Der beste des Sucher des Hofen begeht einen Verrat an den Adel, der Erbe und Kronfolger verschwindet, seine Halbschwester schweigt, ihre beste Freundin sucht sie verzweifelt und das alles ist die Schuld einer Prinzessin, die ihre Identität geheim hält und das Volk ihrer Begleiter auslöschen möchte. Buch ist noch nicht fertig, würde mich aber schon über Feedback freuen!
Als das Zeichen an ihrer Hüfte erschien, da wusste sie, dass es soweit war.
* * *
Er war wie ein Raubvogel, der seine Beute langsam umkreiste, sie mit seinen Blicken durchbohrte und sie von oben bis unten analysierte. Aber es war seine Aufgabe, war er doch ein Sucher und zählte dazu zu den Besten. War sein Verstand jedoch vom Adel völlig beeinträchtigt. Vielleicht war er mal gut gewesen, jetzt war er eine Maschine, gesteuert von oben. „Ihr müsst sie finden!“, rief er. Er wurde blasser und seine Augen immer dunkler, er stand unter Druck. Er hatte Angst, einfach nur Angst. „Dann ist es also wahr?“ Damon trat vor, wie immer hatte er etwas zu sagen. „Sie sind wieder da.“ Als der Adelssucher schwieg, war es uns klar. Ein unterschwelliges Flüstern brach aus und Damon suchte seinen Blick. Uriel erwiderte ihn besorgt. „Was könnten wir denn da tun? Sie werden uns gnadenlos hinrichten. Wer nimmt es ihnen übel, hätten wir doch selbst so gehandelt.“, sprach Damon weiter. Er war immer der, der die Gedanken der Gruppe aussprach. Der den Mumm dazu hatte und die Stellung, ohne die er schon längst im Kerker gelandet wäre. Er war glücklicher Idiot. „Das werden sie nicht! Wir werden es nicht dazu kommen lassen. Ihre Zeit war und ist abgelaufen.“ Damon schnaubte, natürlich. Er konnte nicht einfach still sein. „Zu spät. Die Requim sind wieder präsent. Die Stadt lebt.“
„Was ist bloß aus dieser Stadt geworden?“, säuselte Damon betrunken vor sich hin und taumelte zum Fenster. „Mach ja nicht das Fenster auf. Die Sonne wird dich umbringen.“, sagte Uriel und zog ihn wieder auf das Sofa zurück. „Soll sie doch. Ich fühle mich furchtt… fruchtbla… schlecht.“ Damon Kopf fiel auf seine Schultern und nur nach wenigen Sekunden hörte man sein leises Schnarchen. Uriel schüttelte den Kopf. Wenn sein Vater das mitbekommen würde, dann… würde er wahrscheinlich wieder mit der Enterbung drohen, doch würde er es eh nicht machen. Das hatte seinen Grund, denn würde man Damon enterben, dann würde seine Halbschwester Adina Nachfolgerin des Hohen Adels werden und damit wäre sie die einzige Frau seit Jahrtausenden. Undenkbar, vor allem weil Adina dazu noch gerecht wäre und mehr Freiheit erlassen würde! Gewiss nicht auszudenken. Uriel warf eine Decke über Damon und ging aus dem Raum. Er hätte schon bei der Arbeit sein sollen und stattdessen musste er sich wieder um Damon kümmern, der es nicht ein Wochenende schafft nüchtern zu bleiben. Er hatte eigentlich genug anderes zu tun, aber erneut hatte ihn diese Schwäche beschlichen: Er konnte Damon einfach nichts abschlagen.
Draußen zog er seinen Umhang über und verschwand schon in der nächsten Gasse. Die Sonne hatte ihre ersten Strahlen auf die Erde geschickt und diese erstreckten sich wie lange Arme bis in jede Ecke. Äußerst ungünstig. Uriel war Sucher und diese sollte man nicht bemerkten und eigentlich arbeiteten sie auch nie, wenn die Sonne schien, aber in letzter Zeit lief ja sowieso nichts, wie es ein sollte. Es schien, als wäre der Adel völlig übergeschnappt. Es gehörte sich nicht als Mitglied der Offiziere, und das war er nun mal, so zu denken, doch noch konnten sie keine Gedanken lesen. Das lag den Requim schon viel eher. Die Requim, wieder erschien der Name in seinem Kopf. Uriel hatte in letzter Zeit viel über sie nachgedacht. Sie waren immer wie ein Mythos, eine Legende für ihn gewesen. Natürlich hatte man die Geschichten zur Entstehung der Goldenen Stadt in der Schule viel zu oft durchgekaut, doch dass es dieses Volk noch geben sollte? Die Requim waren - oder sind wohl wieder - ein altes Volk. Älter als sein eigenes, die Quintin. Ihr Land, gibt es immer noch, doch man traut sich nicht es zu betreten und es ist dazu auch noch strengstens verboten. Nicht, dass man sich daran halten würde. Viele taten es und man sagt, dass man sie nie wieder gesehen hatte. Ein Fluch soll auf im Land der Vergessenen (so nannte man es) liegen. Die Alten und Weisen erzählen, dass es mal sehr prachtvoll gewesen sein soll. Der Hauptsitz war Vitopia, die Stadt des Lebens…
„Uriel!“ Uriel zuckte zusammen und haschte schnell hinter die Ecke. „Reg dich ab. Ich bin’s nur…. Celia.“ Celia zog ihren Umhang nach hinten und ihr langes, fast silbernes Haar fiel aus der Kapuze. Uriel entspannte sich. „Bitte erschreck mich nicht mehr so…“, murmelte er und auch er nahm seine Kapuze ab. Frischer Wind traf darauf hin seinen Kopf und blies ihm um die Ohren. Das tat gut, es war schließlich verdammt stickig an so sonnigen Tagen unter den Umhängen. „’Schuldigung… Ich soll dir nur eine Nachricht überbringen. Befehl von oben. Du bekommst einen neuen Bezirk… Wir sind keine Partner mehr…“ Sie senkte ihren Blick und er merkte, wie ihr Mund zuckte. „Was? Warum?“ Sie antworte mir nicht, zuckte nur mit den Schultern und gab ihm einen Fetzen Papier. „Du sollst zum Forum. Da werden die Besten gebraucht…“ Oh. Uriels Magen zog sich zusammen. Man hatte ihn befördert und Celia nicht. Na, wenn er das nicht mal Damon zu verdanken hatte. Celia und Uriel waren schon immer Partner gewesen. Sie waren generell immer zusammen, seit sie ganz klein waren. Sie hatten als Kinder sogar Sucher gespielt. „O-okay…“, sagte er nur wieder… „Sollen wir nach der Arbeit was trinken gehen?“ Uriel war etwas überrumpelt. Er hatte keine Zeit… „Ich geh mit Damon weg, aber ich kann fragen, ob du-“ Aber sie schüttelte schon hastig den Kopf. Das war klar, sie konnte Damon nicht leiden. Schließlich war er immer derjenige gewesen, der sie ihn der Schule immer in die Pfützen geschubst oder ihre Sachen versteckt hatte. Sie wollte auch nicht so recht einsehen, dass er mittlerweile erwachsen geworden und nicht mehr zwölf war. „Nein, ist schon gut. Geh schnell, bevor sie es sich noch anders überlegen…“
Er nickte nur und ging an ihr vorbei, versuchte auf dem Weg ihren Blick zu finden, doch sie schaute nicht hoch. Uriel unterdrückte ein Seufzten und ging von Dannen. Kaum war er auf der Hauptstraße, traf ihn die Sonne mit voller Wucht und er beschloss seine Kapuze erstmal unten zu lassen. Die Bürger waren eh daran gewöhnt, dass die Jäger und Sucher überall rumwimmelten. Trotzdem spürte er ihre Blicke in seinem Nacken, doch er versuchte sie weitgehend zu ignorieren. Er stellte sich stattdessen vor, wie er Damon anmachen würde, weil er ihm bestimmt diesen neuen Job besorgt hatte. Das hatte er ihm nämlich schon immer versprochen. Damon war ein Jäger und dazu auch einer der Besten. Man stellte aber auch sehr hohe Ansprüche an ihm, er musste der Beste sein. Seit er Jäger geworden ist, wollte er, dass Uriel bei ihm im Bezirk arbeitete, jedoch hatte er immer Celia vorgezogen. Celia… es schien sie ziemlich getroffen zu haben und wahrscheinlich wusste sie auch, dass Damon dahinter steckte. Er hatte sie nie so ruhig erlebt. Cecilia Fernandez war eine junge Frau mit einem verdammt großen Maul und genau deswegen verspielte sie es sich auch mit vielen. Freunde außer Uriel hatte sie eigentlich überhaupt nicht. Deswegen klammerte sie sich auch immer an ihn bis ihm die Luft ausging, doch er brachte es einfach nicht übers Herz ihr zu sagen, dass sie ihn manchmal nervte. Sie war einfach schon immer da gewesen. Eigentlich ist Celia sehr hübsch. Sie war groß, schlank, ziemlich bleich und hatte langes, silbernes Haar. Sie war einfach… hell. Doch die konnte nie den Mund halten und sie merkte nicht, dass sie anderer Leute Gefühle durch ihre Worte verletzte. Deswegen sprachen irgendwann die anderen nicht mehr mit ihr. Traurig, aber wahr. Als Uriel und Celia sich kennen lernten, haben sie sich gehasst. Ihre Eltern waren alte Freunde und hatten sie einfach zusammen zum spielen in den Garten geschickt. Sie hatte gesagt, dass sie keine Lust hatte, mit einem dahergelaufenen, dummen Jungen zu spielen und hatte ihn darauf ihn ins Gras geschubst, worauf er, er war acht und sie war neun - anfing zu weinen. Gut, vielleicht hatte sie nicht ‚dahergelaufenen’ gesagt, aber auf jeden Fall ‚dumm’. Ab da an hatte sich Uriel versprochen nie wieder mit ihr zu reden. Bis er sie eines Tages auf dem Schulhof traf und sah, dass sie alleine war. Er war schon immer zu gut gewesen und deswegen setzte er sich neben Celia und bat ihr an, sein Frühstück mit ihr zu teilen.
„Renali! Hier her!“ Uriel hätte sich am liebsten sofort umgedreht. Gerufen hatte ihn der ekelhafteste, schleimigste Typ, den er kannte: Seinen Cousin. „Hallo Cyril“ Cyril starrte ihn erschüttert an. „Ich meine Offizier Renali…“, verbesserte sich Uriel und verdrehte die Augen. Cyril war schon immer ein Arschkriecher gewesen und deswegen würde er nicht mal Familienmitglieder bei der Arbeit mit Vornamen nennen. „Ich hab’ ja schon von der Disziplinlosigkeit und der Manier derjenigen gehört, die in der Gosse arbeiten müssen.“, fing er an. Uriel starrte ihn an. „In der was?!“ Doch Cyril ging nicht auf ihn ein. „Doch jetzt spielst du in der oberen Liga und du musst mir horchen!“
Der Tag war mit Abstand der schlimmste Arbeitstag für Uriel gewesen, in seinem ganzen Leben. Er musste eigentlich den Laufburschen spielen und brav nicken, wenn Cyril Vermutungen aufstellte, die eigentlich der größte Blödsinn waren. Wie er geschafft hatte, diesen Job zu bekommen, war ihm schleierhaft. Doch endlich neigte sich der Tag einem Ende zu und er wurde entlassen. Erleichtert zog er seinen Umhang aus. „Uriel!“ Augenrollen. Cyril. „Oh, ich bin nicht mehr Renali, Offizier?“, sagte Uriel sarkastisch und drehte sich zu Cyril. „Dienstende. Wie auch immer. Morgen bist du gefälligst früh-“ Uriel fragte sich zuerst warum er verstummte, doch dann verneigte sich Cyril hektisch und Uriel wusste, dass Damon hinter ihm stand. „Ah, zwei Renalis auf einen Streich.“ Uriel drehte sich grinsend um. „Ooh, wir können also wieder klar denken, Eure Majestätlichkeit?“ Gab es das Wort überhaupt? Uriel war sich nicht sicher. Cyril starrte Uriel entsetzt an. Stimmt, er wusste nicht, dass sie beste Freunde waren. Er war in der Vergangenheit zu beschäftigt gewesen, um Kontakt zu seiner Familie zu pflegen. „Gewiss, gewiss. Und wo gehen wir heute was trinken?“ Uriel bemerkte voller Genugtuum wie Cyrils Kinnlade runterklappte. „Wir gehen nichts trinken. Wir müssen morgen arbeiten. Apropos…“ Uriel deutete mit dem Kopf auf seinen Cousin, der sich immer noch verneigte. Für Uriel wäre es ziemlich eigenartig sich immer vor Damon verneigen zu müssen, es wäre unnatürlich. Außerdem hatte sein bester Freund ihm es verboten. „Du hast nicht zufällig etwas damit zu tun, dass ich jetzt am Forum arbeite?“ Damon grinste und es wurde mir direkt klar. „Du sollst sogar die Leitung übernehmen. Hat die Cecilia das nicht gesagt? Dabei habe ich sie extra aufgesucht.“ Uriel riss die Augen auf und starrte seinen Gegenüber ungläubig an, Cyril tat es ihm gleich. „Was?!“, sagten sie aus einem Munde. „Er soll die Leitung übernehmen? Meinen Job?!“ „Du bist zu Celia gegangen und hast ihr gesagt, dass ich nicht mehr mit ihr arbeiten würde?!“ Damons adlige Augenbraue schoss hoch und er sah beide an und wie immer, wenn er merkte, dass er sich in eine misslinge Lage gebracht hatte, zog er die Nase kraus. Jedoch war ihm Cyrils Problemchen egal. „Renali, wer hat die erlaubt zu sprechen. Du gehörst, so weit ich mit entsinne, nicht zu meinen Vertrauten. Also kannst du gehen. Ja, er macht mit dir deine Arbeit. Falls ich mitkriegen sollte, dass du ihn irgendwie schlecht behandeln solltest, dann kannst du seine Stellung vergessen.“ Cyril nickte hastig und ging so schnell er konnte weg, natürlich aber nicht ohne Uriel einen bösen Blick zu schenken. Na ganz toll. „Das war total überflüssig. Du brauchst nicht meine Mutter spielen, die Angst hat, dass meine Mitschüler gemein zu mir sind.“ Damon nahm das nicht so ernst, wie er sollte. Er merkte nicht, dass Uriel wirklich pikiert war. „Das sollte eher ein freundschaftlicher Dienst sein. Komm, lass und Cecilia aufpicken und sie zum Essen einladen.“, schlug Damon vor. Uriel unterdrückte ein Schnauben. „Du glaubst doch nicht etwa, dass sie mit uns Essen gehen würde.“
Ihre Füße schmerzten, immer mehr bei jedem Schritt. Sie hörte ihren eigenen Atem, laut und rasselnd. Es ging mit ihr zu ende. Sie war zu achtlos gewesen, hatte es auf die leichte Schulter genommen. Sie war eigentlich selbst Schuld. „Vergiss den Traum, Linn. Es ist vorbei. Das Zeichen wird nicht mehr aufglühen.
Tja, Meridiell, das hat es aber, dachte sie zuckersüß und ging weiter. Ignorierte den Schmerz und die Schweratmigkeit. Es würde nicht mehr lange dauern, sie musste nur in die Stadt kommen, nur in die Stadt. Sie musste zu ihm, er hatte sie gerufen.
Er glaubte es wirklich und er hatte es auch verwirklicht. So saßen sie in einem Lokal zu viert (Adina kam auch dazu, weil Damons Vater das für eine großartige Idee hielt) und etwas stumm saßen sie nun am Tisch. Nun, Adina war bekanntlich immer stumm, Celia starrte vor sich hin und Damon trank seinen Krug Bier, während Uriel verzweifelt versuchte eine Konversation einzuleiten. Es schlug etwas fehl.
„Ich geh mal eben frische Luft schnappen…“, sagte er dann irgendwann, als es ihm zu dumm wurde. Celia starrte ihn mit einem Wie-Kannst-Du-Mich-Hier-Mit-Denen-Alleine-lassen-Blick an, doch Uriel sah sie entschuldigend an und ging aus dem Lokal. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, entspannte sich Uriel sofort. Der Abend war einfach furchtbar und der frische Wind und vor allem die Stille taten ihm gut. Er schloss die Augen. Plötzlich drückte etwas auf seine Ohren er hörte seinen Herzschlag. Er hatte, ohne es zu merken, sein gutes Gehör aktiviert, doch irgendwie war es intensiver. Sein Herzschlag und sein Atem waren viel zu laut und dann… hörte er einen weiteren Herzschlag, einen weiteren Atem. Sie waren zu schnell, hastig, fast schon panisch. Sie zischten schon fast durch die Luft. So etwas hatte er noch nie gehört. Langsam folgte er den Geräuschen bis in eine benachbarte Gasse. Kaum war er von der Hauptstraße weg, war der Druck verschwunden und er hörte weder seinen, noch den fremden Herzschlag. Nur sein eigener Atem blieb ihm im Gehör. Er kniff die Augen zusammen und durchsuchte die Dunkelheit. Sofort wurde alles scharf und er entdeckte etwas am Ende der engen Straße, es bewegte sich auf und ab. Es lebte! Hastig lief er zu der Gestalt. „Hey! Alles okay?“ Sofort erstarrte die Gestalt und hob ruckartig den Kopf. Es war ein Mädchen, eher eine junge Frau, doch noch nie war ihm eine Frau so… fremd vorgekommen. Sie war bildhübsch, sie hatte pechschwarzes Haar, welches ihr am Gesicht klebte und ihren Augen waren in einem satten grün. Irritiert starrte er in diese Augen. Noch nie hatte er so eine intensive Augenfarbe gesehen. „Sucher!“, zischte sie und lehnte sich von ihm weg. Ihre Stimme war scharf und leise. Woher wusste sie, dass er ein Sucher war? „Bist du verletzt?“ Er wollte ihr aufhelfen, doch sie wich panisch zurück. „Komm mir bloß nicht zu nahe, Quintin!“ Diesmal war ihre Stimme klarer, sie war fest, harsch und gleichzeitig melodisch. „Warum nennst du…“ Uriel verstummte. Sie nannte ihn Quintin… weil sie selbst keine war. Auch er erstarrte und ging einen Schritt zurück. Er hatte eine Requim gefunden.
Völlig versteinert starrte Uriel auf die Gestalt vor ihm. Das konnte nicht sein. Gut, es sollte ihn nicht so aus der Fassung bringen, schließlich war er seit einer Woche gezielt auf der Suche auf Requim gewesen, aber er hätte nie gedacht, dass er wirklich eine finden würde. Er musste sie festnehmen. „Uriel!“
Uriel zuckte zusammen, als er aus der Ferne Damons Stimme hörte. Verdammt. Warum genau er das dachte, wusste er selbst nicht so genau. „Dein Name?“, stieß er aus und starrte zur Requim. Diese schien verwirrt, dass er sie ansprach und musterte ihn. „Ich habe dich etwas gefragt!“, sagte er erneut und merkte, dass seine Stimme panisch war. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Danke Doktor, ich bin nicht taub.“, bemerkte sie, etwas zu laut. Damon hatte sie gehört. Uriel schloss die Augen und versuchte zu hören, ob Damon in seiner Nähe war. Es kam sogar näher, er würde jeden Moment um die Ecke kommen. „Jetzt sag mir deinen Namen!“, zischte Uriel. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Linn. Was auch immer dich das angeht.“, murmelte sie. Dann bog Damon um die Ecke. „Alter! Wo bist du man? Wir wollen los und du treibst dich irgendwo in dunklen Ecken rum. Du kannst auch im Lokal pinkeln. Ist nur ein bisschen schmutziger als hier…“ Er war nun bei Uriel angekommen und bemerkte Linn. „Woah! Wer ist das! Alles okay!“ Damon wollte sich zu ihr beugen, als auch plötzlich stocksteif stehen blieb. Ob er wohl den gleichen Druck spürte wie Uriel zuvor? Damon packte Uriel am Arm, um sich zu stützen. Er merkte, dass er keine Luft bekam… das konnte doch nur… „Was machst du?!“, blaffte Uriel Linn an. Diese Schnaubte nur. „Nichts tue ich. Ihr Quintin seid es nur nicht gewohnt die Gefahr zu spüren, wenn sie euch wirklich gegenüber steht. Das geht sicher nicht auf meine Kappe.“ Uriel war wütend und hätte sie am liebsten getreten. „Damon! Damon hörst du mich?“ Plötzlich schnappte Damons Kopf hoch und er schien wieder da zu sein. „Was…?“ Er sah sich verwirrt um. „Sie ist eine Requim!“, schoss es aus Uriel. Damon, der immer noch etwas benommen war, starrte ihn erschrocken an. „Du wirst festgenommen!“
Uriel Schritte hinterließen ein lauten Echo im Gang, als er immer wieder hin her lief. Er konnte einfach nicht sehen bleiben. Er wollte endlich wissen was geschah. Doch war es ihm nicht möglich in die großen Hallen zu lauschen. Die Schutzbarrikade hinderte ihn daran. Es war nicht schwer gewesen, die Reqium, Linn, festzunehmen. Sie war sehr geschwächt gewesen und war nicht im Stande Damon abzuwehren. Danach waren sie mit riesigem Karacho in die großen Hallen gestürzt. Uriel wurde endlich hinein gerufen.
„Sucher Renali. Sehr gute Arbeit.“ Uriel verneigte sich. „Danke, Majestät.“ Neben ihm lag die Requim an Ketten auf den Boden. Ihr panischer Blick traf Uriel und er sah schnell weg. „Du wirst einen angemessenen Lohn erhalten. Du kannst gehen.“ Uriel nickte und wandte sich noch um, doch blieb noch. „Majestät… Was wird mit ihr geschehen? Man wird sie verhören, oder?“ Uriel sah wieder zu Linn, die leicht zitterte. Uriel suchte nun auch endlich Damons Blich, jedoch sah dieser mit hochrotem Kopf runter. Er schien… sauer. „Verhör? Nein, gewiss nicht! Sie wird zum Morgengrauen hingerichtet.“ Uriel viel aus allen Wolken. Hingerichtet? Man wollte sie töten? „Aber, Majestät.“ Das war ein Fehler. „Ich dulde keine Widersprüche von einem Sucher! Ihr könnt nun gehen. Damon begleite ihn und denk dann darüber nach, wie man mit einem Adelsoberhaupt und Vater spricht.“ Damon sagte nichts, sondern ging zu Uriel, packte ihn am Arm und zog ihn mit hinaus.
„Sie wird hingerichtet?“, rief Uriel, kaum war die schwere Steintür hinter ihnen geschlossen. „Ja…“, zischte er. „Ich habe alles versucht. Ich habe das nicht gewusst. Man hat uns allen gesagt, dass man nur Informationen aus ihnen heraus quetschen möchte. Er war kurz davor mir mein Abzeichen als Adelsfolger abzunehmen, diesmal wirklich.“ Er deutete auf das Abzeichen auf seiner Brust, das tatsächlich nur noch an einem Faden hing. „Wow…“, entgegnete Uriel. Damon musste man eines lassen: Er war gerecht und deswegen würde er einen guten Nachfolger abgeben. So konnte Damon es auch nicht mit ansehen, wenn jemand unschuldig hingerichtet wurde. „Ich gehe morgen jedenfalls nicht zur Hinrichtung. Komm, du kannst bei mir übernachten, es ist spät.“ Uriel nickte und folgte ihm zu seinen Gemächern, wo er schon einen Stammplatz hatte.
Es war weit über Mitternacht hinaus, als sich eine Gestalt leise und bedacht durch die Gänge Richtung Kerker schlich. Sie war kaum zu bemerken. Nur der Mond ließ ihren Schatten auf den Boden schlagen. Uriel spannte sein Gehör an und suchte die Gegend ab. Was er gerade tat - oder bald tun würde - war strikt verboten und man könnte ihn für Hochverrat hinrichten. Doch er konnte nicht anders. Immer wieder sah er diese grünen Augen vor sich und es brachte ihn um seinen Schlaf, dass man sie töten würde. Ohne die Richter einzuschalten. Damon hatte ihm auch noch erzählt, dass man ihr irgendeinen Mord anhängen wollte. Jedoch würde Damon nie so weit gehen, wie Uriel es gerade tat. Oder zumindest nahm er das zu jenem Zeitpunkt an. Es war für ihn ein Leichtes an den Wachen vorbei zu kommen und nun stand er da. Er drückte sich gegen die kalte Steinwand und zögerte. Was tat er hier? Es war verrückt und es würde sein Leben völlig zerstören. Es würde alles zerstören. Er hätte umdrehen sollen, sich gefälligst wieder hinlegen und Schlaftabletten nehmen sollen. Er sollte es einfach vergessen. Aber es ging nicht. Er musste immer wieder an diesen Moment denken, als er ihren Atem und ihren Herzschlag hören konnte. Nein, er konnte nicht gehen. Er schlich sich also um die Ecke zu den Kerkern. Es war nicht wirklich schwer sie zu finden, denn abgesehen von ihrer, waren alle Zellen leer. Normalerweise kamen die Gefangenen nicht hierher.
Da stand er also nun. Er schaute durch die massiven Stäbe zu ihr. Sie, Linn, hatte sich in eine Ecke gerollt und schien zu schlafen. Schien. Es war nur ein Augenblick vergangen, er hatte nur geblinzelt, da stand sie vor ihm. So nah, dass er ihren Atem spüren und ihre grünen Augen blitzen sehen konnte. „Du…“, zischte sie und starrte ihn weiter an. Uriel war wie versteinert. Erst jetzt, ging er einen Schritt zurück, ließ sie jedoch nicht aus den Augen. „Was willst du, Sucher? Mich bei meinem Leid begaffen? Guck mal auf die Uhr. Ich hab noch ein paar Stunden bis zu meinem Auftritt.“ Er musste schlucken. „Nein…“, sagte er leise und Uriel meinte einen kurzen Schauer von Schock, fast Angst auf ihrem Gesicht zu sehen. Sie hatte Angst, dass man sie jetzt schon töten würde. „Ich meine… es wird keinen Auftritt geben.“, fügte Uriel hinzu und schnell änderte sich ihr Ausdruck in Skepsis. „Ahja?“ Sie setzte sich in einem Schneidersitz hin und schloss die Augen. „Na, dann hast du deinen Herrscher, oder was auch immer die Witzfigur sein soll, ja nicht richtig zugehört… Aber ich-“ Uriel ließ sie nicht weiter sprechen. Sie verstand nicht, was er vorhatte. Gut, sie war viel zu misstrauisch und er nahm es ihr auch wirklich nicht übel. Er war quasi Schuld, dass sie hier saß und dem Tod ins Auge blickte. Wahrscheinlich hatte sie ein ganz anderes Bild von Uriel. „Ich habe ihn sehr gut gehört. Ich meine… Ich… du… wirst nicht mehr hier sein, wenn man dich zum Strang ziehen möchte.“ Sie öffnete ihre Augen und starrte ihn lange an. Er empfand es als durchaus unangenehm, da ihre Augen nicht nur schön, sondern zu durchdringend und einfach irreal waren. Es machte ihn nervös, sie wirkte wie eine Schlange. „Setzt dich, Uriel.“, sagte sie in einem ruhigen Ton. Woher kannte sie seinen Namen? „Dein Freund hat dich so genannt.“ Er starrte sie wieder an. Konnte sie etwa…? „Ja, ich kann Gedanken lesen. Hat man nie Schauergeschichten von uns erzählt?“ Uriel antwortete nicht, sondern setzte sich einfach, auch im Schneidersitz, vor ihr. „Es ist ja fast schon putzig, wie du mich verarschen willst.“, sagte sie und schloss wieder die Augen. Uriel zog die Brauen zusammen. „Verarschen? Ich will dich nicht verarschen. Ich will dich hier rausholen, weil ich deine Verurteilung unfair finde.“ Sie öffnete nicht die Augen, sagte nichts und das machte Uriel nur noch nervöser. Mehr denn je merkte man, dass sie anders war. Zwar schien sie auf dem ersten Blick recht normal, aber wenn man genauer hinsah… Da erkannte man, dass sie keine Quintin war. Ihre Art sich zu bewegen war anders, geschmeidiger, aber bedrohlich. Die Augen, die Fähigkeit, das Verhalten… „Gut.“ Der Sucher wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er sah, dass sie ihre Augen wieder geöffnet hatte und ihn wieder so ansah und da er jetzt wusste, dass sie Gedanken lesen konnte, fühlte er sich nur noch mehr unwohl. Er würde froh sein, wenn er sie weg war und er sie einfach vergessen könnte. „Du willst mich also rausholen… Und wie?“ Uriel grinste. „Lass das mal ganz allein meine Sorge sein…“
hanni86 Sooo, mächtig langer Text aber ich bin ja auf Arbeit, da hab ich Zeit.^^ Jup, also ein bisschen wirr ist deine Geschichte schon noch und es ist nicht gaaanz zu übersehen, dass die Schule doch noch n Thema is in deinem Leben. ;-) Insgesamt finde ich die Sache schon interessant und bin gespannt wies weitergeht aber ein paar Ungereimtheiten kommen glaub ich vor, habs aber wie gesagt vorerst nur nebenbei lesen können also war ich ev auch unkonzentriert. Oh, in was für ner Zeit spielt das ganze eigentlich? Weil vom feel her ist es typisches Fantasy-Mittelalter, von Worten wie "Couch" oder "Schulhof"" aber eher son Gegenwartssetting... Alles in Allem erinnert es mich wahnsinnig an die Texte, die ich mit Freundinnen geschrieben hab, hach damals, als wir auch so jung waren (übrigens auch noch zarte sechzehn) und uns die schulfreien Nachmittage am PC tippend um die Ohren gehaut haben. Deine Jungs find ich von daher sehr vielversprechend...wenns in die gleiche Richtung geht wie wir sie damals (und zugegebenermaßen auch heute noch) eingeschlagen haben.^^ Also ein gespanntes *freu* meinerseits. Huhu, ob sich da was entwickeln wird zwischen den beiden... *grins* Liebe Grüße, Hanni |