Kurzgeschichte
Die Zweitfrau - "raii-rà"

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"Die Zweitfrau - "raii-rà""
Veröffentlicht am 25. Januar 2010, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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ein moderner Nomade
Die Zweitfrau - "raii-rà"

Die Zweitfrau - "raii-rà"

Beschreibung

(wie einem das Leben so spielt)

 

„Liebes, ich habe eine Überraschung für dich.“, sagte Brahim begeistert zu seiner Frau.

„Was ist es? Eine neue Handtasche? Schuhe? Romantisches Essen zu zweit „Chez Daniel“?, fragte Michelle ganz aufgeregt.

„Nein, nicht so etwas: Eine wirklich große und wichtige Überraschung, die unser Leben dauerhaft bereichern wird!“

„Was ist es, nun sag schon…!“, bettelte seine Frau.

„Aiicha, kommt in drei Monaten zu uns!“, strahle Brahim.

„Wer ist Aiicha? Deine Tante aus Kairo? – sorry, aber ich kann mir all die komischen Namen nicht merken.“, entgegnete Michelle enttäuscht.

 

„Nein, Gott schütze uns! – Aiicha meine zweite Frau! – Ist das nicht toll?!“

 

Michelle starrte ihn entsetzt an.

„Ok, was ist das? Ein Aprilscherz? Das war aber gestern, mein Lieber…!“

„Michelle, Liebes, würde ich mit so was scherzen? – Ich meine, du kennst mich doch, weist wo ich herkomme.“

„Du bist doch völlig übergeschnappt! Hast du sie nicht mehr alle? Eine Zweitfrau?!?“, schrie sie ihren arabisch-stämmigen Mann an.

„Was ist denn los? Du liebst mich doch. Und ich liebe dich doch – auch. Wo ist denn da das Problem?“

„…du bist wohl von allen guten Göttern verlassen! Wo das Problem ist? Hä? Hallo? - Du bist schon verheiratet und zwar mit mir! Eine Zweitfrau, wann leben wir denn? Du hast nur einen Gott – also gib dich auch mit nur einer Frau zufrieden.

„Jetzt reg dich mal nicht so auf. Freust du dich denn gar nicht für mich? Und außerdem weißt du doch, wie das in meinem Land ist. Ich habe das Recht, das gottgegebene Recht dazu eine, zwei, drei oder auch vier Frauen zu haben, wenn ich das will. So ist das in meiner Religion. Und außerdem bleibst du doch immer die erste – und älteste – die mit den meisten Rechten. Die Kleine weis doch noch gar nichts von der Welt.“

„Brahim, jetzt mal ganz im Ernst: willst du wirklich eine zweite Frau ??? – oder ist das hier ein böser Scherz?“

„Nein, Michelle, das ist es nicht. - Im Übrigen, kannst du daran nichts mehr ändern. Alles ist abgesprochen worden. Die Familienoberhäupter haben sich festgelegt. Das war so vorgesehen. Schon immer. Diese Entscheidung kannst du nicht umstürzen.“

„Das war’s, Brahim, ich verlasse dich. Das mache ich nicht mit!“

„Liebes, das geht doch nicht. Das weist du doch. Du bist von mir abhängig. Du gehörst zu uns. Du kannst nicht einfach gehen. Du bist nicht mündig. Und außerdem wachen die Familie und die Nachbarn über dich. Da kannst du nicht einfach gehen, die fangen dich ein…

Schau mal – Liebes – du wirst schon sehen, das wird ganz toll. Sie ist bestimmt ganz hübsch und noch so jung, dass sie unbedingt deine Hilfe benötigt…“

Michelle warf sich weinend auf den Diwan.    

„… da sie noch kaum in der Welt auskennen kann, wirst du ihr alles beibringen. Du kannst Ihr auch helfen, unsere Sprache zu erlernen – die kann sie ja noch nicht kennen, sie spricht ja nur arabisch. Du wirst sie auch lieben… Anfangs werden wir alle zusammen in einem Bett schlafen. Später, wenn du dann älter bist, richten wir dir dein eigenes Schlafgemach nach deinen Wünschen ein – schließlich wirst du dann zu alt, um noch bei uns zu schlafen. Du behältst aber deine Rechte als Erstfrau. …“

Michelle war zu keiner Regung mehr fähig. Verstört und wie versteinert blickte sie ihren Mann an.

„… und außerdem trägst du auch Verantwortung für sie. Ist das nicht toll? Freu dich doch mit mir…“

„Brahim, …, ich bin im sechsten Monat schwanger… und was wird aus unserem kleinen 3-jährigen Sohn?“

„Nun, der wird es nicht leicht haben. Aber ich habe vertraue auf ihn, schließlich wird auch er sie lieben! „

„Und meine Schwangerschaft? Willst du denn unser Kind nicht, ist es das?“

 

„Ich schon, aber unser kleiner Sohn nicht!“

 

„?!?... - ich verstehe nicht.“, schluchzte Michelle.

 

 

„So ungefähr, - wie du jetzt - kann es sein, dass sich unser kleiner Sohn im Moment fühlt. Mit deiner Schwangerschaft. Es ist jetzt schon eifersichtig. Da müssen wir aufpassen, - jedenfalls denkt das diese seltsame Kinderpsychologin im Kindergarten bei unseren Gespräch letzten Monatag…“, grinste Brahim.

 

 

„Du blöder Hund!“, schrie sie ihn lachend an. „Und ich dachte schon du meinst es wirklich ernst.“

 

„Bist du verrückt? Bei deinem Hunger – wie soll ich da mit zweien mithalten…“ und umarmte seine Frau zärtlich.

 

Danach im Bett flüsterte sie ihm ins Ohr: Du kennst doch „Phillip, meinen Kollegen, oder?“

„Ja, ?, warum?“, fragte Brahim.

„…kann er nicht ein paar Monate bei uns wohnen…?“, raunte sie ihm grinsend ins Ohr.

 

„Na, dir werd` ich`s zeigen!“, und beide lachten aus vollem Herzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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bartelsontour Re: Mord und Totschlag - Zitat: (Original von Volker am 26.01.2010 - 15:02 Uhr) Damit habe ich gerechnet. Vielleicht auch darauf gehofft, weil ich mich in sämtlichen meiner (Vor-)Urteile bestätigt gesehen habe, obwohl die Zeilen von Ironie nur so triefen ...
Aber - nun denk' ich darüber nach, ob es tatsächlich übertragbar ist und was, wenn ja, man (Deine Frau und Du wohl in diesem Falle, herzliche Glückwünsche übrigens zum (zu erwartenden?) Zuwachs und alles Gute) dann im Umgang mit dem vom Thron Gestoßenen tun und berücksichtigen muss ...
Gibt es eigentlich einen Kulturkreis, in dem Vielmännerei an der Tagesordung ist?
Herzliche Grüße
Volker

Lieber Volker,

ja, ich denke das ist übertragbar. Warum stellen sich die Frauen eigentlich so an. Warum sollen wir nicht mehrere Frauen haben. Ist doch dasselbe, oder?

;-) Nein, im "ernst", das Beispiel hinkt natürlich. - Zumindest oberflächlich und in unserer Gesellschaft. - Aber ich fand die Bemerkung der Kindergartenpsychologin durchaus passend (und manipulatorisch), da sich dadurch die Eltern gezwungen sehen, sich in das erste Kind mehr hinein zu versetzten und in ihrer eigenen verständlichen, überschwänglichen Freude über das Baby die Gefühle des Kleinen nicht zu unterschätzen.

Vielen Dank übrigens, für die lieben Wünsche zu unserer Tochter, die am 27.12. geboren wurde.


Vielmännerei?

Nein, das ist mir (zumindest als Gesellschaftsform) noch nicht untergekommen. Da gibt es bekanntlich die "Amazonen", aber glaube ich nicht, dass diese Legende auf wahrem Kern gewachsen ist.

Tatsächlich gibt es aber noch heute in z.B. in Afrika, (sub-sahara) viele, die mit bis zu 5 Frauen verheiratet sind. Meist in getrennten Haushalten, aber auch alle gemeinsam. Das hat aber ganz andere Gründe, als die nur vorgeschobene religiöse "Erlaubnis", die auch bei genauerem Hinsehen auf die religiös-polit-historische und geographische Situation zu gewissen Zeiten durchaus ihre (?nächstenliebende?) Berechtigung hatte und haben mag. (und im Übrigen genau definiert ist, wann, wer und vorallem warum man(n) eine weitere Frau haben darf)

Auch bin ich auf Tuareg-Dörfer gestoßen, wo die Frau (auch offiziell) das Sagen hat. Das Oberhaupt der Familie darstellt und der Mann nichts besitzt. Will er rauchen, oder Tee trinken gehen, so gibt ihm seine Frau auf Nachfrage entsprechend Geld - oder auch nicht. - aber keine "Vielmännerei".

Interessant, in Mauretanien z.B., ist eine (weiß-maurische) Frau extrem begehrenswert, wenn sie bereits mindestens 4- bis 5-mal (monogam) verheiratet und wieder geschieden ist. Die Männer sagen, die Frau muss ja wundervoll sein, da bereits so viele Männer sie haben wollten. (Tatsächlich geht es ihnen aber wohl darum, dass sie über entsprechend viel "geschröpftes" Vermögen nach all den Ehen verfügt?.)

Herzliche Grüße,
Ernst


Ps: oder frag' doch mal die eine oder andere deutsche Ex-Frau zu dem Thema "Vielmännerrei" ... ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: Hallo lieber Ernst -
Zitat: (Original von bartelsontour am 26.01.2010 - 14:01 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 26.01.2010 - 10:14 Uhr) logisch, dass ich an dein Prinzesschen dachte und diese Geschichte nicht ganz so naiv gelesen habe.
Du hast das phantastisch rübergebracht. Wie geht es der little family. Was machen Prinz und Prinzesschen. Eifersucht: ein bissel, hab ich recht ;-)

Ganz liebe Grüße an das Glück, deine Ute



Liebe Ute,

du liegst natürlich richtig mit deiner Vermutung. Ein wenig eifersüchtig ist der Kleine schon. Aber nicht so schlimm. Er war zum Ende der Schwangerschaft doch sehr eifersüchtig - mit all den Veränderungen im Haus -, als er aber sah, das die ja gar nicht sprechen und auch sonst kaum eine "Konkurenz" darstellt - und sowieso die ganze Zeit nur schläft und trinkt hat er sich schnell beruhigt. Jetzt gibt er Küsschen, hin und wieder mal die Flasche: aber nicht zu viel! - sie soll ja klein bleiben...

lieben Dank für die Anteilnahme und Grüße,
Ernst


Da musste ich nun aber doch herzlich lachen. Er ist ein tück weiter, als ich damals war, ich wollte meinen Burder nämlich zurückgeben. Aber das ist eine gute Einstellung, wenig Futter und sie bleibt klein. Sag ihm von mir, dss das für ihn eher Nachteile hat, denn dann wird sie ja immer bemuttert und die Zeit für Prinzchen bleibt knapp bemessen.

Ich drück dich ganz lieb, deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Mord und Totschlag - Damit habe ich gerechnet. Vielleicht auch darauf gehofft, weil ich mich in sämtlichen meiner (Vor-)Urteile bestätigt gesehen habe, obwohl die Zeilen von Ironie nur so triefen ...
Aber - nun denk' ich darüber nach, ob es tatsächlich übertragbar ist und was, wenn ja, man (Deine Frau und Du wohl in diesem Falle, herzliche Glückwünsche übrigens zum (zu erwartenden?) Zuwachs und alles Gute) dann im Umgang mit dem vom Thron Gestoßenen tun und berücksichtigen muss ...
Gibt es eigentlich einen Kulturkreis, in dem Vielmännerei an der Tagesordung ist?
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
bartelsontour Re: Tolle Story... -
Zitat: (Original von Windflieger am 26.01.2010 - 09:59 Uhr) ...so habe ich das noch nie gesehen, ich bin begeistert.
LG Ivonne



Liebe Ivonne,

ja, das muss schon ein schock für ein so kleines seelchen sein, wenn auf einmal das kleine Schwesterchen ins Haus steht.

"Das ist so, als wenn ihr Mann sich eine zweite Frau mit nach Hause nimmt und sie können nichts dagegen tun", so meinte zumindest die Kindergartenpsychologin. - Da ich lange in der arabischen Welt gelebt habe fiel mir dazu diese "plausible" Version ein.

LG,
Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
bartelsontour Re: Hallo lieber Ernst -
Zitat: (Original von timeless am 26.01.2010 - 10:14 Uhr) logisch, dass ich an dein Prinzesschen dachte und diese Geschichte nicht ganz so naiv gelesen habe.
Du hast das phantastisch rübergebracht. Wie geht es der little family. Was machen Prinz und Prinzesschen. Eifersucht: ein bissel, hab ich recht ;-)

Ganz liebe Grüße an das Glück, deine Ute



Liebe Ute,

du liegst natürlich richtig mit deiner Vermutung. Ein wenig eifersüchtig ist der Kleine schon. Aber nicht so schlimm. Er war zum Ende der Schwangerschaft doch sehr eifersüchtig - mit all den Veränderungen im Haus -, als er aber sah, das die ja gar nicht sprechen und auch sonst kaum eine "Konkurenz" darstellt - und sowieso die ganze Zeit nur schläft und trinkt hat er sich schnell beruhigt. Jetzt gibt er Küsschen, hin und wieder mal die Flasche: aber nicht zu viel! - sie soll ja klein bleiben...

lieben Dank für die Anteilnahme und Grüße,
Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Hallo lieber Ernst - logisch, dass ich an dein Prinzesschen dachte und diese Geschichte nicht ganz so naiv gelesen habe.
Du hast das phantastisch rübergebracht. Wie geht es der little family. Was machen Prinz und Prinzesschen. Eifersucht: ein bissel, hab ich recht ;-)

Ganz liebe Grüße an das Glück, deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Tolle Story... - ...so habe ich das noch nie gesehen, ich bin begeistert.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
bartelsontour Re: -
Zitat: (Original von Damian am 25.01.2010 - 21:48 Uhr) Schön geschrieben.... ich dachte schon, sie brät ihm eins über (hätte ich gemacht) *g*
... und dann das Ende.... unerwartet!

LG


Nun ja, meine Frau hätte Ihr und mir die Augen ausgekratzt... eine wenig hart ist er ja nun doch gewesen...

Danke für deinen Kommentar und schön, wenn es dir gefallen hat.

Gruß, Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
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