Kurzgeschichte
Himmel

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"Himmel"
Veröffentlicht am 09. Mai 2010, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Himmel

Himmel

 

Kleine Splitter Himmel zwinkerten durch das Blätterdach des Waldes. Das Licht der Mittagssonne drang durch die Zweige, grünlich schimmernd. Der Boden war bedeckt von faulenden Blättern, herabgefallenen Ästen, Löwenzahn und Waldmeister. Sie fühlte kleine Rindenstückchen zwischen ihren nackten Zehen, als sie durch den stillen Wals spazierte. Ein Eichhörnchen huschte wie ein kleiner roter Blitz vorbei, Das Klopfen eines Spechtes tönte gedämpft durch die Bäume und das Flügelschlagen eines Rabens. Wie kühl der Waldboden doch war! Wie angenehm der Geruch nach Erde, feuchten Blättern und grünen Halmen! Wie sanft das Lich auf ihrer Haut spielte! Ein leises Lächeln überzog ihre Mundwinkel wie Honig. Plötzlich fand sie sich auf einer kleinen Lichtung wieder, die von Wildblumen und gelblichen Gräsern bewachsen waren. Sie wiegten sich in einer schwachen Brise. Seufzend ließ sie sich ins hohe Gras fallen. Man konnte sie fast gar nicht

 

entdecken. Sonnenstrahlen kitzelten ihr Gesicht, während sie kleine Käfer beim erklimmen eines Blumenstängels beobachtete. Ein Schmetterling landete auf ihrer Nasenspitze, ein kleiner Fuchs, doch dann stellte er endtäuscht fest, das es dort keinen Nektar zu holen gab und flatterte wieder davon. Sie sah noch oben in den weiten, blassblauen Himmel, der sich wie ein rieseiges Zelt über die Weltkugel spannte. Sie musste an die Menschen denken, die glaubten, dass man nach dem Tod dorhin ging, über die Wolken. Als sein der Tod nur eine Tür, durch die man gehen musste, um in eine schönere Welt voll Frieden und Liebe zu gelangen. Doch sie verstand nicht, wieso sie unzufrieden mit dem Diesseits waren, wenn die Erde doch soviel schönes zu bieten hatte, auch wenn dazwischen Kriege oder Stürme oder Überschwemmungen standen. Auch dachte sie an die Formulierung "Himmel auf Erden". Wenn es also tatsächlich soetwas wie einen Himmel gab, dann war der ihre hier zwischen schlanken Kiefern, schwer behangenen Weiden,

 

 altehrwürdigen Eichen und tausenden Sträuchern und Kräutern, die ihren herben Duft verstömen. Weder ewigen Frieden noch ewige Liebe ersehnte sie, nein. Alles sollte werden und wieder vergehen, um dann wieder zukommen. Wer würde den Frieden auch bemerken, wenn es keinen Krieg gab? Wer würde von Liebe träumen, wenn er keinen Hass kannte? Wie eine Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Zufrieden streckte sie ihre Glieder, räkelte sich unter vobeiziehenden Wolken und reckte sich der Sonne entgegen.

 Der Himmel auf Erden

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Elisha
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Elisha Re: "Welch ein Atmen -
Zitat: (Original von BrianBrazzil am 23.05.2010 - 12:38 Uhr) der in der stickigen Welt sich für ein Wahres bekennt."

Ein wunderschönes Werk; für mich persönlich ist das Festhalten von Einzigartigkeiten, die so viele als Belanglosigkeiten abtun, eine der wichtigsten Themen heutzutage. Ich kann mich irren und es ist nur meine Meinung, aber genaus das hast du hier mit deiner Bildersprache und deinem springenden, singenden Wortfluss eindrucksvoll getan.

Ich weiß nicht ob es dich rührt, aber nachdem was ich jetzt von dir alles gelesen habe, finde ich deinen Stil und deine Art zu schreiben, wirklich ... toll, schön, fantastisch, magisch, such dir ein Wort aus, sie stehen alle einzeln für das was ich meine. Freue mich auf jeden neuen Text von dir :) Gruß
Brian


Ein dickes Dankeschön für dein dickes Lob!
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BrianBrazzil "Welch ein Atmen - der in der stickigen Welt sich für ein Wahres bekennt."

Ein wunderschönes Werk; für mich persönlich ist das Festhalten von Einzigartigkeiten, die so viele als Belanglosigkeiten abtun, eine der wichtigsten Themen heutzutage. Ich kann mich irren und es ist nur meine Meinung, aber genaus das hast du hier mit deiner Bildersprache und deinem springenden, singenden Wortfluss eindrucksvoll getan.

Ich weiß nicht ob es dich rührt, aber nachdem was ich jetzt von dir alles gelesen habe, finde ich deinen Stil und deine Art zu schreiben, wirklich ... toll, schön, fantastisch, magisch, such dir ein Wort aus, sie stehen alle einzeln für das was ich meine. Freue mich auf jeden neuen Text von dir :) Gruß
Brian
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