Kurzgeschichte
Mit Kleopatra das Kopfkissen teilen

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"Mit Kleopatra das Kopfkissen teilen"
Veröffentlicht am 13. Januar 2007, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hermann Bauer, Jahrgang 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München. Veröffentlichungen von Kurzgeschichten, Reisereportagen, Märchen und Lyrik in Büchern, Anthologien, Schulbüchern, Zeitschriften, Zeitungen und Kalendern. Sendungen im Rundfunk. Die Kurzgeschichten von Hermann Bauer zeigen großes Detailbewusstsein. Die Themen gehen über die Oberfläche hinaus. Hermann Bauer schreibt sanft und geht dabei liebevoll mit seinen Figuren um. Die ...
Mit Kleopatra das Kopfkissen teilen

Mit Kleopatra das Kopfkissen teilen

Mit Kleopatra das Kopfkissen teilen

Einst stieg Kleopatra mit würdevollen und grazilen Bewegungen – wie es sich für eine ägyptische Pharaonin ziemt – aus dem heißen Bade, rief ihre Dienerin, zu der sie ein inniges freundschaftliches Verhältnis hatte und sagte: „Reibe meinen Körper mit diesem Rosenöl ein“, und reichte ihr den Krug mit dem edel duftenden Inhalt.
Die Dienerin massierte Kleopatra eine Stunde lang mit geschickten Handgriffen das Öl in ihre makellose Haut. Nach dieser Zeremonie deutete Kleopatra auf eine Flasche: „Fülle diese Aromaölmischung aus Rosmarin in alle Duftlampen und verteile diese in all meine Gemächer. Ich erwarte nämlich heute Marcus Antonius zum Abendessen.“ Dabei schmunzelte sie vielsagend.
Die Dienerin fragte neugierig: „Welche Speisen werden aufgetragen? Wissen die Köche schon Bescheid?“ Kleopatra verriet ihr: „Ein voller Magen liebt nicht gern. Ich reiche nur Wein und einen leichten erotischen Salat, den ich selbst zubereiten werde. Bei der Liebe kommt es darauf an zu locken. Liebe geht zuerst durch den Magen. Ein erotisch zubereiteter Salat zergeht auf der Zunge und weckt die Lust. Verführerische Rezepte helfen der Manneskraft und machen Frauen hemmungslos. Ich habe bereits Gaius Julius Caesar mit meiner Schönheit betört und ich werde auch Marcus Antonius erobern und um den Finger wickeln. Die Düfte, Gewürze und Zutaten werden das I-Tüpfelchen sein!“
„Glaubt Ihr, es wird Euch gelingen?“
Mit ihrer reizvollen Stimme antwortete Kleopatra: „Marcus Antonius wird nicht lange warten. Mein Leben reift so schnell wie die süße Frucht des Apfels. Noch bin ich schön wie eine Rose. Er wird nicht zusehen bis die Blüte welkt! Mit einem raffinierten Salatrezept werde ich Marcus Antonius zu meinem größten Geliebten machen und heute Nacht werde ich mit ihm ein Kopfkissen teilen, wir werden einen Sohn zeugen und er wird mir ganze Provinzen schenken. Meine Macht wird damit noch größer sein. Essen und Sex sind untrennbar miteinander verbunden. Beides heißt sich öffnen und genießen. Und für beides sollte man alle Sinne aktivieren.“
Die Dienerin hörte Kleopatra fasziniert zu und wollte jetzt natürlich das Salatrezept für heiße Nächte voller Leidenschaft wissen.
Kleopatra ging näher zu ihrer Dienerin und flüsterte ihr ins Ohr: „Sellerie steigert die Lust und die Potenz. Knoblauch lässt das beste Stück stark werden. Zwiebeln und Eier sind wahre Potenzwunder. Tomaten steigern die sexuelle Lust. Käse erhöht die Widerstandskraft. Oliven steigern die Libido. Die Muskatnuss hat eine berauschende Wirkung. Petersilie ist sexuell erregend. Pfeffer entfacht das innere Feuer. Mandelöl hat genau so etwas süß-bitteres wie die Lust selbst. Basilikum durchblutet die Sexualorgane. Senf bringt das Blut in Wallung.“
Die Dienerin bedankte sich bei Kleopatra für ihre Geheimtipps und sagte: „Gelobt sei ein erotischer Salat, der Lust macht.“

© by Hermann Bauer
Diese Geschichte ist aus dem Buch
„Ein hungriger Bär tanzt nicht",
erschienen im Geest-Verlag.
ISBN 3-937844-78-3
Illustration: Franziska Kuo.
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Hörbuch

Über den Autor

Hermann
Hermann Bauer, Jahrgang 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München. Veröffentlichungen von Kurzgeschichten, Reisereportagen, Märchen und Lyrik in Büchern, Anthologien, Schulbüchern, Zeitschriften, Zeitungen und Kalendern. Sendungen im Rundfunk.

Die Kurzgeschichten von Hermann Bauer zeigen großes Detailbewusstsein. Die Themen gehen über die Oberfläche hinaus. Hermann Bauer schreibt sanft und geht dabei liebevoll mit seinen Figuren um. Die Sinnlichkeit wird oft nur angedeutet, nicht ausgesprochen und liegt zwischen den Zeilen und in Bildern. Die Geschichten regen zum Nachdenken an und zeigen neue Wege. So erreicht der Autor durch seine beobachtende und leise Teilnahme beim Leser eine ruhige Stimmung und eine positive Lebenseinstellung.

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Lindenblatt Donnerwetter, was für ein erotischer Salat.
Schon auf der zweiten Seite dachte ich bereits an "Sellerie" und auf der nächsten Seite stand es auch und noch viel mehr....
Gut geschrieben und gern gelesen.
LG Trillerpfeife
Vor langer Zeit - Antworten
NStellaObuz kleopatra frauen sind gestorben - Lieber Hermann,
leiders ind diese Kleopatra Frauen in 21.Jahrhundert gestorben leider.sehr avantgarde geschrieben sie fesseln einen beim lesen.
lg stella
Vor langer Zeit - Antworten
Hermann Re: Re: Re: Mit Kleopatra des Kopfkissen teilen - Ich schreine seit 18 Jahren Kurzgeschichten und habe diese in mittlerweile über 400 Printmedien veröffentlicht. Vor 2 Jahren habe ich eine Kurzgeschichtensammlung mit 40 Kalendergeschichten veröffentlicht. Die Berliner Künstlerin hat mir freundlicherweise zu jeder Story ein Bild gemalt. Ich gebe Lesungen ... etc und würde nie auf die Idee kommen, etwas "abzuschreiben".

Mehr über mich gibts auf meiner Homepage:
http://www.shen-bauer.de/

Ein Entschuldigung ist nicht nötig. Danke für das nette Mail.

Ich habe den Fehler gemacht, dass hinter jeder Story nicht eindeutig steht "aus meinem Buch".

Kollege - ich wünsche Ihnen noch viel Spaß beim Schreiben und empfehle die www.uschtrin.de-Seite und auch - da habe ich meine Adressen her - vom Helmut-Hochrain-Buch "Die 5000 Mark Story", auch wenn das Buch mittlerweile veraltet ist.
Hochrain ist für mich der Papst der Kurzgeschichten-Schreiber.

Ein schönes Restwochenende wünscht
Hermann Bauer
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Re: Re: Mit Kleopatra des Kopfkissen teilen -
Zitat: (Original von Hermann am 14.01.2007 - 00:16 Uhr) Die Geschichte ist von mir.
Hermann


...dann kann ich mich nur vielmals entschuldigen!!
Die Geschichte ist , ohne jetzt zu schleimen, sehr gut!
Vor langer Zeit - Antworten
Hermann Re: Mit Kleopatra des Kopfkissen teilen - Die Geschichte ist von mir.
Hermann
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Mit Kleopatra des Kopfkissen teilen - Ist das auch eine abgeschriebene Geschichte ? Man weiss hier überhaupt nicht mehr, wer der wirkliche Autor ist ?
Vor langer Zeit - Antworten
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