Kurzgeschichte
Der Waffelhund

Der Waffelhund

Es war gestern.

Wie so oft gönnten wir uns noch eine Runde über die Rue de Protz – unsere Shoppingmeile. Eis essen war angesagt. Eine Kugel „Gesalzne Karamell“ und eine „Wallnuss Feige“ wählte ich zur Abrundung des Sonntagnachmittags. Auch kleine Genüsse versüßen die „alten Tage“.

Einer alten Gewohnheit folgend suchten wir nach einer Bank („Stadtmöbel“), um uns auf den Eisgenuss konzentrieren zu können. Aus dem Augenwinkel sah ich einen kleinen Mischlingshund am Modegeschäft gegenüber defilieren. Aha, der war sicher dort zu hause. Vor ein paar Wochen gab es hier noch Mode – die Zeit war rum, das Modehaus war nun dicht.

Der kleine Hund wackelte quer über den Bummelboulevard und kam auf uns zu. In gebührendem Abstand umrundete er unsere Bank.

Nachdem er auch die Rückseite überprüft hatte, blieb er vor uns stehen. Was wird er nur wollen, fragten wir uns. Wir hatten ja nichts.

Also versuchte ich es mit einem Stück Eiswaffel und Wunder oh Wunder, er mochte die Knuspertüte. So zermalte er in schneller Folge unsere Eistüten und schaute uns mit großem Genuss an. Seine kleinen Hundeaugen waren dabei halb geschlossen. Ordnungsliebend schleckte er auch noch die Restteile von den Platten und zum krönenden Abschluss markierte er noch den Edelstahlmüllbehälter.

Dann trollte er sich und wenig später rief ihn sein Frauchen, die auf einem Rad daher kam. Etwas unwillig täuschte er erst das Entschwinden in die Gegenrichtung an, um sich nach 3 Metern doch seiner Herrin anzuschließen.

Nun wissen wir, dass auch Hunde mal was Knuspriges zum Dessert mögen.

2010-06-21