Romane & Erzählungen
Hoffnung für Glennrosen

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"Hoffnung für Glennrosen"
Veröffentlicht am 01. Mai 2010, 86 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Hoffnung für Glennrosen

Hoffnung für Glennrosen

Beschreibung

Kathrin reist mit ihrer Freundin durch Schottland und findet sich plötzlich in der Gewalt von Verrückten! Nicht, dass man es den verteufelt attraktiven Brüdern Duncan und Cecil McLoad ansehen würde, oder einen ihrer Kumpane, aber sie konnten einfach nicht ganz richtig im Oberstübchen sein, wenn sie sie entführten, um sie als Geisel gegen Duncans Frau einzutauschen! Katrin jedenfalls hat keineswegs die Absicht die folgsame Gefangene zu spielen und reißt aus.

Copyright by Zarabeth

Oh wunderschönes Schottland...

„Schau dich um! Ist es nicht wundervoll hier?“
Langsam drehte sich Katrin Berg um ihre eigene Achse und deutete auf ihre grüne Umgebung. Ihre Begleitung folgte ihrer ausholenden Armbewegung, ohne die Begeisterung der Freundin zu verstehen. Für ihren Jahresurlaub hätte sich Melanie Meier sicher einen anderen Ort ausgesucht, als das Hinterland Großbritanniens, aber leider hatte sie selbst das Zettelchen mit „Highlands“ gezogen und konnte sich dann schlecht weigern herzufahren. Sie seufzte enttäuscht und glättete sich das modische Jäckchen, das sie vor ihrer Abreise erstanden hatte, um umwerfend auszusehen, mit einem zustimmenden Brummen. Hoffentlich war das Nachtleben nicht genauso antik, wie der Straßenbelag, der noch immer aus bloßen Steinen und Erde bestand.
„Ich hoffe, es gibt hier zumindest elektrisches Licht und Toiletten auf den Zimmern…“ meinte Melanie und schenkte ihrer begeisterten Freundin ein skeptisches Lächeln. Kathrin streckte zur Antwort lediglich die Zunge raus, schulterte die große Reisetasche und marschierte ohne einen Blick zurück zu werfen die Straße entlang, auf ihr Hotel zu. Sie hatte sich für ihre erste Nacht in Schottland in ein teures Hotel eingemietet, um Melanie zumindest in einer Nacht etwas Komfort zu gönnen, da sie ab morgen nur noch in heimeligen Inns übernachten würden. Nach dem Check-In und einigen Reiseplanungen über dem Abendbrot entschieden die beiden jungen Frauen, dass sie Edinburgh bei Nacht erleben wollten und ließen sich vom Concierge einen angesagten Club nennen. An den Tresen gelehnt, schweifte Melanies Blick über das hiesige Publikum und nippte zufrieden an ihrem Cocktail. Sie trug, dem Anlass entsprechend, einen dunklen, etwa knielangen Rock und unter der leicht durchsichtigen roten Bluse, einen durchschimmernden schwarzen Büstenhalter. Dank ihrer hohen Absätze war sie einige Zentimeter größer als ihre Freundin und grinste sie daher von oben herab an.
„Gar nicht mal so übel. Auf unseren wohlverdienten Urlaub…“
Sie stießen an und lachten über die schwappende Flüssigkeit, die Kathrins Ballerinas durchnässten.
„Check du die Typen ab, ich lege meine Zähen trocken!“
Warnend hob sie einen Finger, bevor sie klarstellte:
„Keine Kerls und Finger weg von meinem Caipi!“
Melanie scheuchte die Freundin mit einem entrüsteten Wink fort und Kathrin machte sich suchend auf den Weg zu den Toiletten. Als sie in die Beleuchtung vor den Waschräumen eintauchte, drehte sie sich noch einmal in den Raum um, um sich den Aufenthaltsort ihrer Gefährtin einzuprägen und verschwand dann in den Girlsroom. Ihre Schuhe waren von der klebrigen Flüssigkeit durchtränkt, weshalb sie sie schnell unter fließendem Wasser auswusch, bevor sie sich, von kleinen Quietschern begleitet, auf den Rückweg machte. Kaum aus dem Licht der Signalbeleuchtung tretend, wurde sie angerempelt und wäre beinahe hingefallen, wenn der unachtsame Kerl sie nicht abgefangen hätte. Er entschuldigte sich und sie wollte mit einem höflichen Lächeln sagen, dass nichts passiert war, aber als sie aufsah, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Der Rempler war einen Kopf größer als sie, gut gebaut und mit einem Lächeln ausgestattet, das sie schier umwarf. Seine funkelnden Augen lenkten sie so weit ab, dass sie sich bereits wie eine Närrin vor kam, als sie auf seine Einladung zu einem Drink, dankend ablehnte.
„Oh, danke, das ist nicht nötig… ich bin in Begleitung hier.“
Fahrig zeigte sie in die Richtung, in der sich sowohl Melanie aufhielt, als auch gut hundert andere Personen und trat sich gedanklich in ihr Hinterteil. Sie wurde nicht oft angesprochen und eigentlich nie von Männern wie diesem, bei dem man schon vom bloßen hinsehen wacklige Knie bekam.
„Kein Problem, ich auch…“
„Oh.“
Natürlich. Als würde so jemand solo sein! Er drehte sich um und gab jemanden an einen der im Abseits stehenden Tische ein Zeichen. Der Mann, der auf sie zutrat, sah keinen Deut schlechter aus als der erste und Kathrin fragte sich beiläufig, warum so etwas immer ihr passieren musste. Der umwerfende Kerl war nicht nur nicht solo, er war auch noch schwul.
„Hi, ich bin Cecil…!“
Er nahm ihre Hand und zog sie zu einem Kuss an die Lippen, was sie ihm verblüfft erlaubte, während sie ihren Namen stammelte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur wartenden Freundin, die bei dem Anblick des Trios beinahe von ihrem Barhocker gerutscht wäre.
„Das sind Cecil und…?“
Fragend sah sie ihren Rempler an, der sich mit einer leichten Neigung seines Kopfes vorstellte:
„Duncan. Duncan MacLeod.“
Ãœberrascht lachte Kathrin auf und schlug sich schnell die Hand auf den Mund.
„Duncan MacLeod? The Highlander? Und ich bin Scarlette O´Hara…“
Melanie biss sich amüsiert auf die Lippe, aber die beiden Männer runzelten offensichtlich verwirrt die Stirn. Schnell überspielte Melanie charmant die Situation, indem sie Duncan eine Hand auf den Arm legte und ihn fragte, ob er hier lebe.
„Nein, wir sind … geschäftlich in Edinburgh, wir kommen weiter aus dem Norden.“
Cecil beugte sich lachend etwas vor und führte aus:
„Unser Schloss steht in der Nähe von Inverness…“
Er zwinkerte Melanie zu, die ihn etwas irritiert ansah und ihre Freundin noch einmal nach einer Bestätigung fragte, da ihr Englisch nicht besonders gut war und die Herren mit einem eigentümlichen Akzent sprachen. Abschätzend spitzte Melanie die Lippen. Sie war schon einigen Aufschneider begegnet, aber bisher hatte noch keiner behauptet ihm gehöre ein Schloss. Mit einem Blick, der Kathrin deutlich ihre Zweifel zeigte, fragte sie:
„Ein Schloss also… und Sie leben in ihm?“
„Es ist eher eine Burg.“ berichtigte Duncan mit einem ätzenden Blick auf seine Begleitung, die drollig die Augen rollte und erklärte:
„Aye, wir leben in ihr. Es ist eine sehr alte Burg und er ist der Laird. Wir müssen ihm alle gehorchen…“
Cecil seufzte schwer und machte ein unglückliches Gesicht.
„Ein was?“
Schnell erklärte Katrin ihrer Freundin, das ein Laird das Äquivalent eines schottischen Adligen ist und seinem Familienclan vorsteht. Vergnügt zwinkerte Melanie dem Laird zu und bat ihn ihr mehr über seine Burg zu erzählen. Katrin zog kurz die Augenbrauen hoch und sah zur Seite. Melanie interessierte sich gewöhnlich nicht die Bohne für Geschichte, Schlösser oder ähnlichem, aber aus einem Mund wie dem von Duncan, würde sich auch Katrin etwas über Fußball anhören, auch wenn das ein Thema war, das sie Null interessierte. Verstohlen musterte sie den Schotten und ärgerte sich etwas über Melanies dreistes Flirten. Andererseits hielt sie sich für dumm, schließlich würde sich Duncan ohnehin nicht für sie interessieren. Cecil berührte sie am Ellbogen, bevor er sich vorlehnte, um sie zu fragen, ob sie mit ihm tanzen wollte. Mit einem Achselzucken folgte sie ihm auf die Tanzfläche und lächelte ihm aufmunternd zu.
„Er ist also dein Laird?“
Cecil zwinkerte.
„Mein Bruder und mein Laird, aye.“
„Und die Burg…“
„Glennrosen… sie wurde im 11.Jahrhundert errichtet… von einem meiner Urahnen.“
„Und ihr seid… Burgherren, oder übt ihr auch einen Beruf aus?“
Sie zwinkerte vergnügt und lauschte dem tiefen Rollen seines Lachens. Sie mochte ihn, auch wenn sie seine Blicke nicht immer zu deuten vermochte. Es war, als suche er nach etwas und war erstaunt es nicht zu finden.
„Bevor ich Euch den verrate, müsst Ihr mir erst etwas über Euch erzählen!“
Katrin runzelte bei der ungewöhnlichen Ansprache die Stirn, verwarf ihre Bedenken aber schnell wieder, schließlich unterhielten sie sich in einer für sie fremden Sprache, bei der sie sicher einfach nur falsch übersetzte. Cecil befragte sie über ihr Leben und brachte sie immer wieder zum Lachen, mit seinen verrückten Andeutungen über sein Leben, dass sie nach einer Weile ausgelassen scherzend zu dem Pärchen an der Bar zurück kamen. Melanie schlug vor, ihr Gespräch an einem ruhigeren Ort fortzuführen, was die Männer sofort akzeptierten. Auf dem Weg aus dem Club raunte Melanie der Freundin zu, dass sie fest davon überzeugt war, dass dieser Urlaub grandios wird. Sie warfen einen Blick über die Schultern zu den ihnen in einigen Abstand folgenden Männer, die sich angeregt zu unterhalten schienen und hin und wieder prüfende Blicke zu ihnen warfen. Nachdem sie heraus fanden, dass sie im gleichen Etablissement übernachteten, beschlossen sie, die Nacht an der Hotelbar zu beschließen. Cecil bemühte sich mehr und mehr Melanie von Duncan abzulenken und bat sie um einen Spaziergang. Melanie hob fragend die Braue, was Katrin mit einer gerunzelten Stirn quittierte.
„Du hast nichts dagegen?“ fragte Melanie in ihrer Muttersprache und legte Cecil eine Hand in die angebotene Armbeuge.
„Was sollte ich wo gegen haben? Und glaub nicht, dass wir unabgehört sind, nur weil du deutsch sprichst!“
Melanie lachte.
„Glaubst du wirklich die sprechen deutsch?“
„Nein, aber unterschätz ihn nicht, er ist klug… und witzig… ich warne dich, überleg dir gut, was du tust!“
„Das werde ich und ich frage nur, weil ihr euch so gut zu verstehen schient. Es ist alles in Ordnung?“
„Ja! Verschwinde! Ich gehe sowieso gleich ins Bett, ich bin hundemüde, schließlich musste ich drei Stunden durch Deutschland tingeln, ein Hoch auf die Pünktlichkeit der deutschen Bahn…“
Missmutig verzog Katrin die Lippen, bevor sie der Freundin goodbye winkte und ihr besorgt hinterher sah.
„Melanie sagte, ihr macht sightseeing in Schottland? Glennrosen ist einen Besuch wert, wenn ihr in die Nähe kommt, gebe ich euch gerne eine Tour…“
Katrin lachte auf.
„Ich glaube irgendwie nicht, dass Melanie mir weitere Burgbesichtigungen verzeihen würde… nach Edinburgh Castle und zwei weiteren auf unserer Reiseroute… aber, ich werde mal sehen, ob sie mit sich verhandeln lässt. Es muss eine beeindruckende Geschichte haben… ist sie dokumentiert? Gibt es Register, die den Familienzuwachs, Sterbefälle, Hochzeiten und so weiter auflistet? Gibt es Ahnenporträts und Gespenstergeschichten? Ich hoffe Sie haben einen beeindruckenden Kerker, dann verzichte ich vielleicht auch darauf Nessie zu fangen…“
Duncan lachte bei ihrer Aufzählung und bestätigte, dass es tatsächlich Geschichten und Erzählungen über seine Ahnen gibt, die schaurig waren, aber nur in der Umgebung von Glennrosen tatsächlich mitrissen. Katrins Augen funkelten, als sie mit dem Gedanken spielte, die Burg dieses Laird zu betreten. Es musste aufregend sein, Herr über ein Schloss zu sein, auch wenn es in diesen Tagen sicher meist eher kostspielig, denn ertragträchtig wäre.
„In der Nähe von Inverness, nicht wahr? Wir sind in drei Tagen dort.“
„Gut, dann gebe ich dir meine Telefonnummer und du rufst einfach kurz durch, wenn ihr da seid.“
Sie leerte ihren Cocktail, während Duncan eine Nummer auf ein Stück Servierte schrieb und sie ihr überreichte.
„Danke! Ich bin müde und…“
Duncan hob lächelnd die Hände und bot ihr an, da ihre Zimmer scheinbar auf dem selben Flur lagen, sie zu begleiten.
„Ich hoffe mein Bruder bringt deine Freundin bald zurück, damit eure Reiseplanung nicht durcheinander gerät…“
Sanft lächelnd legte Katrin ihren Kopf leicht in den Nacken, um in das Gesicht ihres Begleiters zu schauen.
„Da werde ich kein Glück haben… Melanie schert sich nicht besonders um meine Planung… Im Gegenteil, sie wird so viele Sehenswürdigkeiten boykottieren, das ich noch einmal eine Woche alleine hintendran hängen muss, um alles zu sehen.“
Sie waren an Katrins Zimmertür angelangt und sie bedankte sich brav für die Begleitung. Das verwegene Lächeln, dass er ihr schenkte, ließ sie mitten im Satz innehalten und verblüfft nach Atem japsen, als er sie in seine Arme zog und sie küsste. Fast augenblicklich wurden ihre Knie weich und sie musste sich an Duncan festklammern. Er verstärkte ihr Dilemma noch dadurch, dass er zärtlich über ihren Rücken fuhr und sie leicht zurückbeugte, so dass sich ihr Becken wie von selbst gegen seines presste. Noch nie in ihrem Leben, war sie so geneigt gewesen, jemanden, den sie kaum kannte mit auf ihr Zimmer zu nehmen, wie in diesem Augenblick. Es fühlte sich nicht nur gut, sondern auch richtig an, hier in diesem Flur zu stehen und diesen Fremden zu küssen, dass sie fast ihr Bein angehoben hätte, damit er sie hoch nehmen konnte. Schockiert sich bei eben diesem Gedanken selbst zu erwischen, schließlich war es mit einer Einladung zum Sex gleich zusetzten, stemmte sie sich gegen seine Brust und wurde zögerlich aus der Umarmung entlassen. Schwer atmend starrte sie eine Sekunde in seine stürmischen grünen Augen, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte:
„Ich kann das nicht. Es tut mir Leid, wirklich, aber ich mache so etwas nicht…“
Sie senkte den Kopf und schloss kurz die Augen. Ganz klar, sie war eine Närrin. Sie wurde nie wieder Gelegenheit haben mit einem dermaßen attraktiven Mann zu schlafen, dessen Küsse sie glatt ihren Namen vergessen lassen machen könnte.
„Ich muss mich entschuldigen…“
Ein kleines, reuiges Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen und die Wogen seines Blicks hatten sich geglättet. Nur seine angespannte Körperhaltung zeugte von der Zurückhaltung, die er sich auferlegte.
„Bitte ruf mich an, wenn ihr in Inverness ankommt… vielleicht können wir mal Essen gehen?“
Galant küsste er ihr die Fingerspitzen, wünschte ihr eine gute Nacht und wand sich ab, um den Flur hinab zu seinem Zimmer zu gehen.

Inverness

„Das also ist Inverness…“ Melanie war wenig begeistert, was man ihrer Stimme deutlich anhören konnte. Mit gerümpfter Nase sah sie sich um. Die Stadt sah aus, wie die anderen Orte, die sie die letzten beiden Tage besucht hatten, nur kleiner. Zugegeben, sie fand die ewig gleiche Aufmachung der Straßen mit den sich ähnelnden Häusern amüsant, aber sie hätte sich schon etwas Aufregenderes erwartet. Katrin sah das etwas anders. Freudig sah sie sich um und machte unablässig Bilder von ihrer Umgebung.
„Wie war das eigentlich… wolltest du nicht deinen Highlander anrufen?“ zwinkerte Melanie und erzielte die gewünschte Reaktion. Beinahe hätte Katrin ihre Digitalkamera fallen lassen.
„Du meinst deinen Highlander… ich habe schließlich mit keinem geschlafen! Und ich werde nicht anrufen!“
Melanie lachte glockenhell auf. Seid dem Morgen in Edinburgh, an dem die Freundin ihr die Nummer gezeigt hatte, zog sie sie damit auf und immer kam sie mit der gleichen Antwort. Sie folgte dem Spiel wie gewöhnlich.
„Selbst Schuld! Aber du hast eine zweite Chance… ruf ihn an!“
Katrin verzog genervt das Gesicht. Melanie konnte es nicht lassen. Egal was sie jetzt sagte, früher oder später kam Melanie darauf zu sprechen, das man einen Mann wie Duncan, oder auch seinen Bruder einfach nicht ungestraft von der Bettkante warf. Sie seufzte leise und gab ihr im Stillen recht. Trotzdem würde sie nicht anrufen.
„Dort drüben ist unser Hotel!“
Katrin zeigte auf ein kleines Haus mit dem B&B Zeichen, das im leichten Wind sacht hin und her schwang.
„Du meinst Absteige!“
Angewidert dachte die brünette Frau an das letzte Bett, in dem sie hatte schlafen müssen und schüttelte sich innerlich.
„So schlimm ist es nicht! Außerdem war es auch in deinem Sinne Geld zu sparen, oder?“
„Stimmt. Daran lässt sich nichts ändern, aber wir könnten zumindest angenehme Gesellschaft haben…“
Katrin verdrehte die Augen und ließ ihre Freundin einmal mehr wortlos stehen.

Ãœberraschung!

Am nächsten Morgen quälten sich die beiden Frauen früh aus dem Bett, denn Katrin wollte unbedingt die Stadt an einem Tag gesehen haben und eventuell morgen einen Ausflug nach Culloden Fields machen. Lachend betrat sie das Frühstückszimmer des kleinen Inns und blieb erschrocken stehen, als sie zwei überaus attraktive MacLeods über ihren Kaffee sitzen sah. Melanie schlängelte sich an ihrer Freundin vorbei und begrüßte die Männer freudig.
„Guten Morgen… ich hoffe die Damen sind bereit für einen kleinen Ausflug nach Glennrosen…?“
Zwinkerte Cecil und zog Katrin nach der Begrüßung in den Raum.
„Ausflug?“ fragte sie ihre Freundin drohend, die vergnügt die Schulter zuckte.
„Zweite Chance!“
Sie ignorierte Melanie und fragte stattdessen:
„Anscheinend kann ich Inverness für heute vergessen. Wie lang ist die Fahrt?“
Die Fahrt dauerte eine Stunde, die Melanie nutzte, um ungeniert mit beiden Brüdern zu flirten. Katrin verbarg sich hinter ihrem Reiseführer und las interessiert die Eintragung über die zu besichtigende Burg. Wie sie bereits von Cecil erfahren hatte war die Festung im 11.Jahrhundert unter Angus MacLeod erbaut worden und in den folgenden Jahrhundert beständig erweitert und verbessert worden. Der Clan der MacLeod besetzte das Land schon in vorchristlichen Zeiten und galt als einer der ältesten und einflussreichsten Clans in der Geschichte Schottlands. Beeindruckt musterte sie das Bild des viereckigen Kastells mit seinen trutzigen Mauern und den vier Wehrtürmen und freute sich bereits darauf, es in der Realität zu sehen. Glennrosen war eine zu einem Museum umgebaute Burg und von Menschenmassen bevölkert, als die vier endlich das Schutztor durchschritten. Mit großen Augen sah Katrin sich um und fragte sich, wie es gewesen sein musste im Mittelalter in solch einer Behausung zu leben. Langsam schlenderten sie über den Hof und besichtigten gemeinsam den Waffenturm, bevor sich Melanie und Cecil unbemerkt absetzten. Fasziniert wanderte Katrin an Duncans Seite durch die Halle der Festung und bewunderte die feinen, handgefertigten Wandteppiche.
„Ãœblicherweise sind Familienmitglieder auf ihnen abgebildet…“ erklärte Duncan und führte sie in den Wohnturm. Die Menschen, die die Treppen herabkamen musterten sie mit runden Augen und begannen zu tuscheln, sobald sie an ihnen vorbei waren, was Katrin aber nicht im Geringsten auffiel. Zu begeistert fuhr sie mit den Fingerspitzen über die alten Mauern und begaffte die urigen Alltagsgegenstände. Im obersten Turmzimmer herrschte eine Totenstille, nachdem die Beiden den Raum betraten und es bildete sich sehr schnell eine Gasse zwischen ihnen und einer Wand gegenüber dem großen Bett. Der riesige Wandteppich, der die kahle Wand verbarg, war stark verblichen, trotzdem erkannte sie in Bruchteilen von Sekunden, dass ihr Begleiter und der am Banketttisch thronende Mann sich verblüffend ähnlich sahen. Länger brauchte sie, um sich selbst neben ihm sitzend wiederzuerkennen. Verblüfft starrte sie auf das Bildnis und bemerkte erst, dass Duncan mit ihr sprach, als er sie am Ellbogen berührte.
„Merkwürdig…. du siehst blass aus, lass uns besser an die frische Luft gehen.“
Verwirrt ließ sie sich die Treppe wieder herab führen und setzte sich auf eine Bank neben der breiten Freitreppe.
„Diese gruselige Geschichte musst du mir erklären…“
Duncan lächelte nicht. Er sah eher verärgert aus und suchte den Hof nach seinem Bruder ab.
„Ich sagte doch, dass die meisten Vorhänge Familienangehörige abbilden… zufällig gibt es eine starke Ähnlichkeit zwischen uns…“
Katrin schnaubte verhalten.
„Das wäre nicht einmal eine hinreichende Erklärung für deine Ähnlichkeit mit… wer auch immer das ist. Die Wahrscheinlichkeit ist… Gott, sie ist so gering, sie ist gar nicht mehr da! Und ich gehöre ganz sicher nicht zur Familie!“
„Vielleicht sollten wir zur Beruhigung einen kleinen Spaziergang machen…“ schlug Duncan vor und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen.
„Ich möchte lieber fahren…“
Ihr Begleiter nickte ruhig.
„Wir gehen zum Auto. Cecil und Melanie werden uns dort am ehesten finden…“
Auf dem Parkplatz erwartete Katrin ein weiterer Schlag, denn das Auto war nicht mehr da. Duncan vermutete, dass Cecil und Melanie zu einem nahegelegenen Ort gefahren waren, an dem sich die Brüder in ihrer Kindheit oft aufgehalten hatten und schlug vor, ihnen auf dem Weg entgegen zu gehen. Besorgt sah Katrin sich um. Würde Melanie sie einfach alleine lassen, um sich mit ihrem Highlander zu vergnügen? Sie gestand sich ein, dass es nicht unwahrscheinlich war und ärgerte sich, dass Melanie sie nicht einmal vorgewarnt hatte. Sie folgte Duncan, ohne auf ihre Umgebung zu achten immer tiefer in den, Glennrosen von seiner ländlichen Seite umschließenden, Wald hinein und wunderte sich erst über ihren Standort, als sie es satt hatte zu laufen.
„Ist es noch weit?“ fragte sie mürrisch und warf ihrem Begleiter einen missmutigen Blick zu. Duncan musterte die Bäume, als suche er nach einem Hinweis und überging ihren Protest, bis sie einfach stehen blieb und sich nach einer Sitzmöglichkeit umsah.
„Darf man hier mit einem Auto überhaupt lang fahren?“
Es kam Katrin vor, als seien sie stundenlang unterwegs gewesen und sie seufzte leise, als sie sich auf einem umgefallenen Baum niederließ, um sich die Füße zu reiben. Ihre leichten Sandalen waren keineswegs für den groben Waldboden geeignet und schnitten ihr mittlerweile schmerzhaft ins Fleisch. Wenn sie gewusst hätte, das ihre Burgbesichtigung zu einer Waldwanderung wurde, dann hätte sie sich nicht nur festeres Schuhwerk angezogen, sondern auch bequemere Kleidung. Ihr Kleid war zwar luftdurchlässig, da sie aber durch ihre etwas mollige Figur mehr Speck an den Schenkeln hatte, als wünschenswert, spürte sie bereits, dass sich ihre Haut aufscheuerte. Eine Hose wäre für diesen Tag die bessere Wahl gewesen. Sie seufzte wieder und fuhr erschrocken zusammen, als Duncan sie tadelte:
„Wir haben jetzt keine Zeit für eine Pause, lass uns weiter gehen!“
„Ich muss eine Pause machen, mir tun die Füße weh. Außerdem müssen sie doch ohnehin hier vorbei, deshalb gehen wir ihnen ja auch „entgegen“, oder.“
Duncans Augen verengten sich leicht, als er die junge Frau musterte. Sie saß zusammengekauert auf dem Baumstamm und massierte ihre nackten Füße, wobei ihr das Kleid fast bis zur Hüfte  hoch gerutscht war, was sie entweder nicht bemerkte, oder absichtlich ignorierte. Nachdem sie ihn beim letzten Mal zurückgewiesen hatte, obwohl sie ihn zunächst einladend geküsst hatte, war er erleichtert über ihre Zurückhaltung gewesen, die ihm damals abhanden gekommen war. Heute hatte er sich besser unter Kontrolle, obwohl ihn die Rundungen ihres Dekolletés förmlich ins Auge sprangen und sie ihm ungeniert ihre Beine darbot. Seine Pläne schlossen ein amouröses Abendteuer aus, weshalb er den Blick abwandte und ihr erklärte.
„Im Auto ist unser Picknick und ich bin hungrig… du nicht?“
Katrins Magen knurrte vernehmbar und sie kam nicht umhin zuzugeben, dass sie sich dringend was zu trinken wünschte. Seufzend zog sie sich die Sandalen an und machte sich wieder auf den Weg. Eine Stunde später hatten sie das Auto erreicht, aber von Cecil und Melanie war keine Spur zu sehen.
„Steig ein, sie sind wahrscheinlich noch ein Stück zu Fuß gegangen, wir fahren ihnen entgegen.“
Widerstrebend ließ sie sich auf dem Beifahrersitz nieder und zog ihren Rucksack von der Rückbank nach vorn. Sie bot ihrer Begleitung einen Powerriegel an, den er ablehnte und kaute genüsslich auf einem Schokoriegel, als ihr einfiel:
„Und was ist, wenn sie einfach nur ein bisschen vom Weg abgegangen sind? Dann kommen sie zurück und das Auto ist weg. Wenn du mich fragst, sollten wir da bleiben und warten.“
Duncan sah sie kurz von der Seite an, bevor er beschleunigte und den sich verengenden Weg weiterfuhr. Verwirrt runzelte sie die Stirn.
„Bleib stehen, ich will aussteigen.“
Panik kroch ihre Wirbelsäule hoch, als ihr klar wurde, dass er sie absichtlich ignorierte, sie versuchte sich zu beruhigen und wiederholte scharf ihre Forderung. 
„Stehen bleiben!“
Ihre Gedanken rasten und verwarfen eine mögliche Reaktion nach der anderen. Schließlich gestand sie sich ein, dass sie nichts tun konnte, was ihr Leben nicht unmittelbar gefährdete. Ruhig schnallte sie sich an und zog den Sack mit ihren Habseligkeiten fester auf ihren Schoß. Vorsichtig tastete sie nach ihrem Handy und versuchte sich an die Notrufnummer Großbritanniens zu erinnern. 999? So unauffällig wie möglich wählte sie die Nummer und drapierte das Telefon so, dass das Mikro das gesprochene Wort aufnehmen würde. Sie wartete einige rasende Herzschläge lang, bevor sie fragte:
„Warum entführen Sie mich?“
Da sie keine Antwort bekam, stellte sie eine andere Frage.
„Wo sind wir hier? – Wie weit sind wir von Glennrosen entfernt? Sind wir auf dem Hauptweg? Zumindest sah er so aus… Wie lange waren wir unterwegs? Zwei Stunden? Fahren wir nach Süden? Wohin bringen sie mich? Haben Sie Melanie auch entführt? Werden Sie mir was antun? Warum bringen Sie mich nicht einfach zurück nach Inverness ins Galic Inn? Hören Sie mir überhaupt zu Duncan MacLeod?“
Ihr Entführer ignorierte sie einfach, was Katrin nahezu wahnsinnig machte. Vielleicht sollte sie ihm doch ins Lenkrad greifen. Verstohlen sah sie auf ihr Handy und nahm beruhigt zur Kenntnis, dass der Ruf immer noch aufgebaut war. Man hörte ihr zu.
„Ist dieser Ford Galaxie ihr Fahrzeug? Ist ihnen bewusst, wie idiotisch das hier ist? Man hat uns zusammen auf Glennrosen gesehen. Man kann von ihnen ein eins A Phantombild machen, schließlich braucht man nur den Laird des Vorhanges im Turmzimmer photographieren, der Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten ist…“
Endlich erhielt sie eine Reaktion und sie erklärte sich für hirnrissig, dass sie tatsächlich darauf gewartet hatte.
„Hast du jetzt genug Informationen weitergegeben? Lass mich raten? Die Polizei? Gib mir dein Telefon, Caitlin.“
Da sie sich weigerte, bremste er scharf ab, lehnte sich dann zu ihr herüber und entriss ihr das Mobiltelefon, um es aus dem Fenster zu werfen, als er wieder anfuhr. Katrin atmete tief durch. Das machte gar nichts. Im Fußraum hinter ihrem Sitz müsste noch Melanies Tasche sein, also auch ihr Handy. Kaum damit beschäftigt unauffällig ihre Hand hinter den Sitz zu schlängeln, kam auf dem Weg vor ihnen ein einsamer Wanderer in Sicht. Katrin blieb fast das Herz stehen. Duncan hielt an und ließ Cecil einsteigen, der ihr gewohnt vergnügt zuzwinkerte und sich über ihr langes ausbleiben beschwerte.
„Wo ist Melanie?“ hauchte sie den Tränen nahe und riss entsetzt die Augen auf.
„Oh, ich glaube sie wartet im Kerker auf mich. Nun, zumindest hat sie gewartet, ich nehme an, mittlerweile wurde sie befreit…“
Frech grinste er sie an und lehnte sich dann auf der Rückbank zurück.
„Du hast mich fast den ganzen Weg gehen lassen!“
„Caitlin war nicht besonders gut zu Fuß, außerdem bist du schwerlich weiter gelaufen als wir.“
Duncan bog vom befestigten Weg ab und stoppte den Ford, bevor die Stoßstange den Baum berührte. Ohne weiter auf Katrin zu achten, stiegen die beiden Männer aus und holten sich einige Gegenstände aus dem Kofferraum, bei dessen Anblick ihr das Blut in den Adern gefror. Anscheinend hatte man vor sie mit den großen Zweihändern zu erschlagen, für die das Mittelalter populär war. Panisch überdachte sie ihre Optionen. Sie musste fortlaufen, auch wenn ihre physische Situation alles andere als vielversprechend war, so musste sie es dennoch versuchen. Aber was ist, wenn dies Teil ihrer Abschlachtphantasien war? Sie schob den Gedanken beiseite, sprang behände aus dem Auto und lief blindlings in den Wald hinein. Hinter sich hörte sie Cecil lachen und Duncan missmutig brummen. Erleichtert wurde sie langsamer, da keiner der beiden Männer Anstalten machte sie zu verfolgen. Sie stieg über Baumstämme und sprang über kleine Hecken, nicht ohne hin und wieder irgendwo hängen zu bleiben. Ihre Sandalen schnitten ihr tief ins Fleisch und ihre Beine und Arme wurden von den Dornen der Sträucher aufgerissen. Keuchend blieb sie stehen und sah sich um. Sie musste sich hinkauern, weil ihre Seite stach und zwängte sich schmerzhaft Luft in die Lungen. Sie hörte Äste knacken und schwang alarmiert herum. Sie musste weiter! Noch langsamer als zuvor, lief sie über den holprigen Waldboden und stürzte hart, als sich ihr Schuhwerk in einer Wurzel verfing. Sich mühsam aufrappelnd, versuchte sie ihren Fuß frei zu bekommen und riss verzweifelt an der Verschnürung. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie den Schuh endlich aus seinem Gefängnis befreit hatte. Bei dem Sturz hatte sie sich das Knie aufgeschlagen und die Wunde blutete stark, weshalb die Schnüre ihrer Sandalen klebrig und schlüpfrig waren. Es dauerte länger als ihr lieb war, bis sie ihn endlich verschnürt hatte und sie weiter konnte. Bei dem Versuch aufzustehen, schrie sie gepeinigt auf und sackte zurück auf ihren gut gepolsterten Po.
„Hast du jetzt genug?“ fragte Duncan sanft und reichte ihr eine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Zu Tode erschrocken schrie sie erneut und versuchte aus seiner Reichweite zu kriechen.
„Hast du geglaubt mit deiner Flucht mehr Zeit zu gewinnen, damit dich die Polizei noch rechtzeitig findet? Komm, lass uns zurück zum Auto gehen. Soll ich dich tragen, oder kannst du gehen?“
„Ich denke nicht daran…“
Verärgert schnitt er ihr das Wort ab.
„Es ist mir gleich, was du gedenkst, Caitlin! Wir gehen zum Auto zurück und von dort aus führt unser Weg direkt nach Glennrosen, also komm jetzt!“
Katrin kniff die Augen zusammen. Der Grund, warum er sie nicht früher eingeholt hat, war offensichtlich der, dass er sich die Zeit genommen hatte aus seinen Jeans und dem T-Shirt in etwas luftigeres zu wechseln. Duncan griff nach der atemlosen Frau, die wild seine Hand weg schlug.
„Fass mich nicht an!“ schrie sie ihn an und erntete für den Ausbruch einen bösen Blick von ihrem Entführer.
„Ich sage es jetzt zum letzten Mal, Caitlin. Komm jetzt!“
Katrin hob trotzig das Kinn. Warum sich noch weiter quälen?
„Erschlag mich doch gleich hier, oder ist es ein Familiensport und ihr könnt es nur zusammen?“
Einen Augenblick lang starrte er sie ausdruckslos an, dann brummte er etwas und zog sie an ihrem Arm nach oben. Katrin konnte einen kleinen Schmerzensschrei nicht unterdrücken und riss sich von ihm los, sobald sie sich sicher war, dabei nicht wieder auf dem Boden zu landen.
„Wenn du nicht von selber gehst, werde ich dich tragen. Das ist meine letzte Warnung.“
Ein Blick in sein entschlossenes Gesicht, ließ sie erzittern. Sie hob abwehrend die Hände und humpelte stöhnend in die Richtung aus der sie gekommen war.
„Hier lang geht es schneller!“
Duncan zeigte in eine um knappe 90° versetzte Richtung und folgte der leise weinenden Frau, die sich im Stillen einen Esel schimpfte, weil sie im Kreis gelaufen war. Pein erfüllt kämpfte sich Katrin durch das Unterholz und war schneller zurück bei dem verfluchten Auto, als sie es für möglich gehalten hatte. Cecil hockte ein paar Meter entfernt auf dem Weg und ordnete ihr Gepäck. Feixend drehte er sich zu seinem Bruder um und hob fragend eine Braue, als er den derangierten Zustand der Frau an seiner Seite gewahrte.
„War das nötig?“ fragte er grummelnd und näherte sich der Zurückschreckenden, um ihr Hilfe anzubieten.
„Was sollte ich machen? Sie bitten stehen zu bleiben? Mich auf sie drauf werfen?“
Verstimmt kontrollierte er die Arbeit seines Bruders und warf einen abschätzenden Blick auf die am Auto niedergesunkene Frau. Cecil reichte ihr den Verbandskasten und eine Flasche Wasser, mit der sich Katrin notdürftig von dem Dreck und dem Blut auf ihrem Körper befreite. Cecil kniete sich neben sie, um ihr eine weitere Flasche Wasser zu reichen und ihr bei ihrer Arbeit zu helfen.
„Ich mache das alleine!“ fuhr sie ihn an und ärgerte sich über sein unverschämtes Grinsen.
„So viel Zeit haben wir nicht. Du musst dich noch umziehen…“
„Ha! Ganz sicher nicht!“
Duncan warf ihr einen Blick zu, der sie erzittern ließ, aber sie hob stur den Kopf.
„Wenn du dich nicht alleine umziehst, werden wir dir helfen…“
Er meinte die Drohung ernst und dies stand ihm unmissverständlich ins Gesicht geschrieben. Cecil reichte ihr einen Packen Kleidung, den sie widerwillig aufrollte. Verwirrt runzelte sie die Stirn.
„Was zum Teufel ist das?“
Duncan trat zu ihr und riss sie hoch.
„Zieh dich aus!“
Sie schlug ihm ins Gesicht und funkelte ihn zornig an.
„Für dich ganz sicher nicht!“
„Duncan! Warte, ich schlage vor, du kümmerst dich um das Tor und ich kümmere mich um Caitlin…“
Vielsagend sah Cecil zu ihrem Gepäck und wartet, bis sein siedender Bruder langsam nickte.
„Das war sehr dumm, Caitlin. Wenn du Duncan verärgerst, wirst du einen Preis dafür Zahlen müssen! Aber erst einmal zu einem anderen Problem. Das“ Er zeigte auf den Haufen zu ihren Füßen, „ist ein Unterhemd.“ er hob es auf um es ihr zu zeigen und erklärte ihr dann, wie sie die Cotte anbekam und die Surcot, das Oberkleid richtig schloss. Er drehte ihr, mit einem Hinweis wie sinnlos eine weitere Flucht war, den Rücken zu und wartete, bis sie ihn fragte, was sie mit den anderen Gegenständen anfangen sollte. Schnell band er ihr den Gürtel um die Hüfte und brummte, dass sie Glück hatten, dass sie noch rein passte. Verbissen ignorierte sie die Bemerkung und ließ sich gefallen, dass er ihr wirres Haar mit einigen gezielten Nadeln unter einem hauchdünnen Schleier feststeckte.
„Wie lange braucht ihr noch? Es wird Zeit!“
Cecil führte Katrin zu seinem Bruder, der sich einen Teil ihres Gepäcks aufgeladen hatte und mit einem letzten Blick auf Cecil, der ihm zunickte und Katrin, die ihn verstört beobachtete, etwas murmelte. Katrin spürte ein Beben unter ihren Füßen, hörte ein ohrenbetäubendes dröhnen und wurde im nächsten Moment nach Vorne geschubst. Hart traf sie auf den Boden auf und spürte, wie die Männer neben ihr aufkamen und sich abrollten. Verwirrt sah sie auf und entdeckte… nichts. Der Weg vor ihr war der Selbe, wie er vorhin auch gewesen war. Etwas schnaubte und sie rollte sich alarmiert auf den Rücken. Ungläubig starrte sie auf die Pferde und die Männer, die ihnen gekleidet wie ihre Begleiter in grün-rot gemusterten Kilts und weißen Leinenhemden grölend entgegen kamen. Das Auto war weg. Sie atmete tief durch und schloss die Augen, während sie sich langsam zurück auf den Boden gleiten ließ. Die Männer um sie herum kannten sich offensichtlich und sie sprachen in einer Sprache, die Katrin nicht verstand. Stocksteif blieb sie liegen, spürte einen eisigen Luftzug um ihre entblößten Beine und über ihr blasses Gesicht streichen. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und lauschte den gutturalen Tönen der Männer. Sie spürte, wie jemand neben sie trat und sich niederkniete. Langsam öffnete sie die Augen und sah in das verkniffene Gesicht eines alten Mannes, der zu ihrer Ãœberraschung keinen Kilt, sondern die Robe eines katholischen Geistlichen trug. Er sagte etwas zu ihr, das sicher keine Nettigkeit war und zog sie an den Haaren hoch. Mit einem leisen Schrei kratzte sie ihm durchs Gesicht und wurde augenblicklich losgelassen. Der Geistliche hob eine Faust, um sie zu schlagen, wurde aber von Cecil zurück gehalten.
„Wenn du einen Mann angreifst, wirst du bestraft werden, Caitlin. Bitte unterlasse solche Aktionen, wie gerade.“
Katrin schnaufte entrüstet und warf ihrem Angreifer einen giftigen Blick zu.
„Wenn du Arschloch mich noch einmal anfasst, wirst du mehr lassen, als ein paar Hautfetzen!“ zischte sie ihn an und sah ihn fest in die Augen. Obwohl der Mann sie sicher nicht verstanden hat, weiteten sich seine Augen und er sagte etwas zu seinem Laird, was den versammelten Haufen zum Lachen brachte. Cecil hielt sie am Arm zurück, als sie sich umdrehen wollte, um zu gehen.
„Glennrosen liegt in der anderen Richtung. Caitlin, du hast Pater Collin zu einer Aussage hingerissen, die dir zu einem üblen Problem werden kann. Er sagte, das Duncan mit dir eine Menge Ärger haben wird… mehr als du wert bist… lass es nicht so weit kommen, dass er denkt, du seist entbehrlich…“
Aufrichtig besorgt sah er ihr in die glühenden Augen.
„Willst du mir drohen?“
Cecil schüttelte seinen Kopf und sah sie bedauernd an.
„Verhalte dich ruhig, dann wirst du die ganze Geschichte überstehen.“
„Cecil, das Mädchen reitet mit Dougal, hilf ihr hoch.“
Dougal lenkte sein Pferd neben die beiden und Cecil bat seinen Bruder, dass sie mit ihm reiten konnte.
„Ich glaube, ich habe sie besser im Griff.“
Katrin zuckte vor dem großen Tier zurück, das kaum Ähnlichkeit mit den zierlichen Pferden hatte, die sie als Kind so dringlich haben wollte. Es waren Bestien auf vier Hufen und jedes hatte ein Stockmaß, das ihre Körpergröße von 175 cm überstieg.
„Sie reitet mit Dougal!“
Cecil schob die widerstrebende Frau auf das Tier zu und befahl ihr aufzusitzen. Dougal beschleunigte ihren Aufstieg, indem er sie um die Taille packte und vor sich aufs Pferd hob. Sie versuchte sich auf dem Pferd zu halten und so weit wie möglich von dem übel riechenden Kerl hinter ihr fortzurücken, wurde aber bei den leichten Trab, den die Gruppe anschlug, unweigerlich zurück an dessen Brust geworfen. Ihre Hüften rieben sich an denen ihres Mitreiters und plötzlich wurde ihr bewusst, dass das, was sie für den Knauf eines Schwertes gehalten hatte, zur Anatomie ihres Reisegefährten zählte und schreckte unwillkürlich von ihm zurück. Die plötzliche Bewegung riss sie aus dem instabilen Gleichgewicht und ließ sie nach hinten runter purzeln. Hart schlug sie auf den Waldboden auf und begrüßte die lang ersehnte Ohnmacht mit offenen Armen.

Schreck lass nach, ich sitz in einem Irrenhaus!

Stimmen schwebten über ihr, Gesichter tauchten aus dem Nebel auf und tauchten in ihm wieder unter. Der Schmerz ihres geschundenen Leibes nagte an ihrem Verstand und ließ sie gnädig zurück in die Tiefen des Vergessens sinken, um sie wieder auszuspucken in die grelle Pein der Realität. Nach unzähligen versuchen, schaffte sie es endlich bei Bewusstsein zu bleiben und das Geschehen um sie herum zu analysieren. Die weichen, hellen Stimmen um sie herum sprachen unverständliches Zeug und ab und zu war ein leises Lachen zu hören. Es waren mindestens fünf Frauen bei ihr. Sie blieb ruhig liegen und bewegte unmerklich ihre Gliedmaßen. Es gab keine Stelle ihres Körpers, der ihr kein Unbehagen bereitete und sehnsüchtig wünschte sie sich eine Thomapyrin. Die Tür wurde geöffnet und das Gemurmel erstarb augenblicklich. Sie hörte, wie sich Stühle verschoben und leise trappelnde Geräusche, die darauf schließen ließen, dass sich die Frauen entfernten. Als eine kalte Hand ihre brennende Wange berührte, riss sie erschrocken die Augen auf und starrte in alt, welke Augen undefinierbarer Farbe. Sie sagte etwas und wich aus Katrins Blickfeld zurück, das sobald von ihren Entführern wieder ausgefüllt wurde. Die drei berieten sich kurz, bevor Duncan sie anwies:
„Während du dich von deinem Unfall erholst, wirst du gälisch lernen. Cecil wird es dir beibringen. Komm nicht auf die Idee, fliehen zu wollen, oder meine Leute beeinflussen zu wollen. Gehorche den Anweisungen und dir wird nichts geschehen.“
Damit musterte er sie ein letztes Mal, nickte seinem Bruder zu und verließ ohne ein weiteres Wort an sie zu verschwenden das Zimmer. Ein recht merkwürdiges Zimmer, wie Katrin plötzlich auffiel. Keine Tapeten, oder vernünftigen Bodenbelag, keine Fensterscheiben und außer dem Bett, in dem sie lag, den verlassenen Stühlen und einer großen Truhe, gab es nur noch etwas, was entfernt an einen Gebetshocker erinnerte. Ihr Blick kehrte nach seiner schnellen Wanderung zurück zur Tür und damit auch zu dem amüsiert grinsenden Cecil, der sich unter ihrem bösen Stirn runzeln, einen Stuhl an das Bett zog.
„Gut, wo fangen wir an?“
Verdrossen drehte sie ihm den Rücken zu und presste sich ein Kissen auf den Kopf. Sie hörte Cecils sanftes Lachen und bemerkte zu spät, dass er aufgestanden war, sich auf das Bett kniete und ihr das Kissen entriss. Erschrocken drehte sie sich um und funkelte ihn an.
„Raus hier!“
„Bedaure… Anweisung vom Laird. Wenn du dich jetzt bitte auf die Sprache konzentrieren würdest…“
„Ich werde euer dämliches gälisch nicht lernen!“
„Das wäre sehr dumm, Caitlin!“
Verärgert fuhr sie ihn an, das ihr Intelligenzquotient wahrscheinlich höher war als seiner und er sich endlich trollen sollte. Cecil presste kurz die Lippen aufeinander und dachte kurz nach, mit einem ernsten Gesicht erklärte er:
„Du bist in Schottland, Caitlin, wir sprechen hier Gälisch. Die Männer hier sind… anders als du es gewohnt bist… sie erwarten dass du ihren Anweisungen augenblicklich nachkommst und zögern nicht, dich für deinen Ungehorsam hart zu bestrafen. Es ist in deinem eigenen Interesse die Sprache zu beherrschen. Sie ist schwierig und wir haben keine Zeit für deine Ignoranz.“
Bittend sah er sie an.
„Mach es nicht schwieriger als es ohnehin schon ist.“
Ungläubig schnaufte sie und schüttelte ob seiner Anmaßung den Kopf.
„Für wen? Für euch? Ich werde nicht kooperieren.“
„Pater Collin hat recht, Caitlin, du bist störrischer als ein Esel. Hör zu, ich erwarte nicht, dass dir das alles gefällt, ganz im Gegenteil, aber die Dinge sind, wie sie sind. Du kannst die Umstände nicht ändern und es wäre für dich wesentlich erträglicher, wenn du deinen Widerstand aufgeben würdest. Zugegeben, auch für mich. Ich bekam die Order dir unsere Sprache beizubringen und wenn ich versage, werde ich genauso bestraft wie du.“
Zynisch verzog Katrin den Mund.
„Erwartet Sie Mitleid von mir? Sie haben mich entführt und Gott weiß, was Sie noch mit mir vorhaben. Ich werde ihnen nicht dabei helfen, was immer es ist. Aber wenn es Sie beruhigt, dann können Sie Ihren Kumpanen gerne sagen, das ich mich schlichtweg weigere mitzumachen, vielleicht entgehen Sie dann einer Bestrafung…“
Abschätzend sah er sie an.
„Ich sage dir, warum du hier bist und du hörst meinen Ausführungen zumindest zu, kannst du dich darauf einlassen.“
Missmutig betrachtete sie das schöne Gesicht ihres Entführers und verwünschte den Abend, an dem sie die Männer kennenlernte und Melanie, weil sie sie angerufen hatte.
„Lady Maud, Duncans Frau wurde von unseren Feinden, den Fraisiers entführt. Sie erwartete sein Kind. Der Preis, den Morton, der Laird der Fraisiers führ ihre Freilassung verlangt, ist unsere Schwester Melisante. Sie ist weggelaufen, als sie von der Forderung erfahren hat, weil es für eine MacLeod kein schlimmeres Schicksal gibt, als einen Fraisier zu ehelichen. Wir können den Austausch also nicht vornehmen, was bedeutet, dass Duncans Kind in Feindeshand geboren wird und als Geisel aufwächst, oder direkt getötet wird. Du wirst Melisantes Stelle einnehmen, deshalb bist du hier…“
Ungläubig starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf.
„Ich schlage vor, die Polizei zu benachrichtigen. Wenn Sie genau wissen, wer ihre Schwägerin hat und wo sie sich aufhalten, dann haben sie sie in kürzester Zeit zurück. Problem gelöst und sie helfen sicher auch dabei ihre Schwester wieder zu finden.“
Cecil lachte leise und schüttelte ebenfalls sein Haupt.
„Keine Polizei…“
„Das ist doch Unsinn! Schalten sie Scotland Yard ein! Man kann doch kein Verbrechen mit einem Verbrechen begegnen! Und überhaupt, entführen sie doch besser eine Fraisier als Gegengewicht!“
„Es gibt keine Polizei…“
Katrin wollte ihm wieder ungehalten ins Wort fallen, aber er hielt sie zurück, indem er eine Hand hob und ihr eindringlich in die Augen sah.
„… weil wir das Jahr 1456 schreiben. Wir müssen uns selbst helfen, oder auf den König vertrauen. Seine Antwort ist noch nicht eingetroffen, eine Belagerung der gegnerischen Feste, würde Mauds Leben gefährden und es gibt keine weiblichen Frasiers mit einem ähnlichen Rang wie Maud oder Melisante.“
„1456.“
Resigniert legte sich Katrin zurück in die Kissen. Offensichtlich war sie von Verrückten entführt worden, womit eine vernünftige Diskussion hinfällig war. Aufmunternd gab sie ihm einen Wink mit seinem Sprachunterricht zu beginnen und lauschte den merkwürdigen Lauten des Gälischen.

Nicht mit mir!

Obwohl sie ihr Körper umbrachte, schwang sich Kathrin aus dem Fenster ihres Gefängnisses. Sie hatte genug Filme gesehen, in denen sich Menschen von Felswänden abseilten, dass sie zuversichtlich war es zu schaffen. Sie schätzte die zu überwindende Höhe auf circa fünf Meter und war sich sicher, dass sie es überleben würde, wenn ihr behelfsmäßiges Seil aus Bettlaken während ihres Abstiegs riss. Sobald sie ihr Gewicht tragen musste, war sie sich allerdings gar nicht mehr so sicher, ob sie es fertig brachte auch nur einen Meter zu überwinden und ärgerte sich über ihre schlechte Kondition. Anscheinend hatte sie nicht einen trainierten Muskel in den Armen. Zittrig ließ sie die Laken durch ihre Hände gleiten und fragte sich, warum es im Fernsehen um so vieles leichter aussah. Entkräftet ließ sie sich die letzten zwei Meter fallen und landete schmerzhaft auf ihren Füßen. Schnell drückte sie sich gegen die Wand. Glennrosen war von drei Seiten von scharfen Felsklippen umgeben, die an den beiden Längsseiten mit schmalen Pfaden zu begehen waren und nur an der Rückseite direkt ins Meer ab fiel. Katrin musste sich an der Mauer entlang tasten und kauerte sich schwer atmend hinter einem dornigen Gestrüpp, um sich vor eventuellen Wachleuten zu verbergen. Sie wusste, dass sich mindestens zwanzig Leute in der Burg aufhielten und wer weiß, wie genau sie es mit ihrer Überwachung nehmen würden. Vor ihr verbreitete sich der Pfad und führte weiter an der Trutzmauer entlang zu dem Wachtor und, wie sie wusste, einem breiten Feld, auf dem sie sogar im fahlen Mondlicht aus weiter Ferne gut zu entdecken wäre. Selbst wenn es keine Wachleute auf den Türmen gab, ein Mann am falschen Ort und er würde sie sehen. Außerdem war die Vorstellung in der Nacht durch den Wald zu geistern nicht gerade angenehm. Gott sei Dank, gab es eine Alternative, zu ihrer Linken fädelte sich eine schmale, in den Felsen gehauene Treppe zum Strand herab. Natürlich konnte sie nicht über die ebenfalls gut einsehbare Sandfläche laufen, aber, wenn sie sich an der Felswand hielt, war sie sich sicher unentdeckt ins nächste Dorf zu gelangen. Und wenn es keines gab, Inverness lag ebenfalls am Meer und sie war sich sicher, dass dies genau die richtige Richtung war. Beschwingt tastete sie sich die Treppe runter und machte sich leise summend auf den Weg in die Freiheit.


Bestimmt klopfte Cecil an die Tür zu der Kammer seinen Bruders und trat unaufgefordert ein. Duncan kleidete sich gerade an und sah kurz auf, um seinem Bruder zuzunicken. Bedächtig schloss Cecil die Tür und lehnte sich, die Arme vor der Brust verschränkend, gegen das gedrechselte Holz.
„Ich komme gerade von unserem lieblichen Schwesterersatz…“
Duncan warf ihm einen dunklen Blick zu, den er mit einem schiefen Lächeln begegnete, bevor er fortfuhr:
„Und, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber sie ist weg.“
Duncan, der sich gerade die Bahnen seines Kilts umwarf, hielt verblüfft inne.
„Weg?“
„Ausgebüchst. Sie hat einige Laken zusammengeknotet und ist aus dem Fenster geklettert. Ich habe einige Kundschafter losgeschickt, sie sollten gleich zurück sein… hoffen wir mal, dass sie sich nicht den Hals gebrochen hat.“
Eine steile Falte bildete sich auf Duncans Stirn, als er nachfragte.
„An Laken aus dem Fenster geklettert? Aus Melisantes Kammer?“
Cecil nickte grinsend.
„Auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte sie den Abstieg gut überstanden. Zumindest konnte ich keinen zerschmetterten Körper am Abhang ausmachen.“
„Sie sollte sich wünschen, sich den Hals gebrochen zu haben…“ knurrte Duncan verdrießlich und schubste Cecil aus dem Weg, um in der großen Halle die Rapporte der Kundschafter entgegen zu nehmen und Suchmannschaften zusammen zu stellen. Diese Frau war tatsächlich den Ärger nicht wert, den sie machte!

Der beschwerliche Weg in die Freiheit

Die Sonne stand bereits sehr hoch am Himmel und Katrin schätzte, dass es Mittagszeit war, als sie sich zu einer weiteren Pause entschloss. Nach der kühlen Nacht, hatte sie die aufziehende Wärme begrüßt und schwitzte mittlerweile höllisch unter den brennenden Strahlen des Gestirns. Sie hatte Durst, ihr Magen knurrte unablässig und ihre Beine weigerten sich qualvoll auch nur einen weiteren Schritt zu gehen. Seit sie Glennrosen verließ, war sie dem Küstenverlauf gefolgt, endlosen Kilometern sich schlängelnder Wasserlinien. Erst vor kurzem war aus der groben Felswand an ihrer Seite ein baumbegrenztes Flachland geworden und entzog ihr dadurch den vermeintlichen Schutz. Sie zog es vor einigen Abstand zu dem undurchdringlichen Dickicht des Waldes zu halten, da sie einem vermeintlichen Häscher in ihm wahrscheinlich nicht früh genug entdecken konnte. Angestrengt versuchte sie sich an die Fahrt von Inverness nach Glennrosen zu erinnern und war sich recht sicher, dass sie eine Weile an der Küste gefahren waren. Anscheinend war die Stadt weiter entfernt als vermutet. Entmutigt legte sie die Stirn auf den Knien ab und lauschte dem beruhigenden Rauschen des Meeres. Sie war hundemüde und wünschte sich sehnlich zurück in ein warmes Bett, aus dem sie mindestens ein Jahr lang nicht aufstehen wollte. Etwas weckte ihre Aufmerksamkeit. Ein Geräusch, fast überdeckt von den Wellen. Alarmiert sah sie sich um und entdeckte einige Gestalten, die aus der selben Richtung, aus der auch sie gekommen war, auf sie zuliefen. Erschrocken sprang sie auf, mit dem Plan sich irgendwo zu verstecken, als sie ein weiteres unangenehmes Geräusch von ihrem auserkorenen Versteck vernahm. Einige hundert Meter vor ihr, brachen eine Handvoll Reiter aus dem Geäst des Waldes hervor. Panisch erkannte sie, dass sie eingeschlossen war. Ohne weiter nachzudenken wandte sie sich in die einzig verbliebene Fluchtrichtung und rannte auf die wogenden Wassermassen zu, wobei sie an den Verschnüren ihrer Surcot näselte. Erst wenige Schritte vor den Fluten, riss sie sich die störenden Stofflagen über den Kopf und entledigte sich auf dem Weg ins Wasser auch ihres Unterkleides, bevor sie mit einem Hechtsprung untertauchte. Sie schwamm leidlich gut, wusste aber, dass sie bei der unerwartet niedrigen Temperatur und dem Wellengang nicht lange durchhalten würde. Was, wenn sie ihr Parallel zu ihrer Schwimmrichtung folgen würden? Hinter ihr wieherte ein Pferd, gefolgt von einem Platschen, als sich einer ihrer Verfolger in die Fluten stürzte. Warum hatte sie bisher eigentlich nie für den Ironman trainiert? Vielleicht hätte sie dann bessere Chancen gehabt den Verrückten, die sie verfolgten zu entkommen. Sie schrie auf, als sich eine Hand um ihren Knöchel legte und versuchte nach ihrem Häscher zu treten. Sie wurde untergetaucht, schnappte panisch nach Luft, als sie wieder durch die Wasserdecke brach und versuchte die Hände, die nach ihr griffen wegzuschieben. Obwohl sie sich nach Kräften wehrte, wurde sie bereits nach kürzester Zeit aus dem Wasser gehoben. Sie ließ ihre Enttäuschung über ihre vereitelte Flucht an ihren Entführer aus und schlug nach ihm, was zur Folge hatte, dass er sie ohne vorherige Warnung losließ und sie zu Boden viel. Sie kam unglücklich auf und stieß sich den Steiß, was ihr Tränen der Pein in die Augen trieb. Bewegungslos blieb sie liegen, presste die Augen zusammen und versuchte den Schmerz weg zu atmen. Verärgert starrte Duncan auf den nur von einem durchsichtigen Hemd bekleideten Körper der stöhnenden Frau zu seinen Füßen. Sie waren ihr vier Stunden gefolgt und hatten wegen ihrer törichten Flucht, nicht nur einen ganzen Tag verloren, sondern sich auch noch mit nur einer Handvoll Leuten viel zu weit von der Burg fort gewagt. Die dumme Person konnte froh sein, dass sie keinem anderen Kundschafter eines anderen Clans in die Hände gefallen ist, besonders, da sie einen Drang hatte unschicklich viel von ihrem mit etlichen Rundungen ausgestatteten Leib zu zeigen. Verbissen zerrte er am durchnässten Stoff seines Kilts und schlug ihn aus. Sie spürte, wie kalte Tropfen auf sie hernieder rieselten und sich kurz darauf eine nasse Decke auf sie legte. Ihr Widersacher rief seinen Leuten etwas zu und kniete sich dann zu ihr, um sie zu zwingen ihn anzusehen. Ihre Augen trafen auf wildes Feuer und er drohte ihr, sie in das Verließ zu werfen, wenn sie es wagen sollte, ihn noch einmal anzugreifen.
„Ich habe ihre Sachen mitgebracht… und die Männer angewiesen einen gewissen Abstand einzuhalten.“
Milde verärgert schüttelte Cecil seinen Kopf und sah auf die Gefangene herunter, die vorsichtig versuchte Duncans Griff zu entkommen. Sie schnitt eine schmerzverzehrte Miene und scherte sich nicht um die Tränen, die über ihre Wangen liefen.
„Zieh dich an!“ wies Duncan sie an und ließ sie los. Cecil reichte ihr die aufgesammelten Kleider und wunderte sich nicht, dass sie keine Anstalten machte, sie anzunehmen.
„Caitlin, dies ist ein ganz unpassender Moment, um deinen Dickkopf durchzusetzen. Duncans Geduld ist am Ende und glaube mir, meine auch. Außerdem glaube ich nicht, dass du von den Männern… nun, nackt gesehen werden möchtest…“
Katrin blinzelte zu ihm hoch und schüttelte den Kopf, bevor sie um ein paar Minuten bat, um den Schmerz in ihrem Rücken abklingen zu lassen. Grob wurde sie hoch gerissen und viel dankbar in Ohnmacht. Duncan fing sie überrascht auf, da er davon ausgegangen war, dass sie nur Zeit schinden wollte, um eine neue Flucht zu planen und wickelte sie in seinen Kilt.

Geheiligt sein die geistig Umnachteten...

Sie erwachte in einem anderen Raum und biss sich auf die Lippen, da eine unbedachte Bewegung ihr sengende Stiche durch die Wirbelsäule jagte. Die Frau, die neben ihr auf einem Stuhl gesessen und gestickt hatte, erhob sich lächelnd und bot ihr einen Pokal an, aus dem Katrin gierig trank. Die Flüssigkeit tat ihrer Kehle gut und sie sank dankbar zurück in die Kissen. Die Frau lächelte ihr noch einmal beruhigend zu, bevor sie sich zur Tür wand und verschwand. Wie erwartet, bekam sie wenig später Besuch von einem ihrer Entführer.
„Wie geht es dir, Caitlin?“
Kurz sah sie ihn an, bevor sie die Augen wieder schloss und den Kopf schüttelte.
„Du hast dir deine Schmerzen selbst zuzuschreiben und kannst froh sein, dass Duncan dich nicht auspeitschen lässt. Was ist dir nur Eingefallen, aus dem Fenster zu klettern…“
Ehrlich verwundert betrachtete er ihr blasses Gesicht, das ihn immer wieder verblüffend an seine kleine Schwester erinnert. Er fragte sich beiläufig, ob Duncan sie ebenso unerbittlich behandelt hätte und es nicht äußerst klug von ihr gewesen war wegzulaufen. Natürlich musste diese, an ihrer Misere völlig unschuldige Frau darunter leiden.
„Das war verdammt unvernünftig!“
Katrin blinzelte noch einmal.
„Unvernünftig ist dieser Haufen von Idioten, der mich entführt und foltert, weil sie glauben im Mittelalter zu leben!“
Es herrschte eine Weile eine lastende Stille zwischen ihnen, die Cecil dazu nutzte, die Frau in ihrer Gewalt eingehend zu mustern.
„Erinnerst du dich an die Fahrt von Inverness nach Glennrosen?“
Sie nickte unwillig.
„Du warst halb da. Du hättest bereits auf der Hälfte der Strecke, die du zurückgelegt hattest, Straßenlärm hören müssen. Der Strand, an dem wir dich abgefangen haben, ist eine Touristenattraktion und warum hast du hier noch keine Museumsbesucher gehört oder gesehen?“
Katrin runzelte unwillig die Stirn.
„Diese Kammer liegt direkt neben der großen Halle. Meinst du wirklich du hättest den Lärm überhören können?“
Alarmiert riss sie die Augen auf und wollte sich aufsetzen, sank aber direkt zurück in ihre Liegeposition, als der scharfe Schmerz ihre Wirbelsäule zu zermalmen drohte.
„Die Kammer des Schlossherrn?“ flüsterte sie tonlos und blinzelte die Tränen fort.
„Ja. Duncan hält es für zu gefährlich dich unbeaufsichtigt zu lassen, da du offensichtlich nicht bereit bist dich zu fügen. Während er weg ist, wird dir entweder jemand Gesellschaft leisten, oder jemand wir nach dir schauen, das gilt auch für die Nachtstunden… Versuch bitte nicht dich aus den Fenstern abzuseilen, dich erwartet eine 20 Meter tiefe Schlucht ins Meer.“
Sie presste verzweifelt die Lippen aufeinander. Eine Reaktion, die Cecil nicht entging. Leicht beugte er sich vor, um nach ihrem Handgelenk zu greifen.
„Die Wälder sind gefährlich, Caitlin. Sie sind voll von feindlich gesinnten Männern. Hier bist du sicher. Gib endlich auf.“
Katrin entzog ihm ihre Hand und schüttelte sacht den Kopf.
„Was nennen Sie denn sicher? Sie haben selbst gesagt, dass sie mich Zwangsverheiraten wollen, um die Schlossherrin auszulösen. Ihr feiner Herr Bruder hat mir angedroht mich auspeitschen zu lassen, weil ich mich verteidige. Und Sie selbst haben mir geraten zu gehorchen, wenn ich nicht arg bestraft werden möchte. Ein seltsamer Begriff von Sicherheit, den Sie da haben… Ich rate Ihnen dringend einen Arzt aufzusuchen. Ihre ganze Bagage hier braucht dringend einige Jahre in psychologischer Behandlung.“
Cecil lachte amüsiert auf.
„Selbst wenn du recht hättest, würde es dir schwer fallen, hier einen Psychologen zu finden.“
„Warum? Habt ihr schon alle durch und seid berühmt-berüchtigt für euren kollektiven Wahnsinn?“
„Es wird noch über 530 Jahr dauern, bevor sich ein Therapeut in die Highlands traut, deswegen.“

Alle guten Dinge...

Katrin hatte keineswegs vor ihre Fluchtpläne zu begraben, sonder schmiedete bereits in der Sekunde neue, in der Cecil MacLeod nach ihrem Sprachunterricht die Kammer verließ. Sorgsam beobachtet sie einige Tage lang die Routine. Sie bekam Essen, eine Frau setzte sich zu ihr und verfiel entweder in tiefes Schweigen oder in einen ausschweifenden Monolog, von dem Katrin jeden Tag mehr verstand. Dann gab es eine weitere Mahlzeit und Cecil trat zu ihrem täglichen Zweikampf an, zu Letzt das Abendbrot und eine lange Nacht mit unregelmäßigen Besuchen von Wächtern. Jede Minute, die sie allein verbrachte trainierte sie unter Schmerzen ihre Bewegungen und erkundigte die Kammer. Die Truhe am Fußende des breiten Bettes war unverschlossen und sie hatte sie auf der Suche nach einer Waffe durchsucht, ohne fündig geworden zu sein. Beiläufig hatte sie Cecil ausgefragt und wertvolle Informationen erhalten. Natürlich glaubte sie ihm kein Wort davon, dass die Burg über Hundert MacLeods beherbergte, aber sie erfuhr, dass der Hausherr in diesen Tagen zurückerwartet, das Wachtor zur Nacht geschlossen und sie im großen und ganzen für die Tochter des Hauses gehalten wurde. Ihr Plan war heikel, aber sie war verzweifelt genug sich an jeden Strohhalm zu klammern und das Glück war schließlich mit den Dreisten. Wie gewöhnlich ließ sie das Sprachtraining über sich ergehen und wartete geduldig, bis Cecil zufrieden war mit ihrem nicht vorhandenen Fortschritt, da sie sich beständig weigerte ihn diese Genugtuung zu gönnen. Sie benannte Dinge falsch, sprach die Laute falsch aus und bemühte sich nach Kräften ihn ob ihrer Unfähigkeit aufzuregen. Nach fast einer Woche Training, hatte sie ihn zumindest so weit, dass er nicht mehr strahlend die Kammer betrat und sich immer häufiger die Haare raufte. Sobald Cecil ging, holte sie sich den Plaid aus der Truhe, den sie sich wie einen Umhang um den Körper legen wollte und versicherte sich mit einem Blick durch das Schlüsselloch, dass wie gewöhnlich der junge Spund seine Wache antrat, der sie immer so dreist anstarrte, wenn die Tür geöffnet wurde. Am Vortag hatte sie ihm einige Einblicke und einladende Blicke gegönnt und hoffte, dass er unerfahren genug war, um jegliche Avancen zu begrüßen. Sie legte den Plaid hinter der Tür ab und versteckte die einzige Waffe, die sie im Zimmer finden konnte, einen metallenen Kerzenhalter, unter den Decken am Fußende des Bettes. Sie wusste, dass das Wachtor vor Beginn des Abendmahls geschlossen wurde, was ungefähr zur gleichen Zeit stattfand, wie sie ihr Essen erhielt und da heute Markttag war, würden mehr Leute als gewöhnlich auf der Burg sein, die zum Torschluss aus den Mauern strömen würden, unter denen sie nicht weiter auffallen würde. Sie schätzte, dass es noch eine gute Stunde bis zum Abendessen war und löste ihr Haar aus den strammen Zöpfen, die ihr ihre Vormittagsbetreuung geflochten hatte. Außerdem lockerte sie ihre Surcot, um einen tieferen Einblick in ihr Dekolleté zu gewähren, bevor sie vorsichtig die Tür öffnete. Schnell warf sie einen Blick den menschenleeren Gang entlang, bevor sie dem jungen Wächter ein kleines Lächeln schenkte. Ungeniert starrte dieser in ihren Ausschnitt und tat ihr gern den Gefallen, das Essen abzubestellen. Aufgeregt wartete sie auf seine Rückkehr und lotste ihn quer durch die Kammer, wo sie ihn niederschlug und ihn gefesselt und geknebelt unter die Decken legte. Der Junge war schwerer als erwartet gewesen, weshalb Katrin sich einige Minuten gönnte, um wieder zu Kräften zu kommen, dann warf sie sich den Plaid über und schlich sich aus der Kammer. Sie hielt den Kopf gesenkt und machte sich mit gekrümmten Rücken kleiner als sie war, als sie vorsichtig durch den Halbschatten an den Wänden der großen Halle entlang schlich. Unbemerkt verließ sie das Haus und lief gemächlichen Schrittes auf das Tor zu. Sie mischte sich unter die letzten Bauern, die mit ihren Karren und Körben aus der Burg drängten und blieb in ihrem Schutz, bis sie an die lehmige Hauptstraße gelangte. Nachdenklich betrachtete sie den Staub, den sie aufwirbelte und fragte sich, warum hier kein Asphalt lag. Besorgt starrte sie in den bereits nachtschwarzen Wald und fragte sich, ob es verfolgertechnisch nicht sinnvoller war, direkt hineinzugehen. Andererseits wurde es jetzt schnell dunkel und die Gefahr gesehen zu werden war geringer, als die, auszurutschen und sich zu verletzen. Sie seufzte bei dem Gedanken eine weitere Nacht durchzuwandern und sagte sich, dass sie am Folgetag ganz sicher in Sicherheit war. Schließlich hatte Cecil gesagt, sie sei bei ihrer ersten Flucht aus Glennrosen immerhin halb da gewesen und da sich die Küste wie eine Natter schlängelte, sollte sie auf der Hauptstraße dieselbe Strecke bis nach Inverness schaffen. Beschwingt sattelte sie Schusters Rappen und freute sich auf eine heiße Dusche und einigen guten Schmerzkillern aus der Apotheke.


Duncan kehrte weit nach Mitternacht nach Glennrosen zurück und führte seine erschöpfte Gruppe an, als sie die von schlafenden Körpern besetzte Halle betraten. Wie gewöhnlich begaben sie sich direkt in die Küche, um dort von einer geweckten Küchenmagd die Reste des Abendmahls aufgetischt zu bekommen. Müde rieb sich der Laird die schmerzenden Augen und fragte sich beiläufig, ob er seinen Bruder wecken lassen sollte, oder er sich besser Zeit ließ bis zum Morgen, bevor er sich die neuen Eskapaden ihres Tauschobjekts anhörte und natürlich die anderen Dinge, die hier während seiner Abwesenheit vorgefallen waren. Bei dem Gedanken an das Ärgernis, das derzeit in seiner Kammer logierte, versteifte er sich unbehaglich. Im gefiel die Aussicht zu ihr in das warme Bett zu kriechen nicht sonderlich, andererseits konnte man ihm nach den anstrengenden Tagen zu Pferd jedes beliebige Frauenzimmer auf den Bauch schnallen ohne seinem erschöpften Körper eine Reaktion zu entlocken. Seufzend beendete er sein Mahl und wünschte seinen Begleitern eine ruhevolle Nacht. Leise öffnete er seine Kammertür und warf einen abwägenden Blick auf das besetzte Bett. Unter den Decken bewegte sich eine schmale Gestalt und stieß unterdrückte Schnaufer aus, die unter den etlichen Lagen Stoff kaum auszumachen waren. Trotzdem lief Duncan ein Schauer über den Rücken. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte am Fußende seines Lagers einen Kerzenständer. Resigniert zog er die Decke von der zappligen Person in seinem Bett und schloss ergeben die Augen. Zumindest brauchte er sich nun keine weiteren Gedanken um eine Nacht an der Seite der beunruhigenden Frau zu machen, die ihn Mal wieder biss zur Weißglut reizte. Er brüllte nach seinem Bruder und wartete geduldig, bis dieser schlaftrunken mit einer Kerze in der einen und dem Schwert in der anderen Hand in der Tür erschien. Ein Blick auf Duncans zornglühendes Gesicht und dem sorgsam verschnürten Bündel im Bett, ließ ihn in unkontrolliertes Lachen ausbrechen. Er musste sich gegen den Türpfosten lehnen, um aufrecht stehen zu bleiben. Durch den Krach wurden die in der Halle nächtigenden MacLeods geweckt, die sich neugierig um die Tür scharten und einen schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken konnten.

Auf Schusters Rappen durch die Nacht und dann?

Am Morgen ließ sie sich verzweifelt am Straßenrand nieder. Unter ihren Füßen befand sich immer noch Erde und Dreck und sie war sich sicher, dass dies nicht die Hauptstraße nach Inverness war, denn die war asphaltiert! Wer weiß, wo sie war, oder wo sie hinlief! Niedergeschlagen versuchte sie Reifenspuren auf dem Boden auszumachen und fand nur hufeisenförmige Abdrücke. Sie gestattete sich einen kleinen Tränenschauer, da Tränen bekanntlich die Seele reinigten und versuchte sich aus den Puzzleteilchen einen Reim zu machen. Sie musste auf einem Privatweg unterwegs sein, der ausschließlich zum Reiten vorgesehen war. Früher oder Später musste er auf eine andere Straße münden, oder an einem Haus, bei dem sie um den Gefallen bitten konnte, ein Telefon benutzen zu dürfen. Neu entschlossen wischte sie sich ärgerlich die Tränen von den Wangen und machte sich wieder auf den Weg. Sie spürte die Erschütterung, bevor sie das Stampfen der Hufe vernahm. Mit einem Blick über die Schulter versicherte sie sich, dass man sie noch nicht sah und warf sich in das Unterholz an ihrer Seite und legte schützend den Plaid über ihren Kopf, in der Hoffnung, dass das grün-rot gewebte Muster wie Tarnfarben funktionierten. Tatsächlich rasten die Reiter an ihr vorbei und Katrin rappelte sich zitternd auf. Ohne sich zu versichern, dass sich die Gruppe entfernte, lief sie tiefer in den Wald hinein und lauschte neben ihrem beschleunigten Atem nach verräterischen Geräuschen. Sie hatte nicht vergessen, wie orientierungslos sie im Wald war und, wie lautlos sich Duncan beim letzten Mal an sie herangeschlichen hatte. Knackende Äste ließen sie herumfahren und verzweifelt versuchte sie ihrer Angst Herr zu werden. Urplötzlich tauchte vor ihr ein Mann auf und langte nach ihr, aber Katrin sprang gerade noch rechtzeitig zurück, schwang die Decke über den Kopf des Mannes und gab ihm einen kräftigen Schubs. Sein Kilt trug die gleichen Farben, wie ihr Plaid, weshalb sie sich sicher war, das die verfluchten MacLeods sie wieder eingeholt hatten. Sie raffte ihre Röcke und sprang mit nackten Schenkeln durch das Dickicht, fort von dem übertölpelten Mann. Immer näher drangen die Geräusche ihrer Verfolger, die sich scheinbar keine Gedanken mehr um den Krach machten, den sie produzierten und trieben Katrin in einen kleinen Bogen vor sich her. Sie sah sich um und lief im nächsten Moment ungebremst gegen eine menschliche Mauer. Hart prallte sie ab und schlug leicht betäubt auf den Boden auf. Stöhnend wollte sie sich aufrappeln, aber Duncan kniete sich zu ihr und pinnte sie durch ihre Röcke auf dem Boden fest. Er befahl seinen Männern sich zurückzuziehen und bei den Pferden zu warten, während er ihren verstörten Blick erzürnt erwiderte. Ihre wirren braunen Haare umrahmten ihr erhitztes Gesicht und ihre sich unter ihrem beschleunigten Atem hebende Brust sprengte bei jedem Zug beinahe ihren Ausschnitt, den sie sich nach dem Lockangebot nicht wieder gerichtet hatte. Bei ihrem derangierten Anblick verwandelte sich sein Zorn in wildes Verlangen und als sie sich aufrichtete, um ihn von ihren um ihre Hüfte bauschenden Röcken zu schubsen, umschloss er ihren Nacken und presste sie an sich. Duncan nutzte ihren Drang empört aufzuschreien und küsste sie hart, wobei ihm ihre geöffneten Lippen widerstandslos einließen. Nach einer Schrecksekunde stieß sie ihn von sich und schlug ihm ins Gesicht. Er verstärkte seinen Griff in ihrem Nacken, was sie unterdrück aufstöhnen ließ und zog sie wieder an sich. Ihre Hände drückten gegen seine breite Brust, ohne sie um einen Millimeter zu verschieben, was ihr deutlich vor Augen führte, dass sie in einer körperlichen Auseinandersetzung gegen ihn keine Chance hatte.
„Lassen Sie mich los!“
Verzweifelt schlug sie nach ihm und wurde unsanft nach hinten gezogen. Duncan schob sich über sie und zwängte sein Knie zwischen ihre Schenkel, die sie bei diesem Ansturm fest zusammenpresste. „Nein!“
Sie versuchte sich unter ihm hervor zu winden und stieß sich einen Ast in den Rücken, der ihre Gegenwehr sekundenlang außer Gefecht setzte. Er nutzte seine Zeit, um ihre Röcke weiter über ihre Hüften zu schieben und sich ihrer wenig zeitgenössischen Unterwäsche zu entledigen. Die feine Spitze zerriss mühelos unter seinen Fingern. Aufschreiend schlug sie nach ihm und kratzte ihn durchs Gesicht.
„Ich habe dich gewarnt!“ knurrte Duncan, fing ihre Hände ein und hielt ihre Gelenke über ihrem Kopf gefangen.
„Nicht! Hören Sie auf!“
Er küsste sie und drängte ihre Beine weiter auseinander, um sich zwischen ihnen niederzulassen. Hart drückte seine Erregung gegen ihren entblößten Schoß und ließ sie panisch aufschluchzen. Er entließ ihr Kinn aus seinem festen Griff, um ihren Po anzuheben, was Katrin für einen weiteren unerhörten Appell nutzte.
„Du kannst mich hier nicht abweisen… hier nicht!“ flüsterte er an ihren Lippen und drang erbarmungslos in sie ein. Verzagt verstärkte sich ihre Gegenwehr und sie versuchte ihn von sich zu stoßen, indem sie aufbockte, aber unter seinem Gewicht und seinem eisernen Griff um ihre Handgelenke und ihrer Hüfte, erreichte sie nicht das erwünschte Ziel, sondern half ihm ihre Position zu seinen Gunsten zu verbessern. Hart stieß er immer wieder in das zarte Fleisch und ergoss sich mit einem harschen Stöhnen in ihren Tiefen. Bewegungslos verharrte er in seiner gewaltsamen Haltung und drängte jedem Gedanken an Reue aus seinem Fokus. Er hatte sie gewarnt, dass ihre Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen würden und obwohl er nie eine Vergewaltigung im Sinn gehabt hatte, war es sicher weniger schmerzhaft, als die Peitsche, die sie für ihre wiederholten Angriffe auf ihn und seine Männer verdiente. Wenn sie in Edinburgh mit ihm zusammen gewesen wäre, sich ihm nicht dauernd entblößt präsentieren würde, und ihn nicht ständig mit ihren Fluchtversuchen reizen würde, wäre das hier nicht passiert. Er spürte sie leichten Erschütterungen ihres Körpers, die von einem stillen Weinkrampf ausgelöst wurden und lockerte seinen Halt an ihren Handgelenken. Langsam schob er sich von ihr runter und richtete seine Kleidung. Wahrscheinlich waren ihre Schmerzensschreie bis zu seinen Männern gedrungen und er fragte sich, ob es nicht besser war, seinem Clan die Wahrheit über ihren Gast zu erzählen. Der Gedanken, seine Leute konnten denken, er würde seine Schwester beschlafen gab den Ausschlag. Katrin blieb weinend liegen und presste die Schenkel zusammen. Sie spürte, wie ein laues Lüftchen über ihr geschundenes Fleisch strich und rollte sich zusammen, um sich die Röcke über die Beine ziehen zu können. Entgeistert fragte sie sich, wie sie jemals mit diesem Mann hatte intim werden wollen und bemühte sich, die scheußliche Erinnerung aus ihrem Inneren zu verscheuchen. Seine unmittelbare Nähe und das Geräusch seines beschleunigten Atems, zerrten die Reminiszenzen ungnädig zurück in ihr Bewusstsein. Langsam beruhigte sie sich und wappnete sich für den unvermeidlichen nächsten Angriff. Er ließ ihnen Zeit in die Gegenwart zurückzukommen, schließlich mussten sie nicht auch noch aussehen, als wären sie gerade zusammen gewesen und wartete, bis ihre schlimmsten Schluchzer verebbten, bevor er sie anwies, sich zu Recht zu machen. Verächtlich sah sie zu ihm auf und senkte ihren Blick verlangend auf seinen Dolch, der unverrückt an seinem Gürtel hing. Da sie keinerlei Anstalten machte seinen Wünschen nachzukommen, zog er sie grob hoch und zerrte selbst an ihrem Ausschnitt, um die üppigen Rundungen ihrer weichen Brüste zurück in ihr Gefängnis zu schaffen. Fluchend schlug sie nach ihm und fand sich im nächsten Moment in der harten Umklammerung seiner Arme wieder.
„Anscheinend hat dir deine Bestrafung gefallen, nun, wenn du eine Wiederholung wünschst…“
Sie versuchte ihren Kopf wegzudrehen und spürte, wie seine Lippen an ihrem Mundwinkel abglitten und über ihren Hals wanderten. Grob schwang er sie herum und presste sie gegen einen Baum, um ihre Röcke hochzuziehen und sich zwischen ihre Schenkel zu quetschen.
„Nein!“ kreischte sie hilflos und erinnerte sich panisch an den Dolch. Sie schluckte ihre Angst runter und wurde in dem Moment losgelassen, in dem sie nach der Waffe greifen wollte. Duncan stieß sich von der entsetzten Frau ab und bedachte sie mit einem letzten drohenden Blick, bevor er ihren Arm ergriff und sie hinter sich her zur Straße führte. Kurz vor der Baumgrenze musterte Duncan, die bockige Frau, die beständig versuchte ihren Arm aus seiner Umklammerung zu befreien und entschied, dass ihr derangiertes Äußeres durchaus durch ihre kopflose Flucht ins Unterholz entstanden sein konnte und ihr verweintes Gesicht auf eine mit physischer Gewalt ausgeführte Bestrafung. Durchaus möglich, dass seine Männer glaubten, er habe sie geschlagen. Er schubste sie auf die Straße und ordnete an, dass sie sie zurückbrachten und sie den Weg zu Fuß zurücklegen sollte und ritt selbst nach Glennrosen, um dem anderen Suchtrupp eine Nachricht überbringen zu lassen, dass sie das Problem gefunden hatten. 

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