Gedichte
Sein letzter Gang

Heiß brennt die Sonne ins grellgrüne Tal.
Volk rennt zusammen in endloser Zahl.
Cajamarca wird heut einen Toten noch sehn,
dem Sonnenprinzen will man den Hals verdrehn.
Noch atmet er – doch nicht mehr lang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Gebeugt erscheint er am Rande der Szene.
Das Gesicht unbewegt, doch gespannt jede Sehne.
Und als er den runden Sandplatz betritt,
da geht neben ihm kein einziger mit.
Allein musst er gehen, doch ihm war nicht bang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Er hatte dem üblen Pizarr Gold gegeben.
Er focht für sein Volk und sein eigenes Leben!
Doch half alles nichts, der Spanier log.
Sein Gott sah es gern, wenn er Wilde betrog.
Ein Priester das „Pie Jesu“ sang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Man wollt ihn am Scheiterhaufen brennen sehn,
doch Inkas dürfen nicht in Rauch aufgehn.
Da ließ sich Atahualpa zuvor noch taufen,
um so sich Integrität zu erkaufen.
Der Weg in die Mitte des Platzes war lang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Und als er schließlich angekommen,
hat man ihm seinen Schmuck genommen.
Man ließ ihm nur den Lendenschurz,
weil sonst der Henker käm zu kurz.
Und liegend man ihn in die Garotte zwang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Die linke Hand hielt ein Christenkreuz,
die Rechte jedoch, mit den Fingern gespreizt,
reckte sich vor, der Sonne entgegen,
wollt nicht von Gott, nur von IHR den Segen.
Doch als man die Drähte fester zog,
der Sonnenprinz sich unter Schmerzen bog,
da hielt sich die Hand nicht mehr allzu lang.
Das war Atahualpas letzter Gang.

Das war Atahualpas letzter Gang!

Wortverdreher.