Biografien & Erinnerungen
LEBEN 2004

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"LEBEN 2004"
Veröffentlicht am 28. Februar 2010, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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einer der auf dem Weg ist ...
LEBEN 2004

LEBEN 2004

Wir leben

 

Wir leben in einer Zeit der Gehörlosen, Blinden und Analphabeten!

 

Ich rufe an und nenne meinen Namen: „....Weißleder, Potsdam!....“ Dann folgt mein Anliegen. Im Optimalfall werde ich weiterverbunden, im Idealfall zu einem Menschen, der mir helfen kann. Oft fragt die Stimme, wie mein Name war. Ich hatte ihn genannt . wiederhole ihn aber ein zweites Mal. Normalerweise nuschelte das Gegenüber so, dass ich den Namen auch nicht verstand, ohne noch einmal nachzufragen.

So gehen wir miteinander um! Achtlos, sorglos - getrieben von einer unausgesprochenen, sinnlosen Hast, die sich aufschaukelt.

Wenn wir in fremden Ländern sind und urlauben oder arbeiten, registrieren wir argwöhnisch die interkulturelle Kommunikation der „Eingeborenen“. Wir sind hier fremd, nur gut, dass sich die Hoterelrie dem „Europäischen Standard“ schon angepasst hat. Wenn wir einchecken und unseren Namen nennen, werden wir stets gefragt, wie wir heißen.

 

Es ist wieder Frühling geworden. Trotz Unwetter und Skepsis. Wenn ich nach Berlin fahre und eine der breiten Alleen durchfahre, stauen ich die Schönheit der Osterglocken und Krokusse und auch die farbigen Blüten an, von denen ich nicht einmal weiß, wie sie heißen. Manchmal bin ich versucht auszusteigen und dort zu wandeln. Wie damals zu Hause, trotz Pollenallergie, als wir mit unserer Tochter übten, die winzige Fauna und Flora am Wegesrand zu sehen. Wen interessiert heute der Wegesrand - ist das Mainstream?

Lachen oder gar Lächeln ist verkommen. Die, die da vor Jahren aus den Westgauen kamen, wurden sicher schon so geboren - mit einem Lächeln. Dazu werden sie auch durch Presse, TV und Werbung verpflichte. Das Herz lacht anders. Wir beneiden die, die in einem Glauben ruhen und lächeln. Die müssen glücklich sein. Wir gehen in die Drogerie und kaufen uns Colgate - damit das Restlächeln besser glänzt. Das Sehverhalten hat sich geändert. Wir selektieren unterbewusst, denn der Konsum dieser Angebotwahnsinnsvielfalt ist schon gefährlich. Wer kann das ordnen? Wer kann das werten? Gut das es die Presse gibt! Sie hilft uns und „bildet“ deine Meinung. Überschriften sind dick und einfach anzulegen in einem Hirn, dass kaum Platz zu haben meint und in einem Körper der rastlos dahineilt.

 

Günter Kunert schreibt: „...Das Ohr ist das „wahre“ Auge des Menschen. Es lässt sich schwerer betrügen, als das letztere. (Dafür legt die Propagandamaschinerie des 20. Jahrhunderts Zeugnis ab. Bilder lassen sich leichter fälschen als Stimmen. Nicht zufällig reden wir von den „falschen Tönen“, sobald man uns, die Bürger, zu betrügen sucht.) Reich würde, wer eine Kosmetik für Stimmen erfände....“ (aus „Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast“ Hanser Verlag 2004)

 

 

Babelsberg, 2004-04-10

 

 

 

 

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Boris
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Boris Re: Auch die ... - ich wollte es auch nicht auf die Anwesenden beziehen.

Danke für deinen Kommentar


LG JFW
Zitat: (Original von Gunda am 28.02.2010 - 19:38 Uhr) ... aus den "Westgauen" haben nicht immer nur zu lachen gehabt, Jürgen ...

Absolut stimme ich aber dem Spruch von G. Kunert zu. Da kann eine Stimme noch so süßlich klingen, wenn sie einen falschen Unterton hat, spürt man das - selbst wenn man es nicht wirklich "hört".

Lieben Gruß
Gunda


Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Auch die ... - ... aus den "Westgauen" haben nicht immer nur zu lachen gehabt, Jürgen ...

Absolut stimme ich aber dem Spruch von G. Kunert zu. Da kann eine Stimme noch so süßlich klingen, wenn sie einen falschen Unterton hat, spürt man das - selbst wenn man es nicht wirklich "hört".

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Wenn es einmal - na dann - kann ich noch hoffen

LG Boris
Zitat: (Original von marc50 am 28.02.2010 - 18:46 Uhr) nicht so läuft, wie die Herrschenden es "geplant" haben, so werden ein Teil Untertanen angeklagt, dem anderen schaden zu wollen. Es werden immer wieder neue Feindbilder aufgetürmt.
Dem Autofahrer, der Radfahrer
Dem Arbeitnehmer, der Arbeitssuchende
Dem...... ,der die , das ........
dadurch fühlen sich Menschen ständig in irgendeiner Schuldzuweisung wieder, können im Vorübergehenden keinen Freund mehr erkennen.
Das ändert sich erst, wenn die Verpflichtungen sich auf die Familie beschränken können, im wohlverdienten Ruhestand und kurz davor.
Solange wird der Kessel eines Jeden künstlich unter Druck gehalten.
TEILE UND HERRSCHE !
lieben gruß
markus

Vor langer Zeit - Antworten
Markus Wenn es einmal - nicht so läuft, wie die Herrschenden es "geplant" haben, so werden ein Teil Untertanen angeklagt, dem anderen schaden zu wollen. Es werden immer wieder neue Feindbilder aufgetürmt.
Dem Autofahrer, der Radfahrer
Dem Arbeitnehmer, der Arbeitssuchende
Dem...... ,der die , das ........
dadurch fühlen sich Menschen ständig in irgendeiner Schuldzuweisung wieder, können im Vorübergehenden keinen Freund mehr erkennen.
Das ändert sich erst, wenn die Verpflichtungen sich auf die Familie beschränken können, im wohlverdienten Ruhestand und kurz davor.
Solange wird der Kessel eines Jeden künstlich unter Druck gehalten.
TEILE UND HERRSCHE !
lieben gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Ach lieber Boris, - ich bedanke mich für deinen sehr ausführlichen Kommentar.

LG Boris


Zitat: (Original von timeless am 28.02.2010 - 14:50 Uhr) dieses ganz normale (frühere) freie Lächeln gibt es schon noch, man muss es nur suchen.
Ich denke ganz oft über mein Leben nach und ob ich schon immer so zufrieden und glücklich bin, wie die letzten Jahre. Ich glaube nicht, denn erst hier, wo ich jetzt leben darf, ist eine große Zufriedenheit und Dankbarkeit, gerade für das Blümchen am Wegesrand, erwacht. O nein unzufrieden war ich früher auch nicht, nur erlebe ich das Glück jetzt sehr bewusst.

Ganz liebe Grüße deine Ute

Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Ach lieber Boris, - dieses ganz normale (frühere) freie Lächeln gibt es schon noch, man muss es nur suchen.
Ich denke ganz oft über mein Leben nach und ob ich schon immer so zufrieden und glücklich bin, wie die letzten Jahre. Ich glaube nicht, denn erst hier, wo ich jetzt leben darf, ist eine große Zufriedenheit und Dankbarkeit, gerade für das Blümchen am Wegesrand, erwacht. O nein unzufrieden war ich früher auch nicht, nur erlebe ich das Glück jetzt sehr bewusst.

Ganz liebe Grüße deine Ute
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