleine...“
„Ahh das wäre ja toll. Das machen wir. Das wird unser Sommer.“ Ich bin sofort begeistert von dieser Idee. Doch Alex ist etwas skeptisch.
„Wie soll ich das denn bezahlen? Und meint ihr, dass eure Eltern euch einfach so alleine nach Spanien fahren lassen?“
„Was hast du denn jetzt? Bist zum Sommer ist ja noch etwas Zeit. Das Geld würde man schon zusammen kriegen und ich denke nicht das meine Eltern da etwas gegen haben. Meine Tante hat es mir ja schließlich angeboten und außerdem bin ich ja dann auch schon 18“, antwortet Dana schon etwas ungehalten. Sie hasst es, wenn man sich nicht direkt für etwas begeistert, wenn sie schon ganz Feuer und Flamme ist.
Doch auf einmal habe auch ich da auch so meine Zweifel, „Was ist denn, wenn meine Eltern etwas dagegen haben. Ich bin ja erst 16. Wenn sie es mir verbieten, dann habe ich ein Problem.“
„Ach was. Deine Eltern sind so nett. Die werden dir
das ganz bestimmt nicht verbieten und außerdem fahren wir zwei 18 Jährigen ja mit dir. Dann passen wir auf dich auf...“
Wir fangen an zu lachen „Und das sollen die glauben?“.
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Mit der Zeit freundet sich auch Alex immer mehr mit der Idee an. Mit meinen Eltern ist es etwas schwieriger, doch auch sie stimmen letztendlich zu. Also können wir anfangen unseren Urlaub zu planen. Wir wollen für drei Wochen fahren. Eigentlich haben wir geplant die ersten drei Ferienwochen zu fahren, doch Danas Tante muss ihren Besuch verschieben und will jetzt erst die letzten drei Wochen nach Deutschland kommen.
Also können wir auch nur die letzten drei Wochen nach Spanien fliegen. Doch in dieser Zeit hat mein Freund Geburtstag. Ich hoffe er ist mir nicht böse, wenn ich an seinem Geburtstag nicht da bin.
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Doch ich merke schnell, dass er es schon nicht gut findet, dass ich überhaupt wegfahren will. Natürlich freute er sich für mich, doch er bleibt die ganzen
Ferien zu Hause und hat sich schon auf einen Sommer mit mir gefreut.
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„Schatz ich werde dich so vermissen wenn du im Urlaub bist. Drei Wochen ohne dich. Ich weiß gar nicht wie ich das aushalten soll. Sonst sehen wir uns fast jeden Tag. Oftmals zwar leider viel zu kurz, aber immerhin. Und du willst für drei Wochen weg...“
„Ach Noé. Drei Wochen werden schnell vergehen und du hast ja noch deinen Fußball. Du wolltest in den Ferien doch sowieso mehr trainieren, damit du einen Sponsor findest.“
„Ja das stimmt schon, aber ich wollte in den Ferien auch so viel Zeit mit dir verbringen. Meine Mutter hat einen kleinen Bonus bekommen, weil sie so viel gearbeitet hat und wollte sich davon Urlaub nehmen. Dann muss ich nicht jeden Tag auf die Kleinen aufpassen.“
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Noé hat noch zwei kleine Schwestern, auf die er immer aufpassen muss, weil seine Mutter arbeitet und sein Vater schwer krank ist.
Überhaupt schlägt sich Noé bemerkenswert gut durch sein Leben. Er trägt mit seinen 17 Jahren schon so viel Verantwortung. Er kümmert sich wirklich rührend um seine Geschwister, versucht seinen Vater so oft es geht in der Klinik zu Besuchen, hilft seiner Mutter im Haushalt und arbeitet nebenbei noch in einem Bioladen um zusätzlich Geld zu verdienen.
Auch als Kind hatte er es schon nicht leicht. Seine Mutter ist Französin und sein Vater Deutscher.
Früher hat Noé auch in Frankreich gewohnt, doch dann wollten seine Eltern nach Deutschland umziehen Hauptsächlich wegen seinem Vater, er wollte zurück in die Heimat. Also zogen sie hier hin und das, obwohl Noé nicht ein Wort Deutsch sprach.
So lernten wir uns auch kennen. Ich habe ihm Nachhilfe Unterricht gegeben, in Deutsch und Englisch.
Er hat mir im Gegenzug Französisch beigebracht. Wir lernen immer noch von einander. Aber mittlerweile spreche ich auch noch Spanisch und Italienisch.
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Wie gesagt Noé hat viel zu tun mit seiner Familie und Arbeiten und so weiter, und trotzdem findet er noch Zeit für mich und natürlich für Fußball.
Seine große Leidenschaft und meine glücklicherweise auch. Sonst wären wir wahrscheinlich schon lange nicht mehr zusammen.
Meine Freundinnen können nicht verstehen, wie ihm der Fußball so wichtig sein kann. Sie haben kein Verständnis dafür, dass er so oft zum Training geht und das obwohl er schon so wenig Zeit hat. Doch ich kann ihn verstehen.
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Fußball und Sport im Allgemeinen bedeuten mir auch sehr viel. Ich spiele schon seit Jahren im Verein. Eigentlich schon fast seit ich laufen kann. Anfangs habe ich noch in einer Jungen Mannschaft gespielt, doch mittlerweile spiele ich bei den Mädchen. Von den Jungs habe ich aber viel gelernt. Ich bin zum Beispiel nicht so zimperlich wie die andere und spiele auch mal mit kleineren Verletzungen weiter.
Aber genug vom Fußball.
Eigentlich geht es hier ja um Noé und mich. Oder
besser gesagt darum, wie ich ihm am besten sage, dass ich über seinen Geburtstag im Urlaub bin. Und dann ist es auch noch der 18. Geburtstag...
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„Das ist ja super, wenn du auch mal frei hast. Dann hast du ja mal etwas mehr Zeit für dich und musst nicht immer an die Anderen denken.“
„Ach eigentlich mach ich das ja auch ganz gerne. Ich empfinde das gar nicht wirklich als Pflicht.“
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Tja, so ist er eben. Mein Freund ist nun mal einfach liebenswert. Aber das macht es mir nur noch schwerer ihn zu enttäuschen...
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„Ist irgendetwas? Du bist so still...“, er sieht mich mit seinen stechend blauen Augen besorgt an.
„Nein..ähh doch...also ja...“
„Was ist denn los?“
„Ich muss dir was beichten...“
„Was denn?“, man hört ein bisschen Angst in seiner Stimme. Ich fühle mich schrecklich.
„Wir mussten unseren Urlaub verschieben.“
„Ja und?“, er sieht mich fragend an, „was heißt das
jetzt?“
„Ich bin über deinen Geburtstag weg.“ So jetzt ist es raus.
Ich kann seinen Blick nicht genau deuten.
„Ja okay“, er ist enttäuscht.
„Ich kann doch auch nichts dafür. Ich wollte das doch nicht. Aber wir feiern deinen Geburtstag auf jeden Fall nach!“
„Ja schon klar. Ich muss jetzt los. Training...“
„Okay. Ich muss jetzt auch. Treff mich gleich mit Mia zum Laufen. Also viel Spaß. Bis morgen dann“
„Tschüss“
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Ich überlege noch ob ich ihn zum Abschied küssen soll, doch er dreht sich einfach weg und geht. Ich fühle mich schrecklich, irgendwie schuldig. Aber ich kann doch nichts dafür. Ich hoffe mal, dass er sich schnell wieder beruhigt.
Doch anscheinend tut er das nicht. Normalerweise ruft er Abends noch an oder schreibt wenigstens eine Gute-Nacht-SMS.
Doch diesen Abend bleibt mein Telefon still und auch mein Handy klingelt nicht. Ich fühle mich
einsam und bin verzweifelt. Einschlafen kann ich auch nicht. Dauernd muss ich an Noé denken. Dann schreibe ich ihm mitten in der Nacht noch eine SMS.
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...Gute Nacht meine Schatz. :-*
Hoffe Training war gut und du kannst jetzt super schlafen.
Träum was tolles.
Ich liebe dich!
Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Du bist nicht in meinem Herzen,
du bist mein Herz.
Gute-Nacht-Kuss "3 …
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Er antwortet nicht mehr. Ich versuche mich zu beruhigen, indem ich mir sage, dass er schon schläft. Doch irgendwie weiß ich, dass das nicht stimmt.
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Am nächsten Tag in der Schule werde ich von ihm ignoriert. Meine Schuldgefühle verwandeln sich so langsam in Wut.
„Was glaubt er eigentlich wer er ist? Ich kann doch auch nichts dafür? Meint er ich mache das mit Absicht?“
„Ach Noa. Lass ihm etwas Zeit. Er wird sich auch wieder beruhigen. Er ist gerade einfach nur enttäuscht“, ergreift Dana Partei für Noé.
„Ja klar. Aber muss er das an mir auslassen? Meint er denn, ich finde es nicht scheiße ihn drei Wochen nicht zu sehen?“
„Er denkt bestimmt gar nicht darüber nach, wie das für dich ist. Er muss erstmal mit sich selbst klar kommen. Er hat sich doch so auf den Sommer gefreut. Mit dir. Er wollte so viel Zeit mit dir verbringen und jetzt bist du noch nicht mal an seinem Geburtstag da“, auch Alex, die sich sonst meistens raus hält wenn es um Beziehungsprobleme geht scheint gegen mich zu sein.
„Ihr seid ja alle gegen mich! Tolle Freundinnen!“, sage ich wütend.
„Aber nein. So ist das ja gar nicht gemeint. Das wird bestimmt alles wieder gut. Ich will ja nur, dass du ihn auch verstehst“, Dana umarmt mich und auf einmal bin ich gar nicht mehr sauer, sondern nur
noch traurig.
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Ich könnte auf der Stelle anfangen zu heulen, doch das käme in der Schule bestimmt nicht gut an...
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Ich hoffe das war jetzt nicht zu viel Text auf einmal und es hat euch gefallen.
Da ist mein erstes Buch (Buchanfang :P) also freue ich mich über Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge aller Art.
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Liebe Grüße
Lisa
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