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Wasserreflexionen - Ein Prolog in zwei Teilen

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"Wasserreflexionen - Ein Prolog in zwei Teilen"
Veröffentlicht am 15. Februar 2010, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte ...
Wasserreflexionen - Ein Prolog in zwei Teilen

Wasserreflexionen - Ein Prolog in zwei Teilen

Beschreibung

Eher langweilig, fürchte ich, obwohl es gar nicht so lang ist.

Wasserreflexionen – Ein Prolog in zwei Teilen

An der See groß geworden, fühle ich mich seit jeher zu allen Arten von Gewässer hingezogen. Bleib‘ ich doch sogar an Pfützen stehen, um ihr Bett zu betrachten, die Strukturen, der in scheinbarer Tiefe verlorenen, wie in eine andere Welt entrückten Dinge: Blätter, Zweige, Eisstiele, Kippen, Kaugummis und – dies und das.

Vor allem aber, versteht sich, haben es mir größere Wasser angetan, von Teichen und Tümpeln aufwärts zu Seen aller Formate, wie sie Land verinseln, verwunschene Buchten bilden, inmitten ausgedehnter Waldflächen liegen prachtvoll gefassten Edelsteinen gleich oder aus den Abgründen und Schluchten von Hochgebirgen starren wie Augen riesiger, innerweltlicher Tiere.

Diese Neigung zum Wasser teile ich wohl mit den meisten Artgenossen. Ein stammesgeschichtliches Erbe, führt man sich vor Augen, wo unsere Vorfahren vor allem gesiedelt haben, an Bächen, Flüssen, Flussmündungen, Meeresküsten, Buchten und Förden.

Warum?

Abgesehen davon, dass es zu trinken gab, hat Mensch − mit Laienverstand vermutet − wohl von vornherein das Wasser bei der Zubereitung von Speisen verwendet, es von Anfang an zur Reinigung genutzt; es wird notwendiger Bestandteil erster Produktionsprozesse gewesen sein, dem Ackerbau, dem Fischfang gedient und unsere Ahnen veranlasst haben, Wasserfahrzeuge zu ersinnen. Mit anderen Worten: Sie haben sich des Verkehrs, Erwerbs und Handels wegen an Gewässern niedergelassen.

Natürlich deswegen. Und?

Vielleicht auch dieses eigentümlichen Empfindens wegen, dieses poetischen Instinkts gewissermaßen, eines ästhetischen Radars, das die Magie des Wassers und nicht seinen Nutzen auf dem Schirm hat?

Jenseits von oder verbunden mit Nahrungssuche, Handel und Wandel, wird es angesichts des Wassers immer schon, wie soll ich es nennen – Naturgenuss gegeben haben, die Suche nach dem Meditativen, dem Kontemplativen, vielleicht die Sehnsucht nach dem oder das Spüren des Zauberhaften in der Welt.

Etwas tief Lebendiges, Erklärungen Vereitelndes.

Und was treibt der Mensch nicht alles auf, im und unter Wasser!

Diese tief in uns oder zumindest in vielen von uns wurzelnde Bindung ans Wasser – vielleicht rührt sie von dem genetisch codierten Wissen her, dass es unsere aller ursprünglichste Heimat ist.

Was wäre nun, wenn mit dem Wasser etwas geschähe, etwas, das wir uns selbst in unseren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen wollten?

Ein Wasserwörterbeutezug

Das Wasser,

Ein waidwundes Tier,

Das zwischen Ufern hockt und unterirdisch kauert.

Eingespeist und eingesperrt in Reservoirs und Rohre.

Es fließt und strömt, es kleckert, tröpfelt, schwappt und läuft.

Brandung und Flut, Wellenkamm und  –tal und Gischt.

Es schenkt das Leben und beherbergt es,

Es nimmt es.

Wir ertrinken, wir ersaufen und ersäufen.

Es wird gebraucht, missbraucht, verschwendet.

Dampf, Eis und flüssig

Spülen, waschen, reinigen

Durst, trinken und verdursten

Wir nennen es Gewässer, Flüssigkeit und H2O,

Lebenselixier, Jauche, braune Brühe, Gänsewein.

Wir unterscheiden Regenwasser, Abwaschwasser, Abwasser, Schmelzwasser, Schmutzwasser, Wischwasser, Kühlwasser, Kielwasser, Kirschwasser, Gesichtswasser, Heilwasser, Quellwasser, Mineralwasser, Rosenwasser, Kölnisch Wasser,  

Und

Wasserkraft, Wasserwerk, Wassertank, Wasserschloss, Wasserloch, Wasserspiele, Wasserpfeife, Wasserfall, Wasserball, Wassermühle, Wasserbett, Wasserturm, Wasserleiche, Wasserscheide, Wassereinbruch, Wasserschaden,  

Wir wässern, wassern, bewässern, verwässern und entwässern.

Etwas erscheint uns wässrig oder auch verwässert.

Wir schwimmen, surfen, segeln, tauchen, fahren Wasserski und halten auf dem Brett, erfinderisch, den Drachen in der Hand.

Das Wasser.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Volker
Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte Dich das wider Erwarten interessieren, schau auf romansuche.de nach.

1958 geboren, als in Flensburg die Verkehrssünderkartei geründet, Elvis in Bad Nauheim stationiert und in Bonn beschlossen wird die Bundeswehr mit Atomwaffen auszurüsten (Njet, hat die Nato später gesagt.)
Als sie Kennedy erschießen, bin ich fünf Jahre alt. Ich darf bis zum frühen Morgen aufbleiben und zusammen mit den Sommergästen, die wir in diesem Jahr erstmals beherbergen, im Fernsehen dabei zusehen, wie im Juli 1969 Neil Armstrong den Mond betritt.
1974, ein Schicksalsjahr: Brandt verliert durch Günter Guillaume das Kanzleramt und ich meine erste große Liebe. Per Schulkonferenz wird beschlossen, dass ich trotz Leistungs- und Disziplinproblemen in die Studienstufe versetz werde. Mein Vater bringt die letzte Ernte ein. Ich fange das Tagebuchschreiben an.
1975 war einfach ein geiles Jahr.
1976: Ich gebe vor ABBA zu hassen, Led Zeppelin dagegen zu lieben. (Letzteres stimmt.)
Seit zwei Monaten bin ich im Zivildienst, als Weihnachten 1978 das Schneechaos über Norddeutschland hereinbricht.
Als ich anfange einen Roman zu schreiben, Titel: "1975" (bis heute nicht vollendet), gewinnt Boris zum ersten Mal Wimbledon.
1986, als Tschernobyl und Sandoz den Seelenfrieden nachhaltig stören, mache ich das erste Staatsexamen. (Lehramt. Das zweite ist nie gefolgt). Die Katastrophen inspirieren mich zu einem Promotionsthema.
Ein Jahr bevor aus Drüben Hüben wird, fliegt mir der Entwurf meiner Doktorarbeit um die Ohren. (Abbruch) Ich schreibe andauernd Gedichte.
1991, die Stadt ist noch deutlich geteilt, folge ich einer großen Liebe nach Berlin.
Im Sommer des Jahres, in dem Lady Di ums Leben kommt, verbringe ich mit einer anderen großen Liebe einen unvergesslichen Urlaub im "Land wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn".
Die zwei Türme fallen, ich unterrichte Schulabbrecher und schreibe seit einem Jahr am ersten Band meines Romanprojekts.
Ich habe den zweiten Band zur Hälfte geschrieben, da wird Merkel Kanzlerin, und ich versuche seit zwei Jahren vergeblich den ersten auf dem Markt unterzubringen.
2009: Meine große italienische Liebe hält zu mir und unterstützt meine Schreiberei.

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Volker Re: Re: Re: Ein Prolog ... -
Zitat: (Original von Gunda am 16.02.2010 - 17:53 Uhr)
Zitat: (Original von Volker am 16.02.2010 - 17:47 Uhr)
Zitat: (Original von Gunda am 16.02.2010 - 17:33 Uhr) ... in zwei Teilen? Was folgt dann auf den zweiten Teil? Deine Wasser-Geschichte (die ich immer noch klasse finde)?

Und - nein - es ist keineswegs langweilig, im Gegenteil. Ich finde es faszinierend, was man alles entdecken kann, wenn man sich auf ein "Ding" stürzt, das doch zu unserem täglichen Leben völlig selbstverständlich dazugehört.


Lieben Gruß
Gunda


Du hast es erschlossen, Gunda! Und ich hoffe, Du wirst sie auch nach der Veröffentlichung hier immer noch Klasse finden (danke schön), auch wenn ich eine extended version (doppelt so lang) platzieren werde, die damals zusammen mit der Kurzversion auf einen bestimmten kritischen Kommentar hin entstanden ist.
Natürlich wird mich dann insbesondere von Dir interessieren, wie Du die Lang- gegenüber der Kurzfassung findest, wenn Du Dir, so hoffe ich, die Zeit nimmst jene auch zu lesen.
Liebe Grüße
Volker



Die in Wildbrot erschienene Fassung ist eine Kurzfassung? Lach ... kenne ich den kritischen Kommentator?



Kurz und lang ist wohl relativ, hm? Jetzt muss ich doch mal nach dem Heft graben ...
Nein, jener Kommentator war es nicht, obwohl der auch etwas zu kommentieren hatte.
Liebe Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: Ein Prolog ... -
Zitat: (Original von Volker am 16.02.2010 - 17:47 Uhr)
Zitat: (Original von Gunda am 16.02.2010 - 17:33 Uhr) ... in zwei Teilen? Was folgt dann auf den zweiten Teil? Deine Wasser-Geschichte (die ich immer noch klasse finde)?

Und - nein - es ist keineswegs langweilig, im Gegenteil. Ich finde es faszinierend, was man alles entdecken kann, wenn man sich auf ein "Ding" stürzt, das doch zu unserem täglichen Leben völlig selbstverständlich dazugehört.


Lieben Gruß
Gunda


Du hast es erschlossen, Gunda! Und ich hoffe, Du wirst sie auch nach der Veröffentlichung hier immer noch Klasse finden (danke schön), auch wenn ich eine extended version (doppelt so lang) platzieren werde, die damals zusammen mit der Kurzversion auf einen bestimmten kritischen Kommentar hin entstanden ist.
Natürlich wird mich dann insbesondere von Dir interessieren, wie Du die Lang- gegenüber der Kurzfassung findest, wenn Du Dir, so hoffe ich, die Zeit nimmst jene auch zu lesen.
Liebe Grüße
Volker



Die in Wildbrot erschienene Fassung ist eine Kurzfassung? Lach ... kenne ich den kritischen Kommentator?

Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Eine sehr schöne Betrachtung... -
Zitat: (Original von kleinertod am 15.02.2010 - 21:54 Uhr) ...die zudem wohl formuliert angenehm zu lesen ist.

Ich möchte noch nachtragen, daß der Mensch zu einem großen Teil aus Wasser besteht, was vielleicht ebenfalls seine Nähe zu diesem Element erklären könnte...

Ein lieber Gruß vom Kater


Danke schön, lieber Kater, freue mich sehr über Deinen Besuch und besonders über Dein Lob zur Formulierung!
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Ein Prolog ... -
Zitat: (Original von Gunda am 16.02.2010 - 17:33 Uhr) ... in zwei Teilen? Was folgt dann auf den zweiten Teil? Deine Wasser-Geschichte (die ich immer noch klasse finde)?

Und - nein - es ist keineswegs langweilig, im Gegenteil. Ich finde es faszinierend, was man alles entdecken kann, wenn man sich auf ein "Ding" stürzt, das doch zu unserem täglichen Leben völlig selbstverständlich dazugehört.


Lieben Gruß
Gunda


Du hast es erschlossen, Gunda! Und ich hoffe, Du wirst sie auch nach der Veröffentlichung hier immer noch Klasse finden (danke schön), auch wenn ich eine extended version (doppelt so lang) platzieren werde, die damals zusammen mit der Kurzversion auf einen bestimmten kritischen Kommentar hin entstanden ist.
Natürlich wird mich dann insbesondere von Dir interessieren, wie Du die Lang- gegenüber der Kurzfassung findest, wenn Du Dir, so hoffe ich, die Zeit nimmst jene auch zu lesen.
Liebe Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Eher langweilig, fürchte ich ... -
Zitat: (Original von pekaberlin am 16.02.2010 - 00:12 Uhr) Warum nicht gleich: "Verzeihen Sie, dass ich lebe!" Volker!
Hat doch was! Man kann es nicht gleich fassen oder beschreiben, aber genau das meinst Du wohl. Weiterdenken, weiterträumen, weiterspinnen ... Und dann plötzlich innehalten und einen flüchtigen Gedanken festhalten und weiterformen!
Ich, der auch am (Süß)Wasser groß wurde, find's eher besinnlich! Nicht langweilig!
Gruß Peter


Danke Dir, Peter. Du sagst es, man kann es nicht fassen, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ein Prolog ... - ... in zwei Teilen? Was folgt dann auf den zweiten Teil? Deine Wasser-Geschichte (die ich immer noch klasse finde)?

Und - nein - es ist keineswegs langweilig, im Gegenteil. Ich finde es faszinierend, was man alles entdecken kann, wenn man sich auf ein "Ding" stürzt, das doch zu unserem täglichen Leben völlig selbstverständlich dazugehört.


Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Wasser marsch! -
Zitat: (Original von Gast am 16.02.2010 - 14:59 Uhr) :-)
Klasse!

LG Marie


Hihi, danke schön, Marie!
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Wasser marsch! - :-)
Klasse!

LG Marie
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Eher langweilig, fürchte ich ... - Warum nicht gleich: "Verzeihen Sie, dass ich lebe!" Volker!
Hat doch was! Man kann es nicht gleich fassen oder beschreiben, aber genau das meinst Du wohl. Weiterdenken, weiterträumen, weiterspinnen ... Und dann plötzlich innehalten und einen flüchtigen Gedanken festhalten und weiterformen!
Ich, der auch am (Süß)Wasser groß wurde, find's eher besinnlich! Nicht langweilig!
Gruß Peter
Vor langer Zeit - Antworten
kleinertod Eine sehr schöne Betrachtung... - ...die zudem wohl formuliert angenehm zu lesen ist.

Ich möchte noch nachtragen, daß der Mensch zu einem großen Teil aus Wasser besteht, was vielleicht ebenfalls seine Nähe zu diesem Element erklären könnte...

Ein lieber Gruß vom Kater
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