Biografien & Erinnerungen
Erinnerung aus meiner Jugendzeit ...

Erinnerung aus meiner Jugendzeit ...

Ich liebte damals ins Theater zu gehen und so hatten meine Mutti und ich ein Prämierenabonnent. Unser Stammplatz war in der Mitte der dritten Reihe und so hatten wir praktisch fast die Bühne vor der Nase und dies brachte mich bei Hamlet in große Verlegenheit.

Da ich als Verkäuferin bei Konsum gearbeitet hatte und damals diesbezüglich sehr viel und auch körperlich schwer arbeiten musste, war ich an diesen besagten Theaterabend sehr müde. Da ich aber unbedingt Hamlet sehen wollte und ja auch das Abo hatte, kam ich abgehetzt und Hundemüde am Theater an, wo schon meinen Mutti und unsere Nachbarin auf mich ungeduldig  gewartet hatten. Auf meine Frage warum sie noch nicht drinnen Platz genommen hätten, sagte meine Mutti dass Frau R. gerne bei ihr sitzen wollte und ich ihren Platz in der zweiten Reihe nehmen sollte. So saß ich an diesen Abend also noch näher an der Bühne und auch genau in der Mitte. Das Stück faszinierte mich, aber da an diesen Freitag große Warenlieferung war und wir Mädchen den Wagen abladen mussten. Alles von Hand, denn Hubwagen oder andere Hilfe gab es damals noch nicht, wir mussten alles einzeln in den Lagerraum tragen, dadurch war ich also sehr müde und diese Müdigkeit hatte mich plötzlich fest im Griff und so musste ich kurz eingenickt sein. Spürte nur dass mich jemand leicht am Arm schüttelte und kam in dem Moment wieder zu mir, als Hamlet den bekannten Satz sagte ... Sein oder Nichtsein das ist hier die Frage ... , hörte diesen Satz und sah gleichzeitig diesen Totenschädel den Hamlet , genau mit ausgestreckter Hand, praktisch vor mein Gesicht hielt. Vor Schreck sprang ich vom Platz auf und plumpste geschockt wieder zurück und alle um mich herum grinsten mich an. Diesen wütenden Blick vom Schauspieler in diesen Moment und auch danach, werde ich wahrscheinlich nie vergessen.

Meine Mutti und Frau R. zogen mich noch lange damit auf und jedes Mal, wenn bei Frau R. wieder ein Untermieter vom Theater bei ihr einzog, warnte sie den vor mir. Durch Frau R. entdeckte ich meine Liebe zum Theater, denn sie nahm immer Schauspieler zur Untermiete auf. So lernte ich auch Harald Serafin, der 1965/1966 bei der württemb. Landesbühne in Esslingen spielte und in dieser Saison bei ihr zur Untermiete wohnte und auch ihn warnte sie lachend vor mir, aber er meinte bei seinem Gesang würde ich bestimmt nicht einschlafen und so war es auch. Er war ein ganz lieber und von seinem Gesang war ich damals, und auch heute noch, begeistert und habe heimlich für ihn geschwärmt, aber schwärmen ist  ja auch erlaubt.

© Copyright MarianneK 27.04.2010