Romane & Erzählungen
Beobachtungen eines PCs 1.Teil

Beobachtungen eines PC`s

 

Also mal ganz ehrlich, ich bin eigentlich keine Plaudertasche und ich weiß auch ganz genau, dass Sie lieber Leser,meine kleine Plauderei  garantiert nicht weiter erzählen werden, vor allen Dingen darf es meine Besitzerin niemals erfahren. Wenn diese nämlich merkt, dass ich sie so genau beobachte, dann könnte es sein, dass sie mich in einen  schweigsameren Computer umtauscht.

Für mich wäre das sehr fatal, weil ich mich bei ihr nämlich so richtig wohlfühle und  mir auch sicher bin, dass sie mich sehr mag. 
Ja, ich würde sogar behaupten, ohne Arroganz versteht sich, sie ist abhängig von mir.
Sehr abhängig!.

Nun überlege ich, wie ich ihr ein bisschen schmeicheln kann, falls sie doch irgendwann einmal  erfährt, dass ich nicht so wirklich verschwiegen bin.

Naja sie ist recht hübsch, nicht wirklich schön, sondern so ganz Besonders. Ich mag ihre Hände, oder besser gesagt ihre Finger, die sind…. so ….hart und doch auch zart, so sanft und auch wieder brutal hämmernd, so  voller Kraft und das, obwohl sie sehr schlank und feingliedrig sind. Ja und sehr gepflegt sind sie.
Samtweiche Haut und leicht glänzende Fingernägel, einfach wundervoll.

Ich glaube so habe ich sie recht gut beschrieben, mehr braucht man nicht zu wissen, um diese Geschichte zu lesen.

Ja also, dann fang ich mal damit an,iIhnen zu erzählen, was ich so am Rande mitbekommen habe.

Gestern kam eine Mail, von einem vollkommen Unbekannten:

Liebe Frau Sarah,
ich habe ihre Geldbörse gefunden und würde sie ihnen gern zukommen lassen.
Mit freundlichen Grüßen Antonio.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Sarah der Verlust überhaupt noch nicht aufgefallen. Sie durchwühlt ihre Tasche und wirklich, die schwarze Lacklederbörse ist nicht da.

Sie legt ihre zarten  Finger auf die Tastatur und tippt ganz flink:

Sehr geehrter Herr Antonio,
bis jetzt hatte ich meine Geldtasche noch gar nicht vermisst. Ich danke Ihnen und bin sehr froh, dass Sie sie gefunden haben. Bitte teilen Sie mir mit, wo ich mir die Tasche abholen kann.
Mit freundlichen Grüßen Sarah.

Keine 2 Minuten später kommt eine Mail von Antonio:

Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen die Wertsachen am Fundort übergeben könnte.
Ich habe gestern, am Heiligen Abend, bei der Christmesse, eine Bank hinter Ihnen gesessen und als Sie aufgestanden sind, lag die Börse auf der Bank. Sie waren so beschäftigt, mit Umarmungen und guten Wünschen, dass Sie es nicht bemerkt haben.
Ich wollte Sie darauf aufmerksam machen, doch plötzlich waren Sie in der Menge verschwunden und so habe ich  das Fundstück an mich genommen.
Ich hoffe, ich wirke nicht zu vorlaut, wenn ich Sie bitte in die Kirche zu kommen, dort möchte ich Ihnen gern die Tasche übergeben. 
Mit lieben Grüßen Antonio.

Aha, er ist schon bei "lieben Grüßen", der Herr Antonio.

Mir würde es morgen um 10 Uhr passen. Ich treffe mich mit Freunden in der Stadt und so hätte ich nur einen Weg.
Dankbare Grüße Sarah.

Ich denk so bei mir, das hört sich aber ein bisschen sehr schwülstig an,

"Dankbare Grüße, Sarah".

Fehlt nur, dass sie schreibt: Ihre Sarah. Na gut sie hat es ja nicht getan, warum also sollte ich sie kritisieren.

Nun kann ich wieder nur mutmaßen. De Beiden haben sich in der Kirche getroffen, einige Freundlichkeiten ausgetauscht und dann wechselte die Börse über, zum rechtmäßigen Eigentümer.

Kaum ist Sarah zu Hause, stürzt sie zu mir hin und ist schon wieder bei den Emails. Ganz oben, als allererstes hat der Herr Antonio eine Nachricht geschickt:

Liebe Sarah,
ich hoffe es ist nicht zu vermessen, wenn ich Sie so anrede. Ich habe diesen Moment mit Ihnen, in der Kirche so sehr genossen, gern würde ich an diesen kurzen Augenblick anknüpfen und Sie wiedersehen.
Darf ich es wagen, Ihnen ein Küsschen auf die Wange zu schicken.
Ganz liebe Grüße Ihr Antonio.

Na, wie schaut denn meine Sarah. Nein, eigentlich schaut sie nicht, sie strahlt, sie strafft ihren Körper und wirkt gerade so, als hätte sie ein paar neue Schuhe gekauft oder jemand hätte ihr ein wunderschönes Kompliment gemacht. 
Ich merke, wie sie ihre Finger leicht auf meine Tasten legt und wie sie dann urplötzlich wieder inne halten.
Was ist los, meine Liebe, nun schreib schon.
Aber Sarah steht auf und lässt mich eiskalt links liegen, so als hätte ich ihr diese Mail niemals präsentiert.

"Nein", sagt sie dann, "heute antworte ich nicht, das mach ich morgen…………………"

Ich kann mich nur entschuldigen, bitte seien Sie geduldig, ich muss es auch sein.
Ich bin mir sicher, dass sie morgen antwortet und Sie sind die ersten, denen ich es mitteile,

verbundenste Grüße Ihr PC-Hansi………..

 

2.Teil

Meine Sarah liest  den Text von Antonio immer und immer wieder. Ich weiß ja nun nicht, was da so aufregend dran ist. Vor allen Dingen die Sache mit dem Küsschen, muss ihr wohl sehr gefallen haben.

nächster Tag:
Guten Morgen Antonio,

Ich bin gestern leider nicht mehr an den PC gekommen. Ich habe mich sehr über Ihre  Nachricht gefreut,  die ich gerade eben erst entdeckte. O ja, vermessen ist  Ihr Ansinnen schon.  Jedoch hat es auch mich sehr berührt, denn, obwohl wir uns  doch gar nicht kennen, fand ich es sehr schön,  mich mit Ihnen zu unterhalten. Sicherlich hat auch dieser wunderbare Ort dazu beigetragen, dass wir uns so prächtig verstanden haben.
Warum sollten wir nicht, wenn wir uns zufällig über den Weg laufen, gemeinsam einen Kaffee trinken. Ich würde es sehr genießen den kleinen Plausch mit Ihnen fortzuführen.

Es grüßt sie ganz herzlich Ihre Sarah.

Wie verlogen, sie doch ist. Den ganzen gestrigen Tag hat sie nur an diese Mail gedacht, ist um mich herum geschlichen und nun tut sie so, als hätte sie rein zufällig, so zwischen den 20 oder 30 anderen Mails, diese 1 Nachricht gefunden.
Na ich weiß nicht, aber bitte, wenn sie so tun will, als ob es sie nicht interessiert, mich geht das ja nichts an.
Ich sehe und höre sie den ganzen  Tag durchs Haus wuseln. Noch nie hat sie mir so viel Aufmerksamkeit wie heute geschenkt. Es vergehen keine 2 Minuten in denen sie mich nicht besucht. Gern würde ich glauben, daß dieses Interesse mir ganz allein gehört. Jedoch hege ich da starke Zweifel.

Am Nachmittag ist Antonio wieder da. Ich sage Ihnen,  die Mail war noch nicht einmal richtig im Briefkasten angekommen, da sitzt meine Sarah auch schon Auge in Auge vor mir, starrt wie gebannt auf den Bildschirm und liest freudig erregt:

 

Liebste Sarah,

ich habe mich so sehr über Ihre Antwort gefreut, dass ich Ihnen doch noch rasch schreiben möchte.
Bitte lachen Sie jetzt nicht, aber mein sehnlichster Wunsch wäre es, Sie jetzt vor mir zu sehen und meine Arme ganz sanft um Ihren Körper zu legen.
Vielleicht haben Sie ja auch diesen kleinen Zauber zwischen uns gespürt. Ich würde mich sehr freuen, wenn unser Kennenlernen bei Ihnen das gleiche wohlige Gefühl ausgelöst hätte.

Fühlen Sie sich ganz zärtlich auf die Wange geküsst.

Ihr voller Sehnsucht auf Antwort wartender Antonio.

 

Naja irgendwie hört sich das jetzt schon ein bisschen intim an.

Ich bin mir sicher, es geht weiter,

es grüßt Sie ganz herzlich Ihr PC-Hansi………………………………

(c) UteAnnaMaria Sch.