Biografien & Erinnerungen
Shari - Dein Start in´s Leben

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"Shari - Dein Start in´s Leben"
Veröffentlicht am 14. April 2010, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Lass Dich nicht von Deinen Ängsten daran hindern, Deine Träume wahr zu machen. (Sergio Bambaren) -------------------------------------------------------------------------------------------- Als Kind habe ich schon sehr gerne gelesen und Aufsätze geschrieben. Ich habe Geschichten geschrieben und sie als \\\"Buch\\\" zusammengeheftet. :-) Mein Vater hat mich da sehr geprägt. Er konnte mir auch stundenlang vorlesen, das war wunderschön... Er hatte ...
Shari - Dein Start in´s Leben

Shari - Dein Start in´s Leben

Beschreibung

Heute wäre meine Shari 23 Jahre alt geworden. Diesen Tag habe ich zum Anlass genommen, von ihrer Geburt zu erzählen - einer ungewöhnlichen Pferdegeburt.

Dein Start in´s Leben 

Elf  spannende Monate der Tragzeit näherten sich dem Ende entgegen – elf Monate braucht ein Pferdekind, sich im Mutterleib vollständig zu einem kleinen grazilen, langbeinigen Wesen zu entwickeln, das später mit dem Wind um die Wette laufen möchte…
Suleika,, meine damals sechsjährige Trakehnerstute war nun schön rund und auch ruhiger geworden.
Jeden Tag, wenn ich in den Stall kam und sie versorgte, schaute ich genau nach den ersten Anzeichen der nahenden Geburt. Zuhause war in einer Ledertasche schon alles fertig gepackt, was ich brauchen würde, wenn es losgehen sollte.

Die Anzeichen sind unter anderem ein Einfallen und Weichwerden der Muskulatur der Kruppe  und der Dehnung der dazugehörigen Bänder (Bänderrelaxation) Dann das Anschwellen von Euter und Schambereich. Ab und an können schon einige Tropfen Milch abgehen.  
Dann bilden sich sogenannte Harzpfropfen an den Zitzen. Aber erst ganz unmittelbar vor der Geburt weist das Euter eine pechschwarze Farbe –
wie frisch gewaschen – auf und glänzt fast.

 Am Abend des 13. April sah ich und hatte es auch ganz deutlich im Gefühl, dass das Fohlen heute Nacht wohl kommen würde. Suleika bewohnte eine riesengroße Abfohlbox von 4,5 x 6,0 Meter. Die Box war frisch gekälkt und dick mit frischem Stroh eingestreut.
Auf der Stallgasse stellte ich meine Liege auf, hatte in meiner Tasche alles Nötige dabei und für mich zum Wachbleiben eine riesen Flasche Cola. Ich trinke sonst eigentlich keine, wollte aber auch keinen Kaffee, also blieb mir nur die Alternative…
Der Enkel, der Bauern auf dem Hof, wollte unbedingt dabei sein, wenn das Fohlen käme und ich versprach, ihn zu wecken. Er war ein so lieber kleiner Kerl, ich denke heute noch oft und gern an ihn. Ich gab Suleika wie gewohnt ihr Futter, machte ein kleines Notlicht an, dass die Pferde zur Ruhe kamen und legte mich auf die Liege.
Dann, es ging schon dem Morgen des neuen Tages entgegen, musste ich nur kurz eingenickt sein und hatte von Suleika geträumt, schreckte hoch und sah, wie ihre dunklen Augen mich ganz tief und lange anblickten. Ganz ruhig stand sie da und schaute mich an…
Ich begriff sofort, stand schnell und leise auf, schaute nach ihr und sah ihr glänzendes, schwarzes Euter und wusste, es geht los. Normalerweise fohlen Pferde in Zeiten ab, wo sie sich ganz allein und ungestört wissen und präsentieren dann dem Besitzer meist schon ein lustig herumspringendes Fohlen. Nicht so Suleika. Wir hatten eine ganz enge Bindung und sie vertraute mir gänzlich. Deswegen kam sie auch zu mir, als es losging…
Schnell streifte ich mir die Latexhandschuhe über und holte eine abgekochte Bandage und band Suleika den Schweif (Pferdeschwanz) ein. Das tat ich aus folgendem Grund, damit die Schweifhaare nicht verschmutzen und verkleben, wenn die Nachgeburt später abgeht und aus sonstigen hygienischen Gründen. Kaum hatte ich den Schweif ein – und hochgebunden, ging das Fruchtwasser ab. In dem Moment wollte Suleika sich hinlegen. Maidenstuten (erstgebärende Stuten) haben oft eine Angewohnheit, die gefährlich werden kann, sie legen und kuscheln sich in eine Ecke, meist so, dass das Fohlen keinen Platz hat, herauszukommen – so auch meine Dicke… Ich sagte zu ihr, dass sie so nicht liegenbleiben kann und sie stand nochmal auf und ging neben mir her, bis zur Boxenmitte. Da legte sie sich hin, fast schon wie ein Hund….
Ich flitze kurz aus dem Stall und weckte die Bäuerin Frau K. und ihren Enkel.
Sie glaubte mir erst nicht, dass es schon weit wäre und folgte mir in den Stall. Da war Suleika wieder aufgestanden und wartete an der Tür.
Als ich kam, legte sie sich wieder hin.
Heute noch habe ich den Ausruf von Frau K. „Jessas Gott!“ in den Ohren und muss während ich die Zeilen schreibe, breit schmunzeln…
Schnell holte sie sich einen Morgenmantel.
Inzwischen hatte die Austreibungsphase begonnen. Vorsichtig überprüfte ich mit desinfizierten Fingen, die Lage des Fohlens, ob der Kopf richtig lag. Alles war ok und ich war nur noch freudig gespannt, nicht aber besorgt. Suleika machte ihre Sache prima. Ich war bei ihr am Kopf und Frau K. war hinten bei ihr und umfasste die nun zum Vorschein kommenden Vorderbeine mit den kleinen Hüfchen. Jetzt kam der spannende Moment, wo der Schultergürtel – die breiteste Stelle – den Geburtskanal passierte. Mit jeder Wehe zog Frau K. nur ganz leicht aus dem Handgelenk mit. Als der Schultergürtel draussen war, öffnete ich schnell die Eihäute über Shari´s Kopf und schlug sie wie einen Kragen nach hinten. So konnte Shari schon atmen. Noch kurz den Schleim aus den Nüstern gewischt – eine letzte Wehe noch, und die kleine Maus war da… Ich war überwältigt und überglücklich. Suleika war klug, sie legte sich ganz auf die Seite und ruhte sich kurz aus und ich musste den kleinen Springinsfeld festhalten, ich wollte, dass die Nabelschnur erst gänzlich aufhörte zu pulsieren, dann waren alle wichtigen Nährstoffe der Mutter beim Fohlen.
Dann bewegte sich Suleika. Ich stand sachte auf und ging zurück. Mutter und Tochter sahen sich jetzt das erste Mal. Beide wieherten sich im gleichen Moment zu und sahen sich an. Die beiden Stimmen höre ich noch heute… Ein Bild, was ich mein ganzes Leben lang nie wieder vergessen werde.
Dann standen beide synchron auf. Nun riss die Nabelschnur und mit ihr auch die letzte embryonale Verbindung zur Mutter. Shari stand nach vier Aufstehversuchen auf ihren langen, staksigen Beinen und suchte zielsicher nach dem Milchquell. Suleika erwies sich als eine sehr liebevolle Mutter und schob das Kleine in die richtige Position.
Einmal ging ich noch in die Box und musste Shari noch mit Jodtinktur den Nabel desinfizieren, dann überließ ich die Beiden sich selbst und rief meinen Schwager an, der Tierarzt ist, dass er kommen sollte. Ich bat ihn, die Beiden zu gründlich untersuchen, die Nachgeburt auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen  und die erste Fohlenimpfung zu verabreichen.  Ich bedankte mich herzlich bei Frau K. für ihre Hilfe. Für sie war das auch ein schönes Erlebnis - hatte sie bislang nur Kälbern und Ferkeln auf die Welt geholfen, jedoch  noch nie einem Fohlen
Als ich wieder in den Stall kam, sah ich Shari gierig Milch trinken und dass bei Suleika die Nachgeburt abging. Ich band sie hoch, damit sie nicht drauftrat und gab ihr dann einen Arm voll frischem Heu, etwas Luzerne und eine warme Mash, einem Brei aus gequetschtem Hafer und Weizenkleie. Dazu gab ich dann Kräuter und Mineralfutter. Suleika genoss mit sichtlichem Appetit ihr Fressen und ich war überglücklich. Nachdem das erste Fohlenpech (erster Kotabsatz) abgegangen war, konnte ich in Ruhe nach Hause fahren und meinen Eltern die frohe Kunde überbringen, dass jetzt zwei wunderhübsche Trakehner im Stall stehen.
Die Geburt war so schnell und reibungslos verlaufen. Um 3:45 Morgens ging´s los und um 4:14 Uhr am 14.04.1987 war Shari da.

Heute wäre sie 23 Jahre geworden. Sie fehlt mir unendlich und ich werde sie und ihre Mutter immer in meinem Herzen bewahren.
Ich bin Beiden unendlich dankbar für ihre Liebe, Treue und die schöne Zeit, die wir miteinander hatten. Ich werde immer den Pferden verschrieben sein, doch bleiben meine Trakehner-Mädchen unvergessen und irgendwann werden wir uns wiedersehen, daran glaube ich ganz fest.

 

 

                                                                                                                                                                                    HG. 14.04.2010

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Hörbuch

Über den Autor

Shari
Lass Dich nicht von Deinen Ängsten daran hindern, Deine Träume wahr zu machen. (Sergio Bambaren) -------------------------------------------------------------------------------------------- Als Kind habe ich schon sehr gerne gelesen und Aufsätze geschrieben. Ich habe Geschichten geschrieben und sie als \\\"Buch\\\" zusammengeheftet. :-) Mein Vater hat mich da sehr geprägt. Er konnte mir auch stundenlang vorlesen, das war wunderschön... Er hatte auch für fast jede Situation ein Busch - Zitat parat... Für mich ist ein Buch ein treuer Freund, der überall dabei sein kann - wenn ich ein gutes Buch in den Händen habe, kann ich mich darin so vertiefen, daß ich gar nicht mehr da bin. Gute Literatur und Musik können einen so wunderbar in´s Reich der Träume und Phantasie entführen. Ich freue mich, daß ich auf diese schöne Seite gekommen bin, da bin ich Norbert zu allergrösstem Dank verpflichtet - ich habe hier wunderbare Menschen kennengelernt und freue mich jeden Tag auf Neues hier in Mystorys. Meine anderen grossen Hobbys sind die Fotografie, insbesondere Kinder, Tier- und Makroaufnahmen. Wer Lust hat, kann mich auch bei der fc Fotocommunity besuchen... http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1110696 Die Bildbearbeitung am PC macht mir auch grossen Spaß. Da kann man tolle Stimmungen zaubern...

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Shari Re: Shari -
Zitat: (Original von baesta am 14.05.2010 - 14:06 Uhr) Eine sehr schön geschriebene Pferdegeschichte. Ich liebte Pferde und überhaupt alles was ein Fell hat, schon als Kind über alles. Leider hatte ich nie die Möglichkeit, selbst eines zu besitzen, habe mich deshalb mit kleineren Tieren (Wellensittich, Zwergkaninchen und jetzt ein 12-jähriger Kater, den ich auch sehr liebe) begnügt. Eine Frage noch sei mir gestattet. Geht die Geschichte von Shari weiter? Konnte leider noch nicht alle Deine Bücher lesen.
LG Bärbel



Hallo Bärbel,
ich freue mich, dass Dir meine Geschichte, die ja autobiografisch ist, gefällt. Angefangen hab ich auch mit Kleintieren - ach ich hatte einen ganzen Zoo beieinader - ach was war das schön - ich liebe auch alles, was Fell und Federn hat - überhaupt die Natur...
Zu Deiner Frage - ja, ich möchte irgendwann weiterschreiben, aber das braucht noch, irgendwann wollte ich über alle meine Pferde schreiben
Shari entstand relativ kurzfristig, sie hätte an diesem Tag Geburtstag gehabt und da kam das alles auf einmal hoch und dann schrieb es in mir :-)

LG. Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Shari - Eine sehr schön geschriebene Pferdegeschichte. Ich liebte Pferde und überhaupt alles was ein Fell hat, schon als Kind über alles. Leider hatte ich nie die Möglichkeit, selbst eines zu besitzen, habe mich deshalb mit kleineren Tieren (Wellensittich, Zwergkaninchen und jetzt ein 12-jähriger Kater, den ich auch sehr liebe) begnügt. Eine Frage noch sei mir gestattet. Geht die Geschichte von Shari weiter? Konnte leider noch nicht alle Deine Bücher lesen.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Shari - Eine sehr schön geschriebene Pferdegeschichte. Ich liebte Pferde und überhaupt alles was ein Fell hat, schon als Kind über alles. Leider hatte ich nie die Möglichkeit, selbst eines zu besitzen, habe mich deshalb mit kleineren Tieren (Wellensittich, Zwergkaninchen und jetzt ein 12-jähriger Kater, den ich auch sehr liebe) begnügt. Eine Frage noch sei mir gestattet. Geht die Geschichte von Shari weiter? Konnte leider noch nicht alle Deine Bücher lesen.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Re: Beim Lesen....... -
Zitat: (Original von seelenfluegel am 15.04.2010 - 17:34 Uhr) bekomme ich das Gefühl, dass Du Dich noch so gut erinnern kannst, als wäre es gestern gewesen. Jedes Detail auch wie die Box und die Beschaffenheit der Wände aussah ist Dir geblieben. Mir geht das so mit dem Ferienhaus in Adelboden, in welchem wir jedes Jahr unseren Familienurlaub verbrachten. Wenn ich die Augen schliesse so erinnere ich mich sogar an den Geruch der Holzwände von dem Chalet.

Ich weiss wieviel Shari Dir bedeutet hat und in Dir lebt sie immer weiter

LG Karin



Liebe Karin, danke Dir...

Ja, die Erinnerung ist so frisch, als sei es gestern gewesen.
Was Du schreibst, bezüglich dem Ferienhaus, kann ich auch nachvollziehen. Auch ich habe Geruchsbilder im Kopf.
Als ich z.B. in den Dales war, hing auch so ein würzig, leicht modriger Geruch in der Luft.. Ich freue mich, dass Du da warst und Dir Zeit für meine Geschichte genommen hast...

LG. Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Re: Alles Gute zum Shari-Tag!!! -
Zitat: (Original von verzaubert am 15.04.2010 - 07:33 Uhr) Liebe Heidi, du hast die Geburt deiner Kleinen so liebevoll beschrieben, dass mir das Herz aufgegangen ist...
Du hast ein echtes Wunder miterleben dürfen und kannst stolz auf deine Mädchen sein!
Eine liebe Umarmung aus Berlin
deine Steffi :-)))))



Danke Dir, liebe Steffi!
Ja, ich hab ein Wunder miterlebt - das ist mir mehr als bewusst...
Dafür bin ich meinen Mädchen auch unendlich dankbar und auch für ihr grenzenloses Vertrauen. Hab mich sehr gefreut, dass Du da warst!

Liebe Grüsse aus den Schwäbischen Highlands
Deine Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
verzaubert Alles Gute zum Shari-Tag!!! - Liebe Heidi, du hast die Geburt deiner Kleinen so liebevoll beschrieben, dass mir das Herz aufgegangen ist...
Du hast ein echtes Wunder miterleben dürfen und kannst stolz auf deine Mädchen sein!
Eine liebe Umarmung aus Berlin
deine Steffi :-)))))
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Re: -
Zitat: (Original von Damian am 14.04.2010 - 23:24 Uhr) Das ist wirklich schön und umso schöner für dich, dass du diese Erinnerung noch so festgehalten hast.

LG



Vielen Dank, Sabrina1 Freue mich, wenn Dir die Geschichte gefallen hat...

LG. Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
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