Romane & Erzählungen
Die Sanduhr

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"Die Sanduhr"
Veröffentlicht am 31. Mai 2010, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ein kleines Teilchen der Masse, dass den Drang verspürt sich abzuheben.
Die Sanduhr

Die Sanduhr

Die Welt ist so schmutzig. Immer und immer wieder lasse ich diese Gedanken in meinem Kopf galoppieren. Hineingeworfen in irgendein Schicksal, irgendwelche Verwicklungen, Bekanntschaften. Doch im Grunde genommen ist das alles nicht echt, denn der Mensch ist ein programmiertes Genie. Nichts geschieht ohne Hintergedanken, ohne den Trieb zu überleben, etwas zu hinterlassen. Ja wir sind egoistisch und schauen nur auf unseren kleinen Teller der inmitten des großen Saals, der so klein wie eine Bazille erscheint. Wir fressen uns selbst satt und wenn es sein muss zerbrechen wir das andere Porzellan um uns besser fühlen zu können. Gespalten in arm und reich und sonstigen Variationen der menschlichen Arroganz. Das ist sie, diese kleine Welt, mit kleinen Leben, geringer Zukunft. Ich habe noch nie etwas von ihr gehalten und Wunder gab es nicht, was mir mein Wissensdurst nur unerbittlich eingebrannt hat.

Doch dann traf ich ihn. Die reinste Energie quoll aus ihm heraus und überflutete mich. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es war an einem dieser verdammten Sonntage, an denen man sich kaum vom Verstand ablenken konnte. Es war ein kalter Tag im Januar, in einer Garage, die ich kurz davor betreten hatte. Er stand direkt vor mir, und lächelte mich an. Dieses warme Gefühl, das er damals hinterließ, war wie eine nie erhaltene Umarmung von Liebe. Denn Liebe gab es nicht da draußen, aber er war irgendwie anders, auch wenn ich es mir kaum zugestehen will. Er erzählte von sich und ich glaubte ihm jedes seiner Worte. Er teile die Menschen nicht auf, er braucht nicht auf andere zu schauen, denn er ist ewig. Er besitzt keine Uhr in sich drin, die Platzierungen der Bundesliga des Glücks enthielte und Sand auf den Rest von uns warf. Denn er bräuchte sie nicht, er ist einfach, wird nicht. Inspiriert von seinen Worten, lasse ich mich ein wenig einfangen. Er sei der Richter des Gesetzes. Und bricht sie alle, um wirklich gerecht sein zu können. Denn er nimmt jeden auf, bietet ihm Schutz, ein zu Hause. Er habe keine Sinne zum unterscheiden, sondern nur ein Bestreben, dass ihn treibt. Keine Augen um Fleisch für frisch, untauglich, alt oder wohl schmeckend zu halten. Kein Geruchssinn, um erkennen zu können aus welchen Genen, diverse Muskelstücke geboren sind. Keinen Geschmack, um aus 1000 Kriegern , den schönsten auszuwählen. Er kann nicht hören, aus welchem Land die nächst beste Hure stammt wenn sie ihren Mund aufmacht. Kein Fühlvermögen um ihren Körper abzukratzen.

Nein es gibt nur ihn. Und glaubt mir, auch nach dieser kurzen Zeit kann ich schon sagen, dass er das Wichtigste in meinem Leben ist. Er gibt mir einen Sinn sagt er. Ich habe nur gelebt, um ihn zu treffen. Die Realität bewirft er mit blankem Hohn, denn nichts sei real, sondern nur gegeben und verworfen. Er breitet seine Arme aus, die mehr versprechen, als die letzten 50 Jahre. Das Blut hinterlässt schon eine beachtliche Lache. Der Schmerz vergeht langsam. Doch das ist, nun mehr, sowieso egal. Mein Puls schwindet mit meiner eingebetteten Uhr. Ich lasse los, werfe mich in ihn hinein. Warte auf etwas schönes, das geschehen muss. Er grinst. „Eines hättest du gelernt haben müssen, es gibt nichts umsonst.“ Und da nimmt er es. Das einzige das wir alle besitzen. Wir, mit den Uhren der Sinne, dem Sein. Und er trug es fort. Ich werde wohl nie wissen wohin.Einzig bleibt ein Sandkorn, das all die Tränen meines Lebens hinterlassen haben, um dann in den Schlamm vor meinem Garten einzusickern. Vielleicht wächst daraus ja ein Baum. Obwohl? Richtig, wohl eher nicht.

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Ein kleines Teilchen der Masse, dass den Drang verspürt sich abzuheben.

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PhanThomas Re: Re: Das wär jetzt schon fast was... -
Zitat: (Original von damnshit am 31.05.2010 - 22:34 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 31.05.2010 - 09:18 Uhr) ... die intellektuelle Lesebühne. Ich glaube, da würden so einige erst mal schweigen und nachsinnen. Verführung vom Wunsch nach Tod? Lese ich immer wieder gern, weil man's so unterschiedlich aufziehen kann. Ich mag deine bebilderten Beschreibungen und das fatale und so hoffnungslose Ende. Mensch Mädchen, irgendwie hast du mich mal wieder beeindruckt. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


oh ja. das fatale ende gefällt mir auch sehr gut. hoffnung sollte hier gänzlich ausbleiben...habs mir erst überlegt aber..nope ;)

grüßlis!

Sind wir uns also einig. Schöne Sache, das. ;-) Übrigens klingt "Grüßlis" wie 'ne Cornflakes-Sorte. »Kellogg's Grüßlis« oder sowas.
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damnshit Re: Das wär jetzt schon fast was... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 31.05.2010 - 09:18 Uhr) ... die intellektuelle Lesebühne. Ich glaube, da würden so einige erst mal schweigen und nachsinnen. Verführung vom Wunsch nach Tod? Lese ich immer wieder gern, weil man's so unterschiedlich aufziehen kann. Ich mag deine bebilderten Beschreibungen und das fatale und so hoffnungslose Ende. Mensch Mädchen, irgendwie hast du mich mal wieder beeindruckt. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


oh ja. das fatale ende gefällt mir auch sehr gut. hoffnung sollte hier gänzlich ausbleiben...habs mir erst überlegt aber..nope ;)

grüßlis!
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Das wär jetzt schon fast was... - ... die intellektuelle Lesebühne. Ich glaube, da würden so einige erst mal schweigen und nachsinnen. Verführung vom Wunsch nach Tod? Lese ich immer wieder gern, weil man's so unterschiedlich aufziehen kann. Ich mag deine bebilderten Beschreibungen und das fatale und so hoffnungslose Ende. Mensch Mädchen, irgendwie hast du mich mal wieder beeindruckt. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
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