Romane & Erzählungen
Liebe auf Zeit Teil 3

 

Wie gebannt schaut Anna dem bunten Regenbogenkreis zu, den die Sonne in das kleine Cafe gezaubert hat. Inzwischen tanzt er von ihrer Fußspitze zur Fessel und wieder zurück. ´Welche Freude kann so ein kleines Lichtspiel einem doch bereiten, selbst wenn man noch so traurig ist`. Gedankenverloren setzt Anna das kleine Espressotässchen an ihre Lippen, verzieht den Mund und schüttelt sich. „Der ist ja eiskalt, das ist ja widerlich, wie dieser Kaffee schmeckt, nein wirklich das ist ja eine Zumutung, was Sie mir hier vorsetzen“. O bitte, Anna, dein Cafe steht seit zehn Minuten vor dir, wie soll der bitte schön noch heiß sein. Mario trifft da nun wirklich absolut keine Schuld. Du bist es, die heute alles mies machen will. Während Anna über ihre schlechte Laune und den Grund nachdenkt, merkt sie, wie ungerecht und dumm sie sich gerade verhält. Kein Mensch in diesem Raum hat ihr etwas getan. Die beiden Herren sind ausnehmend zuvorkommend und nett, sie können wirklich nichts dafür, dass Martin und Caro auf Entdeckungsreise sind. Verreist sind sie natürlich nicht, diese beiden Herzchen, sie sind nur gerade dabei sich gegenseitig zu entdecken. O Gott, wie niederträchtig und hinterhältig von Caro. Dieses Biest hat doch wirklich jede Möglichkeit genutzt, um sich an Martin ran zu machen und ich war so blöd und hab es nicht bemerkt. Im Gegenteil, ich war ihr dankbar, für die Lebensweisheiten, die sie mir immer gegeben hat. „Anna, sei nicht dumm, du bist viel zu lieb. Du machst dich so klein, wenn du immer spurst und Martin jeden Wunsch von den Augen abliest. Sei ein bisschen selbstsicherer, zieh dich zurück, mach dich rar, dann wird er dich auch mehr wahrnehmen und bewundern“. Ja, genau das war Caro und ihre liebe Art, aus Anna eine echte Powerfrau  machen zu wollen. Nun saß sie also da, diese Beinahe-Powerfrau und meckerte den Besitzer des kleinen Cafe´s an.

„Komm, Mario, mach der Lady einen neuen, diesmal aber heißen Espresso. Wir wollen doch nicht, dass sie mit uns grollt, schließlich freuen wir  uns doch, so nette Gesellschaft genießen zu dürfen“, Peter blinzelt dem jungen Mann zu und wendet sich dann an Anna „Bitte, wer hat Sie so sehr geärgert, dass nicht einmal ein so schöner Tag wie heute, ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern kann. Kann es einen Menschen auf der Welt geben, der Ihnen etwas Böses will? Ich könnte Ihnen niemals weh tun“. Naja denkt Anna, du hast gut reden, du kennst mich doch gar nicht, du weißt doch gar nicht was ich für ein Mensch bin, wie kannst du wissen, dass du mich nie verletzen würdest. Ausschauen tust du auf jeden Fall so, als wärest du ein Meister im *Frauenunglücklichmachen*. Aber was soll´s, ich nehme deinen kleinen Versuch, mich aufzuheitern, an. Anna blickt sich suchend um, Mario versteht sie wortlos und mit einem Nicken zeigt er auf eine Tür, hinter der Anna kurz darauf verschwindet. Sie dreht den Wasserhahn auf und lässt den kalten Strahl über ihre Handgelenke laufen, dann hält sie die Handflächen unter das Wasser und danach legt sie die feuchten Hände auf ihr Gesicht. Sie atmet ein paarmal ein und aus, tupft sich mit einem kleinen weißen Handtuch, welches sich liebevoll in einem kleinen Drahtkörbchen, mit anderen Gästetüchern tummelte, das Gesicht trocken, fährt sich mit den Fingern durch die Haare, trägt ein bisschen Lippenstift auf und geht wieder zurück in das Cafe.

Friede, ich will nichts als Friede und Entspannung, ja und wenn diese Beiden hier, mich mit Nettigkeiten aufmuntern, dann will ich das jetzt einfach mal annehmen. Soll ich weiter schluchzend zu Hause auf der Couch sitzen und mir Gedanken machen, wo und wie, sich mein Herz und meine Herzensfreundin gerade amüsieren, nein wirklich nicht. Sollen sie glücklich werden. Hilfe, nein sollen sie nicht, ich wünsche den Beiden die Pest an den Hals. Ach bitte Anna, so geht das nicht, du kannst dir doch nicht gerade Frieden wünschen und dann solche Gedanken haben. Denk nicht an Martin und Caro, jag sie aus deinem Kopf und wenn möglich auch aus deinem Herzen. Wut ja, das geht, aber gleich Krankheiten, nein das ist wirklich böse.

OK ich versuche nicht an meine *Liebsten* zu denken. Ich werde ihnen aber ganz sicher nicht alles Gute wünschen, das geht dann doch ein bisschen zu weit.

Anna´s Blick bleibt direkt in Peters Augen hängen. Nein, denkt sie, ich will das nicht, ich kenne diesen Menschen doch gar nicht. Das Beste ist, wenn ich meinen Kaffee bezahle und mich zu Hause ins Bett lege. Ich muss hier raus, ehe etwas passiert. Natürlich wäre es das einzig richtige, jetzt zu gehen, den Blick von diesem Fremden zu nehmen und ihn nie wieder zu sehen. Aber sie hat eine Sekunde zu lange gezögert und es ist ihr klar, dass sie nicht mehr gehen kann…..

 

Fortsetzung folgt…