Die kleine Romance zwischen Sarah und Antonio wird von Hansi, dem neugierigen PC beobachtet und weiter erzählt.
Liebe Freunde, also, das was ich Ihnen jetzt erzählen werde, wird Sie sicher genau so überraschen wie mich. Ja, ich bin immer noch sehr verwirrt oder erstaunt oder sollte ich besser sagen enttäuscht? Ich weiß es wirklich nicht, irgendwie habe ich so eine Wende nicht erwartet. Ach wissen Sie was, gehen wir doch gemeinsam auf die Pirsch und schauen uns an, was mich so „irritiert“.
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Heute Morgen kam eine ganz kleine sehr kurze Mail von unserem Antonio an:
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Liebes,
wie geht es dir? Ich habe große Sehnsucht nach dir und möchte dich so gern spüren. Ich könnte mir heute Mittag ein paar Minuten Zeit nehmen und möchte dich sehr gern besuchen. Wie wunderschön, dich endlich wieder im Arm halten zu können oder vielleicht wird ja auch ein bisschen mehr daraus. Mein Körper verzehrt sich nach Dir. Wenn du das hier liest, bitte antworte mir sofort. Ich freue mich auf dich…………………………….
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Sarah hat ihre Dusche genossen. Um ihre Haare hat sie ein weißes weiches Frottiertuch geschlungen. Der ganze Körper ist noch warm, ganz warm. Ja da stellt sich mir nun doch die Frage, warum wird eigentlich nicht mehr kalt geduscht? OK, so etwas geht mich ja nun wirklich nichts an. Ich dachte halt nur, weil ja sonst ein Kult aus warm und kalt betrieben wurde. Egal. Sie cremt sich ein und dann schlendert sie, ja wirklich sie schlendert, her zu mir und schaut sehr desinteressiert nach der Post. Die meisten Sachen löscht sie ungelesen. Hoffentlich ist da nicht  etwas ganz wichtiges, im Papierkorb gelandet. Oje, da hält sie inne und liest Antonios Nachricht.
Ja sie liest es. Aber ich habe irgendwie nicht das Gefühl, das da ein großes Interesse besteht. Wenn ich bedenke, was sie früher für einen Wirbel gemacht hat, wenn er ihr schrieb. Nein, da ist dieses mal nichts, sie setzt sich ja nicht einmal hin. Es berührt sie nicht, so würde ich das jetzt interpretieren, es lässt sie geradezu kalt. Mir soll es recht sein, ich war ja von Anfang an der Meinung, dass er es nicht ernst meint oder meinem Engel einfach nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Immer nur Versprechungen, die dann doch nie erfüllt wurden. Obwohl, naja so ganz richtig ist das nun auch wieder nicht. Sarahs Interesse war ja auch mehr auf ihren Posteingang, als auf Tonio gerichtet. Ich erinnere mich noch sehr deutlich daran, dass sie kein bisschen traurig war, als er damals in die Redaktion musste.
Ja gut, Sie haben recht, sie kam damals aus der Stadt und hat geweint, weil er sie nicht begrüßt hat, als er so hinter ihr stand. War das nicht irgendein Fotogeschäft. Ja ein bissel hat er es dann ja wieder reguliert, mit dieser dummen Ausrede: „nur wir haben gewusst, was uns verbindet, wärst du nur einen Schritt zurückgetreten, du hättest meine Erregung gespürt“. Naja so oder ähnlich, hat er damals geschrieben, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Mich hat dieses Verhalten enttäuscht, sehr sogar. Was spricht denn dagegen, einfach Hallo zu sagen. Feigling, Macho, ach da fallen mir jetzt noch ein paar Sachen ein, aber wir wollen ja nicht niveaulos werden.
Nach gut 2 Stunden beschließt Sarah nun doch, ihrem Herzchen zu schreiben:
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Guten Morgen lieber Antonio,
was für eine Überraschung, von dir zu lesen, aber ich habe heute überhaupt keine Zeit. Ich wünsche dir einen schönen Tag, bin leider schon auf dem Sprung
 Sarah
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Nun staunen Sie sicher genau so wie ich, hab ich recht. Soll ich Ihnen was verraten, sie hat nichts wirklich wichtiges vor. Ich wette, sie wird sich mit einem Buch auf die Couch legen oder Musik hören. Nun gut, ich will dem jetzt nicht zu viel beimessen. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich nicht wohlfühlt. Aber ein Treffen mit Antonio, sich tief in die Augen schauen, sich im Arm halten, sich die Haare aus dem Nacken streichen lassen, seine Haut einzuatmen, das alles will sie nicht? Nein, es sieht wirklich so aus, als wollte sie nicht. Gut, ich nehme es hin und werde ganz bestimmt damit fertig, dass hier wieder etwas Ruhe einkehrt. Ja ich brauche etwas Erholung, auch für mich war das eine sehr anstrengende Zeit. Diese täglichen Botschaften, haben mir körperlich sehr zugesetzt. Mit körperlich meine ich natürlich, dass einiges an mir sehr gelitten hat. Schon wenn Sie meine Tastatur anschauen, würden Sie sagen, kann da ein Mensch überhaupt noch Botschaften übermitteln, weiß er denn da noch was er da schreibt.
Im Hintergrund höre ich das Lied, welches Sarah mit Antonio verbunden hat, es ist „Das Spiel“ und nun wird mir endlich klar, was es von Anfang an für Sarah war: Es war ein Spiel, welches ihrem Ego und der Seele gutgetan hat und nun hat sie dieses Spiel beendet. Nicht mit der erforderlichen Deutlichkeit, das gebe ich gerne zu Bitte seien Sie doch mal ganz ehrlich, muss Sarah ihm denn nun auch noch weh tun, indem sie ihm ganz klipp und klar sagt. „Mein Schatz, das Spiel ist zu Ende“. Ich frage mich allen Ernstes, hat denn dieses Spiel irgendwann einmal richtig begonnen? Im Grunde genommen, war es doch nichts weiter, als reine Sehnsucht nach Bewunderung. Das allein hat gereicht, aus meinem Engel einen rundum zufriedenen Menschen zu machen. Kann ein Email-Flirt, denn schöner sein, als jemanden glücklich zu machen, ihm ein Strahlen in die Augen zu zaubern, welches die ganze Welt zu erreichen scheint, nein etwas Schöneres gibt es nicht.
Wenn ich nun so drüber nachdenke, was ich Ihnen als Abschiedsbotschaft mit auf den Weg geben kann, dann ist es auf jeden Fall dieses:
Gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt. Versperren Sie sich nicht, den großen und kleinen Wundern und den Glücksmomenten, die das Schicksal für Sie breit hält.
Genießen Sie das Leben, denn es ist immer wieder für eine Überraschung gut. Gehen Sie mit einem strahlenden Lächeln auf andere zu, dann, ja dann erleben Sie solche und sicher auch noch andere wunderschöne Dinge.
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Es war eine wirklich schöne Zeit mit Ihnen, das kann ich Ihnen ehrlich versichern. Vielleicht gibt es ja mal eine neue Geschichte, aber die von Sarah und Antonio, die scheint ein Ende gefunden zu haben.
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Es grüßt Sie ganz herzlich ihr HansiÂ
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©UteAnnaMariaSch
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