Gedichte
Das Herz der Heimat

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"Das Herz der Heimat"
Veröffentlicht am 10. Februar 2010, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Das Herz der Heimat

Das Herz der Heimat

Einleitung

Vielleicht bin ich ein Weltenbummler? Doch ich habe einen Platz, den man Ursprung aller Erinnerung nennen könnte!

b.w.


Da steh ich nun vorm hohen Zaun

Und schaue auf der Kindheit Baum

Mit tiefen Narben in der Rinde,

Stolz steht sie da, die alte Linde

 

Nur selten noch komm ich hier her

Denn es erinnert mich zu sehr

An frohe Tage ohne Zahl

An Menschen, die der Tod mir stahl

 

Ich schau hinüber in den Garten

Und spür, wie meine Sinne warten

Dass jemand aus dem Fenster schreit

Wo warst du, Bengel, Essenszeit!


Da sitzen wir am großen Tische

Es gibt auch keine bösen Sprüche

Man fragt nur, was war denn so wichtig

Dass dir das Essen schien so nichtig?


Schon fühlte ich mich animiert

Und hab am Tische agitiert

Im Wald war ich, am Kletterbaum

Von oben nach den Tieren schau’n

 

Drei Hasen hab ich spielen sehn

Dann wollt ich ja nach Hause geh’n!

Nur, auf dem Baum vergaß ich doch

Die Enten füttern wollt ich noch

 

Die Oma gab mir trocken Brot

Und sprach: Die Enten haben Not

Dass sie den Winter überleben

Kannst du ihnen dies Futter geben

 

So ging ich also noch zum Fluss

Weil ich die Enten füttern muss

Doch keine Ente weit und breit

Es war wohl nicht die rechte Zeit



Ein Schwanenmädchen schwamm heran

Schaut mich aus treuen Augen an

Und scheint zu fragen: Hast du Brot?

Ich sehe sie ist groß, die Not

 

In ihrem braunen Kindsgewand

Fraß sie das Brot mir aus der Hand

Dann schwamm sie auch noch neben mir

Bis hin zu unsrem Garten hier

 

Nun gut! die Mutter endlich schalt

Dein Essen ist nun wirklich kalt!

Wir wissen du liebst Tiere sehr

Und sind auch gar nicht böse mehr.

 

Mein Blick löst sich vom alten Haus

Und ruht auf meiner Linde aus

In ihrem Schatten ich oft saß

Dabei die ganze Welt vergaß



 

Den Läusen dort im Blätterdach

Krochen Marienkäfer nach

Gern nahm ich einen auf die Hand

Und ließ ihn fliegen übers Land


Und Träume ließ ich mit ihm fliegen

Von großen Taten, großen Siegen

Warum nur wünscht’ ich mir so sehr

Dass ich doch schon erwachsen wär?

 

Zehn Schritte weiter kommt der Fluss

Der bildet auch des Gartens Schluss

Einst sah ich hier die Dampfer zieh’n

Kähne voll Kohle nach Berlin

 

Heut schifft man hier, die Kohle auch

In Schubverbänden ohne Rauch

Und Segelboote einst wie heut

Der stete Wind die Segler freut




Ich setz mich an des Flusses Rand

Nehm’ meine Stulle in die Hand

Ein stolzer, starker Schwanenmann

Schwimmt nun direkt zu mir heran



Als er mir in die Augen schaut

Scheint mir sein Blick so sehr vertraut

Es ist zwar Sommer, keine Not

Doch frag ich ihn: Na! Willst du Brot?

 

In seinem weißen Prachtgewand

Frisst er das Brot mir aus der Hand

Ich raun ihm zu: Geb’ gern dir Futter

Wie einstmals deiner Urgroßmutter

 

Im Gehen grüß ich noch die Linde

Unter deren tief genarbter Rinde

Meiner Heimat Herz ich schlagen hör

Das Herz es rief, drum kam ich her!

                                                              PeKa

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Hörbuch

Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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Felix Kann ich gut verstehen. Sehr gut geschrieben.
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Oh ho,
sehe ich jetzt erst!
Ist ja auch eines meiner älteren Schreibereien.
Aber, nichts desto trotz, wenn 's noch immer gefällt, freut es mich!
Umso mehr, da es mir selbst auch noch wichtig ist. Passt gerade auch irgendwie zu der "Heimatduselei" des Mainstreams ... wobei mir solches völlig abgeht.
Also, vielen Dank und liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Hab hier einfach mal gestöbert.
Schöne Literatur.
Liebe besinnliche Grüße
Andrea.
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Na das freut mich, wenn mal Jemand einfach stöbert!
Ist ja eine von den älteren Schreibereien, aber mir immer noch wichtig.
Vielen Dank und Freude beim Weiterstöbern, Andrea.
Liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Fremde kommt. (Deutsches Sprichwort)
Welches Glück, an den Ort seiner Kindheit zurückkehren zu können, auch wenn damit eine gewissen Wehmut verbunden ist. Ostergrüße Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Und ich war, weiß Gott, viel und lange in der Fremde!
Aber dort bin ich immer zu Haus!
Liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Eine wunderbare Erinnerung, Brüderchen. Auch ich fahre nicht nur gern dorthin zurück, wo ich zuvor noch niemals gewesen bin, sondern auch an die Orte, an denen ich früher einmal war, und die mich etwas gelehrt haben. Manche behaupten von sich, dass sie niemals zurückblicken würden - das könnte ich nicht! Meine Vergangenheit ist genauso Teil meines Lebens, wie das, was hoffentlich noch kommen wird!

Liebe Grüße
TePer
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin So isset, und so soll'et sein, Brüdachen!
Kopp hoch, ooch wenn der Hals dreckich iss!
Ooch Dreck härtet ab, macht stärka!
Liebe Jerüße
ateP
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Das ist der Unterbau, ein Fundament für`s Leben.
Ich kann mich gut hineinversetzen, Peter. Obwohl meine Heimat ein ganz anderes Gesicht hat, das Herz war/ist dasselbe.
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Gut, wenn man solchen Ort hat, an dem man sich seiner Herkunft, seiner Traditionen und der Lieben erinnern kann. Oder?
Ich brauche jedenfalls keine Friedhöfe oder Gräber! Denn dort habe ich sie nie getroffen, nie mit ihnen gelacht, gestritten, von ihnen gelernt, mit mich mit ihnen eins gefühlt.
Liebe Grüße
Peter
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