Kurzgeschichte
Ein Funke

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"Ein Funke"
Veröffentlicht am 26. Februar 2010, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Unter www.bookrix.de/-schneeflocke kann "Restrisiko" nach wir vor noch lesen. LG Flocke
Ein Funke

Ein Funke

Ein Feuer, seine leise knisternden Flammen das einzige Licht in der Dunkelheit, eine einsame Quelle der Wärme in einer kalten, sternklaren Nacht. Ein leiser Wind streicht durch die hohen Wipfel der Bäume, und in der eisigen Luft lässt sich schon das Nahen des Winters erahnen.

Vor dem Feuer sitzen Menschen, ihre müden und dennoch strahlenden Gesichter erhellt vom weichen Schein der Flammen. Sie unterhalten sich, lachend, scherzend, und wenn man sie von außen betrachtet, keiner käme auf den Gedanken, dass dies ein Abschied ist.

Es sei denn, man bemerkt die beiden Menschen, die dem Feuer am nächsten sind. So eng sitzen sie beieinander, dass man denken könnte, sie berühren sich. Und doch ist da Raum zwischen ihnen, Raum, den sie noch nicht überbrückt haben. Die Köpfe einander zugeneigt, unterhalten sie sich, leise, so als wollten sie die stille Magie nicht stören, die von dem nahen Feuer auszugehen scheint. Denn auf wundersame Weise fühlen sie sich hier nicht mehr einsam, und die Wärme der Flammen vertreibt die Erinnerung an die Kälte, die sie in ihren Herzen tragen. Auf ihren Lippen ist kein Lächeln, ihre Gesichter strahlen nicht, und auch dadurch unterscheiden sie sich von den anderen. Das Lächeln haben sie zurückgelassen, ehe sie an das Feuer traten. Sie haben es in dem Moment zurückgelassen, in dem sie wussten, dass dies ein Abschied sein wird. Ein Abschied für lange Zeit, vielleicht gar für den Rest ihres Lebens. Ein Leben, in dem sie die Wärme des Feuers für immer missen werden.

Je weiter das Feuer herunterbrennt, je dunkler und kälter die Nacht wird, desto näher rücken diese Beiden zusammen. Und dann, für einen einzigen, kurzen Moment, treffen sich ihre Blicke. Augen, schwarz und unergründlich, und dennoch warm im Schein des Feuers, suchen und finden einander, verlieren sich ineinander. Ein Funke, hell und leuchtend, tanzt über den Feuerzungen, flammt für einen kurzen, strahlenden Moment auf, ehe er in der Kälte der Nacht verglüht.

Seine Asche wird am nächsten Morgen neben dem Feuer aufgefunden, kalt, grau und leblos. Der Wind verweht sie, die Erinnerung verblasst, und doch gab es diesen einen Moment, in dem der Funke beinahe heller strahlte als das Feuer. Diesen einen, einzigen Moment.

(c) by Schneeflocke

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Über den Autor

schneeflocke
Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden.
Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.
Unter www.bookrix.de/-schneeflocke kann "Restrisiko" nach wir vor noch lesen.
LG Flocke

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schneeflocke Re: Ui -
Zitat: (Original von Robin am 26.02.2010 - 15:37 Uhr) der Text ist einfach wunderschön. Mir hat es besonders gut gefallen, wie du die beiden Gestalten von den anderen abgehoben hast. Dass sie nicht strahlen und nicht fröhlich sind. Und auch der Funke, den du mit diesem Abschied gleichsetzt ist sehr gut gewählt. Ein schönes Bild, das du dir hier ausgesucht hat. Vor allem die letzten Sätze haben es mir angetan, weil sie meiner Meinung nach am besten ausdrücken, was du mit diesem Text sagen willst (vielleicht liege ich auch falsch, ich interpretierte einfach mal lustig drauflos). Man merkt auch hier wieder, dass du dich mit dem Abschiednehmen auch einmal sehr gut ausgekannt hast.
Ach, das war einfach toll. Obwohl der Funke verglüht ist, hat er doch einmal heller gestrahlt, als das Feuer selbst. Ich finde, dass ist eine sehr schöne Aussage :-)

Liebe Grüße
Lisa



Hallo Lisa!

Vielen lieben Dank für die Bewertung, den Favo und die lieben Worte!
Freut mich, dass dir die Kurzgeschichte gefallen hat!
Und du hast richtig interpretiert, der strahlenden Funken war mir wichtiger als das Verlöschen (denn obwohl alles endlich ist, müssen wir doch sehen, dass es darauf ankommt, was wir mit der Zeit machen, die uns gegeben ist).
Ja, ich weiß, ich bin heut mal wieder tiefsinnig *lach*. Ich hab so meine Phasen...

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Re: Ein Moment -
Zitat: (Original von Luzifer am 26.02.2010 - 15:36 Uhr) für die Ewigkeit...
schönes Feuer, kalte Nacht.
Dies war wirklich gut gedacht...

LG
Luzifer


Hallo Luzifer!
Danke für deine Bewertung und deinen Kommentar! Du reimst...also habe ich dich wohl inspiriert ;) Freut mich.

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Ui - der Text ist einfach wunderschön. Mir hat es besonders gut gefallen, wie du die beiden Gestalten von den anderen abgehoben hast. Dass sie nicht strahlen und nicht fröhlich sind. Und auch der Funke, den du mit diesem Abschied gleichsetzt ist sehr gut gewählt. Ein schönes Bild, das du dir hier ausgesucht hat. Vor allem die letzten Sätze haben es mir angetan, weil sie meiner Meinung nach am besten ausdrücken, was du mit diesem Text sagen willst (vielleicht liege ich auch falsch, ich interpretierte einfach mal lustig drauflos). Man merkt auch hier wieder, dass du dich mit dem Abschiednehmen auch einmal sehr gut ausgekannt hast.
Ach, das war einfach toll. Obwohl der Funke verglüht ist, hat er doch einmal heller gestrahlt, als das Feuer selbst. Ich finde, dass ist eine sehr schöne Aussage :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Ein Moment - für die Ewigkeit...
schönes Feuer, kalte Nacht.
Dies war wirklich gut gedacht...

LG
Luzifer
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