Kurzgeschichte
Leere Worte

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"Leere Worte"
Veröffentlicht am 07. März 2010, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Leere Worte

Leere Worte

Beschreibung

Inspiriert von "Ein falsches Lächeln" von Schneeflocke und von dem gleichnamigen Song "Leere Worte" von den Onkelz. Wie immer der lieben Caro gewidmet, weil sie mich immer unterstüzt :-)

Leere Worte

Es tut mir Leid.“

Die Worte verlassen seine Lippen, dringen an mein Ohr, doch sie bedeuten nichts. Weder für ihn, noch für mich. So schnell im Nichts der Zeit verschwunden, wie sie ausgesprochen wurden. Niemand wird sich mehr an sie erinnern, das Geschehen der Welt wurde nicht durch sie beeinflusst, sie sind belanglos. Worte aus dem schlichten Beweggrund gesagt, um ein Gewissen zu beruhigen. Doch das macht die vorangegangene Tat nicht ungeschehen, nehmen nicht den Schmerz, lindern nicht die Trauer. Es sind Worte, die verpuffen, Worte, die unbedeutend sind und keinem höheren Zweck dienen. Es sind Worte, die nicht mir ein gutes Gefühl verschaffen sollen, sondern ihm. Er sorgt sich nicht um mein Wohl, sondern einzig um sein Befinden. Es ist eine Floskel, so verbreitet unter den Menschen, so gebräuchlich in der Gesellschaft, dass der wahre Sinn vor langer Zeit verloren gegangen ist.

Es tut mir wirklich Leid.“ Er wiederholt die Worte, als würden sie dadurch an Bedeutung gewinnen, doch in Wirklichkeit verlieren sie immer mehr. Sie haben ihren Glanz verloren, hallen wenige Sekunden in der Trostlosigkeit dieses Lebens nach. Es sind leere Worte, tote Worte, die nichts bewirken.

Ich sehe ihn an, nicht sicher, wie ich reagieren soll. Einfach davon gehen, ihn stehen lassen, an seinen leeren Worten ersticken lassen? Oder eine Erwiderung, die ebenso leere Worte widerspiegeln, ohne tieferen Sinn. Eine leere Unterhaltung, sinnlos, trist, belanglos.

Er sieht mich an, sieht durch mich hindurch und hofft, dass ich seine leeren Worte schlucken werde, dass ich nicht hinterfrage, so wie alle Menschen. Er hofft, dass ich nicht nachfrage, damit sein Gewissen beruhigt ist und ich frage nicht nach. Bevor diese leeren Worte meinen Mund verlassen, ziehe ich es vor zu schweigen.

Stattdessen wandert mein Blick zu ihr, als hätte ich noch die Hoffnung, den Wunsch, dass sie etwas anderes als solch leere, bedeutungslose Worte für mich aufbringen wird. Schließlich war ich ihr einmal etwas wert gewesen, ich sorgte mich um sie und sie sich um mich. So etwas wie leere Worte hat es zwischen uns nicht gegeben, doch das wird sich ändern. Ich sehe es in ihrem Gesicht, will es nicht sehen, doch ich kann meine Augen nicht davor verschließen. Sie öffnet ihren Mund, setzt zum Sprechen an. Am liebsten möchte ich mir die Ohren zuhalten, will nicht hören, was sie zu sagen hat, denn die leeren Worte werden mich mehr verletzten, als es Schweigen vermocht hätte. Ich habe keine Kraft mehr, mich mit Worten auseinander zu setzen, habe keine Lust mehr auf die leeren Worte ebenso leere Worte zu erwidern.

Es tut mir Leid“, wispert nun auch sie, plappert die Worte nach wie ein Papagei, unfähig zu denken. Sie purzeln aus ihrem Mund, ein Wasserfall der Bedeutungslosigkeit. „Wirklich.“

Mein Blick wandert zwischen den beiden hin und her, dann wende ich mich einfach ab, langsam gehe ich den Weg, gepflastert mit leeren Worten, mit Gleichgültigkeit, Egoismus. Eine Straße, die nicht nur ich beschreite, die Millionen andere mit mir teilen, auf die ich jedoch gerne verzichtet hätte.

 

Als der Wind nach meinen Haaren greift, mir unter die Kleidung fährt, mich zum Frösteln bringt, denke ich daran, erinnere mich an die Leere in ihren Augen, ihren Gesichtern und ihren Worten. Kein Vergleich zu den Emotionen, die sich in meinen Augen, auf meinem Gesicht und in meinen Worten abgezeichnet haben mussten, als ich ihnen „Es tut mir Leid“ zugeraunt hatte. Ein letztes Mal.

Ich sehe auf meine Hände, die noch von dem Adrenalinschub zittern, die im Mondlicht nicht gewohnt bleich, sondern blutrot aufleuchten. Meine rechte Hand klammert sich noch immer um das Messer, dessen Klinge ebenso mit Blut besudelt ist, wie meine Hände, mein Gesicht, meine Kleidung. Ein letztes Mal blicke ich mich um, erkenne die beiden Körper auf dem Boden, die Blutlachen neben ihnen. Die Münder sind weit geöffnet, aus ihnen wird kein Laut, keine leeren Worte mehr dringen. Ein Geschenk für mich, für die ganze Welt. Dann wende ich mich ab, der Wind bläst wieder in mein Gesicht, reißt an mir, ungeduldig, als warte er darauf, dass ich den letzten Schritt mache. Schließlich wage ich den Schritt in die Leere, in die Dunkelheit, springe von dem Fenstersims, auf dem ich stehe, denn ich bin den Weg, der mit leeren Worten, Gleichgültigkeit und Egoismus gepflastert ist, Leid. Ich wähle das Nichts, denn ich bin der Worte überdrüssig.

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CrazyRitterin hmmm... - darüber muss ich nun erst einmal nachdenken....
ich denke mal die Beiden haben ihr sehr weh getan nur leider weiß ihc nicht wie, also womit....
aber die story fand ich wirklich sehr interessant und sie regt zum nachdenken an...
liebe grüße
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Giftig und -
Zitat: (Original von Robin am 12.04.2010 - 14:34 Uhr)
Genau, du triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf. Allerdings ging es nicht wirklich um Liebe, also wenigstens hatte ich das nicht beabsichtigt. Klingt so, ich weiß, aber Liebe ist so ausgelutscht :-)
Ich wollte einfach nur ein Männlein und ein Weiblein haben, damit ich hier kein Geschlecht diskriminiere. Schließlich können Frauen einen genauso großen Scheiß verzapfen wie Männer und jemanden damit verletzten.

Und wie gesagt, ich bin ein Fan dieser Wiederholungen :-)
Aber wenn's dir trotzdem gefallen hat, dann bin ich ja zufrieden und auch gar nicht eingeschnappt. Das wär ja dumm :-)
Ich danke dir für deine hochgeschätzte Meinung :-)

Liebe Grüße
Lisa


Das ist das schöne an diesen Texten. Jeder kann in gewissem Maß selbst entscheiden, worum es eigentlich gehen soll. :D
Dementsprechend ist es auch nicht schlimm, wenn du es so nicht beabsichtig hast.

Puh *SchweißvonderStirnwisch*
Hab ich ja nochmal Glück gehabt. *gg*
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Giftig und -
Zitat: (Original von Arrix am 29.03.2010 - 22:26 Uhr) zerstörisch... Worte sind schon gefährlich, besonders dann, wenn man sie mit Gefühlen verknüpft. Und das nicht nur in Sachen Liebe. (Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es in deinem Text darum ging.)

Aber ich weiß nicht warum, aber ich bin einfach kein Fan von diesen ständigen, nachdrücklichen Wiederholungen. Erschlag mich, aber nach der Hälfte fand ich "die Leere" und "Beudeutunglosigkeit" nur noch nervig.

Trotzdem schön geschrieben. :D


Genau, du triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf. Allerdings ging es nicht wirklich um Liebe, also wenigstens hatte ich das nicht beabsichtigt. Klingt so, ich weiß, aber Liebe ist so ausgelutscht :-)
Ich wollte einfach nur ein Männlein und ein Weiblein haben, damit ich hier kein Geschlecht diskriminiere. Schließlich können Frauen einen genauso großen Scheiß verzapfen wie Männer und jemanden damit verletzten.

Und wie gesagt, ich bin ein Fan dieser Wiederholungen :-)
Aber wenn's dir trotzdem gefallen hat, dann bin ich ja zufrieden und auch gar nicht eingeschnappt. Das wär ja dumm :-)
Ich danke dir für deine hochgeschätzte Meinung :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Giftig und - zerstörisch... Worte sind schon gefährlich, besonders dann, wenn man sie mit Gefühlen verknüpft. Und das nicht nur in Sachen Liebe. (Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es in deinem Text darum ging.)

Aber ich weiß nicht warum, aber ich bin einfach kein Fan von diesen ständigen, nachdrücklichen Wiederholungen. Erschlag mich, aber nach der Hälfte fand ich "die Leere" und "Beudeutunglosigkeit" nur noch nervig.

Trotzdem schön geschrieben. :D
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: "Now let me close my eyes... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 07.03.2010 - 23:34 Uhr) ... because I don't want to see anything anymore!" :-) Man ist bei dir ja schon dran gewöhnt, dass man als Leser am Ende noch mal eins auf die Nuss kriegt. Und man rätselt mit, kommt aber so ganz dann doch nie drauf, was du wohl wieder als Ende vorgesehen hast. Wieder mal sehr toll geschrieben, eindringlich und vollgepackt mit Emotionen, dass die Schwarte kracht! Hat mir sehr gefallen.

Liebe Grüße
Thomas


Danke, das ist mal wieder ein Kommentar über das ich mich mal wieder riesig freue :-) Und ich geb ja so gerne jemandem eins auf die Nuss und durch Texte ist das ja nicht so aggressiv ;-) Und das ich dann doch nicht so durchschaubar bin, wie ich eigentlich denke, freut mich doch schon ziemlich. In meinem Kopf hört sich das alles immer so gleich an :-)
Egal, ich hab mich jedenfalls ziemlich doll gefreut :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas "Now let me close my eyes... - ... because I don't want to see anything anymore!" :-) Man ist bei dir ja schon dran gewöhnt, dass man als Leser am Ende noch mal eins auf die Nuss kriegt. Und man rätselt mit, kommt aber so ganz dann doch nie drauf, was du wohl wieder als Ende vorgesehen hast. Wieder mal sehr toll geschrieben, eindringlich und vollgepackt mit Emotionen, dass die Schwarte kracht! Hat mir sehr gefallen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Re: Re: Wow! -
Zitat: (Original von schneeflocke am 07.03.2010 - 21:55 Uhr)
Zitat: (Original von Robin am 07.03.2010 - 21:43 Uhr)
Zitat: (Original von schneeflocke am 07.03.2010 - 21:40 Uhr) Wunderbar in Worte gepackt hast du das mal wieder, besonders dein Ende hat mir gefallen: "Ich wähle das Nichts, denn ich bin der Worte überdrüssig." Toll! Generell deine Bildsprache hat mir wieder mal sehr gut gefallen!
Ja, du hast recht, wir denken über die gleichen Themen nach! Auch ich hatte über bedeutungslose Worte geschrieben ("Ein falsches Lächeln"). Irgendwie ist so wenig Mitgefühl und Emotion in unsere Welt, viel zu viel Egoismus, und wir sorgen uns viel zu wenig um unsere Mitmenschen. Obwohl man doch mit so vielen Menschen Kontakt hat, ist man doch oft so einsam. Das ist mir bei diesem Text irgendwie besonders aufgefallen: diese unterschwellige Einsamkeit, die niemals wirklich erwähnt wird, aber doch irgendwie immer mitklingt (Aber vielleicht interpretier ich da auch nur zu viel rein).
Egal, jedenfalls hat mir die Kurzgeschichte wirklich sehr gut gefallen (und das sollen jetzt keine leeren Worte sein *g*).

Liebe Grüße,
Tina


Ja, mich hat ehrlich gesagt auch dein Text dazu inspiriert, also ein bisschen. Vielleicht sollte ich das vorne mal reinschreiben, deine Geschichte hat das jedenfalls verdient :-) Das muss ich dann gleich mal ändern!
Ha, genau das wollte ich sagen! Einsamkeit, die ich nicht erwähnt habe, aber trotzdem mitschwingt! Genau, mein Herz hüpft gerade, weil du es bemerkt hast. Ja, irgendwie sucht man immer danach und manchmal findet man es wohl auch. Schließlich ist nicht alles schlecht, aber es gibt so viele leere Worte, solche Floskeln, die einfach nichts mehr bedeuten, man sagt vieles einfach nur dahin.
Ach, ich freu mich so sehr, dass es dir gefallen hat! Danke!

Liebe Grüße
Lisa


Danke, Danke, Danke! Da bin ich ja so stolz drauf, dass ich dich inspirieren konnte, und dass ich jetzt auch noch auf der ersten Seite stehen darf...Dankeschön!

Liebe Grüße,
Tina


Ach was, das ist doch kein Ding :-) Hihi, das macht mich irgendwie stolz, dass du stolz bist auf der ersten Seite von einer meiner Kurzgeschichten zu stehen ;-)
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schneeflocke Re: Re: Wow! -
Zitat: (Original von Robin am 07.03.2010 - 21:43 Uhr)
Zitat: (Original von schneeflocke am 07.03.2010 - 21:40 Uhr) Wunderbar in Worte gepackt hast du das mal wieder, besonders dein Ende hat mir gefallen: "Ich wähle das Nichts, denn ich bin der Worte überdrüssig." Toll! Generell deine Bildsprache hat mir wieder mal sehr gut gefallen!
Ja, du hast recht, wir denken über die gleichen Themen nach! Auch ich hatte über bedeutungslose Worte geschrieben ("Ein falsches Lächeln"). Irgendwie ist so wenig Mitgefühl und Emotion in unsere Welt, viel zu viel Egoismus, und wir sorgen uns viel zu wenig um unsere Mitmenschen. Obwohl man doch mit so vielen Menschen Kontakt hat, ist man doch oft so einsam. Das ist mir bei diesem Text irgendwie besonders aufgefallen: diese unterschwellige Einsamkeit, die niemals wirklich erwähnt wird, aber doch irgendwie immer mitklingt (Aber vielleicht interpretier ich da auch nur zu viel rein).
Egal, jedenfalls hat mir die Kurzgeschichte wirklich sehr gut gefallen (und das sollen jetzt keine leeren Worte sein *g*).

Liebe Grüße,
Tina


Ja, mich hat ehrlich gesagt auch dein Text dazu inspiriert, also ein bisschen. Vielleicht sollte ich das vorne mal reinschreiben, deine Geschichte hat das jedenfalls verdient :-) Das muss ich dann gleich mal ändern!
Ha, genau das wollte ich sagen! Einsamkeit, die ich nicht erwähnt habe, aber trotzdem mitschwingt! Genau, mein Herz hüpft gerade, weil du es bemerkt hast. Ja, irgendwie sucht man immer danach und manchmal findet man es wohl auch. Schließlich ist nicht alles schlecht, aber es gibt so viele leere Worte, solche Floskeln, die einfach nichts mehr bedeuten, man sagt vieles einfach nur dahin.
Ach, ich freu mich so sehr, dass es dir gefallen hat! Danke!

Liebe Grüße
Lisa


Danke, Danke, Danke! Da bin ich ja so stolz drauf, dass ich dich inspirieren konnte, und dass ich jetzt auch noch auf der ersten Seite stehen darf...Dankeschön!

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Ich bin sprachlos. -
Zitat: (Original von Schlauchen am 07.03.2010 - 21:46 Uhr) Ich würde so gerne so vel schreiben wie die anderen vor mir, aber ich bringe es nicht fertig auszudrücken, was ich gesehen, gefühlt und beim Lesen wahrgenommen habe.
Der Text ist so eindringlich, der Anfang hat mir besonders gut Gefallen, als du das "tut mir Leid" so auseinander nimmst.

Lisa, ich kann wirklich nur deinen Text stehen lassen, ohne noch groß etwas dazu zu sagen, weil er so großartigist. Ich frage mich ernsthaft, warm du erst angefangen hast Kurzgeschichten zu schreiben, seit du mich kennst.

Vielen Dank übrigens für die Widmung. Macht mich sehr stolz und berührt mich immer wieder aufs Neue.

Deine Caro


Ich freu mich genauso, über dieses Kommentar, wie ich mich über ein ewig langes von dir freuen würde, weil das "kurze" ebenso viel aussagt! So ähnlich habe ich mich neulich mit jemandem unterhalten und seine Worte auseinander genommen und das ist mir direkt die Idee dazu gekommen :-)
Ach, ich bin immer so froh, wenn du meine Geschichten liest und sie dann auch noch gut findest :-) Du bist einfach mein blondes Engelchen. Hm, du hast mich eben einfach motiviert, sonst hätte ich mich das nicht getraut ^^
Ja, ich arbeite schon an meiner Dankesrede für den Klapptext vom Buch :-P

Knuff
deine Lisa
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