Journalismus & Glosse
Kempter und Amerell - eine Zwischenbilanz - Fragen und Anmerkungen

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"Kempter und Amerell - eine Zwischenbilanz - Fragen und Anmerkungen"
Veröffentlicht am 12. März 2010, 8 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Kempter und Amerell - eine Zwischenbilanz - Fragen und Anmerkungen

Kempter und Amerell - eine Zwischenbilanz - Fragen und Anmerkungen

Beschreibung

Worin besteht denn der Skandal überhaupt?

Kempter und Amerell – eine Zwischenbilanz

 

Was für ein mediales Paar! Wenn man im Internet stöbert, entdeckt man eine Flut von Meinungen ohne ausreichenden Hintergrund, von Besserwisserei, Schmutz, Häme. Daneben gelegentlich Ansätze für ernsthafte Analysen, ferner Spezialdebatten, vor allem juristischer Art. Und jetzt komme ich auch noch mit einem Artikel dazu heraus – wozu? Glaube ich im Ernst, damit ein klein wenig zur Besinnung beitragen zu können? So naiv bin ich nicht. Aber vielleicht gibt es doch irgendwo eine unsichtbare Waagschale, die sich neigen könnte.

 

Zur Aufklärung kann ich selbstverständlich nichts beitragen. Aufgefallen ist mir allerdings, dass spezielle Anfeindungen Kempters schon Monate, bevor er sich an den DFB wandte, im Internet aufgetaucht waren, so z.B. auf der Seite „Nordkurve“ (1.FCN) im November 2009. Könnte das ein Schlüssel für den bisher unerklärlichen Schritt sein? (Unerklärlich sonst zu diesem Zeitpunkt.) Wollte Kempter Enthüllungen anderer zuvorkommen? War er einem Erpressungsversuch ausgesetzt und trat Flucht nach vorn an? Oder hat er sich in ein DFB-internes Ränkespiel verwickeln lassen? Die Theorien vom öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg oder vom Fallenlassen nach Hochschlafen überzeugen mich nicht. Für das eine erscheint mir Kempter zu zurückhaltend, zu introvertiert im Wesen – und im anderen Fall hätte es gerade für den frisch  gebackenen FIFA-Schiedsrichter nur ein Interesse geben dürfen: dass über die Affäre mit Amerell Gras wächst.

 

Der gesamte weitere Ablauf beweist, wie ungleich das Kräfteverhältnis zwischen den Parteien ist. Das scheint mir das herausragende Merkmal zu sein: Da tritt ein junger Mann mit wenig Erfahrung etwas los, das er in seinem Ablauf nicht voraussehen kann. Und sein Gegenspieler ist ihm in Strategie und Taktik deutlich überlegen. Der junge Kempter hatte von vornherein viel mehr zu verlieren als der alte Amerell. Warum also? Das fragen sich viele.

 

Dann las ich, Kempter kommt aus Sauldorf. In der Gegend bin ich mal gewesen, habe in Pfullendorf geschlafen und in Messkirch zu Mittag gegessen. Es ist idyllisch da, abgelegen, sehr kleinstädtisch oder dörflich, noch katholisch wie vor Zeiten. Die kommunalen Parlamente kennen oft nur zwei Fraktionen: CDU und freie Wähler. In dieser kleinen Welt war Michael Kempter der große und noch vieles versprechende Sohn: einer von ihnen und zugleich ein Heros. Sein Absturz erscheint mir als ein sehr tiefer Fall.

 

Amerell lebt in München und ist Hotelier in Augsburg. Vielleicht ist er ein guter Geschäftsmann, auf jeden Fall eine kantige Persönlichkeit mit viel Vergangenheit. Verkörpern die beiden also auch den Gegensatz Großstadt – Provinz, wie den anderen Lebenserfahrung – Unerfahrenheit? Da ist ein Gefälle, auch ein Machtgefälle, und vielleicht erklärt das die vorangegangene Annäherung der beiden mit?

 

Nun wird es weitere Prozesse geben. Gerichtlich soll geklärt werden, welcher Schiedsrichter mit welchem anderen intimen Umgang hatte und welches die Motive für das jeweilige Zustandekommen waren. Ist es nicht Irrsinn? Es handelt sich, soweit bekannt, nur um Erwachsene. Amtsmissbrauch? Die Institutionen des Fußballs sind keine staatlichen Einrichtungen. Üble Nachrede? Worin soll sie denn wirklich bestehen, bei Licht besehen?

 

Trotzdem werde ich den Verlauf der Auseinandersetzung weiter verfolgen: widerwillig fasziniert. Als Stoff ist das unleugbar interessant. Doch wär’s mir lieber, es handelte sich um Fiktion. Nur dafür will ich plädieren: keinen verurteilen, was auch noch herauskommen sollte. Der Sumpf, das ist erst diese Art Öffentlichkeit, und in ihr sind alle zwangsläufig Opfer. Klug würde es auch jetzt noch sein, sich intern zu einigen.

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Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

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Abendschoen Nutzen? - Gunda, einen Nutznießer kann ich überhaupt nicht erkennen. Schon der bisherige Verlauf hat allen Beteiligten außerordentlich geschadet.

Ich habe bewusst darauf verzichtet, die pikanten Details zu erörtern. Auch fühle ich mich nicht kompetent, zu beurteilen, was in den Seelen der Akteure vorging. Mich interessiert vor allem: In welchen Milieus spielt sich so etwas ab und wie sind die sozialen Folgen für die Betroffenen?

Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ich gestehe ... - ... dass ich das Thema nicht so akribisch in den Medien verfolgt habe, Arno, aber nachdem ich mich jetzt mal schlau gemacht habe, kann ich die von dir im Untertitel gestellte Frage eigentlich nur wiederholen: Worin besteht der Skandal? Und wer von beiden hat eigentlich mehr zu verlieren - andersrum: Wer zieht einen Nutzen aus der "Affaire"? Ich denke, du hast in deinem Text schon die richtigen Fragen gestellt ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
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