Biografien & Erinnerungen
Wenn man einfach nur schlafen möchte... - Ein Tatsachenbericht

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"Wenn man einfach nur schlafen möchte... - Ein Tatsachenbericht"
Veröffentlicht am 15. März 2010, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Wenn man einfach nur schlafen möchte... - Ein Tatsachenbericht

Wenn man einfach nur schlafen möchte... - Ein Tatsachenbericht

Beschreibung

Ist so und nicht anders in der Nacht auf den 15. März 2010 passiert. (Cover: © Viola Decker / PIXELIO; www.pixelio.de)

»Beeeeeeeep!« Es darf nicht wahr sein! Nicht mal mehr ausschlafen kann man! So plötzlich wie erschrocken wache ich in meinem finsteren Schlafzimmer auf, weil irgendwer wie bekloppt auf meine Klingel zimmert, ganz so, als wäre sie ein verdammter Spielshow-Buzzer. Na ja, wird ein morgendlicher Klingelscherz dieser dekadenten Schülerbrut sein, denke ich zerknirscht, erinnere mich daran, dass ich früher ja eindeutig nicht so war, und will mich gerade genüsslich wieder herumdrehen, um meinen wirren Verstand abermals in skurrile Traumladungen zu hieven, denn man kriegt ja sonst im Leben nichts geboten. Doch da, noch mal: »Beeeeeep!« Also beiße ich die Zähne zusammen und schaue mit einem ziemlich verklebten Auge auf den Wecker. Der sagt mir in geradezu diabolisch anmutenden Digitalziffern, dass wir es erst kurz nach vier haben. Kurz nach vier! Toller Klingelscherz! Und was soll der verdammte Motorenlärm, der mir erst jetzt auffällt? Seit wann holen sie die Mülltonnen denn schon um vier Uhr nachts? Der frühe Vogel mag den Wurm fangen, aber man kann es auch übertreiben. Zeit, weiterzuschlafen...

»Beeeep, beeeeeeeeeep, beep, beep, beep«, schrillt meine penetrant beepende Klingel mir erneut ins Schlafzimmer zu. Ich spüre, dass mir innerlich gleich der Kragen platzt. An meinem Hals pulsiert eine dicke Ader, die eben noch nicht pulsierte. Für einen Moment stelle ich mir vor, wie ich die Treppe hinuntergehe, »Ahaaaa« schreiend die Tür aufreiße und den Witzbold in guter alter Al-Bundy-Manier mit der Nase gegen den Türrahmen ramme, bis sie platt ist wie ein Eierkuchen. Recht, ist recht! Doch dann gesellt sich zum Beepen ein »Bam bam bam«. Oha, da trommelt jemand gegen die Tür, stelle ich latent schockiert fest. Gut, jetzt bin ich tatsächlich wach, denn dieser jemand hämmert nicht etwa gegen die Hauseingangstür, dass fast der Putz von der Wand bröckelt, sondern gegen meine geliebte Wohnungstür. Gegen das Tor ins wahrhaftige Paradies, wo man nicht dafür bestraft wird, wenn man sich beim Frühstücken den Hintern mit der noch freien Hand kratzt. Oder mit einer Gabel. Oder- ach, lassen wir das.

Wütend und grummelnd, schwinge ich meine müden Treter auf den kalten Boden der Tatsachen. Mein Herz wummert wütend im Staccato, und ich wäge gerade ab, ob ich dem vermeintlichen Einbrecher, der da vor meiner Tür lauert und polternd wie beepend um Einlass zum zünftigen Raub bittet, das Käsemesser in den Bauch oder doch lieber den leichter zu handhabenden Obstschäler in den Hals rammen soll. Da ich müde und somit träge bin, entscheide ich mich spontan für den Obstschäler. Doch dann, noch während ich auf dem Weg zur Küchenschublade mit den Messern bin, nimmt mein immer noch verklebtes und einzig offenes Auge vage wahr, dass draußen hinterm Fenster eine Sirene flackert. Also schlurfe ich mit am Boden festklebenden Füßen zum Fenster hinüber und werfe einen verklebten Blick auf die Straße. Feuerwehr!

Och nee, hier brennt es scheinbar, stellt der Blitzmerker in mir fest. Das erklärt auch den beißenden Geruch, der mir in die Nase steigt und offensichtlich weder von meinen Füßen noch von anderen eventuell vernachlässigten Körperteilen zu mir heraufströmt, um mir das gestutzte Nasenhaar nachhaltig zu verätzen. Meine Güte, ich bin einfach nicht zum Überleben gemacht! Über mich selbst schimpfend, werfe ich mir den überhaupt nicht modischen, weil orangefarbenen Morgenmantel über, da der immer noch besser ist als ein verstörendes Adamskostüm, stülpe meine Füße in modisch weitaus gangbarere Adiletten und verlasse entnervt die Wohnung.

Oha, keiner mehr im Hausflur, wie ich bemerken muss. Da ging man scheinbar davon aus, dass niemand in der Wohnung ist, wenn auch nach dem zehnten Klingeln und Hämmern nicht geöffnet wird und auch sonst niemand panisch keift. Die kennen solche Schnarchnasen wie mich offenbar nicht. Noch bevor ich, unten angekommen, auf den vom Löschwasser eingenässten Gehweg hinausstolpere, ärgere ich mich schon über den verdreckten Hausflur, den ich doch erst kürzlich gewischt hatte! Doch, es hilft nichts, ich gehe eben weiter. Mein Haar steht wahrscheinlich in typischer Schlagseite nach links ab, und generell würde man mich mit meinem schaurigen Aussehen wohl in keinen Nachtclub mehr lassen, als ein Feuerwehrmann meinen zombiehaft wankenden Schlafkadaver entdeckt und auf mich zukommt.

»Was ist denn hier los?«, frage ich den Herrn in Rettungskluft mit meiner belegten Schlafstimme. Wie immer klinge ich, als hätte ich den Schnaps gerade eben erst zur Seite gestellt. Der freundliche Mann weist mich darauf hin, dass es gebrannt habe. Aha. In der Kneipe im Erdgeschoss. Mh, ja. Aber das Feuer sei schon gelöscht. Fein, fein. Ob ich denn Rauch in der Wohnung hätte, fragt er dann so pflichtbewusst, dass ich mich sofort watteweich behütet fühle. »Nö«, sage und meine ich, schließlich hält sich der beißende Geruch in meinen trauten vier Wänden in Grenzen. Darauf schenkt der gute Herr Watteweich mir ein verstehendes Nicken und meint, ich könne in diesem Fall gern auch wieder in die Wohnung zurückgehen. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und mache augenblicklich kehrt!

Ohne weitere Worte gehe ich also ins Haus zurück, schmeiße die Tür hinter mir zu, lege mich ins Bett und ziehe, fluchend wie ein Droschkenkutscher, die Decke bis über meine Ohren, damit ich den nervtötenden Motor des exorbitant lauten Löschfahrzeugs nur noch gedämpft ertragen muss. Gedämpft. Gedämpft ist immer gut, denke ich und dämmere fast schon wieder hinfort. Hinfort in gedämpfte Welten. In eine Welt, in der gedämpfte Prinzessinnen hinter ungedämpft achterbahnartigen U-Bahn-Strecken auf mich warten, um mich im hübschen Kleidchen zu verspotten. Am nächsten Morgen werde ich den skurrilen Traum übrigens auf den Rauchgeruch schieben. Verdammt noch mal, wieder nichts mit Ruhe und Erholung! Und so etwas passiert eine Woche, bevor ich ausziehe. Wenn's kommt, dann dicke! Und nicht nur als Butter aufs Brot. Ach...

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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FSBlaireau Re: Re: Eine -
Zitat: (Original von PhanThomas am 24.03.2010 - 19:49 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 23.03.2010 - 13:16 Uhr) nur zu verständliche Reaktion, na man wird sehen wohin so was führt :-) LG Falk

Hallo Falk,

mich jedenfalls hat's raus aus Bonn geführt. ;-) Dies hier ist mein erster Kommi aus der Hauptstadt. Puh! Na ja, was lange wärt, wird endlich gut. Oder so.

Liebe Grüße und danke schön fürs Lesen,
Thomas

Aber gerne doch mein Lieber, mir fällt auf dass ihr euch hier echte Romane schreibt. Puhhh :-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: ... -
Zitat: (Original von Anoushka am 29.03.2010 - 21:41 Uhr) ich hab mich weggeschmissen! :D

also tut mir natürlich leid für die verkorkste Nacht, aber dein Schreibtalent ist einfach himmlisch :)

Huhu Anna,

danke schön. :-) Der Text schrieb sich wie von selbst, denn beim Tippen hatte ich noch das schön beißende Brandaroma um mich herum. Das war vielleicht 'ne Nacht... Huh!

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Re: :-D -
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 13:03 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.03.2010 - 12:37 Uhr)
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 12:35 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.03.2010 - 12:33 Uhr)
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 12:23 Uhr) Da es sich hiermit um eine wahre Begebenheit handelt (wie du es schon erwähnt hast), denke ich mal, dass du es nicht einmal annähernd so lustig findest, wie ich es gerade tue. Eine wirklich witzige, temporeiche und auch schöne Geschichte hast du da auf das Blatt Papier gebracht. :-)

Mit freundlichen Grüßen,
Anna

P.S. Kratzt du dich wirklich beim Frühstück mit der Gabel am Po?!?

Hallo Anna,

doch doch, ich find's genauso lustig. Bin ja auch schon von dort weggezogen und wohne jetzt ganz woanders. Da betrachtet man das schon mit einer neuen Art Humor. Vielleicht ist es dann sogar noch witziger, denn ich hab ja auch noch die Bilder vor Augen. ;-)
Und NEIN, ich kratze mich nicht mit 'ner Gabel am Hintern! Aber die Frage ließ mich eben laut lachen. Danke dafür! Und fürs Lesen natürlich!!! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Dann freut es mich, dass du die ganze Sache mit Humor siehst. Ist auch wirklich witzig, die ganze Geschichte. :-P

Das ist so 'ne Geschichte, die man später mal weitererzählen kann. Gruseligerweise ist ja 'ne Kneipe abgebrannt. Was daran gruselig ist: Ich hab knapp zwei Wochen vorher oder so eine Geschichte über 'nen Feuerteufel geschrieben, der eine Kneipe abbrennen lassen hat. ;-)


Uiii. Das hättest du nicht tun dürfen. Du hast praktisch diesen Fluch heraufbeschworen. :-P

Das scheint tatsächlich so, japp. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: :-D -
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 12:35 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.03.2010 - 12:33 Uhr)
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 12:23 Uhr) Da es sich hiermit um eine wahre Begebenheit handelt (wie du es schon erwähnt hast), denke ich mal, dass du es nicht einmal annähernd so lustig findest, wie ich es gerade tue. Eine wirklich witzige, temporeiche und auch schöne Geschichte hast du da auf das Blatt Papier gebracht. :-)

Mit freundlichen Grüßen,
Anna

P.S. Kratzt du dich wirklich beim Frühstück mit der Gabel am Po?!?

Hallo Anna,

doch doch, ich find's genauso lustig. Bin ja auch schon von dort weggezogen und wohne jetzt ganz woanders. Da betrachtet man das schon mit einer neuen Art Humor. Vielleicht ist es dann sogar noch witziger, denn ich hab ja auch noch die Bilder vor Augen. ;-)
Und NEIN, ich kratze mich nicht mit 'ner Gabel am Hintern! Aber die Frage ließ mich eben laut lachen. Danke dafür! Und fürs Lesen natürlich!!! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Dann freut es mich, dass du die ganze Sache mit Humor siehst. Ist auch wirklich witzig, die ganze Geschichte. :-P

Das ist so 'ne Geschichte, die man später mal weitererzählen kann. Gruseligerweise ist ja 'ne Kneipe abgebrannt. Was daran gruselig ist: Ich hab knapp zwei Wochen vorher oder so eine Geschichte über 'nen Feuerteufel geschrieben, der eine Kneipe abbrennen lassen hat. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: :-D -
Zitat: (Original von Bonnie am 28.03.2010 - 12:23 Uhr) Da es sich hiermit um eine wahre Begebenheit handelt (wie du es schon erwähnt hast), denke ich mal, dass du es nicht einmal annähernd so lustig findest, wie ich es gerade tue. Eine wirklich witzige, temporeiche und auch schöne Geschichte hast du da auf das Blatt Papier gebracht. :-)

Mit freundlichen Grüßen,
Anna

P.S. Kratzt du dich wirklich beim Frühstück mit der Gabel am Po?!?

Hallo Anna,

doch doch, ich find's genauso lustig. Bin ja auch schon von dort weggezogen und wohne jetzt ganz woanders. Da betrachtet man das schon mit einer neuen Art Humor. Vielleicht ist es dann sogar noch witziger, denn ich hab ja auch noch die Bilder vor Augen. ;-)
Und NEIN, ich kratze mich nicht mit 'ner Gabel am Hintern! Aber die Frage ließ mich eben laut lachen. Danke dafür! Und fürs Lesen natürlich!!! :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Auch -
Zitat: (Original von Robin am 26.03.2010 - 18:19 Uhr) hier bewundere ich dein Spiel mit der Sprache, das du so wahnsinnig gut zu beherrschen scheinst! Ich liebe deine Formulierungen, ich könnte mich jedesmal bepissen vor Lachen (sorry für den Ausdruck, ich benutz ihn im Moment nur so wahnsinnig gern :D), wenn ich so etwas von dir lese. Einfach genial, man, da hab ich in den vier Wochen meiner Abwesenheit echt etwas tolles verpasst! Zum Glück konnte ich das jetzt noch nachholen :-)

Liebe Grüße
Lisa

Hallo Lisa,

schön, dass ich dich mit dem Text bespaßen konnte. :-) War ja auch so gedacht, auch wenn das Erlebnis an sich doch eigentlich ein sehr ernstes war. Aber ich denke schon mit einiger Belustigung an diese Nacht zurück. Das war was... Kommt mir heute noch wie ein Traum vor. Gerade jetzt, wo ich so weit von Bonn weg bin. :-)

Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen,
Thomas
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