Romane & Erzählungen
Opium

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"Opium"
Veröffentlicht am 16. Mai 2010, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ein kleines Teilchen der Masse, dass den Drang verspürt sich abzuheben.
Opium

Opium

Und da lief sie. Vorbei an meinen Sinnen, dem Verstand, meinem Leben. Und ich wusste, dass sie nicht mehr kommen würde. Dieser Gesang war auf einmal weg, unsere Hintergrundmusik. Schlendernd durch die vielen Erinnerungen. Sie warf mich mitten rein in dieses verzerrte Bild. Und ich wollte es festhalten, es aufbewahren. Diese kleine Welt in die ich mich so sehr verwachsen hatte. Nein es war nicht nur ihre Welt, es war auch meine, unsere.

Die Farben hier wurden umgebaut und es herrschte dieses vergorene Gefühl nach Abstinenz. Ich suchte die letzten Verstecke ihrer Rauschmittel. Das rote Kleid, die Lacken vom Bette und ihre Goldkette, mein Durst ließ nicht nach und ich saugte alles in mich auf. Dieser Duft, er hielt mich fest, nahm mir die Wirklichkeit. Und sie winkte mir zu, in diesem kleinen Raum und schrie, da draußen ist noch mehr, aber ich sah sie nicht mehr, sie erbleichte wie ein altes Hemd.

Ich darf es nicht loslassen, muss es halten.

Und nach langer Zeit, als die letzten Mittel verbraucht waren und die Räume immer enger wurden, da wusste ich was zu tun war.

Mein Körper war verträumt und Netze des Antriebs wiesen mir den Weg. Es war wie eine Bestimmung die meinem Kopf die Segel richtete. Die See war nicht stürmisch, sie war so ruhig, dass man meine Sehnsucht hören konnte. Ich fühlte mich so hilflos, so abhängig, ich brauchte es, ich brauchte sie. Das Atmen machte ohne ihren Duft kaum Sinn.

Und dann war ich da. Ich fühlte mich so lebendig als ich sie im Spiegel sah. Der Ort hier war wie eine neue Welt für mich, deren Glanz mich so hart traf, wie eine Ohrfeige. Ich sagte sie solle mit zu mir kommen, in unser Leben, dass viel zu schnell die Beine verloren hat. Dieser groteske Blick, als ob sie in mich hineinsehen kann. Und dieses mitleidige funkeln. „Es tut mir leid, aber es geht nicht“, sagte sie. Meine Lunge war zerschmettert. Das kann nicht sein. Und meine Sucht klopfte an mein Hirn und schrie. Ich brauchte Opium, um die Schmerzen zu lähmen. Irgendwann lag ich nur noch da und lies die Hoffnung auf mich regnen. Und da wusste ich es, ich bin kein Mensch mehr und schlief ein. Ein wolliger Traum umarmte mich und lies mich im Rausch versinken. Eine Wärme floss durch meine Venen, als ob sie mich am Leben halten wollte. Und irgendwann wachte ich auf. In dieser so bemalten Welt in der ich all die Farben von früher wiedererkannte. Sie lachte, war wieder bei mir und mit ihr kam all das Rauschgift und die Befriedigung. Es war wieder heil, alles gelindert. Ich küsste sie, verbrachte all diese Augenblicke mit ihr, an denen ich mich nie satt essen konnte. Mein warmes Blut und ihr kalter Körper waren wie geschaffen füreinander. Ich sorgte für sie, denn nur ich konnte das.

Die Perfektion nahm keine feste Form an und tackerte weiter durch die Zeit. Sie sagte die wundervollsten Dinge zu mir und hatte keine Zweifel mehr zu gehen. Sie war das schönste, was ich kannte und war hier, bei mir.

Jeden Tag als es dunkel wurde, hatte sie Angst. Und ich war für sie da. Nahm sie in den Arm, strich ihr durch das Haar, setzte ihr Parfüm auf. Ihr Duft er beflügelte mein Herz.

Im Sommer trug sie das rote Kleid. Es stand ihr immer noch wie angegossen. Ihre Schönheit nahm nie Falten an, nahm nie eine Zuckung an, nie einen Blick, der mir all ihr innerstes darbot, denn ich tanzte mit ihr durch unsere kleine Welt und alles andere war der Schatten der Wirklichkeit, der in meinem Munde zerfleischt worden ist. Das Geheimnis ihre Todes, war auch das Meine. Ihre Leiche wurde nie gefunden.

 

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Ein kleines Teilchen der Masse, dass den Drang verspürt sich abzuheben.

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PhanThomas Re: Re: Erinnert mich vom Klang der Worte... -
Zitat: (Original von damnshit am 16.05.2010 - 22:17 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.05.2010 - 21:20 Uhr) ... her ein wenig an Nick Caves »Where The Wild Roses Grow«. Mensch, da hast du mir aber den Abend gerettet! :-) Hab hier schon ein Weilchen keine schöne Geschichte mehr unter meinen Abos gehabt (im Moment ist leider ein wenig Ebbe). Aber du hast so eine faszinierende Schreibe, dass man schon vorher weiß, dass man gleich Spaß haben wird. Und so war's dann auch. Klasse!

Liebe Grüße
Thomas


freut mich das es dir gefällt! ich fand es an sich nicht so gelungen, hätte mehr draus machen können, schreibtechnishc ist grad n bisschen ebbe bei mir. aber ich fand die idee an sich so interessant, dass ich es doch reinstellen wollte ;)

grüßle, angy

Ich finde, selbst dafür hast du textmäßig wieder ganz schön losgeledert. ;-) Nee, also allein, wie du die Worte einsetzt, finde ich immer wieder spaßig. Du hast halt 'nen Stil, und für mein Textverständnis ist der sehr bekömmlich. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
damnshit Re: Erinnert mich vom Klang der Worte... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.05.2010 - 21:20 Uhr) ... her ein wenig an Nick Caves »Where The Wild Roses Grow«. Mensch, da hast du mir aber den Abend gerettet! :-) Hab hier schon ein Weilchen keine schöne Geschichte mehr unter meinen Abos gehabt (im Moment ist leider ein wenig Ebbe). Aber du hast so eine faszinierende Schreibe, dass man schon vorher weiß, dass man gleich Spaß haben wird. Und so war's dann auch. Klasse!

Liebe Grüße
Thomas


freut mich das es dir gefällt! ich fand es an sich nicht so gelungen, hätte mehr draus machen können, schreibtechnishc ist grad n bisschen ebbe bei mir. aber ich fand die idee an sich so interessant, dass ich es doch reinstellen wollte ;)

grüßle, angy
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Erinnert mich vom Klang der Worte... - ... her ein wenig an Nick Caves »Where The Wild Roses Grow«. Mensch, da hast du mir aber den Abend gerettet! :-) Hab hier schon ein Weilchen keine schöne Geschichte mehr unter meinen Abos gehabt (im Moment ist leider ein wenig Ebbe). Aber du hast so eine faszinierende Schreibe, dass man schon vorher weiß, dass man gleich Spaß haben wird. Und so war's dann auch. Klasse!

Liebe Grüße
Thomas
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