Romane & Erzählungen
Hoffnung für Glennrosen - Teil 4

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"Hoffnung für Glennrosen - Teil 4"
Veröffentlicht am 03. Mai 2010, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Hoffnung für Glennrosen - Teil 4

Hoffnung für Glennrosen - Teil 4

Beschreibung

Gekidnappt und gefangen gehalten nutzt Katrin jede Chance, um den Verrückten zu entkommen, die tatsächlich behaupteten, man schriebe das Jahr 1456! Leider hat Duncan McLoad nicht vor sein Pfand entwischen zu lassen...

Zurück nach Glennrosen

Nachdem Katrin den ganzen glühendheißen Tag ohne Nahrung und Wasser zurückgelaufen war, brach sie auf der Schwelle der Halle entkräftet zusammen. Der Clan, der gerade beim Abendmahl saß, verfolgte bestürzt ihren Fall und glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als Lord Cecil entrüstet aufsprang, um zu der ohnmächtigen Frau zu laufen, die sie bis zu der Ankündigung ihres Lairds direkt vor dem Mahl, für Lady Melisante gehalten hatten. Katrins Augenlider flatterten, als Cecil ihren Oberkörper anhob und sie ansprach.
„Wasser…“ flüsterte sie auf Gälisch und sah ihn unter halbgesenkten Augenlidern flehentlich an. Cecil ließ sich einen Pokal geben und flößte ihr vorsichtig einige Tropfen ein, wobei er ihre aufgelöste Erscheinung kopfschüttelnd in sich aufnahm. Als sie weitere Schlucke ablehnte, hob er sie auf, um sie in Melisantes Kammer zu tragen und anschließend für ihr Wohl zu sorgen, aber Duncans Befehl hielt ihn zurück.
„Sie wird gehen, Cecil. Ich habe angeordnet, dass sie den Weg, den sie auf ihrer idiotischen Flucht zurückgelegt hat und den sie uns zwang ebenfalls zurückzulegen, eigenständig geht. Damit meinte ich jeden einzelnen Schritt.“
Einen langen Moment starrte Cecil seinen Bruder sprachlos an. Das Mädchen in seinen Armen hatte vierundzwanzig Stunden nichts gegessen, geschweige denn getrunken und war ebenso lange zu Fuß unterwegs gewesen. Es war grausam sie trotz ihres bedauernswerten Zustandes zu zwingen weiter zu gehen.
„Sie ist nicht einmal bei Bewusstsein, Duncan, lass es gut sein…!“
Unter dem bezwingenden Blick des Lairds, presste Cecil die Lippen aufeinander und schüttelte im stummen Protest den Kopf. Selbst durch den Raum hindurch, konnte er ihn mit den Zähnen knirschen hören, bevor er mit einem Wink nachgab.
„Bring sie in meine Kammer. – Moragh soll sich um sie kümmern…“

Einsicht?

Als Katrin zwei Tage später erwachte, krümmte sie sich fast vor Magenschmerzen. Das also ist Hunger, dachte sie sich belustigt und war unendlich froh, dass sie einige kalte Speisen auf der Truhe am Fußende des Bettes gewahrte. Vorsichtig setzte sie sich auf und wurde von einem anhaltenden Schwindelgefühl zurück in die Kissen gezwungen. Sie würde verhungern, gleich hier, obwohl keine zwei Meter entfernt Essen stand. Wenn das keine Ironie war. Nach einigen bewegungslosen Minuten, des Schwarzsehens, beglückwünschte sie sich, dass zumindest ihr  Galgenhumor zurückgekehrt war und ihr Leben damit zwar nicht einfacher, aber leichter zu ertragen wurde. Wie lange konnte man ohne Nahrung auskommen? Sie wagte einen neuen Versuch und kämpfte mit der Schwärze vor ihren Augen, bis sie sich umgedreht hatte und mit dem Bauch auf den Fällen im unteren Bereich des Bettes erschöpft liegen blieb. Wenn sie jetzt die Arme ausstreckte, konnte sie zumindest das Obst erreichen und wenn sie sich ein klitzekleines bisschen weiter schob, konnte sie auch den Krug zu fassen bekommen. Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis sie tatsächlich etwas Brot, Käse und Wein zu sich genommen hatte und ihr Magen fühlte sich danach nicht wirklich besser an, aber zumindest ihr Schwindelgefühl hatte nachgelassen. Langsam kehrte sie in ihre Schlafposition zurück und legte einige Decken über ihren fröstelnden Körper und war im Nu wieder eingeschlafen. Einige Stunden später wurde sie wieder aus ihrem Schlummer gerissen, weil jemand an ihrer Schulter rüttelte. Widerstrebend öffnete sie die Augen und schloss sie gequält wieder, bei Cecils fröhlicher Miene.
„Jetzt ist aber ausgeschlafen! Wir haben weitere drei Tage verloren und sind in unserem Lernstoff hemmungslos in Verzug… zumindest machen wir Fortschritte…“
Katrin stöhnte.
„Ja, ich mache hervorragende Fortschritte. Ein Wort in zwei Wochen? Ich war noch nie gut im Vokabelpauken…“
Cecil lachte und äußerte amüsiert den Verdacht, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Tatsächlich hatte er das Wort für Wasser in ihren Stunden nie erwähnt. Resigniert schloss sie die Augen.
„Nur zu… aber sag mir erst, auf welcher verfluchten Straße ich unterwegs war…“
„Besser nicht, anscheinend nutzt du jedes verfluchte Ziepelchen Information für deine Flucht…“
Seine Augen funkelten vergnügt, als er nachgab.
„Das ist die Straße nach Inverness. Zumindest wird sie es werden, irgendwann einmal.“
Katrin presste verstimmt die Lippen aufeinander, bei der Anspielung auf seine Zeitreisetheorie. Cecil stellte sanft fest, dass sie ihm immer noch nicht glaubte.
„Ich glaube, wir setzen unseren Unterricht heute aus und machen stattdessen einen kleinen Spaziergang über den Hof…“
Er reichte ihr eine Hand, um ihr aus dem Bett zu helfen und freute sich über ihr eifriges Gesicht, auch wenn es eher ihren vorangaloppierenden Fluchtplänen galt, als seiner Gesellschaft bei einem Spaziergang. Leise fluchend stellte sie sich auf die wackligen Beine und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Ängstlich hob sie ihre Röcke und musterte ihre in Tüchern eingeschlagenen Füße.
„Moragh hat deine Füße versorgt. Anscheinend passen die Schuhe nicht besonders gut…“
„Wo sind sie?“
„Duncan hat angeordnet, dass sie weggeworfen werden…“
Natürlich, als ob sie nicht auch barfuß fliehen würde. Leise seufzend hängte sie sich an den angebotenen Arm, nach dem ihr nach nur einem Schritt klar geworden war, dass sie sonst gar nicht würde gehen können und ließ sich von ihrem Entführer aus der Kammer führen. Unter den neugierigen Blicken einiger MacLeods, die die Halle für unterschiedliche Aktivitäten nutzten, führte Cecil die junge Frau hinaus in den sonnenüberfluteten Hof, auf dem wie üblich ein reges Treiben herrschte. Überrascht blieb Katrin stehen und suchte vergeblich nach Menschen in modernen Kleidern. Alles was sie ausmachen konnte waren Leinen, Wolle und Felle, kein Synthetik oder Seide. Was zum Teufel war hier los? Selbst bei einem Spektakulum war das Publikum nicht einheitlich dem Anlass entsprechend gekleidet! Verblüfft musterte sie die Menschen, die ihren Aufgaben nachgingen. Sie sah Kinder über den Hof jagen, der völlig anders war, als sie es von ihrem Besuch auf Glennrosen in Erinnerung hatte. Wo waren die Blumen? Der Souvenirshop und was war mit dem Kiesweg passiert? Cecil zog an ihrem Arm und führte sie über den Hof, damit sie das Wohnhaus sehen konnte und feststellte, dass die zweite Etage und das Dach fehlten. Auch die Anbauten, die zumeist aus Holz bestanden und sich an das massive Haupthaus duckten waren nicht so, wie sie es in der Zukunft gesehen hatte. Katrin hatte das Gefühl, als würden die trutzigen Mauern auf sie zurasen, um sie zwischen ihnen zu zermalmen und schwankte leicht. Es war ihr unmöglich zu verstehen, was vor sich ging, schließlich war diese Burg dieselbe, die sie besucht hatte und auch nicht. Mitleidig sah Cecil in das fassungslose Gesicht ihres Entführungsopfers, in dessen Augen sich Tränen sammelten und nur durch pure Entschlossenheit zurück gehalten wurden.
„Es ist 1456, Caitlin.“
Katrin schüttelte stur den Kopf. Es musste eine andere Erklärung geben! Ihr Verstand versuchte mögliche Antworten zu liefern, die allesamt genauso unwahrscheinlich waren, wie eine Zeitreise. Ein Filmset? Halluzinationen? War sie Tod? Seufzend verwarf sie sie schnell wieder. Wenn man solch unerträgliche Schmerzen hatte, wenn man Tod war, oder im Koma lag, gab es tatsächlich eine Hölle.
„Unmöglich! Er ist Auto gefahren und ihr hattet Handys! Nicht gerade klassisch für das 15.Jahrhundert! Und überhaupt… wie soll das funktionieren? Gibt es hier ein Stargate? Nun, wohl eher ein Timegate… oder sind wir mal kurz mit der Enterprise um die Sonne geschleudert? Kommt uns gleich Michel J. Fox in seinem Deloran vor die Füße gefahren und bittet uns um Treibstoff für seinen Fluxkompensator? Zeitreisen sind unmöglich!“
Katrin zitterte haltlos und wünschte sich sehnlich zurück in das Bett und Schlaf für mindestens den Rest ihres Lebens. Beruhigend legte Cecil eine Hand auf ihren bebenden Rücken.
„Ich weiß nicht, wie es funktioniert, aber es gibt ein Tor und Duncan weiß, wie man es öffnet… was für einen Beweis brauchst du, Caitlin?“
Katrin schüttelte ungläubig den Kopf und verlangte, dass er es ihr zeigte. Sie wollte sehen, wo es ist, wie es aussah und wenn es nach ihr ging, dann wollte sie es auch gleich ausprobieren, um endlich nach Hause zu kommen.
„Wir haben es benutzt. Das kannst du unmöglich verpasst haben!“
Erschrocken sah sie ihn an.
„Im Wald? Aber da war nichts!“
„Man sieht es nicht, außer, wenn es in Betrieb ist, dann kann man die flirrenden Umrisse erkennen und hindurch sehen…“
In ihre aufgerissenen Augen formte sich eine unbequeme Erkenntnis und sie wurde leichenblass bei dem Gedanken, dass Cecil sie nicht anlog. 1456. Mittelalter. Keine medizinische Versorgung, kein fließend Wasser oder elektrischer Strom. Kein Fernsehen, Telefon, Dusche, Bildung oder Recht auf Unversehrtheit, Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung. Keine Polizei… Männer sind anders hier… gehorche… Ich werde dich auspeitschen lassen! … Du kannst mich nicht abweisen… nicht hier… Katrin wurde schwarz vor Augen, bei den in ihrem Kopf wirbelnden Informationsbrocken und lehnte sich schwer gegen Cecil, der zu ihr getreten war, um sie zu stützen. Leise flüsterte er an ihrem Ohr.
„Deswegen ist es verdammt dumm wegzulaufen… Es ist eine gefährliche Zeit, besonders für schutzlose Frauen, die in Wäldern herumirren.“
Sie weinte leise und stellte sich der Möglichkeit tatsächlich auf einer mittelalterlichen Trutzburg irgendwo in Schottland festzusitzen. Langsam dämmerte ihr, dass sie größere Probleme hatte, als sie angenommen hatte. Nicht nur, dass eine Flucht nach Inverness oder einem anderen Dorf sinnlos war, da sie schließlich nicht auf Hilfe hoffen konnte, oder darauf nach Hause zu kommen. Es würde keine Gerechtigkeit geben für die Behandlung die man ihr zukommen ließ. Nicht hier. Bitter presste sie die Lippen aufeinander und bedeckte ihre schwimmenden Augen mit ihren Händen.
„Ich weiß etwas, was dich aufmuntern wird…“

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Zarabeth

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