Romane & Erzählungen
Game Over

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"Game Over"
Veröffentlicht am 05. Mai 2010, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Game Over

Game Over

Beschreibung

Ein Tribut an alte Freunde...

 

Es war wieder einer dieser Tage, an dem ich in meinem eigenen Zimmer unerwünscht war. Ja, ja, so was kam in letzter Zeit wieder öfter vor. Aber warum beklage ich mich? Ich habe es doch so gewollt, oder? Ist es vielleicht, dass ich mich dann selbst so überflüssig vorkomme? Jedenfalls war es wieder einer dieser Tage, an dem mein Bett Besuch von einem hübschen, blonden Mädchen bekam, ich aber leider nicht derjenige war, der an ihr herum knabbern durfte. Wer dieses begehrenswerte Mädchen war? Ja, das ist ja das Traurige daran! Sie war meine. beste Freundin Anette. Meine beste Freundin, aber nicht meine Freundin!!! Und wer lag bei ihr? Mein bester Freund. Aber, war das so? Konnte er mein bester Freund sein, war er doch…  Ja, damals war ich davon überzeugt, bis zu diesem verhängnisvollen Tag, an dem die beiden wieder einmal auf meinem Bett lagen und sich hingebungsvoll küssten.
Ich saß an meinem Computer und versuchte mich an eines dieser Spladderspiele zu  

 

konzentrieren, in dem man seine Gegner brutal abschlachten musste. Ich spielte schon seit guten zwei Stunden und kam gerade zu dem Punkt, an dem ich als der Held herausfand, dass mein Kriegsfreund „KOR" mich hinterging und es meine Aufgabe war ihn zu töten, um eine holde Jungfrau aus seinen Fängen zu befreien. Dies war das Ziel dieses Spieles. In meiner Versunkenheit, die mich immer zu fassen bekam, wenn ich dieses Spiel spielte, stellte ich mir vor, dass die Person, die ich zu retten hatte, Anette, und Kor Hendrik, mein Freund, war. Während ich mich also bemühte meinen Gegner im PC nieder zu strecken, hörte ich Anette aufstöhnen und ihren Lover auffordern ja nicht aufzuhören. Ich fühlte vage, wie kalte Wut in mir aufstieg und ich immer verbissener kämpfte. Als Anette Hendrik bat: „Versprich mir, dass du nie damit aufhören wirst!" Holte ich zum vernichtenden Schlag aus und besiegte Kor zum ersten Mal. Ich musste jetzt nur noch das holde Jazzbeil befreien!
Ich musste wohl aufgestanden und in die

 

Küche gegangen sein, denn das Nächste, woran ich mich erinnern konnte war, dass ich vor dem Bett, auf dem die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben lagen, stand und meine zu Fäusten geballten Hände herab sausen ließ. Das Blut, das aus Hendriks Körper schoss, an den Stellen in die ich das Fleischermesser in seinen Leib gestoßen hatte, versetzte mich in eine Art Rauschzustand. Idiotisch, ich weiß, denn durch das Spiel hatte ich die Realität bereits völlig aus den Augen verloren, aber das Blut und die hysterischen Schreie vertieften den Effekt tatsächlich noch! Immer und immer wieder stieß ich zu, bis mich Jazzbells Schrei endlich von der blutigen Masse Menschenfleisch ablenkte. Entgeistert sah ich sie an und ein schier unbändiges Verlangen erfasste mich. Ja, warum auch nicht, ich war ja auch der Held, oder? Ich fasste sie am Arm und zog sie zu mir rüber. Sie wehrte sich, aber ich achtete nicht weiter darauf. Ich drückte meine Lippen auf  

ihren Mund und zwang sie ihre Lippen zu öffnen. Für mich, nicht für Kor!
Ich drückte sie aufs Bett und ... na ja, ich tat, was wohl jeder getan hätte, oder etwa nicht? Nachdem ich sie genommen hatte, schrie sie mich an und drohte: mir die Polizei zu rufen. Polizei? Was soll das? In diesem Spiel gibt es doch gar keine Polizei! Ich bin der Held, ich rette die Jungfrau!!! (Welche Jungfrau eigentlich)) Jazzbell schrie wie verrückt. Ich hielt ihr den Mund zu, bis sie endlich still war. Ich legte sie auf die Liege, auf der wir uns noch vor wenigen Minuten geliebt hatten. Soviel Blut, wo kommt das ganze Blut her? Wunderte ich mich noch. Ich verließ das Zimmer und musste mich wohl ins Wohnzimmer gesetzt haben, denn als ich meine Mutter: einen schrillen Schrei ausstoßen hörte und mich umsah, war ich definitiv nicht mehr in meinem Zimmer. Fast sofort sah ich, dass meine Hände mit einer eigentümlich roten Farbe bedeckt waren. Ich fragte mich, wo ich das wohl her hatte, als ich zu meiner Mutter ging.  

 

 Ein Blick in mein Zimmer und ich wäre beinahe ohnmächtig geworden.
Auf dem Bett unter dem breiten Fenster lag Anette und bewegte sich nicht, ihre Augen waren vor entsetzen weit aufgerissen und um ihren Mund und ihrer niedlichen Nase lag dieselbe rote Farbe die auch meine Hände überzog. Neben ihr lag noch ein anderer Körper, obwohl man den Klumpen kaum als Körper bezeichnen konnte. Als ich diese grauenhafte Szene betrachtete, stieg in mir so eine Ahnung auf, dass dies alles wohl irgendwie mit mir zu tun hatte.
Ich muss wohl eine geraume Weile in der Tür gestanden habe, denn als mich jemand an der Schulter berührte, war das ein Polizeibeamter, der mich bat ihm die Hände hin zu halten. Als sich die Handschellen mit einem deutlichem. Klick" um meine Handgelenke schlossen, warf ich noch einen letzten Blick auf meinen Computer, der ganz in meiner Nähe stand und mich mit seinem flimmernden Bildschirm zu

 

 verhöhnen schien:

Game over.

Was für eine Ironie des Schicksals! Das alles ist jetzt auf den Tag zwanzig Jahre her und ich träume hinter meinem Gitterfenster noch immer von der Tragödie: meines Lebens.

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Zarabeth

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